Vorstellung eines allmächtigen Gottes

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SamuelB
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#1 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von SamuelB » Sa 27. Mär 2021, 13:56

Dieses Thema kam durch den Thread Liebe deinen Nächsten zustande.

Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor. Niemand bewegt sich außerhalb seines Machtbereiches. Sobald dies geschieht, ist die Allmacht aufgehoben. Insofern, wenn man Liebe als einend definiert - bei mir die höchste Form von Akzeptanz, zu der ich fähig bin - kann man einen allmächtigen Gott als die Liebe oder Alles bezeichnen.

Vor diesem Hintergrund wäre es inkonsequent, wenn Vertreter eines solchen Gottesbildes meinen, Lästerungen könnten ihn treffen. Schwer vorstellbar ohnehin, dass ein Wesen, das alles erschaffen haben soll, sich persönlich angegriffen fühlt. Das ist menschliches Empfinden aus der nicht allmächtigen Perspektive.

Weiterhin: Wenn dieser Gott jmd vernichten würde, befände der sich nicht mehr in seinem Zugriff. Auch dann wäre die Allmacht aufgehoben.

Daher habe ich für mich beschlossen, die Sache völlig locker zu sehen. Wenn es so einen Gott gibt, kann gar nichts passieren.

:punk:


Wie sind eure Gedanken dazu?

Ruth
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#2 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von Ruth » Sa 27. Mär 2021, 14:13

SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56

Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor. Niemand bewegt sich außerhalb seines Machtbereiches.
Sehe ich auch so.
SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56
or diesem Hintergrund wäre es inkonsequent, wenn Vertreter eines solchen Gottesbildes meinen, Lästerungen könnten ihn treffen.
Der Gott der Bibel wird (von Menschen) oft so dargestellt, dass er nach Lob/Anerkennung von seinen Geschöpfen sucht, und mit Verdammnis bestraft, wenn Menschen das nicht angemessen erfüllen. Ich denke, das würde bedeuten, dass Gott irgendetwas fehlt, was er dann in der Schöpfung für sich selbst sucht. Die Äußerung durch Bestrafung für nicht angemessene Reaktion stellt die Liebe zur ganzen Schöpfung deutlich in Frage. Gott fordert dann Liebe von den Menschen, gibt sie selbst aber nur so weit, wie die Menschen ihm Ehre entgegenbringen.

Ich denke, die Beispiele in der Bibel, wie Menschen Gott loben und überwältigt werden, sind eher als Reaktion auf die übermäßige "Erscheinung" von Gott, wenn er Menschen besondere Botschaften vermittelt hat. Nicht weil Gott das forderte, sondern buchstäblich überwältigt von der Größe/Allmacht/Energie, welche die Anwesenheit Gottes in bestimmten Momenten sichtbar gemacht hat. Vielleicht kann man das vergleichen mit der Kraft der Sonne. Wenn man ihr zu nahe kommt, kann man verbrennen. Aber ohne Sonne kann man auch nicht leben.

Lena
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#3 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von Lena » Sa 27. Mär 2021, 14:56

Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe und möchte das sie mit ihm und untereinander eins sind. 
Bin ich unfreundlich zu einem andern Menschen, so bin ich unfreundlich Gott gegenüber und
andersherum das gleiche. Es lässt Gott nicht kalt wie wir zu einander sind und es lässt 
Menschen nicht kalt, wie andere über Gott reden. Allmacht ist nur eines von Gottes Wesensart.
Würde er gegenüber der Bosheit gleichgültig sein, könnte er nicht gleichzeitig die Liebe sein. 
 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Tree of life
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#4 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von Tree of life » Sa 27. Mär 2021, 15:09

Lena hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 14:56
Bin ich unfreundlich zu einem andern Menschen, so bin ich unfreundlich Gott gegenüber
Und das benützt so mancher Christ als Waffe gegen andere.
Was du mir antust, tust du eigentlich Gott an, lästerst du mich, lästerst du Gott. :roll:
Da steht dann eigentlich Gott im Fokus und nicht mehr der Mensch .
Man liebt dann auch nicht mehr seinen Mitmenschen ,sondern Gott(in ihm)
Das ist wie Plazebo und falsch
Man tut alles nur um Gotteswillen und manche , um Gott dadurch zu gefallen
Falsche Einstellung, falsche Motivation

Warum liebst du deinen Nächsten? Weil Gott es so will..
Warum bestiehlst du andre nicht? Weil Gott es so will...
Warum brichst du die Ehe nicht? Weil Gott es so will...

Was ist das für eine Einstellung?

Punch
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#5 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von Punch » Sa 27. Mär 2021, 15:35

SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56
Dieses Thema kam durch den Thread Liebe deinen Nächsten zustande.

Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor.

In dem Moment, wo ich mir einen Gott vorstelle, also anfange - Gott zu denken, ab diesem Moment kann doch nur alles in einer Phantasmagorie enden, nicht?
Sich einen Gott vorstellen, also eine Wesenheit, die in der Lage sein soll, rund 2 (zwei) Milliarden Galaxien zu erschaffen, das liegt außerhalb jeglicher menschlicher Vorstellungskraft, denn ich könnte mir nicht einmal die Ausmaße - einer Galaxie wie unserer Milchstraße vorstellen.
Und dieser Gott sollte zornig sein, wenn ein Mensch "sündigt"? Oder ein Mensch nicht so will, wie er es angeblich will und möchte.

Sollte es wirklich einen Gott geben, dann steht diese Wesenheit ethisch und moralisch so weit über uns Menschen, ist uns in seiner ethischen Entwicklung so weit voraus, wie dem Menschen das Begreifen des Universums Grenzen.
Nicht weil Gott das forderte, sondern buchstäblich überwältigt von der Größe/Allmacht/Energie, welche die Anwesenheit Gottes in bestimmten Momenten sichtbar gemacht hat.

Ich denke da an die Erleuchtungs oder Erweckungsprozesse der Menschen verschiedenster Religionen, viele Mystiker und Mystikerinnen berichteten davon, aber keiner oder keine konnte das wirklich bildlich beschreiben. Energie ist hier vielleicht  - das Stichwort!

Ich weiß es nicht, ich weiß eigentlich gar nichts, ich weiß ja nicht einmal, wer ich wirklich bin.

Vielleicht sollte man vor einem Gott, gäbe es ihn, einfach nur schweigen?

 

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sven23
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#6 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von sven23 » Sa 27. Mär 2021, 16:03

SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56
Dieses Thema kam durch den Thread Liebe deinen Nächsten zustande.

Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor. Niemand bewegt sich außerhalb seines Machtbereiches. Sobald dies geschieht, ist die Allmacht aufgehoben.
Ich denke, da hast du einen kapitalen Logikfehler eingebaut.
Allmacht ist per Definition nicht begrenzt, sondern allumfassend, wie der Name schon sagt. Es gibt also keinen Bereich außerhalb der Zuständigkeit.
Allmacht umfaßt alles.
Stell dir vor, du hättest Allmacht. Würdest du dann nicht als Mutter alles tun, um Schaden von deinem Kind abzuwehren?
Und das führt uns unweigerlich wieder zu dem allseits bekannten Theodizeeproblem.

Entweder will Gott das Übel beseitigen und kann es nicht, oder er kann es und will es nicht, oder er kann es nicht und will es nicht, oder er kann es und will es. Wenn er nun will und nicht kann, ist er schwach, was auf Gott nicht zutrifft. Wenn er kann und nicht will, ist er missgünstig, was ebenfalls Gott fremd ist. Wenn er nicht will und nicht kann, dann ist er sowohl missgünstig wie schwach und dann auch nicht Gott. Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel, und warum nimmt er sie nicht weg?
(Epikur, gr. Philosoph, 341-ca. 270)







 
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Naqual
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#7 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von Naqual » Sa 27. Mär 2021, 19:59

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 16:03
SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56
Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor. Niemand bewegt sich außerhalb seines Machtbereiches. Sobald dies geschieht, ist die Allmacht aufgehoben.
Ich denke, da hast du einen kapitalen Logikfehler eingebaut.

Zwei Anmerkungen aus meiner Sicht.

Die Vorstellung unseres heutigen Wortes "allmächtig" ist eine andere wie in der Bibel. Die meinten nicht ein abstraktes "der, der alles kann, was auch immer vorstellbar", sondern konkreter: "Er hat Macht über alle anderen Wesen."

Die Theodizee-Problematik ist m.E. im christlichen Glauben erheblich stärker vorhanden aber als im jüdischen. In der jüdischen Gottesvorstellung (es ist schon interessant, dass die Gottesvorstellung eine ganz andere ist, unabhängig von der Trinitäts-Idee) ist es so das Gutes und Böses von Gott kommt. Aber funktional bei Gott das Böse zum Guten dient. Das ist rational erst einmal nachvollziehbar, hat aber für mich das Problem, dass auch dieser Ansatz das Vorstellbare übersteigt und viele Fragen dann in Richtung "Gottes Wege sind höher" theologisch abgebügelt werden müssen. (z.B. mir leuchtet nicht ein, was daran dem Guten dienen soll, wenn Krokodile Menschen fressen. Und das zusätzlich unabhängig ob sie überwiegend gut oder überwiegend böse sind.)

Warum ist man im Christentum so erpicht darauf, dass Gott allmächtig (im Sinne von er kann alles) ist? Angst, dass mal die Gegenseite gewinnt mit etwas Glück?


 

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SamuelB
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#8 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von SamuelB » Sa 27. Mär 2021, 20:42

sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 16:03
Stell dir vor, du hättest Allmacht. Würdest du dann nicht als Mutter alles tun, um Schaden von deinem Kind abzuwehren?
Bräuchte ich nicht mal. Egal, was das Kind macht, es kommt von mir nicht weg. Es wäre alles ich, auch der Schaden aus Sicht des Kindes, der dann aus meiner Sicht keiner wäre. 🤯
Als Fan von Selbstbestimmung rollen sich mir bei dieser Vorstellung die Zehennägel hoch. 😂 Aber wir können es gern gedanklich durchspielen.


Punch hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 15:35
Und dieser Gott sollte zornig sein, wenn ein Mensch "sündigt"? Oder ein Mensch nicht so will, wie er es angeblich will und möchte.
Genau das meine ich auch. Absolut lächerlich.

JackSparrow
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#9 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von JackSparrow » Sa 27. Mär 2021, 20:45

Ruth hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 14:13
Der Gott der Bibel wird (von Menschen) oft so dargestellt, dass er nach Lob/Anerkennung von seinen Geschöpfen sucht, und mit Verdammnis bestraft, wenn Menschen das nicht angemessen erfüllen.
Wenn mich der allmächtige Gott in seiner unendlichen Weisheit und Gnade mit der Fähigkeit des Lästerns beschenkte, dann möchte ich dem Gott die Ehre erweisen und meine Fähigkeiten nutzen, so oft es mir möglich ist.

Man zündet nicht die Lampe an und stellt sie unter einen Scheffel, sondern man stellt sie auf einen Leuchter, damit sie dem ganzen Haus leuchten kann.


Naqual hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 19:59
z.B. mir leuchtet nicht ein, was daran dem Guten dienen soll, wenn Krokodile Menschen fressen.
Nur weil du kein Krokodil bist.

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sven23
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#10 Vorstellung eines allmächtigen Gottes

Beitrag von sven23 » So 28. Mär 2021, 07:22

Naqual hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 19:59
sven23 hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 16:03
SamuelB hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 13:56
Ich stelle mir einen allmächtigen Gott als allumfassend vor. Niemand bewegt sich außerhalb seines Machtbereiches. Sobald dies geschieht, ist die Allmacht aufgehoben.
Ich denke, da hast du einen kapitalen Logikfehler eingebaut.

Zwei Anmerkungen aus meiner Sicht.

Die Vorstellung unseres heutigen Wortes "allmächtig" ist eine andere wie in der Bibel. Die meinten nicht ein abstraktes "der, der alles kann, was auch immer vorstellbar", sondern konkreter: "Er hat Macht über alle anderen Wesen."
Das ist ja immerhin schon was. Außerdem ist er Schöpfer des Universums und kann sogar Naturgesetze außer Kraft setzen. (schließlich hat er ja das Patent darauf ;) )
Und Tote auferwecken, das riecht schon sehr nach Allmacht. Der Begriff kommt im AT 37 mal vor, 29 mal davon im Buch Hiob. Bei Paulus findet sich der Begriff "Allherrscher" nur ein einziges Mal, 9 mal in der Apokalypse.

Naqual hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 19:59
Die Theodizee-Problematik ist m.E. im christlichen Glauben erheblich stärker vorhanden aber als im jüdischen.
In der Antike war die Tun-Ergehen-Philosophie in die Krise gekommen. Die Schreiber der Hiob-Geschichte reagierten darauf mit der Wette zwischen Gott und Satan. Aber wenn man ehrlich ist, ist damit das Theodizeeproblem in keiner Weise gelöst worden.


Naqual hat geschrieben:
Sa 27. Mär 2021, 19:59
Warum ist man im Christentum so erpicht darauf, dass Gott allmächtig (im Sinne von er kann alles) ist? Angst, dass mal die Gegenseite gewinnt mit etwas Glück?
Vielleicht ist das so eine psychologische Sache. Bei Religionsstreitigkeiten ging es oft darum, wer den cooleren Gott hat. Man war wohl lieber Anhänger eines starken und mächtigen Gottes als eines schwachen. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zu einem allmächtigen Gott.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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