Bild(er) von Gott

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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SamuelB
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#11 Bild(er) von Gott

Beitrag von SamuelB » Mo 19. Apr 2021, 21:47

Helmuth hat geschrieben:
Mo 19. Apr 2021, 17:28
Dann zeig mir mal das "Bild" von Liebe, Treue, Gerechtigkeit, ... ich meine in einem physischen Bild, z.B. als Gemälde oder als Skulptur. Geistliche Eigenschaften lassen sich nicht in Bilder pressen.
Dafür sind Zeichen, Symbole, da, um abzubilden. Ich nenne als Beispiel für deine obige Aufforderung den kabbalistischen Baum des Lebens. Da hast du diese beiden Seiten. Wahrscheinlich fehlt einem Christen das Verständnis.


sven23 hat geschrieben:
Mo 19. Apr 2021, 17:00
Man schreibt Gott doch bestimmte Eigenschaften zu, also macht man sich zwangsläufig ein Bild, bzw. eine Vorstellung.
Das denke ich nämlich auch.

Eusebius
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#12 Bild(er) von Gott

Beitrag von Eusebius » Di 20. Apr 2021, 01:25

Ruth hat geschrieben:
So 18. Apr 2021, 13:44
- Braucht es für dich ein Bild von Gott, um deinen Glauben zu festzulegen ?
 
- Kannst du mit Gott im Alltag leben, ohne eine Festlegung, wie er denn sei … und woran orientierst du dich dann?
 
- Was denkst du über Gottesbilder von Menschen, die ihr eigenes „Gemälde“ als einzig brauchbare Vorlage für Gott darstellen ?
 
- Gibt es für dich noch weitere Fragen zu diesem Thema, worüber du gerne austauschen würdest ?


Wie auch Du denke ich natürlich (Wer nicht?), dass Gott nicht in einem Bild dargestellt werden kann. Gott ist so unfassbar, so groß, was ist ein Bild dagegen? Es ist weniger als nichts. Es dürfte nichteimal nichts genannt werden.

Die Frage, wer Gott ist, wie er ist, halte ich für sehr wichtig, für einen selbst, um eine persönliche Beziehung zu ihm aufzubauen. Wie soll man Gott anbeten, wenn man ihn nicht kennt? Nicht wahrnehmen kann? Wir sehen ihn nicht, hören ihn nicht. Es ist so, als gäbe es ihn nicht. Wir lesen es in Büchern, es wird darüber geredet, aber nur wenige Menschen behaupten von sich, eine echte Begegnung oder Annäherung an Gott erlebt zu haben. Damit sind jetzt nicht solche Menschen gemeint, die erklären, der Heilige Geist würde durch sie sprechen, wie es sie in sehr großer Zahl heute gibt, die alle möglichen Dinge erzählen, wo ich zwar respektiere aber schon den Eindruck habe, dass etwas nicht stimmt. Ich meine Menschen wie Heilige, wie Mystiker, die von "Gotteserfahrungen" sprechen. Oder Menschen, die unheimlich viel beten, Gutes tun für Gott und mehr und die dann eben Dinge erleben, wahrnehmen, die mehr sind als nur Eingebungen.

Also irgendwie muss es möglich sein, sich Gott anzunähern. Wenn es ihn gibt. Für mich ist das so. Für Dich wohl auch?

Dazu gibt es Beschreibungen, die einem helfen, sich ihm anzunähern. Ganz simpel: Liebevoll. Gütig. Großzügig. Licht. Weise. Mächtig. Verständnisvoll. Hilfsbereit. Einfach wundervoll. Ein wundervolles Wesen. Ein Wesen, das so wunderbar ist, dass man unbedingt bei ihm sein will. Das sind nur Gedanken. Irgendjemand hat mal gesagt: "Gott ist ein Gedanke. Denke an ihn und schon ist er da. An ihn zu denken, ist leicht." Ich würde das zwar nicht so sehen, aber es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da ist was dran, glaube ich.

Worte haben eine Bedeutung. Und die Bedeutung kann mich einer Sache näher bringen. Was sind Bilder? Auch Bilder haben Bedeutungen. Gott ist kein Wort und kein Bild aber er bedeutet etwas. Er hat bestimmte Eigenschaften. Vielleicht ist er ja auch so flexibel, dass er für uns die Eigenschaften annimmt, die wir ihm zusprechen? Wer weiß? Vielleicht liebt er uns so sehr, dass er einfach nur das für uns sein will, was wir uns wünschen? Auch das sind Gedanken um Gott. Und Gedanken um Gott - das ist meine Überzeugung - bringen uns ihm näher. Denn wenn Gott Gott ist, dann sieht er alles, versteht alles, weiß alles. Dann weiß er genau, wie hilflos wir sind, wenn es darum geht, uns ihm zuzuwenden. Und er wird es erkennen, wenn jemand nach ihm sucht und ihm dann auch dabei helfen. Ganz egal, ob sein Gottesbild nun "richtig oder falsch" ist. Er wird den Menschen dann berühren und der Mensch wird zu Einsichten und Erkenntnissen kommen. Ohne zu wissen oder verstehen, warum und woher das kommt.

Also um die Bedeutung geht es. Darum kann ein Bild einen Menschen in seinen Bemühungen um Gottesnähe auf jeden Fall hilfreich sein, denke ich, glaube ich. Ich habe zB eine Weile schwarze, kreisrunde Punkte in der Wohnung verteilt. Und habe diesen Punkten die Bedeutung verliehen, dass sie das Auge Gottes darstellen. Es klingt verrückt. Ich weiß, dass das nur schwarze Klebepunkte sind. Aber das ist egal. Wichtig ist, dass ich daran glaube, dass ich das Auge Gottes sehe. Das ist eine Projektion. Projektionen sind wirksam auf psychischer, seelischer Ebene. Sie bringen uns einer Sache näher. Sie erinnern uns an etwas, sie schaffen eine Verbindung und das macht sich auch bemerkbar. Vielleicht nur sehr subtil, aber ich bin überzeugt davon, eine Wirkung ist da.

Zum Schluss noch ein "Gottesbild" das mir sehr gut gefällt. Man sieht Gott und darunter eine betende Frau. Diese Frau symbolisiert aber die Seele, den göttlichen Anteil des Menschen. Ich finde dieses Bild wundervoll. Wenn ich sehe, fühle ich mich Gott näher. Ich weiß, es ist eine Projektion. Aber da ist etwas. Man könnte es auch eine Methode nennen.


Bild
Titelbild des Buches: The Ocean of Love: The Anurag Sagar of Kabir (English Edition)


Noch zu Deinen Fragen: Brauchen, nein. Aber auch Dinge, die man nicht unbedingt braucht, können sehr wertvoll und nützlich sein. Nein, ich brauche etwas, woran ich mich orientieren und festhalten kann. Wie erklärt. Also Gedanken, aber auch Bilder oder Symbole. Das Kreuz ist für mich so ein Symbol, das wichtige Eigenschaften Gottes - meines Gottesbildes - darstellt. Ich habe immer Verständnis dafür, wenn Menschen Hilfsmittel nutzen, um sich Gott anzunähern. Ich bin voll dafür, Hilfsmittel aller Art in Anspruch zu nehmen. Ich denke, Gott ist nicht engstirnig. Er sieht in die Herzen. Das ist es, was zählt. Nicht die Form sondern der Inhalt ist entscheidend. Wenn ein Mensch ein Gottesbild hat, und es ihn wirklich an Gott erinnert, ihm dabei hilft, an Gott zu denken, was kann daran falsch sein? Ein Austausch. Ich bin da schon recht klar in der Sache. Aber wie Du siehst, hat ein Austausch schon stattgefunden. Und dazulernen kann man eigentlich immer. Insofern....
 




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//Edit: Bildquelle nachträglich vermerkt von SamuelB

Helmuth
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#13 Bild(er) von Gott

Beitrag von Helmuth » Di 20. Apr 2021, 05:35

SamuelB hat geschrieben:
Mo 19. Apr 2021, 21:47
sven23 hat geschrieben:
Mo 19. Apr 2021, 17:00
Man schreibt Gott doch bestimmte Eigenschaften zu, also macht man sich zwangsläufig ein Bild, bzw. eine Vorstellung.
Das denke ich nämlich auch.
Sich eine Vorstellung oder ein Bild zu machen kann man klar voneinander differenzieren. Ich mache mich natürlich Vorstellungen, so wie ich ja auch eine "Vorstellung" von dir oder Sven habe, aber das ist kein Bild. Das sind Gedanken, wie sie jeder Geist macht und soweit ist das sogar gewollt. Man soll ja Gott suchen, bloß nicht in einem Baum oder in einer Katze. Noch weniger macht es Sinn mit okkulten Zeichen und dergleichen. Es wird damit bloß dümmer und stumpfsinniger.

Versuch es praktisch zu verstehen. Zeig mit ein Bild von Gott und sende es uns bitte. Dann reden wir weiter. Wie sieht das bei dir oder mir aus? Ich mach ein Selfie und poste es oder stell es als Avatarbild zu Verfügung. Davon kann man sich ein konkretes Bild von meiner Gestalt machen und sagen "Ah, schau, das ist Helmuth". Aber ich kann dir kein Bild von Gott senden. Er hat sich so eben noch nie vorgestellt.

Auch Kreuze oder andere religiöse Symbole etc. sind keine Bilder, aber so beginnt jeder Kult und steigert sich zum Okkultismus. Es exisitert einfach kein Bild von Gott, weil man gar keines machen kann. So einfach ist das in meinen Augen. Und wenn Gott nicht will, dass mir irgendein Bildnis oder Gleichnis machen soll, dann habe ich kein Problem, der Anweisung einfach zu folgen.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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SamuelB
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#14 Bild(er) von Gott

Beitrag von SamuelB » Di 20. Apr 2021, 08:28

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Zum Schluss noch ein "Gottesbild" das mir sehr gut gefällt.
Wie dem auch sei, gibst du bitte noch die Quelle an? 😊

Solltest du deinen Beitrag nicht mehr ändern können, ich weiß gerade nicht wie lang die Frist läuft, schicke mir eine Nachricht.

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Naqual
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#15 Bild(er) von Gott

Beitrag von Naqual » Di 20. Apr 2021, 10:55

Ruth hat geschrieben:
So 18. Apr 2021, 13:44
Ich habe hier mal einen Text aus der Bibel als Vorlage genommen, will damit aber nicht speziell den christlichen Glauben ansprechen... und habe es darum auch nicht im christlichen Bereich gepostet. Weil ich finde, dass es sich lohnt, diesen Text so neutral, wie es möglich ist, wenn es um „Gott“ geht, anzuschauen.
2.Mose 20,4 LUT
Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist

Wieder einmal hast Du ein interessantes Thema aufgegriffen.
Die Mosesstelle mit dem Bildnisverbot interpretiere ich nicht auf Gott bezogen, sondern auf "Götzen" bezogen. Jedenfalls ist der Kontext diesbezüglich recht klar.

Eigentlich ist es unstrittig, dass man Vorstellungen und Bilder von Gott hat und auch haben muss. M.E. auch aus Sicht der Bibel. Wie soll man Gott über alles lieben und wertschätzen, wenn man keine Vorstellung davon hat was man da so zu lieben glaubt. Es wäre eine inhaltslose und rein verbale Erklärung. Jesus selbst sprach in Gleichnissen und anderen Verdeutlichungen über Gott. Wobei ich da zwei Richtungen sehe:
zu einem die Beschreibungen zum Reich Gottes. Letzteres ist nicht ein abstraktes, entferntes Etwas, sondern eine Kategorie für etwas, das im Hier und Jetzt ist. (Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen) Und er beschreibt eine Vielzahl von m.E. psychologischen Möglichkeiten sich Gott zu nähern.
Das andere ist, dass - wenn in Bezug auf Gott den Vater gefragt wird - Jesus konstatiert, dass wer ihn kennt, den Vater kennt. So wie Adam der erste Mensch das Heraustreten aus dem Reich Gottes symbolisiert (und Adam für jeden Menschen steht) so steht Jesus auf einmal als der "letzte Mensch" im Raum, der für die Rückkehr in das Reich Gottes (zu Gott) steht. Und Jesus sollte hier für jeden Menschen stehen. Also Gott inkarniert im Menschen. Und damit wird Gott uns wahnsinnig nah. Die Inkarnation ist ein dauernder Prozess, kein Blitzgeschenk eines Hl. Geistes, den man so im Vorbeiziehen verpasst bekommt. Es ist auch nichts, was man "hat". In gewisser Hinsicht drängt sich Gott ins eigene "Sein" und (sofern der "Prozess läuft"), verändert das eigene Sein. Also Gott realisiert sich im Menschen selbst. Der Theologe Meister Eckhart hat es noch drastischer ausgedrückt: Gott gebiert sich stetig selbst.

Das andere ist, dass man mit Gleichnissen und Vergleichen TEILapsekte Gotte verdeutlichen kann.
Einem einfach strukturiertem Kind gegenüber mag es durchaus die Vorstellung eines alten Opas mit langem weißen Bart sein. Und wenn das KInd auch einen liebevollen Opa in der eigenen Verwandtschaft hat kann es aufgehen in Sachen Verdeutlichung.

Vor einigen Jahren hat mir mal ein Bild gefallen in dem Gott ein ganz kleiner Mittelpunkt ist, der selbst ruhig ist, aber um den sich alles dreht. Also der Mitttelpunkt ist so klein und ruhig, dass man ihn nicht einmal bemerkt, den "göttlichen Funken". Aber nun stelle man sich eine große runde Scheibe vor, wie es sie auf manchen Spielplätzen gibt. Diese Scheibe wird schnell gedreht und wenn man draufspringt. ..... Ja das kann umwerfend sein. Und grundsätzlich gilt: je näher man am Mittelpunkt ist (Gott in einem ruht), desto weniger wird man durchgeschüttelt und nach außen gezerrt. Je weiter man zum Rand der Scheibe kommt (Gottesferne) desto aufregender wird das Ganze für einen selbst. Und wir hopsen im Leben recht oft hin und her diesbezüglich.

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Naqual
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#16 Bild(er) von Gott

Beitrag von Naqual » Di 20. Apr 2021, 11:02

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Also irgendwie muss es möglich sein, sich Gott anzunähern. Wenn es ihn gibt. Für mich ist das so. Für Dich wohl auch?
Dazu gibt es Beschreibungen, die einem helfen, sich ihm anzunähern. Ganz simpel: Liebevoll. Gütig. Großzügig. Licht. Weise. Mächtig. Verständnisvoll. Hilfsbereit. Einfach wundervoll. Ein wundervolles Wesen. Ein Wesen, das so wunderbar ist, dass man unbedingt bei ihm sein will. Das sind nur Gedanken. Irgendjemand hat mal gesagt: "Gott ist ein Gedanke. Denke an ihn und schon ist er da. An ihn zu denken, ist leicht." Ich würde das zwar nicht so sehen, aber es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da ist was dran, glaube ich.
Gefällt mir total. Deswegen ohne weiteren Kommentar nur zitiert.

Ruth
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#17 Bild(er) von Gott

Beitrag von Ruth » Di 20. Apr 2021, 11:09

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Wie auch Du denke ich natürlich (Wer nicht?), dass Gott nicht in einem Bild dargestellt werden kann.

In dem „Gebot“, welches ist am Anfang zitiert habe, wird von einem „Bildnis“ und/oder einem „Gleichnis“ geredet. Andere Übersetzungen nennen es „Abbild“ (ELB), die Einheitsübersetzung sagt „Gestalt“. Ich deute diese unterschiedlichen Bezeichnungen so, dass damit alle Vorstellungen gemeint sind, die man festlegen möchte, um daran etwas zu befestigen oder darauf bauen. Und da gibt es schon eine ganze Menge Gläubige, die ihr „Bild“ (Vorstellung, wie Gott sei) so festlegen möchten, um viele Menschen miteinander zu vereinen … auf EIN Bild. Weil das nicht wirklich funktioniert, gibt es so viele verschiedenen Splittergruppen, die behaupten, den einzig richtigen Glauben zu besitzen…. Und damit meinen, dass man das gleiche Bildnis/Fundament von Gott habe.

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Die Frage, wer Gott ist, wie er ist, halte ich für sehr wichtig, für einen selbst, um eine persönliche Beziehung zu ihm aufzubauen.
……
……..
Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Also irgendwie muss es möglich sein, sich Gott anzunähern. Wenn es ihn gibt. Für mich ist das so. Für Dich wohl auch?


Ich denke, auch das geschieht unterschiedlich nach dem Muster, wer diese Beziehung sucht. Ich persönlich bin quasi schon in eine Beziehung zu Gott hineingeboren worden, dadurch, dass meine Eltern sehr fromm waren, und in der Gemeinde, in welcher meine Familie Mitglieder waren, „die Welt“ strikt aus dem Glaubensleben ausgeschlossen haben. Ideal war der Gedanke: wir sind nur Gäste auf dieser Erde, und das wirkliche Leben kommt erst nach dem Tod. Viele ganze Bibelabschnitte habe ich schon als Kind „gespeichert“, weil „das Wort Gottes“ durch immerwährende Lesungen aus der Bibel eingeprägt werden sollte. Die Frage, ob es Gott gibt und wie er denn sei, war nebensächlich. Hauptsache, man gehorchte dem, was das „Wort Gottes“ vorgab … natürlich so interpretiert, wie es die „Schriftgelehrten“ dieser Gemeinde vorgaben.

Für mich war die Anwesenheit Gottes immer eine Tatsache, die man nicht erst begründen musste. Die Hauptfrage lautete eher: Was hat Gott befohlen, wie das Leben aussehen muss, dem man gehorchen musste, damit man im Jenseits dann auch wirklich bei ihm landet. Beweis dafür war eine „Heilsgewissheit“, die anzeigen sollte, wie gläubig man wirklich war. Diese „Heilsgewissheit“ ist vergleichbar mit der „Wiedergeburt“, welche heutzutage von Evangelikalen verkündigt wird.

Darum brauchte ich kein Bild, um diese Beziehung herzustellen, sondern eher Erfahrungen mit Gott, welche der Beziehung Wachstum gaben.

Meine Beziehung zu Gott war zunächst nur auf angelernte Dogmen begründet. Aber ich habe schon immer weiter gesucht, weil für mein Empfinden immer noch etwas fehlte. Inzwischen hat sich meine Beziehung zu Gott sehr stark verändert. Von dem erlernten ist nicht mehr sehr viel übrig. Dafür aber die persönlichen Erfahrungen, die stärker sind, als die Dogmen/Worte/Bilder.

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
……….ein "Gottesbild" das mir sehr gut gefällt.
Ich habe auch ein Gottesbild, was für mich sehr schön die Beziehung zwischen Gott und Mensch darstellt. Wobei ich mir nicht Gott so vorstelle, wie er dort dargestellt wird, sondern es einfach die Beziehung ausdrückt zwischen Gott und Menschen.

Michelangelos Bild von Adam und Gott.jpg
Michelangelos Bild von Adam und Gott.jpg (73.9 KiB) 1299 mal betrachtet

Quelle

JackSparrow
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#18 Bild(er) von Gott

Beitrag von JackSparrow » Di 20. Apr 2021, 11:47

Eusebius hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 01:25
Wir sehen ihn nicht, hören ihn nicht. Es ist so, als gäbe es ihn nicht.
Welch Blasphemie. Wenn es so ist, als gäbe es keine Götter, dann müssen wir welche erfinden, damit wir anschließend behaupten können, wir hätten zu ihnen eine "persönliche Beziehung".

Schließlich ist dies das einzige Argument, mit dem wir schlüssig begründen können, warum wir so viel bessere Menschen sind als unsere dummen verblendeten ungläubigen Mitbürger.

Ich meine Menschen wie Heilige, wie Mystiker, die von "Gotteserfahrungen" sprechen.
Ja, aber wovon sprechen sie wirklich?

Was können diese Leute erfahren haben und welcher andere Mensch verspürte dann das Bedürfnis, sie deswegen zu Heiligen und Mystikern zu erklären?

Irgendjemand hat mal gesagt: "Gott ist ein Gedanke. Denke an ihn und schon ist er da. An ihn zu denken, ist leicht."
Wenn du an einen Gott glaubst, solltest du dann nicht wissen was er ist?

Besteht gar die Möglichkeit, dass du selbst nicht weißt woran du glaubst, weil dein "Glaube" in Wirklichkeit nur eine Sammlung von Floskeln darstellt, die du in der Vergangenheit mal irgendwo gelesen hast?

Ruth
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#19 Bild(er) von Gott

Beitrag von Ruth » Di 20. Apr 2021, 12:09

Naqual hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 10:55
Eigentlich ist es unstrittig, dass man Vorstellungen und Bilder von Gott hat und auch haben muss. M.E. auch aus Sicht der Bibel. Wie soll man Gott über alles lieben und wertschätzen, wenn man keine Vorstellung davon hat was man da so zu lieben glaubt.

Eben schrieb ich noch in meinem Beitrag an Eusebius, dass ich keine Bilder von Gott brauche. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf: ich habe selbst ein Bild in den Beitrag eingefügt. Wie passt das zusammen?

Interessant finde ich hier, dass du schreibst: „…...WAS man da zu lieben glaubt“. Du schreibst nicht: „WEN man zu lieben glaubt“.

Hat das, was die Beziehung zu Gott ausmacht also nicht mit dem Wesen oder der Gestalt zu tun, die man hinter dem „Bild“ sieht ?

Man hat mir als Kind beigebracht, dass Gott für die Menschen unsichtbar ist, und manchmal eben auch in Dingen oder anderen Menschen zeigt, dass er trotzdem da ist. Gott könne also in verschiedene Körper (Erscheinungen) seine Anwesenheit einigen Menschen zeigen, ohne dass man sich auf den Körper festlegen sollte. So habe ich dann auch das Bildnis-Verbot verstanden, dass man sich kein Bild von Gott machen sollte, weil das, was man vielleicht mal sehen kann, nicht Gott ist, sondern nur eine Hülle, in der Gott manchen Menschen begegnet, um ihnen zu zeigen, dass er anwesend ist.

Du beschreibst es hier auch sehr schön:
Naqual hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 10:55
Jesus selbst sprach in Gleichnissen und anderen Verdeutlichungen über Gott. Wobei ich da zwei Richtungen sehe:
zu einem die Beschreibungen zum Reich Gottes. Letzteres ist nicht ein abstraktes, entferntes Etwas, sondern eine Kategorie für etwas, das im Hier und Jetzt ist. (Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen) Und er beschreibt eine Vielzahl von m.E. psychologischen Möglichkeiten sich Gott zu nähern.

Aber auch hier kann man nicht festlegen, wie Gott den Menschen begegnet. Die Bibel ist auch voll von Gottesbegegnungen mit Menschen, die alle auf eine individuelle Art stattfinden. Auch hier geht es eher darum, sich nicht auf ein Muster festzulegen, wie Gott sich zeigt, sondern offen sein und darauf vertrauen, dass Gott den Weg zu* mir* .. den Menschen findet, so dass die Zielperson das auch versteht.

Naqual hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 10:55
Also Gott inkarniert im Menschen. Und damit wird Gott uns wahnsinnig nah.

Das ist eine Vorgabe, die zu meiner Beziehung zu Gott passt. Das ist meine Vorstellung und Erfüllung der Beziehung zu Gott. Diese wurde für mich befestigt, als ich mich mal mit Johannes, Kap. 15, 1-12 befasst habe.

Naqual hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 10:55
Vor einigen Jahren hat mir mal ein Bild gefallen in dem Gott ein ganz kleiner Mittelpunkt ist, der selbst ruhig ist, aber um den sich alles dreht. Also der Mitttelpunkt ist so klein und ruhig, dass man ihn nicht einmal bemerkt, den "göttlichen Funken". Aber nun stelle man sich eine große runde Scheibe vor, wie es sie auf manchen Spielplätzen gibt. Diese Scheibe wird schnell gedreht und wenn man draufspringt. ..... Ja das kann umwerfend sein. Und grundsätzlich gilt: je näher man am Mittelpunkt ist (Gott in einem ruht), desto weniger wird man durchgeschüttelt und nach außen gezerrt. Je weiter man zum Rand der Scheibe kommt (Gottesferne) desto aufregender wird das Ganze für einen selbst. Und wir hopsen im Leben recht oft hin und her diesbezüglich.

Das ist ein sehr schönes und anschauliches Beispiel … das passt auch sehr gut in mein Verständnis einer Beziehung zu Gott, und warum sie für das Leben hilfreich sein kann.

Tree of life
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#20 Bild(er) von Gott

Beitrag von Tree of life » Di 20. Apr 2021, 12:11

JackSparrow hat geschrieben:
Di 20. Apr 2021, 11:47
warum wir so viel bessere Menschen sind als unsere dummen verblendeten ungläubigen Mitbürger.
Es geht doch nicht darum, dass ein Christ ein besserer Mensch ist.
Christen bekennen einfach, das Christus ihr Herr und Hirte ist und sie ihm nachfolgen und Jesus für ihre Sünden bezahlt hat und nun der HG in ihnen wohnt.
Allerdings bin ich mir da bei manchen nicht so sicher.
Wie kam es dazu?
Es steht in der Bibel, wie man vorzugehen hat.
Hätte man sie nie zu Hand bekommen, wüsste man wohl nicht, wies funktioniert oder andere, die den Inhalt der Bibel kannten(früher hatte nicht jeder Zugang zu den Schriften)sagen es einem.
Paulus sagt: So kommt der Glaube aus der Predigt, also man muss scheinbar vorher etwas vernommen haben, an das man dann glauben kann
Man liest aber immer wieder von Vorfällen, wo sich Gott direkt jemanden offenbart, ohne dass dieser (darunter auch Kinder) jemals von ihm erfahren hatte.
Warum Gott nicht bei jedem so vorgeht, ist mir nicht klar.

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