#1 Funktioniert Veränderung nur in Gegensätzen?
Verfasst: Mi 9. Dez 2020, 12:32
Da ich in einem anderen Thread dazu animiert werde, über meine Vergangenheit nachzudenken, besonders im Bezug zum Leben mit dem Glauben an Gott, ist mir ein besonderes Merkmal aufgefallen: Mein Leben hat sich besonders in den Punkten verändert, von denen ich glaubte, keine Fähigkeiten zu besitzen.
Fast alles, was sich verändert hat, waren Eigenschaften, die ich früher nicht hatte, oder wenigstens glaubte, sie nicht zu haben, und in manchen Fällen auch nicht haben wollte.
Bei der Rückschau entsteht fast der Eindruck, dass Veränderungen besonders da geschehen, wo Mängel vorliegen … die ich früher als gegeben hinnahm, als persönliche Eigenschaft … die dann aber erst den Anreiz bildeten, Veränderungen zuzulassen.
In meiner Ursprungsfamilie war ich die zweite von 6 Kindern. Meine ältere Schwester war dabei in meiner Kindheit für mich in der Rolle einer Anführerin, weil sie immer zielsicher vorpreschte, wenn sie meinte, etwas ändern zu müssen in der Familie … dabei auch oft gehörig ins Fettnäpfchen trat. Ich sah mich absolut nie in der Rolle einer Kämpferin. Darum habe ich mich immer irgendwie im Windschatten und Fahrwasser meiner Schwester aufgehalten und vorwärts bewegt. Dieses Muster, als Nichtkämpferin habe ich auch lange beibehalten, weil ich einfach nicht kämpfen wollte – eher harmoniebedürftig war, und mich anderen Dominationen untergeordnet habe.
Als ich dann selbst Kinder hatte und einen Ehemann, der überhaupt nicht willig war, eigene Entscheidungen zu treffen (um bei schlechtem Ergebnis die Fehler auf mich abwälzen zu können) und trotzdem dominierend auftrat kam meine Kämpfernatur dann doch zum Vorschein. Und heute finde ich den Kampf und die Veränderung sogar lebensnotwendig und aufbauend.
Lustig finde ich, dass ich meine ältere Schwester (die selbst 10 Kinder hat) jetzt als extrem anderen Menschen und Systemen untergeordnet empfinde. Beinahe wirkt sie auf mich dabei naiv hörig auf alles, was von außen an sie herangetragen wird, und kaum noch kämpferisch. Möglicherweise ist sie aber auch in diesem Punkt genauso, wie sie es damals war … und ich habe mich da extrem verändert.
An meinen persönlichen Beispielen kommt es mir vor, als seien es besonders die Mängel, welche dazu bewegen, etwas zu verändern. Angefangen damit, dass man den Mangel als solchen wahrnimmt, und dann, indem man die eigenen Hindernisse anschaut und sich in Bewegung setzt, diese zu überwinden.
In meiner Ehe war eigentlich schon ziemlich am Anfang erkennbar, dass es so nicht klappen kann. Trotzdem war es die Zeit, wo ich am längsten sesshaft war, und mich unterdrücken ließ. Erst als ich zum x-ten Mal ankündigte, dass ich die Trennung will, und mein jüngster Sohn meinte:“Dann tue es doch auch endlich mal“, habe ich es geschafft, die Trennung zu planen und durchzuführen. Damals, am Anfang, hätte ich die Trennung als „Scheitern“ empfunden. Als ich es tat, empfand ich sie als Sieg.
Als Kind hatte ich Angst, vom richtigen Glauben abzufallen, und betete viele Male inbrünstig, dass Gott so etwas bitte bei mir verhindern möge. In der damaligen Gemeinde wurde eine Mitgliedschaft in Gemeinden Andersgläubigen, also auch anderen christliche Freikirchen, schon als Abweichung vom richtigen Weg/Glauben dargestellt.
Ein wechseln in eine Landeskirche wurde dann schon als absoluter Abfall vom richtigen Glauben bewertet. Nachdem ich über Jahre hinweg durch mehrere verschiedene Freikirchen gewechselt habe, fühlte ich mich als Sieger, als ich mich sogar einer evangelischen Landeskirche als Mitglied anschloss.
Wenn ich die verschiedensten, teilweise extremen, Veränderungen in meinem Leben anschaue, dann meine ich darin das Prinzip zu erkennen, dass besonders dort, wo am Anfang ein Mangel oder Schwachstellen waren, deutlich erkennbares Wachstum und Stärke entstanden ist.
Für mich ist das auch teilweise eine Antwort dazu, warum „Gut und Böse“ existiert, und wie das Gleichgewicht hergestellt werden kann. Ich meine, ein Prinzip zu erkennen, wo zunächst überhaupt erst einmal Schwachstellen/Mängel da sein müssen… diese als solche wahrgenommen werden um sie aktiv anzuschauen und zu überwinden.
Als Fazit stelle ich hier einfach mal ein paar Thesen in den Raum:
Veränderung funktioniert in Gegensätzen!
Überwindung kann dort geschehen, wo „Gut + Böses“ vorhanden ist!
Licht wird nur im Dunkeln wahrgenommen!
Freiheit findet man dort, wo Grenzen überwunden werden!
Vielleicht habt Ihr ja dieses Prinzip schon längst in eurem eigenen Leben erkannt. Vielleicht aber auch noch nicht, und der Gedanke regt euch an, drüber nachzudenken.
Mich würde interessieren, wie Ihr über diese Lebensregel denkt, was für euch persönlich zutreffend ist oder eben nicht.
Beispiele sind natürlich auch sehr willkommen, denn die machen einen Austausch erst lebendig.
Fast alles, was sich verändert hat, waren Eigenschaften, die ich früher nicht hatte, oder wenigstens glaubte, sie nicht zu haben, und in manchen Fällen auch nicht haben wollte.
Bei der Rückschau entsteht fast der Eindruck, dass Veränderungen besonders da geschehen, wo Mängel vorliegen … die ich früher als gegeben hinnahm, als persönliche Eigenschaft … die dann aber erst den Anreiz bildeten, Veränderungen zuzulassen.
In meiner Ursprungsfamilie war ich die zweite von 6 Kindern. Meine ältere Schwester war dabei in meiner Kindheit für mich in der Rolle einer Anführerin, weil sie immer zielsicher vorpreschte, wenn sie meinte, etwas ändern zu müssen in der Familie … dabei auch oft gehörig ins Fettnäpfchen trat. Ich sah mich absolut nie in der Rolle einer Kämpferin. Darum habe ich mich immer irgendwie im Windschatten und Fahrwasser meiner Schwester aufgehalten und vorwärts bewegt. Dieses Muster, als Nichtkämpferin habe ich auch lange beibehalten, weil ich einfach nicht kämpfen wollte – eher harmoniebedürftig war, und mich anderen Dominationen untergeordnet habe.
Als ich dann selbst Kinder hatte und einen Ehemann, der überhaupt nicht willig war, eigene Entscheidungen zu treffen (um bei schlechtem Ergebnis die Fehler auf mich abwälzen zu können) und trotzdem dominierend auftrat kam meine Kämpfernatur dann doch zum Vorschein. Und heute finde ich den Kampf und die Veränderung sogar lebensnotwendig und aufbauend.
Lustig finde ich, dass ich meine ältere Schwester (die selbst 10 Kinder hat) jetzt als extrem anderen Menschen und Systemen untergeordnet empfinde. Beinahe wirkt sie auf mich dabei naiv hörig auf alles, was von außen an sie herangetragen wird, und kaum noch kämpferisch. Möglicherweise ist sie aber auch in diesem Punkt genauso, wie sie es damals war … und ich habe mich da extrem verändert.
An meinen persönlichen Beispielen kommt es mir vor, als seien es besonders die Mängel, welche dazu bewegen, etwas zu verändern. Angefangen damit, dass man den Mangel als solchen wahrnimmt, und dann, indem man die eigenen Hindernisse anschaut und sich in Bewegung setzt, diese zu überwinden.
In meiner Ehe war eigentlich schon ziemlich am Anfang erkennbar, dass es so nicht klappen kann. Trotzdem war es die Zeit, wo ich am längsten sesshaft war, und mich unterdrücken ließ. Erst als ich zum x-ten Mal ankündigte, dass ich die Trennung will, und mein jüngster Sohn meinte:“Dann tue es doch auch endlich mal“, habe ich es geschafft, die Trennung zu planen und durchzuführen. Damals, am Anfang, hätte ich die Trennung als „Scheitern“ empfunden. Als ich es tat, empfand ich sie als Sieg.
Als Kind hatte ich Angst, vom richtigen Glauben abzufallen, und betete viele Male inbrünstig, dass Gott so etwas bitte bei mir verhindern möge. In der damaligen Gemeinde wurde eine Mitgliedschaft in Gemeinden Andersgläubigen, also auch anderen christliche Freikirchen, schon als Abweichung vom richtigen Weg/Glauben dargestellt.
Ein wechseln in eine Landeskirche wurde dann schon als absoluter Abfall vom richtigen Glauben bewertet. Nachdem ich über Jahre hinweg durch mehrere verschiedene Freikirchen gewechselt habe, fühlte ich mich als Sieger, als ich mich sogar einer evangelischen Landeskirche als Mitglied anschloss.
Wenn ich die verschiedensten, teilweise extremen, Veränderungen in meinem Leben anschaue, dann meine ich darin das Prinzip zu erkennen, dass besonders dort, wo am Anfang ein Mangel oder Schwachstellen waren, deutlich erkennbares Wachstum und Stärke entstanden ist.
Für mich ist das auch teilweise eine Antwort dazu, warum „Gut und Böse“ existiert, und wie das Gleichgewicht hergestellt werden kann. Ich meine, ein Prinzip zu erkennen, wo zunächst überhaupt erst einmal Schwachstellen/Mängel da sein müssen… diese als solche wahrgenommen werden um sie aktiv anzuschauen und zu überwinden.
Als Fazit stelle ich hier einfach mal ein paar Thesen in den Raum:
Veränderung funktioniert in Gegensätzen!
Überwindung kann dort geschehen, wo „Gut + Böses“ vorhanden ist!
Licht wird nur im Dunkeln wahrgenommen!
Freiheit findet man dort, wo Grenzen überwunden werden!
Vielleicht habt Ihr ja dieses Prinzip schon längst in eurem eigenen Leben erkannt. Vielleicht aber auch noch nicht, und der Gedanke regt euch an, drüber nachzudenken.
Mich würde interessieren, wie Ihr über diese Lebensregel denkt, was für euch persönlich zutreffend ist oder eben nicht.
Beispiele sind natürlich auch sehr willkommen, denn die machen einen Austausch erst lebendig.