Der unbekannte Gott

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#1 Der unbekannte Gott

Beitrag von Ruth » Fr 19. Mär 2021, 13:31

Paulus, auf Missionsreise in Griechenland, verkündigt keinen „anderen“ Gott. In Apg.17,22-32 spricht er zu den Menschen dort von dem Gott, den sie bereits verehren. Paulus verspricht den Zuhörern, dass er ihnen mehr erzählen kann und will über den Gott, den sie verehren.

Mir ist das heute mal wieder ganz neu aufgefallen, dass Paulus nicht davon spricht, dass man sich zu den richtigen Gott bekehren müsse … weg von den Göttern, die sie bisher angebetet haben. Er sagt nur: „ich weiß manches über diesen Gott, den ihr schon verehrt, was euch näher zu Gott führen könnte.

Das ist so ganz anders, als die christliche Botschaft oft darstellt. Dort wird meistens eher darum gestritten, wer den richtigen Gott habe, und wie die Strafen dafür aussehen, wenn man diesen nicht so anbetet, wie es von dem jeweiligen „Botschafter“ vorgeschrieben wird..

Bei dem Auftritt des Paulus erscheint es mir eher so, als wenn er alles, was an Göttern so in den Vorstellungen der Leute vorhanden ist, fließt zusammen in dem, was der EINE Gott ist.

Als Jesus von der Frau am Jakobsbrunnen gefragt wird, wer denn Gott am richtigen Ort anbetet, (Johannes 4,19-22), die Samariter oder die Juden, da sagt Jesus, dass es überhaupt nicht darauf ankommt, wo man anbetet, sondern, dass man ihn „in Geist und der Wahrheit“ anbetet. Ich interpretiere das so: „mit aufrichtiger Herzenshaltung“.

Ich werfe darum einfach mal die Frage in den Raum, wie Ihr/du denk(s)t, wie die Verkündigung des „richtigen“ Gottes aussehen sollte (?)

Welche Merkmale hat der EINE Gott?

Wie kann man auf die „richtige“ Art Gott näher kommen?

Gibt es Vorschriften, wie es richtig oder gar falsch ist, Gott anzubeten oder auch nur zu verkündigen?

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#2 Der unbekannte Gott

Beitrag von Punch » Fr 19. Mär 2021, 13:50

Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31


Ich werfe darum einfach mal die Frage in den Raum, wie Ihr/du denk(s)t, wie die Verkündigung des „richtigen“ Gottes aussehen sollte (?)

Warum muss er aussehen, der richtige Gott? Vielleicht ist das eine Form uns unbekannter Energie, denn wenn Gott Geist sein soll, also kein Mensch, wie wir uns Menschen vorstellen, dann stoßen wir schon auf ein Riesenproblem.
Goethe schrieb einmal in seinem Gedicht, das Göttliche:

....

Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch!
Sein Beispiel lehr uns
Jene glauben.

...

Am Ende dann:

Der edle Mensch
Sei hilfreich und gut!
Unermüdet schaff er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!


So ungefähr, ich bin dem immer ebenso so nachdenklich wie positiv gegenüber eingestellt gewesen. Was wir hier auch schreiben und meinen, es ist immer der Spiegel menschlichen Denkens und menschlicher Spekulation und Projektion, Aber warum nicht auch einmal.
 
 
Wie kann man auf die „richtige“ Art Gott näher kommen?

Hier sei vielleicht auf Bonhoeffer verwiesen:

Einen Gott, denes gibt" - gibt es nicht.

Anthros

#3 Der unbekannte Gott

Beitrag von Anthros » Fr 19. Mär 2021, 14:58

Weltenharmonie!

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#4 Der unbekannte Gott

Beitrag von Punch » Fr 19. Mär 2021, 16:20

Anthros hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 14:58
Weltenharmonie!

Weltgeist!

(Aber nicht so, wie Hegel dieses verstanden haben wollte, ich nehme mir hier einfach Hermann Hesse zum Vorbild, sein Leben, sein Werk.)

Hier ein Ausschnitt aus seinem Gedicht - Stufen:

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#5 Der unbekannte Gott

Beitrag von Ruth » Sa 20. Mär 2021, 09:53

@mods
Mir ist erst später aufgefallen, dass ich das Thema in den begrenzten christlichen Bereich gesetzt habe. Eigentlich sollte es in dem Forum "Gott und die Welt" stehen, damit nicht nur die christlichen User ihre Meinung dazu sagen können. Wenn es möglich ist, bitte noch verschieben.

Punch hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:50
Warum muss er aussehen, der richtige Gott?
Wer sagt denn, dass er aussehen muss? In dem Satz, den du von von mir zitiert hast, fragte ich danach, wie die Verkündigung des richtigen Gottes aussehen sollte (deiner Meinung nach).

Punch hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:50
Hier sei vielleicht auf Bonhoeffer verwiesen:

Einen Gott, denes gibt" - gibt es nicht.

So etwas Ähnliches habe ich auch schon mal vor etlichen Jahren uin einem christlichen Forum geschrieben. Dort ging es um die Frage: Existiert Gott? Ich antwortete darauf: Nein, Gott existiert nicht ... Gott IST! Daraufhin bekam ich heftigen Gegfenwind von einigen Christen, obwohl ich begründet habe, dass Gott keine Existenz hat, sondern einfach IST.

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#6 Der unbekannte Gott

Beitrag von Ruth » Sa 20. Mär 2021, 10:04

Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Wie kann man auf die „richtige“ Art Gott näher kommen?

Ich denke, dass es keine Vorgaben von Gott aus gibt, wie man ihn finden kann. Gott selbst ist es, der sich finden lässt, da wo man ihm von ganzem Herzen sucht. Es kommt NUR auf die Herzenshaltung an, so wie es auch in diesem Bibelspruch heißt:

5 Mose 4:29 SLT
 Wenn du aber von dort den HERRN, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du ihn finden, ja, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst.

Anders herum bedeutet das (meiner Meinung nach) Man findet Gott nur bei/durch Gott selbst.

Ich würde sogar sagen, dass man ihn nicht einmal "Gott" nennen oder einen festen Titel geben muss. Es geht einfach darum, dass man ihn erkennt, in der Schöpfung und in seinem Wirken und mit der Erkenntnis , so wie Gott sich dem Einzelnen selbst offenbart/zeigt .

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#7 Der unbekannte Gott

Beitrag von Punch » Sa 20. Mär 2021, 10:16

Ruth hat geschrieben:
Sa 20. Mär 2021, 09:53
 
Punch hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:50
Hier sei vielleicht auf Bonhoeffer verwiesen:

Einen Gott, denes gibt" - gibt es nicht.

So etwas Ähnliches habe ich auch schon mal vor etlichen Jahren uin einem christlichen Forum geschrieben. Dort ging es um die Frage: Existiert Gott? Ich antwortete darauf: Nein, Gott existiert nicht ... Gott IST! Daraufhin bekam ich heftigen Gegfenwind von einigen Christen, obwohl ich begründet habe, dass Gott keine Existenz hat, sondern einfach IST.

Ich glaube, Bonhoeffer meinte da etwas anderes, oder spielte auf etwas anderes an, ist aber jetzt egal.


Kommen wir zum IST-Gott. Wenn man nicht beweisen kann, das es keinen Gott gibt, und das lassen wir jetzt einfach einmal ohne weiteren Kommentar so stehen, dann sind alles anderen Götter aber auch ein IST.
Oder anders gesagt, dann kann ein Moslem (zum Beispiel, als Beispiel) dieses IST auch für sich beanspruchen, denn aus seinen Heiligen Texten geht das eindeutig hervor und dieses IST-Sein wird den Gläubigen hier sozusagen theologisch garantiert und natürlich auch begründet.

(Im übrigen halte ich jede Weltreligion, aus ihrem Selbstverständnis heraus, für gerechtfertigt. Das ist sozusagen der Finger, der, für die Anhänger der jeweiligen Religion, auf Gott zeigt, für jeden Menschen seines, also seines Glaubens ist Gott immer ein IST.)
 

Benutzeravatar
SamuelB
Beiträge: 3740
Registriert: Sa 30. Sep 2017, 17:02

#8 Der unbekannte Gott

Beitrag von SamuelB » Sa 20. Mär 2021, 14:59

Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Welche Merkmale hat der EINE Gott?

Wie kann man auf die „richtige“ Art Gott näher kommen?
Also gesetzt dem Fall, dass es diesen einen allmächtigen Gott gibt, kann keiner etwas falsch machen. Jeder wäre sowieso in ihm, ob er glaubt oder nicht und egal, was und wie er glaubt - alles wäre durch Gott abgesegnet. Entspannter geht es gar nicht. Höllen- und Verdammnispredigten kann man insofern ignorieren.
Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Gibt es Vorschriften, wie es richtig oder gar falsch ist, Gott anzubeten oder auch nur zu verkündigen?
Fällt dann da mit rein.
Es ist ja schon komisch, dass es so viele Religionen und gibt. Da könnte man auf den Gedanken kommen, dass dieser Gott die Unterschiede der Menschen berücksichtigt.
 

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#9 Der unbekannte Gott

Beitrag von Lena » Sa 20. Mär 2021, 15:55

Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Ich werfe darum einfach mal die Frage in den Raum, wie Ihr/du denk(s)t, wie die Verkündigung des „richtigen“ Gottes aussehen sollte (?)
Christus hat alles mit seinem Leben und seinem Sterben für uns bereinigt. Alles was uns angetan wurde und alles was wir andern angetan haben. Leben wir im Glauben an das was Gott für uns getan hat. Wir sind erlöst. Wir sind frei. Gebrauchen wir unsere neue Freiheit, um Gott und andern Menschen und vor allem uns selber, Freude zu bereiten. 
Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Welche Merkmale hat der EINE Gott?
Gott ist die Liebe. 
Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Wie kann man auf die „richtige“ Art Gott näher kommen?
Wie ein Kind. Auf ihn schauen. Auf ihn hören. Mit ihm reden. Ihn immer besser kennenlernen. 
Ruth hat geschrieben:
Fr 19. Mär 2021, 13:31
Gibt es Vorschriften, wie es richtig oder gar falsch ist, Gott anzubeten oder auch nur zu verkündigen?
Durch das Geschenk von Gottes Geist im Menschen, kommt es schon richtig. 
 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#10 Der unbekannte Gott

Beitrag von Naqual » Sa 20. Mär 2021, 16:01

Punch hat geschrieben:
Sa 20. Mär 2021, 10:16
Kommen wir zum IST-Gott. Wenn man nicht beweisen kann, das es keinen Gott gibt, und das lassen wir jetzt einfach einmal ohne weiteren Kommentar so stehen, dann sind alles anderen Götter aber auch ein IST.
Oder anders gesagt, dann kann ein Moslem (zum Beispiel, als Beispiel) dieses IST auch für sich beanspruchen, denn aus seinen Heiligen Texten geht das eindeutig hervor und dieses IST-Sein wird den Gläubigen hier sozusagen theologisch garantiert und natürlich auch begründet.
Das kommt mir gerecht vor. Aber mit Gerechtigkeit ein "IST" begründen (also so vom methodischen her)? Ich denke man muss hier sogar noch einmal unterscheiden. So wie Du das IST verstehst, ist es eine sagen wir mal "Idee", die dadurch definiert sei, dass sie nur aufrechterhalten werden kann durch jemanden der sie hat. - Ruth würde ich eher so verstehen, dass das IST völlig unabhängig vom Glaubenden ist. In diesem Sinne ist Gott selbständig.

(Im übrigen halte ich jede Weltreligion, aus ihrem Selbstverständnis heraus, für gerechtfertigt. Das ist sozusagen der Finger, der, für die Anhänger der jeweiligen Religion, auf Gott zeigt, für jeden Menschen seines, also seines Glaubens ist Gott immer ein IST.)
Zustimmung. Auch wenn ich hier noch einen anderen Gedanken habe:
Religionen sehe ich eher als Konzepte von gut und böse, bzw. was als moralischer Wert hochgeschätzt wird. Da sie damit Gott beschreiben, ist der Ansatz m.E. sogar "konstruktivistisch". Also einen mit Werten konstruierten Gott, der für diese Werte steht. Beobachtbar ist für mich allerdings (Empirie), wie die mit einer Religion sich verhalten. Also wie Werte realisiert werden und mit welchen Mitteln.
Und dann ist eine spezifische Religion (oder Konfession) für einen bestimmten Menschen die psychologisch angepasstere Lösung. Also manche brauchen einen strafenden Gott, weil sie klare Vorgaben brauchen und Strafen um in ihrem Leben moralische Werte überhaupt umsetzen zu können. Diesem gerade beschriebenen Typus von Mensch würde ich jetzt nun nicht den Buddhismus empfehlen. Das kann bei dem nicht wirken. Denn der Typus ist "kein Alpha-Tier" und braucht sichere Anweisungen. Der Buddhismus wiederum ist "do-it-your-self-Psychologie" mit einem eigenen komplexen System von Fachwörtern um Sachverhalte zu erfassen. Das do-it-your-self würde unser Gamma-Tier aber total verwirren. Der möchte gehorchen. Und da ist eine antike Herrschervorstellung schon näher dran. Also als Theist stelle ich fest, dass Gott sich wahnsinnig anpassen muss. Das macht auch einen Teil aus warum es heißt der "unbekannte Gott".

Antworten