Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

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sven23
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#81 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von sven23 » Do 25. Sep 2014, 06:46

closs hat geschrieben: Natürlich war das Mittelalter aus evolutionären Gründen in vielen Dingen hintendran - so wie es im 19. Jh. weder Raketen noch Internet gab. - Aber ist DAS ein Weg, einer Epoche gerecht zu werden?

Natürlich nicht nur. Aber es ging ja eigentlich darum Gründe zu finden, die erklären, warum man nicht von den Leistungen und Errungenschaften früherer Kulturen profitieren konnte. Warum ist so vieles verlorengegangen und warum verfiel das Mittelalter in eine Art Duldungsstarre?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#82 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Do 25. Sep 2014, 08:21

sven23 hat geschrieben: Aber es ging ja eigentlich darum Gründe zu finden, die erklären, warum man nicht von den Leistungen und Errungenschaften früherer Kulturen profitieren konnte. Warum ist so vieles verlorengegangen und warum verfiel das Mittelalter in eine Art Duldungsstarre?
Weil zwischen der alten und der neuen Kultur 500 Jahre lagen - zumindest nördlich der Alpen.

Es gab keine verbindliche Sprache - "Deutsch" hat sich grammatikalisch stark aus Latein entwickelt (wenn Du althochdeutsche Texte liest, weisst Du, was ich meine) - auch viele Wortbildungen wurde aus dem Lateinischen entlehnt.

Natürlich haben die Winzer (bspw.) rund um die römische Stadt Trier in diesen 500 Jahren (vermutlich) weiter ihren Wein gekeltert - man hat überlebt, sich vermehrt, und sicherlich gab es auch ein lokale Kultur (nicht nur da). - Aber es gab keine Gesamt-Kultur - weder römisch noch christlich. - Das heisst: Von "Christentum" als kulturell prägende Größe wird man im frühen Mittelalter bis zum 9.Jh. nur sehr bedingt sprechen könne.

Dass ein Chlodwig sich zum Christentum bekehren lässt, hat machtstrategische Gründe und keine kulturellen Gründe. - Bei Karl dem Großen ist das sicherlich anders - seine Sachsen-Feldzüge waren möglicherweise wirklich als "christliche Sendung" gedacht. - Das ändert nichts daran, dass diese "Sendung" ein geeignetes Mittel war, Machtstrukturen zu schaffen, die eine einheitliche Kultur und - wenn man so will - ein Nachfolgereich der Römer zu geschaffen haben, die ja gänzlich OHNE christlichen Einfluss untergegangen waren.

Manchmal hat man hier den Eindruck, das Christentum habe sich in ein gemachtes Nest der römischen Zivilisation gesetzt und diese Zivilisation dann versaut - das ist historisch vollkommen falsch.

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Janina
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#83 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Janina » Do 25. Sep 2014, 11:23

sven23 hat geschrieben:Aber es ging ja eigentlich darum Gründe zu finden, die erklären, warum man nicht von den Leistungen und Errungenschaften früherer Kulturen profitieren konnte. Warum ist so vieles verlorengegangen und warum verfiel das Mittelalter in eine Art Duldungsstarre?
http://www.4religion.de/viewtopic.php?p=92837#p92837
Das kann man ja heute genauso beobachten. Islamisten benutzen auch Händis, Internet und moderne Waffen. Aber weil sie geistig blöd gehalten werden, haben sie ihr eigenes kleines finsteres Mittelalter an Bord. Nicht weil ihre Kultur 700 Jahre jünger wäre als unsere.

closs hat geschrieben:Manchmal hat man hier den Eindruck, das Christentum habe sich in ein gemachtes Nest der römischen Zivilisation gesetzt und diese Zivilisation dann versaut.
Die Taliban des Frühchristentums haben genau das getan. Stell dir vor, die ISIS besiegt die USA, dann haben wir auch 2000 Jahre Licht aus in der Welt. Das muss nicht militärisch geschehen, sondern durch schleichende innere Salafismisierung.

closs
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#84 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von closs » Do 25. Sep 2014, 11:31

Janina hat geschrieben: Aber weil sie geistig blöd gehalten werden, haben sie ihr eigenes kleines finsteres Mittelalter an Bord.
Passt doch genauso auf das durchschnittliche Exemplar unserer Gesellschaft - nur dass bei uns Waffen verboten sind.

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Janina
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#85 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Janina » Do 25. Sep 2014, 11:36

Man muss dazu schon deutlich unterprivilegiert sein. Die ISIS rekrutiert ihre Leute auch hier in Europa. Aber nur ausgesprochenen Abschaum.

Rembremerding
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#86 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Rembremerding » Do 25. Sep 2014, 12:08

closs hat geschrieben: Manchmal hat man hier den Eindruck, das Christentum habe sich in ein gemachtes Nest der römischen Zivilisation gesetzt und diese Zivilisation dann versaut - das ist historisch vollkommen falsch.
So ist es.
Viele römische Städte wurden durch die Gewaltexzesse während der Völkerwanderungszeit und das Fehlen einer ordnenden Macht schlichtweg entvölkert. Zerfall, sowohl kulturell, als auch moralisch, waren die Folge, Handel und Wandel kamen weitgehend zum Erliegen.
Beispielsweise für Rom, Köln und Trier ist historisch und archäologisch nachgewiesen, dass bei Angriffen marodierender Stammeskrieger und Räuber die Menschen ständig aus der Stadt flüchteten, die Stadt selbst stark zerstört wurde. Einzig allein die Bischöfe in den Städten hatten eine gewisse Autorität, um die Verteidigung zu organisieren. Darum wuchs ihnen im Laufe der Zeit quasi "zwangsweise" auch weltliche Macht zu. Die Bischofsstädte waren deshalb auch wieder die ersten Ansiedlungen, in denen kulturelles und einigermaßen sicheres Leben stattfand. In ihnen etablierten sich auch als erstes Adelsgeschlechter oder königliche Instanzen, die dann die weltliche Macht meist erneut durch Gewalt wieder übernahmen.

Christentum, Kirche oder Kleriker als Ursache des "finsteren" Mittelalters anzunehmen (ein Terminus, der in der Zeit der Aufklärung entstanden ist, in der Absicht diese Zeit noch heller erstrahlen zu lassen) ist in dieser Pauschalität schlichtweg falsch und zeugt von mangelnder Geschichtskenntnis (muss in solcher Deutlichkeit einfach gesagt werden). Vielmehr waren es gerade Kleriker und Ordensleute, die nach dem kulturellen Untergang wieder Akzente in Bildung und Wissenschaft setzten.
Will man überhaupt von Hemmnissen in der Bildung von Menschen sprechen, die von der "Amtskirche" verursacht wurden, sollte man eher ab dem 14. Jahrhundert und während der Zeit der Renaissancepäpste suchen, die allerdings auch nur Kinder ihrer Zeit waren. Als Gegenbewegung findet man dann aber in der Kirche ab dem 16. Jahrhundert wieder Strömungen, die gerade im sozialen und ethischen Bereich, sowie in der Bildung für die Menschen große Fortschritte brachten (man denke nur an den hl. Philipp Neri, hl. Don Bosco oder die Piaristen des hl. José de Calasanz).

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#87 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von piscator » Do 25. Sep 2014, 12:23

Janina hat geschrieben:Das kann man ja heute genauso beobachten. Islamisten benutzen auch Händis, Internet und moderne Waffen. Aber weil sie geistig blöd gehalten werden, haben sie ihr eigenes kleines finsteres Mittelalter an Bord. Nicht weil ihre Kultur 700 Jahre jünger wäre als unsere.
Da kann man noch weitergehen, im ganzen islamischen Einflussraum gibt es weder ein Produkt von Weltgeltung, noch nennenswerte Industrien oder Denkfabriken. Erst der Einfluss aus dem Westen (Türkei nach Atatürk] oder heute in den Emiraten hat einen punktuell einen Fortschritt gebracht.
Die Taliban des Frühchristentums haben genau das getan. Stell dir vor, die ISIS besiegt die USA, dann haben wir auch 2000 Jahre Licht aus in der Welt. Das muss nicht militärisch geschehen, sondern durch schleichende innere Salafismisierung.
Da habe ich mein persönliches Schreckgespenst: Fundamentalistische GRÜNE politisch vereint mit evangelikalen Hardlinern.
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Janina
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#88 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Janina » Do 25. Sep 2014, 13:03

piscator hat geschrieben:im ganzen islamischen Einflussraum gibt es weder ein Produkt von Weltgeltung...
Öl?

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#89 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Pluto » Do 25. Sep 2014, 16:02

Janina hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:im ganzen islamischen Einflussraum gibt es weder ein Produkt von Weltgeltung...
Öl?
Und ganz viel Sand.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#90 Re: Die Vorherrschaft der westlichen Kultur

Beitrag von Catholic » Do 25. Sep 2014, 16:21

Rembremerding hat geschrieben: Viele römische Städte wurden durch die Gewaltexzesse während der Völkerwanderungszeit und das Fehlen einer ordnenden Macht schlichtweg entvölkert. Zerfall, sowohl kulturell, als auch moralisch, waren die Folge, Handel und Wandel kamen weitgehend zum Erliegen.
Beispielsweise für Rom, Köln und Trier ist historisch und archäologisch nachgewiesen, dass bei Einzig allein die Bischöfe in den Städten hatten eine gewisse Autorität, um die Verteidigung zu organisieren.


So ist es.
Und wenn man Byzanz betrachtet,dann kann man schnell erkennen,dass es deswegen einen anderen Weg gehen konnte,weil es nicht durch die "Völkerwanderung" in seiner Existenz bedroht worden war und deshalb eine andere Enwicklung durchlaufen konnte.

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