#1 Determinismus/ persönliche Verantwortung/ Schuldfrage
Verfasst: Sa 4. Apr 2015, 18:29
abgetrennt aus: Flugzeugabsturz- Germanwings
a)
"Schwaches Fleisch" heisst, dass man eigentlich weiss, wie es richtig geht, man aber nicht die Eigen-Kraft aufbringt, das Richtige zu tun. Im Extrem ist das die offene, "gut" riechende Wodka-Flasche vor der Nase eines Alkohol-Kranken.
b)
"Verirrung" heisst, dass der Mensch tatsächlich meint, das Böse sei gut.
c)
"Besessenheit" heisst, dass der Mensch von einer Idee ergriffen ist, die ihn nicht loslässt - Zwangshandlungen. - Der Co-Pilot scheint mir zu dieser Kategorie c) zu gehören.
Man müsste einmal klären, was eigentlich "Verantwortung" ist.
a) Meint man damit das, was man "Zuständigkeit" nennt? So wie der Minister, der zurücktreten muss, wenn etwas in seinem Verantwortungsbereich passiert - ob er etwas dazu kann oder nicht? - Das ist die vorwiegende Bedeutung heute.
b)Oder meint man damit das, was man im vollen Bewusstsein "böse" WILL? Wobei sogar hier zu fragen wäre, wie man überhaupt etwas Böses wollen KANN, wenn man bei vollem geistigem Bewusstsein ist.
Mein Eindruck ist, dass der Mensch gerne solche komplexen Zusammenhänge verdrängt, um einfache Antworten zu haben. Es ist einfacher, wenn jemand "schuld ist", als wenn das Unheil aus dem Undefininierbaren kommt - denn dann fühlt man sich ausgeliefert. - Insofern könnten Begriffe wie "Selbstverantwortung" ein Notnagel sein, der inhaltlich gar nichts aussagt, aber wenigstens die Illusion aufrecht erhält, die Welt sei irgendwie "geordnet". - Diese Ordnung kann ich persönlich im Dasein nicht erkennen.
Weil diese Frage geistige Menschen schon immer beschäftigt hat, gibt es im Griechischen zwei Worte für "Schicksal":
a) Nemesis
Demnach ist der Mensch delikt-fähig und erhält ein dementsprechendes Schicksal - so stellt man es gerne heute dar ("Leistungs-Gesellschaft"/"Jeder ist seines Glückes Schmied", etc.)
b) Tyche
Demnach wird der Mensch von den Launen des Geschicks erfasst, ohne dieses beeinflussen zu können - man kann es nur tragen.
Persönlich neige ich der Version b) zu.
Ich sehe das als Eines - oder umgekehrt: Mir ist noch nie jemand untergekommen, der boshaft war, wenn nicht durch Verirrung oder schwaches Fleisch oder Besessenheit.Magdalena61 hat geschrieben:mir scheint, es gibt nicht nur satanische, sondern auch menschliche Bosheit.
a)
"Schwaches Fleisch" heisst, dass man eigentlich weiss, wie es richtig geht, man aber nicht die Eigen-Kraft aufbringt, das Richtige zu tun. Im Extrem ist das die offene, "gut" riechende Wodka-Flasche vor der Nase eines Alkohol-Kranken.
b)
"Verirrung" heisst, dass der Mensch tatsächlich meint, das Böse sei gut.
c)
"Besessenheit" heisst, dass der Mensch von einer Idee ergriffen ist, die ihn nicht loslässt - Zwangshandlungen. - Der Co-Pilot scheint mir zu dieser Kategorie c) zu gehören.
Man müsste einmal klären, was eigentlich "Verantwortung" ist.
a) Meint man damit das, was man "Zuständigkeit" nennt? So wie der Minister, der zurücktreten muss, wenn etwas in seinem Verantwortungsbereich passiert - ob er etwas dazu kann oder nicht? - Das ist die vorwiegende Bedeutung heute.
b)Oder meint man damit das, was man im vollen Bewusstsein "böse" WILL? Wobei sogar hier zu fragen wäre, wie man überhaupt etwas Böses wollen KANN, wenn man bei vollem geistigem Bewusstsein ist.
Mein Eindruck ist, dass der Mensch gerne solche komplexen Zusammenhänge verdrängt, um einfache Antworten zu haben. Es ist einfacher, wenn jemand "schuld ist", als wenn das Unheil aus dem Undefininierbaren kommt - denn dann fühlt man sich ausgeliefert. - Insofern könnten Begriffe wie "Selbstverantwortung" ein Notnagel sein, der inhaltlich gar nichts aussagt, aber wenigstens die Illusion aufrecht erhält, die Welt sei irgendwie "geordnet". - Diese Ordnung kann ich persönlich im Dasein nicht erkennen.
Weil diese Frage geistige Menschen schon immer beschäftigt hat, gibt es im Griechischen zwei Worte für "Schicksal":
a) Nemesis
Demnach ist der Mensch delikt-fähig und erhält ein dementsprechendes Schicksal - so stellt man es gerne heute dar ("Leistungs-Gesellschaft"/"Jeder ist seines Glückes Schmied", etc.)
b) Tyche
Demnach wird der Mensch von den Launen des Geschicks erfasst, ohne dieses beeinflussen zu können - man kann es nur tragen.
Persönlich neige ich der Version b) zu.