Die Kinder sind der Sinn

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erbreich
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#1 Die Kinder sind der Sinn

Beitrag von erbreich » Sa 30. Nov 2019, 16:48

Hallo Du

Am Sonntag ist der erste Advent, es weihnachtet sehr... angemessen wäre - statt einer Zeit des Kaufrausches in den Konsumtempeln - eine Zeit des Innehaltens und der Besinnung.

Was ist der Unterschied zwischen einem Träumer und einem Visionär? Vielleicht dieser, dass der Träumer sich in seinen Träumen verliert und sie nie realisieren, nie verwirklichen kann, während der Visionär seine Visionen auf die Erde holt, sie irdisch macht, sie verwirklicht oder doch wenigstens ernsthaft versucht, sie zu verwirklichen.

In diesem Sinne erlebe ich mich als beides: Sowohl zu Zeiten als Träumer, der sich verliert, als auch zu Zeiten als Visionär, der seine Visionen auf der Erde zu leben versucht.

Meine Vision ist eine dreifache Einheit, die ich seit vielen Jahren mit den Worten Friede, Freiheit und Freundschaft benenne. Oder in anderen Worten: Stille und Präsenz mit Herz.

Aber wenn ich in die Welt schaue, in die Menschheit, und auch in mein eigenes Herz, meinen eigenen Geist, dann sehe ich da oft so wenig Stille und Friede, so wenig Präsenz und Freiheit, so wenig Herz und Freundschaft, und mein Traum, meine Vision, zerplatzt wie eine Seifenblase an den eisenharten Konturen des Seins. Und was bleibt, sind Tränen, ist Enttäuschung darüber, dass die Vision von Friede, Freiheit und Liebe einmal mehr nur ein Traum geblieben ist, ohne Verwirklichung.

Dieses Leiderleben ist der Anfang der Mystik.

"Ich halte dafür, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht in Betracht kommen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. Denn die gespannte Erwartung der Kreatur sehnt die Offenbarung der Kinder Gottes herbei. Die Kreatur ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin, dass auch sie selbst, die Kreatur, befreit werden soll von der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes." (Bibel; Röm 8,18-21)



Ich gehe durch den Wald das Wetter ist mild
Es ist alles so grün und alles so wild
Ich höre die Vögel und höre den Wind
Die Schöpfung wartet auf Gottes Kinder

Oh… oh… wann ist genug gelitten?
Wann ist genug gelitten?

Wir Menschen roden Wälder und töten Leben
Leben von Gott es ist total daneben
Wir herrschen über das Leben mit Lust und mit Wut
Ein Friedhof ist die Erde getränkt mit Blut

Oh… oh… es ist genug gelitten!
Es ist genug gelitten!

Das Leben entgleitet schmerzvoll in den Tod
Es ist nicht Zufall nein es ist Mord!
Wir reissen uns um die Herrschaft um die Macht und um das Geld
Jeder möchte Herr sein über Gott und die Welt

Oh… oh… es ist genug gestritten!
Es ist genug gestritten!

Gott ist der Herr und die Schöpfung sein Kind
Sie wartet auf die Offenbarung des Sinns
Der Sinn liegt in Gott und in seinen Kindern
In den Kindern liegt der Sinn der Sinn sind die Kinder

Oh… oh… der Sinn sind die Kinder
Die Kinder sind der Sinn

Das mystische, spirituelle, religiöse Leben beginnt mit der persönlichen Leiderfahrung. Es beginnt dort, wo diese Leidenswirklichkeit erkannt und als unvermeidbarer Aspekt der Existenz akzeptiert wird. Das Leiden wird als Daseinswirklichkeit angenommen, es wird ihm aber nicht das letzte Wort zugestanden. Der Träumer träumt weiterhin seinen Traum und der Visionär wirkt weiterhin an der Verwirklichung.

"Wer den Weg zu seinem Ideale nicht zu finden weiss, lebt leichtsinniger und frecher, als der Mensch ohne Ideal." (Friedrich Nietzsche)

Wir Träumer und Visionäre leben in der Hinsicht leichtsinniger und frecher, als wir uns von der Leidenswirklichkeit nicht von unserem Ideal der möglichen Leidfreiheit abbringen lassen. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir halten unsere Träume und Visionen aufrecht.

Eine Vision christlicher Spiritualität ist die Vision von der Gotteskindschaft. Alles was lebt, die gesamte Schöpfung, wartet auf das Offenbarwerden der Menschen als Kinder Gottes. In dieser Vision liegt die Freiheit von Leiden und Tod, nicht nur für den Menschen selbst, sondern für alle ‚Kreatur’. Wie wird ein Mensch nun als Kind Gottes offenbar? Es ist nicht schwer: "Wer liebt, der ist aus Gott geboren…" (Bibel; 1.Joh 4,7)

Von Herzen alles Gute!
erbreich

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Laodizea
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#2 Re: Die Kinder sind der Sinn

Beitrag von Laodizea » Mi 4. Dez 2019, 23:40

Hallo erbreich,

jetzt fällt mir zu deinem Text ein Gedicht ein, ich weiss nicht von wem es ist.
Es begleitet mich seit ich ungefähr 13 Jahre war:

Bringt mir eure Träume
all ihr Träumer
bringt mir eure Herzensmelodien
auf das ich sie einbette
in ein sanftes Wolkenkleid
und bewahre
vor dem Zugriff dieser rauen Welt


Damals hatte ich einen Posterdruck von Karl Marx an meiner Zimmertür hängen
mit meiner Mutter und ihrem damaligen Lebenspartner besuchte ich mal das Geburtshaus in Trier und nahm es mit.
Der Mann hatte so gütige Augen, wie ein Vater.
Ich schrieb diese Gedicht auf das Poster und so begleitete es mich, bis heute.
Nicht Karl Marx aber der gütige Gott-Vater, den ich viel später kennen lernte.

Heute sagt mir das sanfte Wolkenkleid das da EINER kommt, der alle meine Träume aufbewahrt hat.
Ich wünsche dir auch eine besinnliche Adventzeit!

Alles Liebe,Laodicea :engel:
"Herr steh auf! 
Lass deine Feinde zerstreut werden und alle, die dich hassen, flüchtig werden vor dir!"
Komm wieder Herr! 
  4.Mose 10,35,36

Spice
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#3 Re: Die Kinder sind der Sinn

Beitrag von Spice » Do 5. Dez 2019, 07:35

@ Erbreich.
Sehr schöner Text, der meine volle Zustimmung findet! "Christen" können offenbar wenig damit anfangen....Irgendwie bezeichnend.

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