Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Ruth
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#1 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Ruth » So 16. Mai 2021, 13:16

.... ohne die Möglichkeit einen gemeinsamen Nenner zu finden?
Ist es möglich, einander zu verstehen, ohne irgendetwas davon zu übernehmen?
Wie sieht das für Gespräche zwische Glaubenden mit unterschiedlicher Religion/Konfession aus?


In einem anderen Thread kam (bei mir) die Frage auf, ob man über Wissenschaft und Glaube überhaupt zusammen diskutieren kann. Meine Antwort war dort nicht interessant, darum setze ich dazu hier mal einen neuen Thread an ….

Ruth hat geschrieben:
Sa 15. Mai 2021, 12:01
Was die wissenschaftliche Forschunung angeht, kann ich denen gleich sagen: sie werden keine Beweise über solche Dinge finden. Warum solche "Forscher" (ob Laie oder Profi) sich darüber seitenlang auslassen, um zu beweisen, dass es das, was Glaubende als Erfahrung miteinander teilen nicht wirklich gibt, verstehe ich sowieso nicht. Aber ich gehöre natürlich in deren Augen zu denen, die keine Ahnung haben, von dem was Glaubende erleben.

Komischerweise sehe ich es genau anders herum. Ich war früher der Meinung, jeder könne über den Glauben Dinge aus der "unsichtbaren Welt" erleben, wenn man es zulassen würde. Eine meiner wichtigen Erfahrungen im Austausch mit Nicht-Glaubenden war diese, dass ich erkannte, dass es tatsächlich Menschen gibt, die nicht in diese Sphäre hinein finden KÖNNEN ... selbst wenn sie es wollen. Für mich ist das, wenn ich ÜBER deren Nichtkönnen reden/schreiben würde, ein Mangel derjenigen, die es eben nicht können. Ich finde es dann schade und habe sogar ein wenig Mitleid mit ihnen. Aber glücklicherweise wissen diese ja nicht, dass sie etwas nicht können ... und vermissen demnach auch nichts. Das ist ungefähr so, wie bei einem Blindgeborenen, der über das Sehen reden will.

Das Problem in beiden Fällen - der Glaubenden und Nichtglaubenden - liegt mMn hauptsächlich darin, dass keiner von denen erkennt, dass die Menschen in diesem Sektor unterschiedlich leben und erleben. Und dann verkündigt jeder seine eigene Wahrnehmung als das, was die einzige Wahrheit sei ... und bestimmen, dass der "Andere" darüber nicht so reden dürfe, als sei es die Wahrheit. Darum sind die Diskussionen zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden meistens unendliche Geschichten, in denen jeder den Anspruch hochhält, dass er/sie die Wahrheit kennt (wodurch auch immer) - und alles andere falsch sei.

Kann man beide Lager überhaupt irgendwo zusammen bringen? Wie ist eure Erfahrung damit?

Und wie ist das mit Glaubenden, die unterschiedliche/gegnsätzliche Glaubensgrundsätze haben - auf welcher Basis kann man miteinander (nicht gegeneinander) diskutieren?

Wie weit kann man sich einander annähern, ohne "Gegner" zu werden?


Für mich geht es dabei, wie meistens, besonders um persönliche Erfahrungen … von beiden Seiten.

Eusebius
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#2 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Eusebius » So 16. Mai 2021, 13:23

Ruth hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 13:16
Kann man beide Lager überhaupt irgendwo zusammen bringen? Wie ist eure Erfahrung damit?

Es gibt da keine Widersprüche oder Probleme. Beides kann sich gut ergänzen und inspirieren. Beides hat seinen Wert, seine Bedeutung, seine Berechtigung.

Probleme entstehen durch das Denken und Fühlen von Menschen, die aber nicht sein müssten. Das ist die Negativität in uns, die sich überall einmischt und alles vergiftet und beschmutzt, damit es möglichst viel Leid und Streit und Chaos in der Welt gibt.

Spice
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#3 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » So 16. Mai 2021, 14:10

Ruth hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 13:16
.... ohne die Möglichkeit einen gemeinsamen Nenner zu finden?

Nein. Sie wurden nur durch Ideologen zu solchen gemacht. Die naturwissenschaftliche Ideologie behauptet, dass es allein nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gäbe. Aber Naturwissenschaft ist nur eine Teildisziplin.

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CoolLesterSmooth
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#4 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von CoolLesterSmooth » So 16. Mai 2021, 16:17

Spice hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 14:10
Die naturwissenschaftliche Ideologie behauptet, dass es allein nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gäbe
:roll:
Nein, die Naturwissenschaft kann nur zu naturwissenschaftlich Erforschbarem Aussagen treffen. Folglich heißt das nicht, dass es nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gibt, sondern dass die Naturwissenschaft nur über naturwissenschaftlich Erforschbares Aussagen der Art "das gibt es" treffen kann.
Dieser Kommentar wurde von einem heimlich bescheidwissenden und unglaublich boshaften Hund mit finsterer Seele, zerfallenem Geist und Aussicht auf finanziellen Gewinn verfasst.

JackSparrow
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#5 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von JackSparrow » So 16. Mai 2021, 17:57

Eusebius hat geschrieben:Probleme entstehen durch das Denken und Fühlen von Menschen, die aber nicht sein müssten.
Ja. Wenn die Menschen immer nur denken und fühlen würden, was dir genehm ist.


CoolLesterSmooth hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 16:17
Folglich heißt das nicht, dass es nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gibt, sondern dass die Naturwissenschaft nur über naturwissenschaftlich Erforschbares Aussagen der Art "das gibt es" treffen kann.
Über Dinge, die nicht naturwissenschaftlich erforschbar sind, kann hingegen jede beliebige Aussage getroffen werden.

Da sind der Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt. Kann ja keiner nachprüfen.
Zuletzt geändert von JackSparrow am So 16. Mai 2021, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.

Helmuth
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#6 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Helmuth » So 16. Mai 2021, 18:01

Ruth hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 13:16
Kann man beide Lager überhaupt irgendwo zusammen bringen? Wie ist eure Erfahrung damit?
Ich leite den Forschungsauftrag Gottes an die Menschen bereits aus der Genesis ab. Von Anfang an wird dem Menschen anbefohlen über die gesamte Erde zu herrschen. Um das zu tun muss man sie erforschen. Die elementaren Dinge sind die Naturwissenschaften angewandt auf die die Land-, Forst- und Viehwirtschaft. Damit legt man die Basis für unsere primären Lebensgrundlagen. Und dann gibt es viele weitere nützliche Disziplinen, wie die Mathematik als nur eine davon.

Ich arbeite in einem technischen Unternehmen, und für mein Aufgabenfeld ist physikalischen Wissen Grundvoraussetzung. Ohne diese Grundlagen kann ich meinen Job gar nicht ausführen. Diese Grundlagen sind das Ergebnis jahrzehnte langer Forschung und Entwicklungsarbeit, die man nutzbringend einsetzen kann. Die Erfahrung die ich dabei mache ist einfach: Es sind Fakten, so wie es Fakt ist, dass ich ein Mann bin.

Es gibt keine Diskrepanz zwischen Glauben und Forschung, sonst hätte ich meinen Job beenden müssen, nachdem ich gläubig geworden bin. Ein andere Erfahrung, die ich gemacht habe ist das Übel der Zweckentfremdung aller uns gegebenen Dinge. Und das kann sowohl mit dem Glauben als auch mit der Forschung geschehen.

Im Grunde genommen führt z.B. jeder Aberglaube in der Folge auch zu unnötiger Forschung. Ein einfaches Beispiel ist die Astrologie. Man will über Dinge Bescheid wissen, über die Gott uns nichts geoffenbart hat, bzw. die er sogar durch sein Wort uns untersagt hat

All das ist, wenn man am Boden der Tatsachen bleibt, aber auch für Nichtchristen normalerweise kein Problem, sonst hätte sich die Menschheit schon ausgerottet. Und gerade die Dinge, die auch wirklich wahr und erforschbar sind, führen letzen Endes auch zu DER Wahrheit, also der Wahrheit aller Wahrheiten heran, wenn man so sagen will, diese ist Gottes Wort.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Spice
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#7 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 10:03

CoolLesterSmooth hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 16:17
Spice hat geschrieben:
So 16. Mai 2021, 14:10
Die naturwissenschaftliche Ideologie behauptet, dass es allein nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gäbe
:roll:
Nein, die Naturwissenschaft kann nur zu naturwissenschaftlich Erforschbarem Aussagen treffen. Folglich heißt das nicht, dass es nur das naturwissenschaftlich Erforschbare gibt, sondern dass die Naturwissenschaft nur über naturwissenschaftlich Erforschbares Aussagen der Art "das gibt es" treffen kann.
Das ist richtig. Deshalb habe ich von der "naturwissenschaftlichen Ideologie" gesprochen. Und diese Ideologie behauptet, es gäbe nichts Übersinnliches und alles Übersinnliche müsse im Labor reproduziert werden können. Das ist eine Anmaßung.
Hier im Forum wird in der Regel ideologisch argumentiert.

piscator
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#8 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von piscator » Mo 17. Mai 2021, 11:03

Hallo Spice, es gibt keine wissenschaftliche Ideologie, Wissenschaft ist in der Regel ideologiefrei. Und die Wissenschaft behauptet auch nicht, dass es nichts Übersinnliches gibt. Wissenschaft ist offen. 

Die Wissenschaft arbeitet mit Theorien. Die wissenschaftliche Methodik erfordert Nachweise, Reproduzierbarkeit und die Möglichkeit, anhand der gewonnen Erkenntnisse Voraussagen machen zu können. 

Nur ein Beispiel: Elektromagnetische Phänomenen gibt es seit Urzeiten. Blitz und Donner, das so genannte Elmsfeuer und elektrostatische Aufladungen bei Wollpullovern. Das war alles bekannt und wurde mangels Erklärungsmöglichkeiten als Werk von Geistern oder Göttern klassifiziert. Erst die moderne Wissenschaft konnte diese Phänomene erklären, beschreiben und reproduzieren. 






 
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Spice
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#9 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von Spice » Mo 17. Mai 2021, 11:25

piscator hat geschrieben:
Mo 17. Mai 2021, 11:03
Hallo Spice, es gibt keine wissenschaftliche Ideologie, Wissenschaft ist in der Regel ideologiefrei. Und die Wissenschaft behauptet auch nicht, dass es nichts Übersinnliches gibt. Wissenschaft ist offen. 

Die Wissenschaft arbeitet mit Theorien. Die wissenschaftliche Methodik erfordert Nachweise, Reproduzierbarkeit und die Möglichkeit, anhand der gewonnen Erkenntnisse Voraussagen machen zu können. 

Nur ein Beispiel: Elektromagnetische Phänomenen gibt es seit Urzeiten. Blitz und Donner, das so genannte Elmsfeuer und elektrostatische Aufladungen bei Wollpullovern. Das war alles bekannt und wurde mangels Erklärungsmöglichkeiten als Werk von Geistern oder Göttern klassifiziert. Erst die moderne Wissenschaft konnte diese Phänomene erklären, beschreiben und reproduzieren. 

Ja, dem stimme ich in allem zu. Man muss dann eben sagen, im öffentlichen Bewusstsein wurde die Naturwissenschaft zu einem Religionsersatz. Und alles soll sich unter dem Szepter ihrer Dogmatik - z.B. alles muss im Labor überprüfbar sein - beugen. Aber Naturwissenschaft beschäftigt sich eben nur mit einem Teil der Realität und kann deshalb keine Aussagen über das Ganze, sondern eben nur über den methodisch zugänglichen Teil machen.

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#10 Sind Glauben und Wissenschaft unlösbare Gegensätze ....?

Beitrag von piscator » Mo 17. Mai 2021, 11:41

Hallo Spice, es mag ja sein, dass Wissenschaft in Teilen der öffentlichen Wahrnehmung so empfunden wird. Das liegt aber nicht an der Wissenschaft, sondern daran, dass Wissenschaft und ihre Methodik oft nicht verstanden wird. Das fängt schon damit an, dass eine "wissenschaftliche Theorie" etwa ganz anderes ist, als das was der Normalbürger üblicherweise darunter versteht.

Und wenn du Dogmatik als Grundsatz verstehst, ja. Wissenschaft arbeitet nach Grundsätzen, da spielt es keine Rolle ob der Wissenschaftler Atheist, Moslem oder Christ ist. Und ob das Labor hier auf der Erde oder auf dem Mars ist.

Und für die Wissenschaft ist der methodisch zugänglich Teil der Welt die Realität. Was außerhalb der Realität liegt, spielt da keine Rolle.
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