Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Säkularismus
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SilverBullet
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#101 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Mi 17. Feb 2021, 12:34

Ruth hat geschrieben:In der Geschichte von Jesus, bis zur Kreuzigung und dem danach kann man auch sehr viel von Jesus finden, stimmig zu dem, was über seine Aussagen geschrieben wird. Nur hat die christliche Botschaft das Leben und Sterben von Jesus so ziemlich in den Hintergrund gerückt, außer dass man angebliche Gebote in seinen Reden hervorhebt....indem man dann als Hauptmerkmal die Kreuzigung und Auferstehung festgemeißelt hat. Man hat dann quasi das "Drumherum" der Botschaft angepasst: zB, dass Jesus unbedingt auch Gott sein musste, weil sonst sein Tod nicht genügend Wirksamkeit haben kann. Und darum muß man also auch alles so lassen wie es vorgegeben ist, weil sonst das ganze Glaubensgebäude zusammenfällt.
Das könnte so in etwa die Essenz sein, durch die ich den Zugang mehr und mehr verloren habe.
Meine Variante, also das, was ich in frühen Jahren kennengelernt hatte, was mir wichtig war, kam irgendwie nicht mehr so wirklich vor und wurde dominant "zugepflastert".
Wenn von Zeit zu Zeit dann doch wieder Andeutungen in Richtung "bedingungslos gute Jesus-Einstellung" aufblitzten, dann kam mir das wie eine gewisse Scheinheiligkeit vor.

Ruth hat geschrieben:Für mich war das zunächst einmal ein Schlag ins Gesicht, dass ich mich fragte, was denn an dem, was ich glaubte, überhaupt noch tragfähig sei.
Genau, da passt etwas nicht wirklich zusammen, ein neuer, eher ungünstiger Blickwinkel taucht auf.

---

Man glaubt es kaum aber ich habe das Lesen des Buches "Die Hütte" abgeschlossen und es hat mir gut gefallen.
Es war kein Problem, mich auf die Fiktion einzulassen und irgendwie war es beeindruckend vor eine Situation mit direktem Gottes-Kontakt und direkten Gottes-Aussagen gestellt zu werden (Anzweifeln funktioniert dann nicht mehr so wirklich).

Ich habe auch wieder ein paar Punkte gesammelt, wobei wir bestimmt den einen oder anderen schon angesprochen haben:
(wenn wir einen/mehrere davon besprechen, kann ich gerne darlegen, warum er mir aufgefallen ist)

  • keine Freiheit in der Liebe Gottes, wenn man eingebildete Ängste hat.
  • Gott greift nicht ein, weil dies keine aufrichtige Liebe wäre.
  • Die Frau war von Anfang an im Mann versteckt, so dass sich aus "Frau kommt aus Mann" und dann "Mann kommt aus Frau" eine Art Beziehungskreis ergibt.
  • Menschen sollen Unabhängigkeit (von Gott) aufgeben
  • Kinder, die sich schlecht verhalten, werden dennoch geliebt.
  • Gericht: wenn wir lieben, können wir nicht richten
  • Wahrhaft Menschlich-Sein bedeutet Gott zu folgen.
  • Menschen können "die Kirche" nicht aufbauen
  • Es ist nicht einfach, jemanden zu retten, der nicht vertraut.
  • Durch seine Allwissenheit hat Gott beliebige "Geduld"
  • Wahre Liebe übt keinen Zwang aus.
  • Gefühle sind die Farben der Seele.
  • Leid hätte durch Nicht-Erschaffen der Welt verhindert werden können.
  • Das Meiste in uns wird während der Kindheit angelegt.

Ruth
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#102 Das Buch: "Die Hütte" von W.P.Young

Beitrag von Ruth » Mi 17. Feb 2021, 12:40

»Mack, wenn etwas eine Rolle spielt, dann spielt alles eine Rolle. Weil du wichtig bist, ist alles, was du tust, wichtig. Jedes Mal wenn du vergibst, verändert sich das Universum. Jedes Mal wenn du anderen Menschen die Hand reichst und dich ihnen öffnest, verändert sich die Welt. Durch jede liebevolle und mitfühlende Handlung werden meine Absichten erfüllt, und nichts wird mehr sein wie vorher.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.301). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

Diese Aussage von Gott in dem Buch hat mich an den Ausspruch von Jesus in Matthäus 25,40

Matthäus 25,40 hat geschrieben: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Ein Antrieb für jene, die gerne "die Welt verändern" möchten, aber resignieren, wenn sie das Ergebnis ihrer Bemühungen sehen. Auch Jesus sagt, dass alles, was man FÜR den Nächsten tut, nicht sinnlos ist, sondern Früchte trägt, und ein stückweit die Welt verändert, in dem Rahmen, der *mir* zur Verfügung steht.

Ruth
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#103 Das Buch: "Die Hütte" von W.P.Young

Beitrag von Ruth » Mi 17. Feb 2021, 15:07

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Feb 2021, 12:34
Die Frau war von Anfang an im Mann versteckt, so dass sich aus "Frau kommt aus Mann" und dann "Mann kommt aus Frau" eine Art Beziehungskreis ergibt.
:o .... wo hast du das denn gelesen? An solchen Text kann ich mich gar nicht erinnern. Aber wahrscheinlich habe ich den Text einfach nur anders interpretiert als du. ;)

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Feb 2021, 12:34
Leid hätte durch Nicht-Erschaffen der Welt verhindert werden können.
Dazu habe ich diesen Abschnitt markiert ...

»Außerdem«, unterbrach sie ihn, »solltest du nicht vergessen, dass ihr inmitten all eurer Leiden und Schmerzen von Schönheit umgeben seid, dem Wunder der Schöpfung, eurer Musik und Kultur, von Lachen und Liebe, von Hoffnung und frohen Festen, von neuem Leben und Transformation, von Aussöhnung und Vergebung. Auch sie sind Resultate eurer Entscheidungen, und es kommt auf jede eurer Entscheidungen an, sogar auf die heimlichen. Welche eurer Entscheidungen sollten wir also rückgängig machen, Mackenzie? Vielleicht hätte ich diese Schöpfung niemals erschaffen sollen? Vielleicht hätte ich Adam aufhalten sollen, ehe er sich für die Unabhängigkeit entschied? Was ist mit deiner Entscheidung, noch eine Tochter zu bekommen, oder mit der Entscheidung deines Vaters, seinen Sohn zu prügeln? Du forderst deine Unabhängigkeit, aber dann beklagst du dich darüber, dass ich, weil ich dich so sehr liebe, sie dir tatsächlich gewähre.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.244). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

************************

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Feb 2021, 12:34
Menschen sollen Unabhängigkeit (von Gott) aufgeben

Ich habe auch schon länger gemerkt, dass es bei den Geboten, die (angeblich) von Gott kommen, nicht darum geht, sich ein Leben mit Gott (im Himmel) zu verdienen, sondern es bedeutet ganz einfach, du darfst leben.....entspannt MIT Gott ... dann musst du nicht mehr verbissen versuchen, den Geboten gerecht zu werden... oder dich durch Leistungen zu beweisen.

Im Buch habe ich dazu diesen Abschnitt markiert....

»Nur wenn du versuchst, ganz von dieser Welt zu sein und unabhängig von mir zu leben. Verantwortlichkeiten und festgelegte Erwartungen sind die Grundlagen für Schuldgefühle, Scham und Verurteilungen, und sie erzeugen ein System, in dem Leistung zum einzigen Kriterium für Identität und Ansehen wird. Du weißt selbst nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn man nicht die Erwartungen eines anderen erfüllt.«
.............
...............
ich habe niemals irgendetwas von dir oder einem anderen Menschen erwartet. Hinter Erwartungen steht die Vorstellung, dass jemand die Zukunft nicht kennt und versucht, das Verhalten anderer zu kontrollieren, um die von ihm gewünschten Resultate zu erzielen. Die Menschen versuchen, das Verhalten anderer überwiegend durch Erwartungen zu kontrollieren. Ich aber kenne euch und weiß alles über euch. Warum sollte ich etwas anderes erwarten als das, was ich bereits weiß?

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.264). Ullstein eBooks. Kindle-Version.
Zuletzt geändert von Ruth am Mi 17. Feb 2021, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.

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#104 Das Buch: "Die Hütte" von W.P.Young

Beitrag von Ruth » Mi 17. Feb 2021, 15:36

Zum beliebten Thema: warum lässt Gott das Leid zu:

»Mack, dass ich in der Lage bin, sogar aus entsetzlichen Tragödien noch unglaublich viel Gutes entstehen zu lassen, bedeutet nicht, dass ich die Tragödien orchestriere. Wenn ich sie für meine Zwecke nutze, heißt das auf keinen Fall, dass ich die Tragödien erschaffe oder sie benötige, um meine Absichten zu verfolgen. Wenn du das denkst, hast du ein völlig falsches Bild von mir. Für die Gnade ist es nicht erforderlich, dass Leid existiert, aber dort, wo Leiden ist, wirst du immer auch die Gnade finden, in vielen Facetten und Farben.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.237). Ullstein eBooks. Kindle-Version

Ist auch ein Punkt, den ich schon länger betone. Gott schafft nicht das Leid, aber er benutzt es, um zu einem guten Ziel zu gelangen. Die "Gnade" ist dann darin zu finden, dass Gott eben NICHT sagt: selbst Schuld, du wolltest es nicht anders .... so wie manche Gläubigen es oft (ein bisschen frommer ausgedrückt) verkündigen, indem sie mehr von einer ewigen Strafe reden, als der Möglichkeit, MIT Gott einen guten Weg zu finden, auch aus schlimmen Situationen heraus.

Ruth
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#105 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Ruth » Mi 17. Feb 2021, 16:26

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 17. Feb 2021, 12:34
Man glaubt es kaum aber ich habe das Lesen des Buches "Die Hütte" abgeschlossen und es hat mir gut gefallen.
Es war kein Problem, mich auf die Fiktion einzulassen und irgendwie war es beeindruckend vor eine Situation mit direktem Gottes-Kontakt und direkten Gottes-Aussagen gestellt zu werden (Anzweifeln funktioniert dann nicht mehr so wirklich).

Als ich damals das Buch zum ersten Mal las, erinnerte diese Geschichte am Anfang an eine Episode ein paar Jahre davor. Ich habe zu dem Zeitpunkt Tageszeitungen ausgetragen, jede Nacht, etwa zwischen 2:00 und 6:00 Uhr. Wenn das Wetter schön und vor allem trocken war, fand ich diesen Job toll. Mein Bezirk lag ein bisschen ländlich, ich hatte oft das Gefühl, die Welt (der Bereich, in dem ich mich gerade befand) gehörte mir alleine, und ich kannte jedes Haus, die Namen vieler Bewohner, es war ruhig und friedlich.
Wenn das Wetter allerdings nicht so schön war, vor allem auch noch feucht oder gar nass, dann wäre ich manchmal lieber in meinem warmen Bett geblieben.
In solch einer regennassen Nacht bereitete ich mich gerade vor, zur Arbeit zu gehen, als ich vorher noch kurz auf dem Klo einen Artikel aus einer Zeitschrift las (Lydia).

Dort wurde eine (angeblich wahre) Geschichte von einer Frau, so um die 1950er Jahre, erzählt, die von einer längeren Reise spätabends nach Hause durch einen Wald nach Hause gehen musste. Das Wetter war stürmisch, naß und nicht sehr gemütlich. Sie sagte zu Gott: ich habe Angst ... bring mich bitte nach Hause.
Sie ging los, und als sie in den Wald kam ließ der Regen nach, die Wolken verzogen sich und der Mond kam heraus und beleuchtete die Umgebung. Es wurde milder, und ein laues Lüftchen wehte, man sah die ersten Frühlingsblumen, Krokusse und Buschwindröschen im Schein des Mondes ... und leichtfüßig ging die Frau dankbar durch den Wald, summte sogar ein Liedchen vor sich hin.
Dann kam sie an den Waldrand, sah von Weitem ihr zu Hause und war lief glücklich etwas schneller, bis sie an die Tür klopfte. Ihre Schwester, welche die Türe vorsichtig öffnete, stieß einen Schrei aus: "Was? Wie hast du diesen Weg geschafft?". Sie öffnete die Türe etwas weiter, wobei ein Sturmstoß ihr die Türe fast aus der Hand riß. Die Schwester zog schnell die Frau ins Haus. Dort sagte sie, dass das Unwetter die ganze Zeit nicht aufgehört hatte, und sie dehalb gedacht haben, die Frau würde irgendwo anders unterschlüpfen, wegen dem Unwetter.

Für mich wirkte in dem Moment diese Geschichte so, als wenn ich mich selbst in der Geschichte befand. Ich dankte Gott und sagte: Ja, kein Unwetter kann mir irgendetwas anhaben... sei bitte einfach bei mir.
Bei mir hörte das Unwetter in der Nacht nicht auf ... aber ich hatte irgendwie das Gefühl, mich unter dem Schirm Gottes zu befinden. Ich merkte kaum, wie unangenehm der Sturm und die Feuchtigkeit war.

.... an diese Geschichte erinnerte mich dann die Geschichte mit der Hütte, als Mack sich umdrehte, und auf einmal eine veränderte Welt vorfand. Ich dachte, das sei eine wahre Geschichte, und lebte so richtig darin, während ich es las. Als dann am Ende raus kam, dass die Geschichte nur fiktiv ist, war ich zuerst enttäuscht. Aber dann erging es mir genauso, wie bei dem Film, den ich oben beschrieb. Ich erkannte, dass das Geschehen im Buch viele gute neue Impulse geschaffen haben für mich. Ich merkte, dass Gott mir damit eine Botschaft gesandt hat, die für mein Leben mit Gott prägend sein konnte. So dass der eigentliche Hintergrund der Geschichte nicht mehr maßgebend war, für den Wert, den er für mich hatte.

SilverBullet
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#106 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Do 18. Feb 2021, 14:14

Ruth hat geschrieben: :o .... wo hast du das denn gelesen? An solchen Text kann ich mich gar nicht erinnern. Aber wahrscheinlich habe ich den Text einfach nur anders interpretiert als du. ;)
Ich habe das aus einer Sequenz, als "Jesus" über die Frauen spricht. Es geht darum, dass sich die Frauen von Gott abgewandt und einer anderen Beziehung zugewandt haben.
Darin geht es auch darum, dass Mann und Frau gleichberechtigt sein sollen.
In diesem Zusammenhang wird letztlich von dem "Beziehungskreis" gesprochen, dass die Frau von Anfang verborgen war.

Vom ersten Tag an verbargen wir die Frau im Mann, damit wir sie zum rechte Zeitpunkt aus ihm hervorholen konnten.
...
So erschufen wir einen Beziehungskreis wie unseren eigenen, aber für die Menschen. Sie, aus ihm, und seither werden alle Männer, mich eingeschlossen, durch sie geboren...

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.187-188).


Ruth hat geschrieben:Ich habe auch schon länger gemerkt, dass es bei den Geboten, die (angeblich) von Gott kommen, nicht darum geht, sich ein Leben mit Gott (im Himmel) zu verdienen, sondern es bedeutet ganz einfach, du darfst leben.....entspannt MIT Gott ... dann musst du nicht mehr verbissen versuchen, den Geboten gerecht zu werden... oder dich durch Leistungen zu beweisen.
In Bezug auf die "Unabhängigkeit" ging es (aus meiner Sicht) nicht nur um das Verständnis von Religionsregeln, sondern um deutlich mehr.
Es geht um die Unterscheidung von "Gut und Böse", um "das Richten", um "das Selbstständig-Sein".
Es wird im Buch immer wieder angesprochen und jedes mal hatte ich den Eindruck, dass es um so eine Art "Trichterblick/Tunnelblick", das "Einlassen auf ein Unvermögen" quasi "Ich kann gar nichts, aber mit meinem Vertrauen auf Gott wird es schon gut gehen", geht.
Mir ist es schon als deutlich mehr vorgekommen, als nur aus "Gesetzes-Auflagen" ein "Vertrauen" zu machen.

Insgesamt ist es unscharf: reicht es, die "Unabhängigkeit" ein wenig aufzugeben oder ist die "Unabhängigkeit" erst weg, wenn man keine eigenen Ideen mehr hat?

Ruth hat geschrieben:Ist auch ein Punkt, den ich schon länger betone. Gott schafft nicht das Leid, aber er benutzt es, um zu einem guten Ziel zu gelangen.
Mir ist hierzu die Stelle aufgefallen, als es um die Frage nach dem Eingreifen Gottes in das Schicksal des entführten, ermordeten Kindes geht - hier sagt Gott:

Hätte ich verhindern können, was Missy zugestoßen ist? Die Antwort lautet Ja.
...
Erstens: Hätte ich euch nicht erschaffen, wäre die Frage müßig und überflüssig
...
Ersteres habe ich niemals in Erwägung gezogen.
...

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.284).


Für mich ist der Gedanke, dass ein Schöpfer mit Weitblick, die Schöpfung nicht angefangen/durchgeführt hätte, zentral wichtig.

Dieser kritische Sachverhalt wird im Buch ganz einfach mit "habe ich niemals in Erwägung gezogen" weggewischt, was natürlich unsinnig ist, denn ein allwissender Gott, der hat nicht "etwas nicht Erwägung gezogen" - das würde nicht passen.

Die zweite Begründung eines Nicht-Eingreifens (das habe ich oben nicht zitiert) läuft wieder auf das altbekannte "das können Menschen nicht verstehen" hinaus.

Die Einstellung von Gläubigen, dass es nicht um "Auflagen und Schuld", sondern um "Mitnehmen und Guten-Weg-Finden" geht, kann ich anerkennen, das hört sich nicht schlecht an, aber die zentrale Problematik der Anfangsentscheidung "Schöpfung Ja/Nein" wird dadurch eigentlich nicht gelöst.
Gefühlt ordnen die Gläubigen hier Gott ein "Bedürfnis zur Durchführung" und ein "In-Kauf-Nehmen" zu, was aber eigentlich nicht passt.

Mir ist beim Lesen natürlich sofort aufgefallen, dass es das Buch nicht schafft, hier einen neuen Gedanken anzubringen.
Die präsentierte Liebes/Beziehungs-Haltung kam gut rüber, keine Frage, aber der Punkt des "Nicht-Erschaffens" sieht aus, wie eine offene Schwachstelle.

Ruth hat geschrieben:Für mich wirkte in dem Moment diese Geschichte so, als wenn ich mich selbst in der Geschichte befand. Ich dankte Gott und sagte: Ja, kein Unwetter kann mir irgendetwas anhaben... sei bitte einfach bei mir.
Ja, das ist so ein Moment, da wird eine Beeindruckung (hier eine Geschichte) zu einer regelrechten Hilfestellung.

Ruth hat geschrieben:.... an diese Geschichte erinnerte mich dann die Geschichte mit der Hütte, als Mack sich umdrehte, und auf einmal eine veränderte Welt vorfand. Ich dachte, das sei eine wahre Geschichte, und lebte so richtig darin, während ich es las. Als dann am Ende raus kam, dass die Geschichte nur fiktiv ist, war ich zuerst enttäuscht. Aber dann erging es mir genauso, wie bei dem Film, den ich oben beschrieb. Ich erkannte, dass das Geschehen im Buch viele gute neue Impulse geschaffen haben für mich. Ich merkte, dass Gott mir damit eine Botschaft gesandt hat, die für mein Leben mit Gott prägend sein konnte. So dass der eigentliche Hintergrund der Geschichte nicht mehr maßgebend war, für den Wert, den er für mich hatte.
Genau, es handelt sich nur um einen Roman und das im Grunde "von der ersten bis zur letzten Seite", also auch "das Aufdecken des eigentlichen Hintergrundes" zähle ich (für mich) zum Roman, genauso die "Interviews" - all das nimmt mich als Leser in andere Situationen mit und spielt mit meinen Eindrücken.

Es ist aber toll, dass du aus dem Text viel herausziehen konntest und wie mir scheint, hast du damit gute religiöse Ansichten aufgebaut - das ist schon ein deutliches Pfund.

Tree of life
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#107 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von Tree of life » Do 18. Feb 2021, 14:36

SilverBullet hat geschrieben:
Do 18. Feb 2021, 14:14

Hätte ich verhindern können, was Missy zugestoßen ist? Die Antwort lautet Ja.
...
Erstens: Hätte ich euch nicht erschaffen, wäre die Frage müßig und überflüssig
...
Ersteres habe ich niemals in Erwägung gezogen.

Übertrag dieses Bild mal auf Elternwunsch...
Eltern wissen sehr wohl, was in der Welt so abgeht und was einem Schönes(wohltuend) widerfahren kann.
Sie wissen aber auch, was alles Unschöne(Gefahren) passieren kann.
Und trotzdem gibt es immer wieder Paare, die sich für Kinder entscheiden.
Thats life...

SilverBullet
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#108 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Do 18. Feb 2021, 15:06

Tree of life hat geschrieben:Übertrag dieses Bild mal auf Elternwunsch...
Eltern wissen sehr wohl, was in der Welt so abgeht und was einem Schönes(wohltuend) widerfahren kann.
Ja OK, ich riskiere durchaus auch Kopf und Kragen (in gewissen Lebensbereichen), obwohl ich weiss, dass es schief gehen könnte und stelle mir dabei nur den guten Ausgang vor.
Eltern können Kinder schlicht derart mögen, dass sie welche haben wollen.

Denkst du aber nicht auch, dass "der Schöpfergott" und das daraus resultierende "Religionsgebäude" eine etwas andere Thematik ist?
Wir sind hier ja in einem Bereich, wo Leute/Texte, Behauptungen aufstellen und ein Mittel zum Prüfen solcher Behauptungen ist die Stimmigkeit.

Ruth
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#109 Das Buch "Die Hütte" von W.P Young

Beitrag von Ruth » Do 18. Feb 2021, 16:35

SilverBullet hat geschrieben:
Do 18. Feb 2021, 14:14
Ich habe das aus einer Sequenz, als "Jesus" über die Frauen spricht. Es geht darum, dass sich die Frauen von Gott abgewandt und einer anderen Beziehung zugewandt haben.
Darin geht es auch darum, dass Mann und Frau gleichberechtigt sein sollen.
In diesem Zusammenhang wird letztlich von dem "Beziehungskreis" gesprochen, dass die Frau von Anfang verborgen war.

Ok, diesen Teil muss ich überlesen haben, weil es mir zu verworren vorkam. Im Laufe der Zeit habe ich beim Lesen wohl so eine Art von „ausblenden“ entwickelt, wenn es um verwirrende Erklärungen geht … so nach dem Motto: „von hinten durch die Brust ins Auge“.
Ich musste auch jetzt den Abschnitt nochmal ganz langsam im Zusammenhang lesen, um zu erkennen, was genau da gesagt wird. Aber ich konnte darin nichts brauchbares entdecken. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau, sowie die Verbindung ist für mich immer noch rätselhaft. :shh:
Hier habe ich es nochmal im Zusammenhang kopiert:

Ich bin als Mensch zu euch gekommen, um das wunderbare Ebenbild zu vollenden, nach dem wir euch erschufen. Vom ersten Tag an verbargen wir die Frau im Mann, damit wir sie zum richtigen Zeitpunkt aus ihm hervorholen konnten. Wir hatten es dem Mann nicht bestimmt, allein zu bleiben. Die Frau war von Anfang an vorgesehen. Indem wir sie aus ihm herausnahmen, hat er sie in gewissem Sinne geboren. So erschufen wir einen Beziehungskreis wie unseren eigenen, aber für die Menschen. Sie, aus ihm, und seither werden alle Männer, mich eingeschlossen, durch sie geboren, und alle Menschen haben ihren Ursprung in Gott, wurden von Gott geboren.«
……….
»Unser Wunsch war es, ein Wesen zu erschaffen, das ein völlig ebenbürtiges und starkes Gegenstück hat – Mann und Frau. Aber euer Streben nach Unabhängigkeit, nach Macht und Erfüllung zerstört genau jene Beziehung, nach der euer Herz sich so sehnt.«

Young, William Paul. Die Hütte: Ein Wochenende mit Gott (German Edition) (S.188-189). Ullstein eBooks. Kindle-Version.

SilverBullet hat geschrieben:
Do 18. Feb 2021, 14:14
Es wird im Buch immer wieder angesprochen und jedes mal hatte ich den Eindruck, dass es um so eine Art "Trichterblick/Tunnelblick", das "Einlassen auf ein Unvermögen" quasi "Ich kann gar nichts, aber mit meinem Vertrauen auf Gott wird es schon gut gehen", geht.
Mir ist es schon als deutlich mehr vorgekommen, als nur aus "Gesetzes-Auflagen" ein "Vertrauen" zu machen.

Insgesamt ist es unscharf: reicht es, die "Unabhängigkeit" ein wenig aufzugeben oder ist die "Unabhängigkeit" erst weg, wenn man keine eigenen Ideen mehr hat?

Ich würde diese Abhängigkeit, die ich zu Gott habe, überhaupt nicht so definieren, dass ich meine eigenen Ideen aufgeben müsste. Im Gegenteil. Für mich bedeutet das einfach, dass ich vorwärts gehe, so wie ich es in diesem Moment für den besten Weg halte ... rede mit Gott darüber und lebe und tue, was ich kann … indem ich MIT Gott lebe.
Gott ist meine ständige Begleitung. Ich kommuniziere mit ihm (meistens eher lautlos) so, wie ich mit einem menschlichen Freund reden würde, der in meiner direkten Nähe ist. Da kann ich zB auch spontan sagen: Oh wie schön ist das! … oder: boah, was soll das denn, das hat wehgetan? …. oder "oh man, das war jetzt nicht gut" ... oder ähnliches. Ich verstehe es als enge Gemeinschaft, wie sie enger nicht sein kann. Und in dieser Gemeinschaft erlebe ich, dass ich es manchmal schaffe, meine eigenen Grenzen zu überwinden ( was in dem Roman als "fliegen" oder "über Wasser gehen" definiert wird) … wenn ich Gott um Hilfe gebeten habe. Oder auch, dass er Hilfe und Freude gibt, da wo ich meine Wünsche gar nicht ausgesprochen habe.


SilverBullet hat geschrieben:
Do 18. Feb 2021, 14:14
Genau, es handelt sich nur um einen Roman und das im Grunde "von der ersten bis zur letzten Seite", also auch "das Aufdecken des eigentlichen Hintergrundes" zähle ich (für mich) zum Roman, genauso die "Interviews" - all das nimmt mich als Leser in andere Situationen mit und spielt mit meinen Eindrücken.

Es ist aber toll, dass du aus dem Text viel herausziehen konntest und wie mir scheint, hast du damit gute religiöse Ansichten aufgebaut - das ist schon ein deutliches Pfund.
Ja stimmt. Ich kann mich manchmal so ein bisschen auch in Geschichten oder Filmen "verlieren", indem ich mich stark in das Geschehen hineindenke. Dann bekomme ich erst den Überblick hinterher, wenn ich nochmal drüber nachdenke. Darum mag ich Dramen und les oder schaue am Liebsten Geschichten, in denen Beziehungen eine Rolle spielen. Auch wenn diese Rolle nur untergeordnet ist, wertet das eine Geschichte, für mein Empfinden, erst auf.

SilverBullet
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#110 Re: Das Ziel von Erziehung/Kritik/Gesetze ist Liebe

Beitrag von SilverBullet » Fr 19. Feb 2021, 09:45

Ruth hat geschrieben:Ok, diesen Teil muss ich überlesen haben, weil es mir zu verworren vorkam.
Mein Eindruck dazu war, dass es ein "Hinbiegeversuch" ist, denn die Stellung der Frau ist in dieser nahöstlichen Religionskultur ganz klar unterhalb des Mannes angesiedelt, was irgendwie direkt vom Schöpfungsbericht abgeleitet zu sein scheint.
Das Buch versucht den Schöpfungsbericht stehenzulassen und dennoch anders damit umzugehen - die Absicht hat mir auf jeden Fall gefallen.

Ruth hat geschrieben:Ich würde diese Abhängigkeit, die ich zu Gott habe, überhaupt nicht so definieren, dass ich meine eigenen Ideen aufgeben müsste.
Genau, du für dich lebst einen anderen Weg.
Ich wollte nur meinen Eindruck darstellen, wie diese "Aufgabe der Unabhängigkeit"-Aussagen aus dem Buch auf mich wirkten.
So ein wenig läuft das für mich auf das "Wegziehen jeglichen Fundamentes" hinaus - klar, es soll durch "Gott als Fundament" ersetzt werden, aber das unterliegt natürlich einem enormen Risiko, wenn im realen Leben kein Gott diese Aussage direkt und unmissverständlich durchführt.
Da finde ich deinen Weg also deutlich besser.

Ruth hat geschrieben:Ja stimmt. Ich kann mich manchmal so ein bisschen auch in Geschichten oder Filmen "verlieren", indem ich mich stark in das Geschehen hineindenke.
Ich mag dieses Umschalten auf neue Perspektiven und ich finde oftmals Filme/Geschichten, die gar nicht so gut sein sollen, dennoch prima, weil ich vermutlich von der Motivation her "eintauchen" möchte und so, viele Schwachstellen ignoriere.

So war es hier auch - zwar habe ich kritische Punkte entdeckt (auch notiert), aber ich bin vollständig mitgeschwommen. Das war auch einfach, denn Gott war ja direkt handelnder Teil der Geschichte.

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