Fortschritt?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
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#1 Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Mi 3. Jul 2013, 17:31

Bringt uns die technisierte Welt tatsächlichen den Fortschritt den sie verspricht oder ist alles nur ein Mythos?
Haben wir in Wirklichkeit Stillstand, oder leben wir in einer Welt die uns dank der Neuerungen aus der Forschung immer angnehmer gestaltet wird? Hier drei Szenarien:

Die Befürworter des Fortschritts behaupten, dass Technologie und Gesellschaft sich in einer endlosen Spirale nach oben bewegen. Permanentes Wachstum sei kein Traum mehr, sondern erlebte Relaität. Dass Entdeckungen und Erfindungen unser Leben beeinflussen, gibt es genügend Belege:
- Medizinischer Fortschritt = längeres Leben.
- Dei Entwicklung der Informationsgesellschsft: Medien, Telefon und Internet bescheren uns eine Welt von unbegrenzter Kommunikation und Information.
- Nutzung billiger Energiequellen = Mobiltiät wie sie sich unsere Ahnen nicht einmal träumen ließen... Für den ultimativen Mythos des Fortschritts, braucht man lediglich Raumschiff Enterprise anschauen....

Demgegenüber stehen die Kritiker, die die kleinen Ungereimtheiten im Fortschritt zu großen Problemen aufbauschen, und meinen auf lange Sicht sei nur Stillstand oder Zerfall möglich.

Andere weniger zynische Menschen erkennen ein etwas moderateres Muster zwischen diesen Extremen. An Stelle eine stetigen Wachstums sehen sie den Fortschritt als Zyklus: nach längeren Phasen des Wachstums und der Evolution, kommt unweigerlich der Fall. Unbändiges stetes Wachstum ist unmöglich, sagen sie:
Wir können nur ein gewisse Zeit wachsen, bevor dieser wieder zerfällt.

Was meint ihr? Mit welcher dieser drei Szenarien identifiziert ihr euch und warum? Glaubt ihr dass der Mythos des Fortschritts das 21. Jahrhundert prägt?
Sind wir in der Lage den Lauf der Welt zu verändern und den Fortschritt zum Besten für die Menschheit zu steuern, oder wird die Welt aus den Fugen geraten, und in der Apokalypse enden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Demian
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#2 Re: Fortschritt?

Beitrag von Demian » Mi 3. Jul 2013, 17:38

Vom Mythos des Fortschritts zu sprechen, halte ich für die richtige Bezeichnung. Denn diverse technologische Hoffnungsszenarien, greifen ihrerseits eschatologische Motive auf. Ich persönlich sehe diese Geisteshaltung mehrwertig: auf der einen Seite gibt es ein noch bei weitem nicht ausgeschöpftes und absehbares Befreiungspotential ( die Allianz von Mensch und Natur, wie sie bereits bei Marx skizziert wurde ), auf der anderen Seite aber auch die Möglichkeit eines Verwaltungstotalitarismus ( "die verwaltete Welt" wie sie Adorno und Marcuse beschrieben ).

Da wären wir dann bei Huxley und Orwell. In der neueren kritischen Theorie gibt es darum Ansätze zu einer "Emanzipation der Technik", welche nicht weniger erforderlich ist, wie eine Emanzipation des Menschen. Faszinierend wäre es in dem Zusammenhang von einer Technologie der Hoffnung zu sprechen ( was in etwa auch der Stoßrichtung eines Joseph Beuys nahe kommt mit seiner sozialen Plastik )

Sola
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#3 Re: Fortschritt?

Beitrag von Sola » Mi 3. Jul 2013, 18:57

Was einem auch zu denken geben sollte: Es wurden so viele technische Geräte erfunden, die uns die Arbeit abnehmen; auch der Haushalt erledigt sich im Vergleich zu früher in Nullkommanix mit Waschmaschine, Spülmaschine, Staubsauger, elektrischen Küchengeräten...
Trotzdem hat kaum jemand Zeit "übrig"; im Gegenteil, Stress bestimmt das Arbeitsleben und oft auch die Freizeit, manchmal bis hin zum Burn-out.
"Stress" war früher nicht nur ein "Fremdwort", sondern auch ein unbekanntes Lebensgefühl.

Ich will damit nicht sagen, dass Fortschritt schlecht wäre, er macht das Leben aber auch nicht unbedingt "besser", sondern eben nur "anders". Alles hat seine Vor- und Nachteilele ;) .
Liebe Grüsse
Sola

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#4 Re: Fortschritt?

Beitrag von piscator » Mi 3. Jul 2013, 19:21

Noch eine Auswirkung des Fortschritts:

http://gerader-horizont.de.vu/

Nichts ist mehr wie es war, alles gerät aus den Fugen. Aber gemeinsam können wir es schaffen.
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#5 Re: Fortschritt?

Beitrag von Martinus » Mi 3. Jul 2013, 19:38

Ein begrenzter Horzont :shock: , nie war es so deutlich wie heute. :lol:
Angelas Zeugen wissen was!

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#6 Re: Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Mi 3. Jul 2013, 19:57

Sola hat geschrieben:Was einem auch zu denken geben sollte: Es wurden so viele technische Geräte erfunden, die uns die Arbeit abnehmen; auch der Haushalt erledigt sich im Vergleich zu früher in Nullkommanix mit Waschmaschine, Spülmaschine, Staubsauger, elektrischen Küchengeräten...
Trotzdem hat kaum jemand Zeit "übrig"; im Gegenteil, Stress bestimmt das Arbeitsleben und oft auch die Freizeit, manchmal bis hin zum Burn-out.
"Stress" war früher nicht nur ein "Fremdwort", sondern auch ein unbekanntes Lebensgefühl.
Hi Sola,

Alles was du sagst ist richtig aber das ist nicht die Schuld der Maschinen oder ihrer Erfinder und Erbauer. Das Problem ist, alle diese Maschinen vefreien dich von der Arbeit, um dir mehr Freizeit zu geben. Aber du bist nicht in der Lage die neu gewonne Freizeit dir richtig einzuteilen.

Ich habe mich dazu überreden lassen am Nachmittag 1-2 Stunden zu schlafen, das hilft ungemein Stress abzubauen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Fortschritt?

Beitrag von Pluto » Mi 3. Jul 2013, 20:00

Sola hat geschrieben:Ich will damit nicht sagen, dass Fortschritt schlecht wäre, er macht das Leben aber auch nicht unbedingt "besser", sondern eben nur "anders". Alles hat seine Vor- und Nachteilele ;) .
Zustimmung!

Die Threadfrage bezog sich aber auch auf das Thema Wachstum.
Die Statistiker in den Gängen der Mächtigen wollen immer Kurven die von liks unten nach rechts oben verlaufen, und wehe es geht mal nach unten.
Ich bin ein Befürworter von Wachstum, weil ich die Vorzüge der Stabilität die das mit sich bringt, erkenne. Andererseits bin ich Realist genug um zu wissen, dass unbegrenztes Wachstum nicht möglich ist, so dass es dazwischen Phasen des Rückgangs geben muss um eine Konsolidierung des Wachstums zu ermöglichen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Fortschritt?

Beitrag von piscator » Mi 3. Jul 2013, 20:09

Pluto hat geschrieben: Ich habe mich dazu überreden lassen am Nachmittag 1-2 Stunden zu schlafen, das hilft ungemein Stress abzubauen.

*Seufz* So einen Job hatte ich als junger Mann auch mal, ich war für kurze Zeit Sachbearbeiter im örtlichen Finanzamt. :thumbup:

Aber zum Thema Wachstum, ein lineares Wachstum gibt es nicht und gab es nie, da die Bedingungen für ein konstantes Wachstum nie über einen längeren Zeitraums stabil ist.

Wachstum ist in der Regel auch ein begrenztes Phänomen, sowohl regional als auch ethnisch.
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#9 Re: Fortschritt?

Beitrag von Demian » Mi 3. Jul 2013, 20:36

Ja und nein ;) Technik wird heute wirklich in ihren befreienden Möglichkeiten viel zu wenig ausgeschöpft und meistens zur Produktivitätssteigerung gebraucht. Das ist dann eher eine Frage der Wirtschaftsordnung ( und des Geldsystems ) als "des" Fortschritts.

Sola hat geschrieben:Was einem auch zu denken geben sollte: Es wurden so viele technische Geräte erfunden, die uns die Arbeit abnehmen; auch der Haushalt erledigt sich im Vergleich zu früher in Nullkommanix mit Waschmaschine, Spülmaschine, Staubsauger, elektrischen Küchengeräten...
Trotzdem hat kaum jemand Zeit "übrig"; im Gegenteil, Stress bestimmt das Arbeitsleben und oft auch die Freizeit, manchmal bis hin zum Burn-out.
"Stress" war früher nicht nur ein "Fremdwort", sondern auch ein unbekanntes Lebensgefühl.

Ich will damit nicht sagen, dass Fortschritt schlecht wäre, er macht das Leben aber auch nicht unbedingt "besser", sondern eben nur "anders". Alles hat seine Vor- und Nachteilele ;) .

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#10 Re: Fortschritt?

Beitrag von Sola » Mi 3. Jul 2013, 20:40

Pluto hat geschrieben:
Die Threadfrage bezog sich aber auch auf das Thema Wachstum.
Die Statistiker in den Gängen der Mächtigen wollen immer Kurven die von liks unten nach rechts oben verlaufen, und wehe es geht mal nach unten.
Ich bin ein Befürworter von Wachstum, weil ich die Vorzüge der Stabilität die das mit sich bringt, erkenne. Andererseits bin ich Realist genug um zu wissen, dass unbegrenztes Wachstum nicht möglich ist, so dass es dazwischen Phasen des Rückgangs geben muss um eine Konsolidierung des Wachstums zu ermöglichen.

Ich sehe das "unbegrenzte, lineare" Wirtschaftswachstum so ählich wie ein "Schneeballsystem".
Solange es noch nicht so weit entwickelte Länder mit noch "ungesättigten" Märkten gibt, können auch diejenigen weiter wachsen, die über ihren Bedarf hinaus produzieren. Das Gefälle zwischen mehr und weniger weit entwickelten Ländern flacht aber immer mehr ab und die dort aufkommende Industrie kann immer mehr den einheimischen Markt bedienen und selbst auch wachsen - selbst auch exportieren, solange die Produktionskosten konkurrenzfähig sind. Aber irgendwann gibt es dann keine neu erschliessbaren "Absatzmärkte" mehr....

Bis zu einem gewissen Grad kann dann der Konsum über die Schaffung neuer Bedürfnisse (bspw neueste Modelle und Entwicklungen) und den Einbau von "Sollbruchstellen" und "programmiertem Verschleiss", die Lebensdauer der Konsumgüter verringern und das Kaufverhalten steigern. Aber das geht dann nicht mehr unbegrenzt weiter.
Liebe Grüsse
Sola

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