Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Säkularismus
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SilverBullet
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#91 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » So 14. Feb 2021, 18:41

Ruth hat geschrieben:Ich habe fertig gelesen :vertrag:
Mensch, das ist doch unglaublich! :-)

(ich schreibe dir morgen einen Kommentar - jetzt muss ich erst mal was lesen - "ja was könnte ich denn heute lesen, ach ja richtig...")

Ruth
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#92 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » So 14. Feb 2021, 18:44

SilverBullet hat geschrieben:
So 14. Feb 2021, 18:41
Ruth hat geschrieben:Ich habe fertig gelesen :vertrag:
Mensch, das ist doch unglaublich! :-)

(ich schreibe dir morgen einen Kommentar - jetzt muss ich erst mal was lesen - "ja was könnte ich denn heute lesen, ach ja richtig...")

Klar ... lass dich nicht von meinem Tempo irritieren und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Bedenke: ich habe es das zweite Mal gelesen, da geht das schneller ;)

Ruth
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#93 Das Buch "Die Hütte", von W.P.Young

Beitrag von Ruth » So 14. Feb 2021, 19:27

Ich nehme mir schon mal ein paar Punkte von dir vor, die dich angesprochen haben ....

SilverBullet hat geschrieben:
Sa 13. Feb 2021, 17:16
Fragestellung: "Ist Gott gemein, weil er Jesus hat opfern müssen, um zu vergeben?"
Antwort mit interresantem Perspektivwechsel: "Für Jesus war es nicht gemein."

Die Antwort zur Frage: warum Jesus sterben musste, habe ich auch besonders gesucht in den ganzen Gesprächen. Da kam heraus: Jesus musste es nicht, er wollte es.
Gefunden habe ich dazu etwas in diesen Abschnitten:
»Das habe ich nicht verstanden. Warum hat er …« »Um der Liebe willen. Er wählte den Weg des Kreuzes, bei dem, durch die Liebe motiviert, Gnade über Gerechtigkeit triumphiert. Wäre es dir lieber, er hätte Gerechtigkeit für alle gewählt? Willst du Gerechtigkeit,

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.209-210). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

du wolltest wissen, was Jesus am Kreuz vollbracht hat. Höre mir also jetzt gut zu: Durch seinen Tod und seine Auferstehung bin ich jetzt völlig mit der Welt ausgesöhnt.« »Mit der ganzen Welt? Du meinst mit jenen, die an dich glauben?« »Mit der ganzen Welt, Mackenzie. Aber ich sage dir, dass Aussöhnung keine Einbahnstraße ist. Meinen Teil habe ich getan, absolut, vollständig, für alle Zeiten. Es ist nicht das Wesen der Liebe, eine Beziehung zu erzwingen, aber es ist das Wesen der Liebe, den Weg zu bereiten.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.246). Ullstein eBooks. Kindle-Version.



SilverBullet hat geschrieben:
Sa 13. Feb 2021, 17:16
Gott macht sich auf Menschengestalt klein, um zu respektieren, um den Menschen entsprechend zu begegnen

Dazu der Vergleich mit dem Umgang mit einem Kind:

Wenn wir uns dafür entscheiden, auf dem Boden zu bleiben, statt zu fliegen, geschieht das, um eine Beziehung zu ermöglichen und diese zu ehren. Mackenzie, du selbst machst es genauso. Wenn du mit einem Kind spielst oder malst, tust du das nicht, um dem Kind deine Überlegenheit zu zeigen. Vielmehr entscheidest du dich, dich selbst zu begrenzen, um die Beziehung zu dem Kind zu ermöglichen und zu ehren. Aus Liebe zu dem Kind lässt du es sogar beim Spielen gewinnen. Es geht nicht um Gewinnen und Verlieren, sondern um Liebe und Respekt.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.133). Ullstein eBooks. Kindle-Version.



SilverBullet hat geschrieben:
Sa 13. Feb 2021, 17:16
Menschen verstricken sich in Hierarchien, Gott hat keine Hierarchie in sich, er liebt Menschen.
Das kam zu der Frage wer bei den Dreien denn das Sagen hätte. Alle haben das Sagen - keiner steht über dem Anderen. Gott will Beziehungen, keine Institutionen/Religion welche die einzelnenen in ein System pressen, um sie zu kontrollieren.

... ich erschaffe keine Institutionen. Das ist eine Beschäftigung jener Menschen, die gerne Gott spielen wollen. Ja, du hast recht, ich halte wirklich nicht viel von Religion.« Jetzt klang Jesus etwas sarkastisch. »Auch nicht von Politik und Ökonomie.« Jesu Gesicht verfinsterte sich. »Und warum auch? Das ist die von den Menschen selbst erschaffene Dreifaltigkeit des Schreckens, von der die Erde verwüstet wird und jene getäuscht werden, die mir am Herzen liegen.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.229). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Soweit erstmal, damit es nicht unübersichtlich wird.

SilverBullet
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#94 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Mo 15. Feb 2021, 12:46

Ruth hat geschrieben: Redest du mit mir ... oder .... ?...... *mich vorsichtig umgucke* ;)
Also, ich bin nur eine … und ich habe das ganz allein gelesen und geschrieben ... :engel:
"Sei still, du bist eine Göttin, basta!" :-)

(ich habe gerade wieder nachgesehen, ob ich das jetzt im "Bibelforum" schreibe :-))

Ruth hat geschrieben:Nachdem du das schon so gut hingekriegt hast mit dem ausbauen, kann ich nur noch staunend feststellen: es läuft perfekt, mit dem, was dieses kleine Zitat aus einem Buch bewirken kann. Ja, ich würde es so einordnen, dass ich es Gott zuschreibe.
Ja, wie gesagt, ich kann es nachvollziehen.

Ruth hat geschrieben:Es war für mich wie eine Reise in eine andere Welt ... zum zweiten Mal. Dieses Mal wurde ich auf ganz neue Weise angesprochen, und ich habe den Eindruck, das könnte noch einige Male mehr so geschehen, so randvoll mit Weisheiten für das Leben (einschl. das Vor- und Nachwort) empfinde ich dieses Buch.
Mich erinnert das Buch (aktuell schon mehr als die Hälfte) auch sehr an deine Haltung (so wie ich sie bisher in deinen Beiträgen nachlesen konnte).
Die Tendenz geht ganz klar "weg von Zwang", wodurch mir auch gleich schon die nächste Notiz einfällt, die ich mir aus dem Buch gemacht habe - sinngemäss: "wahre Liebe übt keinen Zwang aus".
So eine Aussage ("in echt") könnte schon mal die ein oder andere Bibelstelle "verändern".

Du schreibst, dass dein erstes Lesen des Buches 12 Jahre her ist, würdest du sagen, dass es das Buch war, das dich verändert hat, oder hast du darin eher Bestätigung gefunden?

Ruth hat geschrieben: Die Antwort zur Frage: warum Jesus sterben musste, habe ich auch besonders gesucht in den ganzen Gesprächen. Da kam heraus: Jesus musste es nicht, er wollte es.
Ich fand diesen Perspektivwechsel als Reaktion sehr interessant.
Man findet eigentlich keine wirkliche Rechtfertigung aber durch den Wechsel kann man zumindest eine Ausflucht, ein Ausweichen, vermeiden.
Ich kannte das nicht und deshalb ist es mir gleich aufgefallen.

Der Abschnitt mit dem "Aussöhnen" (du hast ihn auch gefunden) überzeugt mich nicht so wirklich.
Mir fällt dazu auf, dass das Buch insgesamt von einem anderen Effekt "lebt", dem "wirklichen Vorhandensein von Gott" und den konkreten Aussagen zur Einstellung von Gott und dem "Zweck von Menschen".
In der Fiktionswelt des Buches entsteht dadurch so viel "nicht weiter hinterfragbare Wahrheit", dass die "Versöhnungsgeste des Kreuztodes+Auferstehung" nicht mithalten kann.

Gäbe es tatsächlich einen Zugang, wie er im Buch beschrieben ist, dann wären solche dramatischen Gesten gar nicht notwendig (zumindest nicht für mich) und im Buch hat der Gott-Auftritt (bisher) auch nirgendwo eine bedrohliche Dramatik.

Aus meiner Sicht sind es zwei unterschiedliche Qualitäten - "Tod am Kreuz" kann nicht wirklich mithalten mit der bedingungslosen Freundlichkeit im Buch. Aus der ersten Geste ("Tod+Auferstehung") entnehme ich nicht direkt, dass hier "Liebe einen Weg aufzeigt".

Ruth hat geschrieben: Dazu der Vergleich mit dem Umgang mit einem Kind:
...
Ja, das ist in gewisser Weise schon einleuchtend, wenn es um die Frage nach den Fähigkeiten geht.
Auf der anderen Seite, wenn ich die Aufgabe habe einem Kind zu signalisieren, dass es bei mir keine Auflagen zu erfüllen hat, sondern einfach nur, weil es da ist, angenommen ist, dann versuche ich das Kindgerecht darzustellen und in dieser Hinsicht ist das Roman-Buch (aus meiner Sicht) besser geeignet, als die Szenen aus dem Neuen Testament.

Du merkst schon, so ein wenig lasse ich die Texte gerade "gegeneinander laufen" (was ich im Buch auch so ein wenig herauszulesen glaube - du schreibst unten von "keine Institutionen/Religion").

Ruth hat geschrieben: Das kam zu der Frage wer bei den Dreien denn das Sagen hätte. Alle haben das Sagen - keiner steht über dem Anderen. Gott will Beziehungen, keine Institutionen/Religion welche die einzelnenen in ein System pressen, um sie zu kontrollieren.
Genau und auch das Verhältnis zu Menschen soll nicht auf Hierarchie beruhen, sondern "ein Mensch hat den Zweck, geliebt zu werden".

Das finde ich sehr schön an dem Buch, wichtige elementare Fragestellungen werden aufgeworfen und dann aber erstaunlich elegant auf "Liebe/Beziehung" umgelegt.
Hierzu ist natürlich wieder die "Wirklichkeit im Buch" entscheidend, denn diese Reaktionen entspringen dort nicht einem besonderen Gläubigen, sondern der eigentlichen Quelle (Gott) und jegliches Zweifeln ist, allein schon durch das Stattfinden der Aussage, beendet.

Ein "Gramm dieser Gott-Reaktion" in unserer Wirklichkeit und die ganzen "Tonnen an religiöser Theorie" wären vom Tisch.

Was denkst du, hätte dieses Buch auch vor Jahrzehnten so erscheinen können, oder wäre es übel ausgegangen, sich ein derartiges "Bild von Gott" zu machen (Motto: "du sollst dir kein Bildnis...")?

Tree of life
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#95 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Tree of life » Mo 15. Feb 2021, 12:54

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46

Aus meiner Sicht sind es zwei unterschiedliche Qualitäten - "Tod am Kreuz" kann nicht wirklich mithalten mit der bedingungslosen Freundlichkeit im Buch. Aus der ersten Geste ("Tod+Auferstehung") entnehme ich nicht direkt, dass hier "Liebe einen Weg aufzeigt".
Ich misch mich mal nur kurz ein:
Wenn man Jesus nicht als Person sieht, sondern ihn als Wahrheit und Leben betrachtet, ergibt die Kreuzigung einen Sinn, aber das ist ein eigenes Kapitel.
Die Wahrheit und das Leben ist nicht besiegbar durch töten (Versuch zu vernichten)! Sie wird immer wieder auferstehn...und leben

Ruth
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#96 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » Mo 15. Feb 2021, 14:40

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46
"Sei still, du bist eine Göttin, basta!"

Sorry, das ist wahrscheinlich nett gemeint …. aber ich kann damit nicht gut umgehen … solche und ähnliche persönliche Aussagen sind mir eher unheimlich, als dass ich darin etwas finden kann :oops:

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46
(ich habe gerade wieder nachgesehen, ob ich das jetzt im "Bibelforum" schreibe :))

Ist klar ….. eine menschliche Göttin im Bibelforum geht gar nicht :crazzyy:

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46
Du schreibst, dass dein erstes Lesen des Buches 12 Jahre her ist, würdest du sagen, dass es das Buch war, das dich verändert hat, oder hast du darin eher Bestätigung gefunden?

Zu dem Zeitpunkt war ich mittendrin in der Veränderungsphase, noch stark auf der Suche nach Bestätigung und Weiterführung. Das Buch hat mir dann von beidem etwas geben können.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46

Gäbe es tatsächlich einen Zugang, wie er im Buch beschrieben ist, dann wären solche dramatischen Gesten gar nicht notwendig (zumindest nicht für mich) und im Buch hat der Gott-Auftritt (bisher) auch nirgendwo eine bedrohliche Dramatik.

Aus meiner Sicht sind es zwei unterschiedliche Qualitäten - "Tod am Kreuz" kann nicht wirklich mithalten mit der bedingungslosen Freundlichkeit im Buch. Aus der ersten Geste ("Tod+Auferstehung") entnehme ich nicht direkt, dass hier "Liebe einen Weg aufzeigt".

Tree of life hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:54
Wenn man Jesus nicht als Person sieht, sondern ihn als Wahrheit und Leben betrachtet, ergibt die Kreuzigung einen Sinn, aber das ist ein eigenes Kapitel.
Die Wahrheit und das Leben ist nicht besiegbar durch töten (Versuch zu vernichten)! Sie wird immer wieder auferstehn...und leben

Das ist ja auch der Kernpunkt der christlichen Lehre, an dem man sich stößt und darüber diskutiert ... ohne eine wirklich befriedigende Antwort dafür zu finden. Da muss wohl jeder für sich selbst auf die Suche gehen und entscheiden, was für *mich* am ehesten möglich erscheint.

Ich habe da schon länger eine ganz eigene Antwort gefunden. Das ist allerdings eine längere Geschichte. Damit das hier nicht ausufert,verlinke ich hier mal einen Blogeintrag zu dem Thema von mir ... der allerdings schon 10 Jahre alt ist, aber den Kern meiner eigenen Theorie zurm Kreuzestod aufzeigt:
"Opfertheologien hinterfragt"

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46

Das finde ich sehr schön an dem Buch, wichtige elementare Fragestellungen werden aufgeworfen und dann aber erstaunlich elegant auf "Liebe/Beziehung" umgelegt.
Hierzu ist natürlich wieder die "Wirklichkeit im Buch" entscheidend, denn diese Reaktionen entspringen dort nicht einem besonderen Gläubigen, sondern der eigentlichen Quelle (Gott) und jegliches Zweifeln ist, allein schon durch das Stattfinden der Aussage, beendet.

Ein "Gramm dieser Gott-Reaktion" in unserer Wirklichkeit und die ganzen "Tonnen an religiöser Theorie" wären vom Tisch.

Man merkt bei dem Buch natürlich, dass es von (mehreren) Theologen geprägt wurde. Im „Nachwort“ wird berichtet, dass der Autor es von einigen Theologen und Freunden beurteilen ließ, und entsprechend verändert hat.

Das baut dann grundsätzlich besonders auf diese Kreuzestheologie und der Dreieinigkeit. Das ist natürlich auch nicht das, was ich jetzt bestätigen würde. Finde allerdings wieder neu interessant, wie man auf immer neue Erklärungen kommt zu einem Geschehen, zu dem es eigentlich keine eindeutige Erklärung gibt.

Zumindest gibt es in diesem Buch so viele Anstöße zu neuen Wegen, dass ich finde, man kann das altbekannte einfach stehen lassen und sich mehr auf das Interessante konzentrieren.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 12:46
Was denkst du, hätte dieses Buch auch vor Jahrzehnten so erscheinen können, oder wäre es übel ausgegangen, sich ein derartiges "Bild von Gott" zu machen (Motto: "du sollst dir kein Bildnis...")?

Ich denke, vor Jahrzehnten wäre es wahrscheinlich von den Christen boykottiert worden. Aber auch jetzt, seit es erschienen ist, gibt es noch eine ganze Menge christlich geprägter Menschen und Gruppen, die dieses Buch verteufeln. Ich meine sogargelesen zu haben, dass es ein „Gegen-Buch“ zu diesem gibt, und auch eines, das noch mal genau erklärt, wie man es zu lesen hat, damit es nicht der christlichen Lehre in die Quere kommt. Ich habe diese Bücher allerdings nicht gelesen, dafür war mir die Geschichte viel zu wertvoll, als dass ich mich mit Gegenargumenten befassen wollte.

Ruth
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#97 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » Mo 15. Feb 2021, 16:56

Hier mal noch etwas aus dem Buch, an das ich gerade im Gespräch mit jemandem erinnert wurde ...

»Wenn ich bei dir verweile, so geschieht das in der Gegenwart – ich lebe in der Gegenwart. Nicht in der Vergangenheit, obwohl man viel lernen kann, wenn man zurückschaut. Doch das sollten immer nur kurze Besuche sein, keine ausgedehnten Aufenthalte. Und ganz bestimmt lebe ich nicht in der Zukunft, die du dir vorstellst oder ausmalst. Mack, bist du dir darüber im Klaren, dass ich in deinem Bild von der Zukunft, das fast immer von Ängsten diktiert ist, gar nicht vorkomme, oder wenn, dann nur sehr selten?«
...................
..................
»Es ist ein verzweifelter Versuch, etwas zu kontrollieren, über das du keine Kontrolle hast. Es ist unmöglich für dich, Macht über die Zukunft zu erlangen, weil die Zukunft überhaupt nicht real existiert und auch niemals existieren wird. Du versuchst, Gott zu spielen, indem du dir vorstellst, das von dir gefürchtete Böse könnte Realität werden, und dann Pläne schmiedest, um das, wovor du dich fürchtest, zu verhindern und dich gegen alle Eventualitäten abzusichern.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.1179 + 180). Ullstein eBooks. Kindle-Version.


Hier wird zwar mehr über die Zukunftsängste geredet, aber es gilt auch für die Vergangenheit. Das Nachdenken über die Vergangenheit kann zur ängstlichen Sorge über die Zukunft verleiten, indem sich in Gedanken über das, was alles passieren könnte, etwas aufbaut, was überhaupt nicht existiert.

Es gab da einen Spruch, der mir früher oft begegnete:
Gestern ist vorbei, Morgen ist noch nicht da, und heute ist Gott bei dir.

Jemand hat mal gesagt, dass die Ewigkeit nur in der Gegenwart erkennbar ist ...- sogar aus der Gegenwart heraus wächst . Es ist das, was ist, nicht das, was vorbei ist oder nur in den Gedanken über die Zukunft existiert.

Ruth
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#98 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » Mo 15. Feb 2021, 17:13

.... und noch über das Gericht und das Richten:

Aber nicht du stehst hier vor Gericht.« Mack atmete erleichtert auf. »Du bist der Richter!« Sein Magen krampfte sich wieder zusammen, als ihm bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte. Er starrte auf den leeren Stuhl, der ihn erwartete. »Was? Ich? Nein, danke. Ich bin als Richter völlig ungeeignet.« »Oh, das stimmt nicht«, kam die rasche Erwiderung, ganz ohne Sarkasmus. »Du hast bereits in der kurzen Zeit, die wir zusammen verbracht haben, unter Beweis gestellt, wie gut du dich für diese Aufgabe eignest. Und im Lauf deines Lebens hast du schon viele Urteile über andere gefällt.
Du hast über die Handlungen und sogar die Motive vieler Menschen geurteilt, als würdest du die jeweilige Wahrheit ganz genau kennen. Du hast anhand von Hautfarbe, Körpersprache und Körpergeruch geurteilt. Du hast über den Zustand und die Geschichte zwischenmenschlicher Beziehungen geurteilt. Du hast sogar den Wert von Menschen entsprechend deinen Vorstellungen von Schönheit beurteilt.

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.201-202). Ullstein eBooks. Kindle-Version.
»Mackenzie, zu urteilen bedeutet nicht, zu zerstören, sondern Dinge in Ordnung zu bringen.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.215). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Leute, welche gerne die Hölle predigen, um zu demonstrieren, dass sie selbst in den Himmel kommen, sprechen gerne vom Gericht. Wenn man auf die Empfehlung von Jesus hinweist, nicht zu richten, um nicht selbst (nach dem eigenen Maßstab) gerichtet zu werden, wird meistens gesagt, dass dieses doch kein richten sei.
Ich glaube auch, dass das Gericht, was Gott letztlich an den Menschen vollzieht eher ein zurechtrichten ist, ein entwirren der vielen Knoten und Verschlingungen unseres Lebens, welche uns unfrei machen.

»Du musst zwei deiner Kinder auswählen, die dann die Ewigkeit in Gottes neuem Himmel und auf seiner neuen Erde verbringen dürfen. Aber nur zwei.« »Was?«, brach es aus ihm heraus, und er starrte sie ungläubig an. »Und du musst von deinen Kindern drei auswählen, die dann die Ewigkeit in der Hölle verbringen werden.« Mack konnte nicht glauben, was er da hörte, und geriet in Panik. »Mackenzie.« Ihre Stimme klang nun wieder so ruhig und wundervoll wie in dem Moment, als er sie zum ersten Mal gehört hatte. »Ich bitte dich lediglich darum, etwas zu tun, von dem du glaubst, dass Gott es auch tut. Er kennt jeden Menschen, der jemals gelebt hat, und er kennt sie alle viel, viel besser und genauer, als du deine Kinder je kennen wirst. Er liebt alle seine Söhne und Töchter so, wie sie sind. Du glaubst, er würde einige von ihnen zu einem Leben in der Hölle und unter ewiger Folter verdammen, getrennt von seiner Gegenwart und Liebe. Ist es nicht das, was du glaubst?«

..............
..............

Kann ich es für sie tun?« Er sank vor ihr auf die Knie, weinend und bettelnd. »Bitte, lass mich anstelle meiner Kinder gehen, bitte, ich würde es gern tun … Bitte, ich flehe dich an. Bitte … bitte …«

......................
......................
Du hast das Urteil gefällt, dass deine Kinder es wert sind, von dir geliebt zu werden, und du warst bereit, für diese Liebe alles aufzugeben. Das ist die Art, wie Jesus liebt.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.206-208). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Das Urteil Gottes lautet: Liebe!

SilverBullet
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#99 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Mo 15. Feb 2021, 18:37

Ruth hat geschrieben:Sorry, das ist wahrscheinlich nett gemeint …. aber ich kann damit nicht gut umgehen … solche und ähnliche persönliche Aussagen sind mir eher unheimlich, als dass ich darin etwas finden kann
Genau, es war nur nett gemeint - kein Problem, das kann verschwinden.

Ruth hat geschrieben:Zu dem Zeitpunkt war ich mittendrin in der Veränderungsphase, noch stark auf der Suche nach Bestätigung und Weiterführung. Das Buch hat mir dann von beidem etwas geben können.
Das kann ich mehr sehr gut vorstellen.

Ruth hat geschrieben:Das ist ja auch der Kernpunkt der christlichen Lehre, an dem man sich stößt und darüber diskutiert ... ohne eine wirklich befriedigende Antwort dafür zu finden. Da muss wohl jeder für sich selbst auf die Suche gehen und entscheiden, was für *mich* am ehesten möglich erscheint.
Interessanterweise bin ich am Anfang ganz anders damit umgegangen.
Ich war bestimmt sehr jung und hatte die Jesus-Geschichten gehört, von der Kreuzigung und vom leeren Grab.
Mit Auferstehung hatte ich eher keinen Kontakt.
Ich erinnere mich noch daran, einen "Jesus"-Film gesehen zu haben, an dessen Ende das Grab leer war - mehr wurde im Film nicht gezeigt.

Für mich war das ein vollkommen passendes Ende, wodurch sich folgender (aus meiner Sicht) stimmiger Eindruck ergab:
"Jesus" hat als guter Mensch sehr zurückhaltend und vorsichtig agiert, keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Er hat viel Gutes bewirkt und wollte eine gute Botschaft vermitteln.
Es baute sich Widerstand gegen ihn auf, er wurde übel zu- und hingerichtet.
Wieder hat er sich bei all dem nicht gewehrt, keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Am Ende wurde er in ein Grab gelegt und das Grab war irgendwann leer -> keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Die ganze Geschichte hatte für mich eine durchgehend stimmige Sanftheit und Zurückhaltung.

Ich habe es so verstanden, dass von Gott aus, über "Jesus" der Versuch einer Botschaft unternommen wurde, dieses wurde abgelehnt und ohne viel Aufsehen, erfolgte ein Rückzug, ein Verschwinden.

Als ich dann irgendwann mit "der Auferstehung" konfrontiert wurde, war das für mich eine "aufgesetzte Idee", mit der ich eher nichts anfangen konnte.

Es mag der Kernpunkt der christlichen Lehre sein, aber dann wohl eher nicht für mich und so hätte ich es diesem Buch auch nicht übel genommen, wenn dieser Punkt radikal geändert worden wäre.
Unter dem Gesichtspunkt einer kompromisslosen Liebe/Beziehung finde ich den "Jesus"-Kontakt-Versuch weitaus wichtiger, als diese ShowDown-Geste am Ende mit dem erneuten Auftauchen ("Zaubertrick").
Das "göttliche Eingreifen des schlichten Verschwindens", am besten noch so, dass niemand das leere Grab bemerkt, wäre für mich vollständig in Ordnung gegangen.

Ruth hat geschrieben:Zumindest gibt es in diesem Buch so viele Anstöße zu neuen Wegen, dass ich finde, man kann das altbekannte einfach stehen lassen und sich mehr auf das Interessante konzentrieren.
Richtig, es ist eine erstaunliche Perspektive.

Ruth hat geschrieben:Ich denke, vor Jahrzehnten wäre es wahrscheinlich von den Christen boykottiert worden. Aber auch jetzt, seit es erschienen ist, gibt es noch eine ganze Menge christlich geprägter Menschen und Gruppen, die dieses Buch verteufeln. Ich meine sogargelesen zu haben, dass es ein „Gegen-Buch“ zu diesem gibt, und auch eines, das noch mal genau erklärt, wie man es zu lesen hat, damit es nicht der christlichen Lehre in die Quere kommt. Ich habe diese Bücher allerdings nicht gelesen, dafür war mir die Geschichte viel zu wertvoll, als dass ich mich mit Gegenargumenten befassen wollte.
Ich denke auch, dass es für viele eine "zu konkrete" Darstellung war/ist - vielleicht, weil man die eigenen Ansichten nicht bestätigt findet - gerade wenn man die Bibel "hochhalten" möchte.

Ruth hat geschrieben:Das Nachdenken über die Vergangenheit kann zur ängstlichen Sorge über die Zukunft verleiten, indem sich in Gedanken über das, was alles passieren könnte, etwas aufbaut, was überhaupt nicht existiert.

Es gab da einen Spruch, der mir früher oft begegnete:
Gestern ist vorbei, Morgen ist noch nicht da, und heute ist Gott bei dir.
Wir haben das ja schon einmal angesprochen.
Im Buch finde ich dieses "Verlasst euch nur auf mich und lasst eure Unabhängigkeit hinter euch" sehr stimmig, weil es dort Gott selbst sagt und damit eine klare Korrektheit vorliegt.
In unserer Wirklichkeit kommt diese Aussage aber nicht von Gott ("direkt") und schon ist es nicht mehr so eindeutig.

Ein Komplettabschalten des Nachdenkens über die Vergangenheit ist aus meinem Weltbild absolut nicht zu empfehlen, denn für mich handelt es sich um Disharmonien in den Gehirnabläufen, die unbedingt verarbeitet werden müssen.
Klar, Übertreibungen sind dann wieder in die andere Richtung schädlich.

Ruth hat geschrieben:Leute, welche gerne die Hölle predigen, um zu demonstrieren, dass sie selbst in den Himmel kommen, sprechen gerne vom Gericht. Wenn man auf die Empfehlung von Jesus hinweist, nicht zu richten, um nicht selbst (nach dem eigenen Maßstab) gerichtet zu werden, wird meistens gesagt, dass dieses doch kein richten sei.
Das mit "dem Gericht" fand ich auch eine sehr erstaunliche Szene, bei der mehr die Einsicht des Menschen gesucht wird, dass es nicht anders hat laufen können und man nicht über andere richten soll.
Im Sinne des Buches: das Richten stört die Ausrichtung auf Liebe/Beziehung.

Du sagst des mit den Worten - Zitat-Ruth:
Das Urteil Gottes lautet: Liebe!

Ruth
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#100 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » Di 16. Feb 2021, 13:51

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 18:37
Ich war bestimmt sehr jung und hatte die Jesus-Geschichten gehört, von der Kreuzigung und vom leeren Grab.
Mit Auferstehung hatte ich eher keinen Kontakt.
Ich erinnere mich noch daran, einen "Jesus"-Film gesehen zu haben, an dessen Ende das Grab leer war - mehr wurde im Film nicht gezeigt.

Für mich war das ein vollkommen passendes Ende, wodurch sich folgender (aus meiner Sicht) stimmiger Eindruck ergab
In der Geschichte von Jesus, bis zur Kreuzigung und dem danach kann man auch sehr viel von Jesus finden, stimmig zu dem, was über seine Aussagen geschrieben wird. Nur hat die christliche Botschaft das Leben und Sterben von Jesus so ziemlich in den Hintergrund gerückt, außer dass man angebliche Gebote in seinen Reden hervorhebt....indem man dann als Hauptmerkmal die Kreuzigung und Auferstehung festgemeißelt hat. Man hat dann quasi das "Drumherum" der Botschaft angepasst: zB, dass Jesus unbedingt auch Gott sein musste, weil sonst sein Tod nicht genügend Wirksamkeit haben kann. Und darum muß man also auch alles so lassen wie es vorgegeben ist, weil sonst das ganze Glaubensgebäude zusammenfällt.

Für mich war ein markanter Punkt (von vielen) des Umdenkens, als jemand in einem christlichen Forum ein Video verlinkt hat, wo eine Religion vor der Zeit von Jesus ganz ähnlich klang, wie die christliche Religion. (das Video wurde schnell wieder gelöscht in dem Forum) Für mich war das zunächst einmal ein Schlag ins Gesicht, dass ich mich fragte, was denn an dem, was ich glaubte, überhaupt noch tragfähig sei. Eine kurze Zeit war ich dann sowas wie im Niemannsland der Religionen. Bis ich dann gegeneinander abgewogen habe, was ich nur erlernt habe, gegen das, was ich wirklich erfahren habe mit Gott. Und das ist jetzt tragfähiger als die ganzen niedergeschriebenen Vorgaben von Christen, weil es mich persönlich getroffen hat, nicht nur meinen Kopf, wo es so oder so gelaufen sein muss, damit es tragfähig ist.

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