Versöhnung?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Osiris
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#1 Versöhnung?

Beitrag von Osiris » Sa 27. Apr 2013, 11:08

Der Anspruch
"Das Ziel dieses Forums ist es, Glaube und Religion mit Säkularismus und Naturwissenschaft so weit wie möglich zu versöhnen."

Würde mich doch mal interessieren, was da 'versöhnbar' sein soll.
Nimmt man die Wortbedeutung christlich - würde 'Versöhnung' heißen, dass die Naturwissenschaft kuschen soll und's Maul halten.

Philosophisch (Hegel) die Aufhebung von Widersprüche in einer Synthese - völlig unmöglich. Wissenschaft ist ein völlig anderer Ansatz - da gibt es keinerlei Berührungspunkte - auch wenn Gläubigen das gar nicht passt.

Die Gesellschaftliche Bedeutung von 'Versöhnung' dreht sich idR um eine Konfliktregelung. Zwischen Glauben und Wissenschaft gibt es aber keinen Konflikt - von der Wissenschaft aus gesehen zumindest nicht. Da spielt der Glaube an einen imaginären Freund ganz einfach keine Rolle und 'Wahrheit' ist kein absoluter Begriff - da hilft auch alles Gezeter von der Glaubensseite nichts.

Daher... was soll der Zweck sein?

closs
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#2 Re: Versöhnung?

Beitrag von closs » Sa 27. Apr 2013, 11:24

Osiris hat geschrieben:Philosophisch (Hegel) die Aufhebung von Widersprüche in einer Synthese - völlig unmöglich.
Doch - das ist im Gegenteil genau die Lösung. - Allerdings müssen These und Antithese in sich aufhebungsfähig sein.

Osiris hat geschrieben:Die Gesellschaftliche Bedeutung von 'Versöhnung' dreht sich idR um eine Konfliktregelung.
Das heisst dann "Kompromiss" - etwas ganz anderes als Synthese.

Osiris hat geschrieben:Daher... was soll der Zweck sein?
"Versöhnung" heisst erst mal Kennenlernen, sich bei unteschiedlichen Weltbildern mögen zu lernen, um sich dann gegebenenfalls zu einer Synthese weiterzuentwickeln. - Am allerwichtigsten ist die Liebe, die in sich die höchste Form der Synthese ist.

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kamille
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#3 Re: Versöhnung?

Beitrag von kamille » Sa 27. Apr 2013, 11:37

Ich sehe da auch kein Problem, denn ich kann die Wissenschaft sehr gut in meinen Glauben integrieren. Ich bemängele an der Wissenschaft, dass sie nur auf ihr Gebiet starrt, Blicke nach rechts oder links meidet, sie isolieren sich selber.
Wenn sie zumindest die Wahrscheinlichkeit Gottes einbeziehen würden, dann wäre es leichter, sie würden nicht so schnell die Nase rümpfen.
Denn es ist nicht leicht, seine Erkenntnisse darzustellen, bildlich und mit einfachen Worten, denn anders läßt sich das nicht ausdrücken was man im Geiste erfährt.
Das wird auch der wesentliche Grund sein, warum die Naturalisten so eine Sprache ablehnen, aber daran sind sie selber schuld, denn mit etwas gutem Willen und offenen Verstandestüren ginge es schon. :smilie42:
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Pluto
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#4 Re: Versöhnung?

Beitrag von Pluto » Sa 27. Apr 2013, 11:50

Osiris hat geschrieben:Daher... was soll der Zweck sein?
Hi Osiris,

Vielleicht einfach nur weil ich nicht so leicht aufgebe?
Dass Verständigung und dadurch Versöhnung möglich sind, erlebe ich tagtäglich durch die Gespräche mit zahlreichen Christen hier in diesem Forum.

Respekt in der Kommunikation ist dabei aus meiner Sicht mehr als die halbe Miete. Wenn das Gespräch nicht abbricht, können einander verstehen, und in diesem gegenseitigen Vertändnis liegt dann die Versöhnung. So sehen wir (Magdalena und ich) das zumindest.

Zwischen Glauben und Wissenschaft gibt es aber keinen Konflikt - von der Wissenschaft aus gesehen zumindest nicht.
Stichwort NOMA!

Non-Overlapping MAgisteria (sich nicht gegenseitig beeinflussende Disziplinen), so nannte diese These der Unversöhnbareit von Glaube und Wissenschaft einst der 2002 verstorbene Paläontologe Stephen Jay Gould. Aus meiner Sicht hatte Gould in diesem Punkt aber unrecht. Beide, sowohl Bibel als auch die Wissenschaft versuchen auf eine und dieselbe Frage Antworten zu liefern, "Woher kommen wir, und wohin gehen wir?"
Da ist natürlich ein Konflikt vorpragrammiert!

Sobald man aber akzeptiert, dass Teile der Bibel, insbesondere die ersten Kapitel der Genesis, als Metapher anzusehen ist, dann lösen sich viele dieser vermeintlichen Konflikte zwischen Bibel und Naturwissenschaft in Luft auf.

Dann geben wir Gott das was Gott gebührt und der Wissenschaft geben wir die Erkenntnis über die Welt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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kamille
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#5 Re: Versöhnung?

Beitrag von kamille » Sa 27. Apr 2013, 12:33

Pluto hat geschrieben:Sobald man aber akzeptiert, dass Teile der Bibel, insbesondere die ersten Kapiel der Genesis, als Metapher anzusehen ist, dann lösen sich viele dieser vermeintlichen Konflikte zwischen Bibel und Naturwissenschaft in Luft auf.
Nein, keine Metapher, denn ich vermute, dass sie nur gundsätzlich falsch verstanden werden. Wir brauchen einen neuen Verständnisschlüssel fürs AT.
Welche Teile würdest du denn noch als Metapher abtun Pluto :shock:
Wenn wir erst damit anfangen, dann bleibt am Ende von der Bibel nichts mehr übrig, dann hat die Menschheit nur noch ihre Staatsgesetze .
Wenn die ganze Welt Gott verabschieden würde, dann würden keine Stattsgesetze, keine Ethik und humanistische Philosophie mehr nützen, die Menschheit würde in bodenlosen Unsinn und ins Böse abstürzen.

Denn Gott ist durch seine Gläubigen hier anwesend, was gleichbedeutend mit Licht , Liebe und Kraft zu setzen ist. Wird das vom Erdboden verschwinden, dann wird es der Menschheit so ergehen, wie den verschwundenen Völkern und Hochkulturen, von denen nur noch ein paar Scherben und etliche Knochen zu finden sind.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

closs
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#6 Re: Versöhnung?

Beitrag von closs » Sa 27. Apr 2013, 13:04

kamille hat geschrieben:Welche Teile würdest du denn noch als Metapher abtun
Da müsste man erst mal klären, was eigentlich unter "Metapher" verstanden wird - ich ziehe das Wort "Gleichnis" vor - Ebenbild einer Wahrheit, die auf dimensonal tieferer Ebene dargestellt werden soll.

In diesem Sinne ist die Bibel aus meiner Sicht ohnehin ein Gleichnis der Wahrheit, das bis schätzungsweise Noah "metaphorisch" ist und dann nach und nach historisch unterlegt wird. - Aus an anderer Stelle vorgetragenen Gründen ist es spirituell (bis auf Jesus - auch dazu gibt es Begründungen) prinzipiell egal, ob die Gleichnishaftigkeit der Wahrheit "metaphorisch" oder historisch hinterlegt ist.

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Magdalena61
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#7 Re: Versöhnung?

Beitrag von Magdalena61 » Sa 27. Apr 2013, 13:17

Osiris hat geschrieben:Nimmt man die Wortbedeutung christlich - würde 'Versöhnung' heißen, dass die Naturwissenschaft kuschen soll und's Maul halten.
Hi Osiris, es gibt viele Christen, die an eine "theistische Evolution" glauben (ich nicht). Diese zählen zu den Kreationisten, also zu den Gläubigen, die Gott als den Urheber allen Lebens sehen.

Man muß ihnen zugestehen, dass es möglich ist, 1 Mose 1, 11-12 als "evolutionären Prozeß" zu deuten-- allerdings würde dann die Frage aufkommen, wie denn die Vegetation ohne Sonne und deren Wärme (4. Tag) und ohne Tiere, die nach 1. Mose 1 ja erst am 5. und 6. Tag erschaffen wurden, dann hätte gedeihen und sich fortpflanzen können.
Nur die Kurzzeit- Kreationisten, welche von 6x24 Stunden Schöpfungsdauer ausgehen, und außerdem noch behaupten, die Erde sei noch keine 10 000 Jahre alt, die kriegen ein echtes Problem mit den Erkenntnissen der Wissenschaft. :mrgreen:
Osiris hat geschrieben:Wissenschaft ist ein völlig anderer Ansatz - da gibt es keinerlei Berührungspunkte - auch wenn Gläubigen das gar nicht passt.
Das sehe ich nicht so krass, und gläubige Wissenschaftler auch nicht.

Niemand kann alle Fragen mit Angabe von Datum und Uhrzeit beantworten. Die Gläubigen nicht und die Wissenschaftler auch nicht. Letztlich haben wir es mit zwei "Denkmodellen" zu tun, die beide in sich funktionieren und wohl teilweise auch richtig sind.
Ich sehe den Schöpfungsbericht als "Bericht"-- nicht als wissenschaftliche Abhandlung. Er ist in einer (Bilder-)Sprache geschrieben, die wir nicht wirklich erschöpfend/ befriedigend verstehen/ übersetzen können.

Von daher... kann man Raum lassen für alternative "Erklärungen" oder Argumente. Die Frage, welches Lehrmodell denn nun das Richtige ist... ist für mich keine Frage auf Leben und Tod. :)
LG
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kamille
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#8 Re: Versöhnung?

Beitrag von kamille » Sa 27. Apr 2013, 13:28

Magdalena61 hat geschrieben:Ich sehe den Schöpfungsbericht als "Bericht"-- nicht als wissenschaftliche Abhandlung. Er ist in einer (Bilder-)Sprache geschrieben, die wir nicht wirklich erschöpfend/ befriedigend verstehen/ übersetzen können.

Von daher... kann man Raum lassen für alternative "Erklärungen" oder Argumente. Die Frage, welches Lehrmodell denn nun das Richtige ist... ist für mich keine Frage auf Leben und Tod.
Ich teile deine Einstellung, sehe ich genauso, und da kann ich Modell nennen, nämlich das von J.Lorber. Demnach ist der Schöpfungsbericht eine Beschreibung der Erschaffung des Menschen.
Das liest sich für mein Verständnis nicht schlecht.
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Magdalena61
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#9 Re: Versöhnung?

Beitrag von Magdalena61 » So 28. Apr 2013, 00:37

Man kann sich damit beschäftigen-- die Gedanken nachvollziehen-- immer mit einer gewissen Zurückhaltung und Skepsis. Es gibt viele Schöpfungsmythen, und die werden alle ihre "Schwachstellen" haben; Inhalte, die wir nicht verstehen und deshalb nicht mit unserem Denken in Einklang bringen können.

Bedenklich wird es, wenn Christen und ihre "ideologischen Gegner" sich auf die ersten Kapitel der Bibel fixieren und meinen, sie müssten beweisen, was sie für die Wahrheit halten, weil sie denken, mit ihren "Beweisen" steht oder fällt die Existenz Gottes und der Glaube überhaupt.

Für mich wäre das so unmöglich, als müsste ich den genauen Tagesablauf eines der Menschen beschreiben, die um 79 n.Chr. bei dem Vulkanausbruch des Vesuvs ums Leben gekommen sind. Ich kann versuchen, mich in die Geschichtsforschung einzuarbeiten, um Einsichten zu gewinnen. Aber wie groß sind meine Chancen, mich der ganzen, der fehlerfreien Wahrheit anzunähern?

Ebenso unmöglich ist es, die Absichten und Taten Gottes wahrheitsgemäß und umfassend zu "beschreiben".

Vielleicht sind die Schöpfungsberichte der Bibel deshalb so "mager" gehalten. Adam hätte doch sicher noch mehr zu erzählen gewußt-- schließlich war er Zeitzeuge gewesen, er hatte sogar den Tieren Namen gegeben und hatte Gott gesehen.
LG
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