Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

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Spice
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#11 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 11:54

piscator hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:41
Hallo Spice, es mag ja sein, dass Wissenschaft in Teilen der öffentlichen Wahrnehmung so empfunden wird. Das liegt aber nicht an der Wissenschaft, sondern daran, dass Wissenschaft und ihre Methodik oft nicht verstanden wird. Das fängt schon damit an, dass eine "wissenschaftliche Theorie" etwa ganz anderes ist, als das was der Normalbürger üblicherweise darunter versteht.

Und wenn du Dogmatik als Grundsatz verstehst, ja. Wissenschaft arbeitet nach Grundsätzen, da spielt es keine Rolle ob der Wissenschaftler Atheist, Moslem oder Christ ist. Und ob das Labor hier auf der Erde oder auf dem Mars ist.

Und für die Wissenschaft ist der methodisch zugänglich Teil der Welt die Realität. Was außerhalb der Realität liegt, spielt da keine Rolle.
Auch da kann ich zustimmen. Problematisch wird es eben dann, wenn Naturwissenschaftler selbst meinen, die naturwissenschaftlich erforschbare Realität sei die ganze oder auch der wichtigste Teil der Realität. Wir hätten ja keinen Naturalismus/Materialismus, wenn dieser Eindruck nicht ständig erweckt würde.

Anthros

#12 Rüstzeug notwendig

Beitrag von Anthros » Mo 17. Mai 2021, 12:28

piscator hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:41
Wissenschaft arbeitet nach Grundsätzen, da spielt es keine Rolle ob der Wissenschaftler Atheist, Moslem oder Christ ist.
Ja, neutral und objektiv, frei von Ideologien. Ein "Christ" überzeugt mich nicht, denn es fehlt ihm das notwendige "Rüstzeug".
 

piscator
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#13 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von piscator » Mo 17. Mai 2021, 13:51

Äh, wie meinen?
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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Detlef
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#14 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Detlef » Mo 17. Mai 2021, 13:56

Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:54
Problematisch wird es eben dann, wenn Naturwissenschaftler selbst meinen, die naturwissenschaftlich erforschbare Realität sei die ganze oder auch der wichtigste Teil der Realität. Wir hätten ja keinen Naturalismus/Materialismus, wenn dieser Eindruck nicht ständig erweckt würde.
Die Naturwissenschaftler stellen ja auch einen hohen Anspruch an sich selbst. Die wissenschaftliche Methode besitzt eine
Reihe von Gütekriterien: Rationalitätsprinzip, keine Letztbegründung, intersubjektive und empirische Überprüfbarkeit,
Fallibilismus, Suche nach falsifizierenden Instanzen, Verlässlichkeit, Prognostische Kraft, Verallgemeinerbarkeit sowie Anschlussfähigkeit an
die Ergebnisse anderer Disziplinen. Welche Kriterien sind denn deiner Meinung nach überflüssig und warum sollte man diese denn ggfs. weglassen?
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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CoolLesterSmooth
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#15 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von CoolLesterSmooth » Mo 17. Mai 2021, 13:59

Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:25
Aber Naturwissenschaft beschäftigt sich eben nur mit einem Teil der Realität und kann deshalb keine Aussagen über das Ganze, sondern eben nur über den methodisch zugänglichen Teil machen.
Und das ist okay. Das Problem, bzw das Konfliktpotenzial zwischen Glauben und Wissenschaft sehe ich vielmehr dort, wo dann von anderer (nicht-wissenschaftlicher) Seite der Anspruch erhoben, man könne auf der Basis von Glauben irgendeine Aussage über den Rest des Ganzen machen, die uns in unserem Verständnis der Welt wirklich weiterbringt. Das ist - um mich mal an einem anderen Post von dir zu orientieren - die eigentliche Anmaßung.
Ich kann jede noch so beliebige Position auf der Basis von Glauben einnehmen, im Speziellen wenn es um nicht-wissenschaftlich Erforschbares geht. Wie JackSparrow sagt, wenn es nicht überprüfbar ist, dann sind mir keine Grenzen gesetzt. Daher muss die default position im Umgang mit solchen Behauptungen zunächst einmal die Ablehnung sein, denn wenn ich per default alles erst einmal annehme, dann muss ich zwangsläufig auch Ansichten als wahr akzeptieren, die sich gegenseitig ausschließen.

Mit Ablehnung meine ich übrigens, dass man nicht die Position "das gibt es" einnimmt. Ich meine damit nicht, dass man aktiv die Position "das gibt es nicht" einnimmt.
Das Problem ist, dass die Positionen "Ich glaube nicht, dass es das gibt" und "Ich glaube, dass es das nicht gibt" im Umgang miteinander oft schwer zu unterscheiden sind. Wenn du (hypothetisch) also sagst "Übernatürliches!" und ich sage "Belege?" und du sagst "Schwierig." und ich sage "Nö, dann nicht", dann kann das für dich natürlich so aussehen, als würde ich der Ansicht anhängen, dass es nichts Übernatürliches gibt. Ganz so leicht ist es aber nicht.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

Spice
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#16 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 14:00

Detlef hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 13:56
Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:54
Problematisch wird es eben dann, wenn Naturwissenschaftler selbst meinen, die naturwissenschaftlich erforschbare Realität sei die ganze oder auch der wichtigste Teil der Realität. Wir hätten ja keinen Naturalismus/Materialismus, wenn dieser Eindruck nicht ständig erweckt würde.
Die Naturwissenschaftler stellen ja auch einen hohen Anspruch an sich selbst. Die wissenschaftliche Methode besitzt eine
Reihe von Gütekriterien: Rationalitätsprinzip, keine Letztbegründung, intersubjektive und empirische Überprüfbarkeit,
Fallibilismus, Suche nach falsifizierenden Instanzen, Verlässlichkeit, Prognostische Kraft, Verallgemeinerbarkeit sowie Anschlussfähigkeit an
die Ergebnisse anderer Disziplinen. Welche Kriterien sind denn deiner Meinung nach überflüssig und warum sollte man diese denn ggfs. weglassen?

ich habe nicht gesagt, dass sie etwas weglassen muss. Ich habe lediglich gesagt, dass der Teil (also der naturwissenschaftlich erforschbare) nicht das Ganze ist.

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#17 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 14:13

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 13:59
Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:25
Aber Naturwissenschaft beschäftigt sich eben nur mit einem Teil der Realität und kann deshalb keine Aussagen über das Ganze, sondern eben nur über den methodisch zugänglichen Teil machen.
Und das ist okay. Das Problem, bzw das Konfliktpotenzial zwischen Glauben und Wissenschaft sehe ich vielmehr dort, wo dann von anderer (nicht-wissenschaftlicher) Seite der Anspruch erhoben, man könne auf der Basis von Glauben irgendeine Aussage über den Rest des Ganzen machen, die uns in unserem Verständnis der Welt wirklich weiterbringt. Das ist - um mich mal an einem anderen Post von dir zu orientieren - die eigentliche Anmaßung.

Wenn wir zunächst hypothetisch davon ausgehen, dass die Naturwissenschaft methodisch nur einen Teil der Realität erfassen kann, dann kann alles andere, was erfasst wird, nicht naturwissenschaftlichen Kriterien unterliegen. Ich denke, darüber muss es Konsens geben.
Wie aber wird es dann verifiziert? - Eben, wie auch das naturwissenschaftlich Erkannte letztendlich verifiziert wird: durch den logischen Zusammenhang der Phänomene.
Es ist also Philosophie, die entscheidet!

An einem Beispiel kann man das deutlich machen. Ich hatte hier schon einmal im Forum darauf hingewiesen, dass die akademische Forschung die Reinkarnation verifiziert hat, indem sie den Erinnerungen von Kindern an ein vermeintlich früheres Leben nachgegangen ist und die gemachten Inhalte vor Ort und noch lebenden Personen aus dem früheren Leben, mit denen das Kind einst zusammenlebte, verifiziert werden konnten.
Damit ist klar, dass es nicht nur ein Überleben des physischen Todes gibt, sondern eben auch die Reinkarnation. Ja, sie macht auch Sinn und philosophisch stellt sie aufgrund anderer Vorannahmen, eine Notwendigkeit da.
Mehr muss und kann da nicht erforscht werden und trotzdem kann man wissen: ja Reinkarnation ist eine Tatsache!

Anthros

#18 Wer wen?

Beitrag von Anthros » Mo 17. Mai 2021, 15:02

Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 14:00
dass der Teil (also der naturwissenschaftlich erforschbare) nicht das Ganze ist.

Wer dabei erklärt wen?

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Detlef
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#19 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Detlef » Mo 17. Mai 2021, 16:04

Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 14:13
...Mehr muss und kann da nicht erforscht werden und trotzdem kann man wissen: ja Reinkarnation ist eine Tatsache!
Also lässt du nicht nur einzelne- sondern k o m p l e t t jene o.g. Gütekriterien weg... was soll man damit schon anfangen?
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#20 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 16:11

Detlef hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 16:04
Spice hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 14:13
...Mehr muss und kann da nicht erforscht werden und trotzdem kann man wissen: ja Reinkarnation ist eine Tatsache!
Also lässt du nicht nur einzelne- sondern k o m p l e t t jene o.g. Gütekriterien weg... was soll man damit schon anfangen?
Also alles hat seine angemessene Methode der Beurteilung. Was grammatikalisch richtig ist, kannst Du auch nur nach den aufgestellten Gesetzen beurteilen.
Gütekriterien fallen überhaupt nicht weg. Es sind eben nur andere Kriterien als in der Naturwissenschaft.

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