Was ist die Religion?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#11 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von Pluto » Do 23. Jan 2014, 01:54

closs hat geschrieben:@SChmuel, 2Lena: Was ist "Religion" aus Eurer Sicht - was ist die Definition?
Das ist die Thread Frage, um die es hier geht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#12 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von Lena » Do 23. Jan 2014, 10:12

2Lena hat geschrieben:Der "Eingottglaube" der Antike war einfach anders.

Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war,
erschien ihm der HERR und sprach zu ihm:
Ich bin der allmächtige Gott;
wandle vor mir und sei fromm.
1. Mo 17,1
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#13 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von Lena » Do 23. Jan 2014, 10:47

Ich versuche mich mal mit ein paar Worten nur an die christliche Religion heran.

Aus alten Schriften wird ein Teil genommen und in ein neues Buch verpackt. Dann sammelt man Menschen, möglichst viele, darum herum und damit sie die Auslegung anhören können, baut man ein Haus um das Buch und die Menschen. Das Zusammentreffen wird Gottesdienst genannt. Die einen denken sie würden damit Gott dienen, andere meinen dass Gott ihnen durch die Worte dient. Diese Institution nennt sich Kirche oder Gemeinde, Versammlung oder Sekte, je nachdem wer es benennt. Als Organisation wird gutes getan, Geld gesammelt, Armen geholfen, die Menschen ein rechtschaffendes Leben gelehrt. So wird die Welt von unzähliger solcher Gruppen bevölkert. An allen diesen Orten steht der einzelne Mensch alleine vor Gott mit seinem Gewissen - seinem Herzen. Es bringt nicht viel diese Häuser bekämpfen zu wollen. Der Mensch sucht Gemeinschaft mit gleichgesinnten. In der Religion ist es Gott um das es sich dreht. Im Fussball der Ball. Problematisch wird es dann, wenn solche Häuser für sich in Anspruch nehmen, sie hätten Gott erkannt und wüssten was zu lehren und zu tun und halten ist um in den Himmel zu kommen. Weil der Mensch so ist wie er ist - herrscht seit langer Zeit Krieg unter den Häusern. Viele denken, dass sie die beste Auslegung der alten Schriften haben und die frömmste Art, die Stunde einmal pro Woche zu gestalten. Dem einen sind die andern zu gesetzlich, den andern die andern zu weltlich. Man beurteilt von sich oder von dem Haus aus, in das man jede Woche geht. So gibt es viel zu schreiben und zu richten und beurteilen über die andern Häuser. Die Menschen sind beschäftigt. Oft nur nicht mit dem um was es geht: Der Liebe zu Gott die sich in der Liebe zum Nächsten auslebt. Und doch gibt es dort Menschen die Gott von Herzen lieben und dort sind, weil sie es als ihren Platz von Gott ansehen...
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#14 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von 2Lena » Do 23. Jan 2014, 14:33

closs hat geschrieben:@Schmuel, 2Lena: Was ist "Religion" aus Eurer Sicht - was ist die Definition?

Hallo closs, danke für die genau Frage. Ich beantworte sie aus "meiner" Sicht.
Magdalena61 hat ganz passend auf die (bei gleichen Äußerem) Anwendung der Religion beschrieben und manch andere auch. Was nicht ganz passt, ist "Wille Gottes". Woher will das einer wissen?

Verschiedene Bibelschulen wedeln mit dem geflügelten Wort. Doch was sie zu dem Thema anbieten können, entspringt entweder der Bibel und ist daher widersprüchlich, alt, unannehmbar - oder es ist vernünftig was sie vorbringen - dann aber geht die Schwindelei mit Bibelsprüchen los, das Aussortieren, Schönreden, Hinbiegen.

Dann gibt es noch welche, die sich vom Hl. Geist geführt glauben. Bei Leuten mit normalem Wortschatz heißt so etwas - einen guten Charakter haben mit vernünftiger Denkweise. Die negative Seite davon bezeichnet man als "Spinner.

Die Bibel suggeriert in ihrer Übersetzung eine Art von "Religion". Man nimmt das wörtlich und meint: Ja keinen verkehrten Gott anbeten. Man schaffte die Heidengötter ab und bekämpfte andere Religionen wegen dem Missionsanspruch. Die Kirche bietet in ihrer Überlieferung Brauchtum und Riten. Das wurde praktiziert wie ein Konzertbesuch, zumal man in der jeweiligen Gruppe für die Teilnahme Pluspunkte sammeln konnte.

Zurück zu den Anfängen: Ein Blick auf Wikipedia - Stichwort Mithras
Ich weiß nicht, ob euch die Begriffe gleich viel sagen und euch die Symbole der alten Kulturen geläufig sind. Ich bitte - auf den Begriff *mi-tra- („Vertrag“, „Eid“) zu achten und an den "neuen Bund" zu denken, der die Auferstehung feierte. Wie wild zertrümmerten sie dann die unterirdischen Mithren.

Die meisten Legenden bringen "blockhafte" Erzählung, d.h. mit einem Wort können sie an Jahrtausende Geschichte erinnern. Bei fehlendem Wissen macht es Schwierigkeiten wegen der Unsicherheiten und man kann nicht mal ahnen, was man nicht weiß. Es entstehen dann völlig falsche Weltbilder.

Wikipedia hat eine Begriffserklärung zu Religion. Trotz dem Bezug auf das lateinische relegere‚ bedenken - war vor Monaten eine andere Erklärung. Nun steht als Deutung gewissenhaftes Befolgen irgendwelcher Vorzeichen und Vorschriften.

Die Bibel ergibt bei gesamter Leseweise "Gesetze". Doch sie ist nicht nur ein Rechtsbuch, sondern bringt Lehren zum recht handeln, weise überlegen, sinnvoll planen, Regeln zu Kommunikation und Organisation und vieles mehr. Eingebettet sind Hinweise zu Historischem, zu Personen, zu noch älteren Lehren, zu ursprünglichen Mythen und vieles mehr.

Zum Aufrollen wäre dieses Informationspaket - sagen wir mal analog in aktueller Weise beim Irakkrieg. Mit Stichworten Bush, Öl, Grenze und einer minimalen Geschichte rollen Tausende Berichterstattungen und Rechtsregeln ins Gedächtnis heute lebender Menschen - aber im Nachhinein auch bessere Lösungen in vielen Bereichen. Das ist vielleicht nicht so toll erklärt. Ich berichte nun über den Mechanismus - denn ihr wundert euch immer noch, warum ich mit dem "Geheimnis" über die Bibel offenbar nicht herausrücke und dauernd nur irgendwelche Worterklärungen liefere. Das sind immer nur ein paar Worte, aber dahinter steht die Geschichte der Erde und all ihr Wissen. Nur mit den entsprechenden Zusammenhängen entstehen solche Bausteine.

Den Begriff Glauben (Religion) mit Erziehung gleichzusetzten würde in Hebräisch passen, denn dort betrifft es das Wort "Ausbildung" oder einweihen [emuna] = Glauben. Abgedeckt wäre es mit dem Begriff Wissenschaft. Aber die Kunst bliebe außen vor und alle Menschen, die sich nicht zur Kategorie Wissenschaftler zählen. Die Lehren wurden so vermittelt, dass sie JEDER durch Riten täglich in Erinnerung führte. Dem einen sagte das mehr, dem anderen etwas weniger. Aber die Kost war so komprimiert. Wir sind lange noch nicht in der Hirnforschung so weit gekommen, um die ganzen Mechanismen zu verstehen.

Um langsam auf den Punkt zu kommen: Heute sehen wir die einfachste Form in den Riten. Manchen frommen Leuten gelingt es, weil ihr Seelenleben darauf ausgerichtet ist, einen Schimmer zu erahnen. Bei Nichtwissen, ohne Antenne, steht einfach nur ein Priester vor dem Altar und macht irgendwelche Handlungen. Durch einen falschen Einsatz der Metaphern kommt kein uraltes Wissen hervor, sondern eine Programmierung aus selbstgezimmerten oder nachgemachten Wolkenkuckucksheimen. Religionen wären hier Kuckucksheimgruppierungen.

Beim Wissen um die Gesetze (erschließbar durch anderen Wortschatz) zelibriert ein "geweihter" Priester die Gesetze. Er bereitet im übertragenen Sinn Wandlungen zum Guten vor. Er verteilt das Wissen durch die Predigt und er würde, wenn es die Leute verstehen, den "Eingottglauben" verkünden. Das ist praktisch das Höchste an Lebensphilosophie.

Hier würde die Religion die Verbindung zum Höchsten, das wieder alle Menschen in Lösungen vereinen kann. Dann stimmt das Lateinische relegere‚ bedenken - vom Wort her genauer.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#15 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von closs » Do 23. Jan 2014, 15:09

2Lena hat geschrieben:Beim Wissen um die Gesetze (erschließbar durch anderen Wortschatz) zelibriert ein "geweihter" Priester die Gesetze. Er bereitet im übertragenen Sinn Wandlungen zum Guten vor.
Das klingt ziemlich katholisch - zumindest so, wie sich die RKK fundamental-theologisch versteht.

Unabhängig davon:
In einem kann ich Dir besonders gut folgen: Religion könne in nicht mehr verstandenen Riten und Liturgien versanden, die sie selber nicht mehr versteht, sondern nur noch abfeiert - das kommt mir bekannt vor.

Was Du generell einmal klären könntest: Verstehst Du Deine Interpretation (und somit auch das Selbstgefühl der Israeliten des AT) als transzendent oder als Diesseits-Lebenshilfe? - Reden wir von Gott als transzendente Größe oder von zusammengetragenen Lebensweisheiten? - Die erfreulichste Antwort aus meiner Sicht wäre, wenn es beides wäre.

Diese Frage sei deshalb an Dich gestellt, weil einige Foristen möglicherweise nicht wissen,
* ob Du an den EINEN personalen Gott glaubst und ZUSÄTZLICH inzwischen verschüttete Sichtweisen des AT ausgräbst - oder
* ob Du das Christentum (vielleicht ähnlich dem Buddhismus) als große Lebenslehre (ohne Gott als notwendiger Realität)
verstehst.

R.F.
Beiträge: 6664
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

#16 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von R.F. » Do 23. Jan 2014, 19:00

Pluto hat geschrieben:Was ist Religion...?

Ganz einfach... Für mich ist Religion = Glaubensrichtung.
Ich war mir schon immer sicher, lieber Pluto, dass Du in Glaubensdingen Experte bist. Man muss in der Tat an Evolution und an die so genannte Relativitätstheorie glauben, um die Welt der Naturalisten zu begreifen...

Aber mit Deinem Glauben bis Du nicht einsam, nein, Du hast eine große Zahl an Glaubensschwestern und Glaubensbrüder...Alle rennen sie zusammen in dieselbe Richtung - in die falsche...

Das mag sich flapsig anhören, ist aber ernst gemeint...

Benutzeravatar
Lamarck
Beiträge: 719
Registriert: Di 14. Mai 2013, 18:38
Wohnort: Frankfurt am Main

#17 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von Lamarck » Do 23. Jan 2014, 21:07

Hi R.F.!

R.F. hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Was ist Religion...?

Ganz einfach... Für mich ist Religion = Glaubensrichtung.
Ich war mir schon immer sicher, lieber Pluto, dass Du in Glaubensdingen Experte bist. Man muss in der Tat an Evolution und an die so genannte Relativitätstheorie glauben, um die Welt der Naturalisten zu begreifen...

Aber mit Deinem Glauben bis Du nicht einsam, nein, Du hast eine große Zahl an Glaubensschwestern und Glaubensbrüder...Alle rennen sie zusammen in dieselbe Richtung - in die falsche...

Das mag sich flapsig anhören, ist aber ernst gemeint...

Herr Erwin, dass Du das ernst meinst, fällt mir schwer, zu 'glauben' ... . :engel:

Aber welcher 'Glaube' rennt denn nun in die richtige Richtung - und vor allem, warum?

Und kennst Du als anerkannte Konifere nicht auch ein Mittel, woran 'Glaube' sich von Wissen unterscheiden lässt?




Cheers,

Lamarck
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)

2Lena
Beiträge: 4723
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 09:46

#18 Re: Was ist die Religion?

Beitrag von 2Lena » Do 23. Jan 2014, 21:54

closs hat geschrieben:2Lena hat geschrieben: "Beim Wissen um die Gesetze (erschließbar durch anderen Wortschatz) zelibriert ein "geweihter" Priester die Gesetze. Er bereitet im übertragenen Sinn Wandlungen zum Guten vor."

Das klingt ziemlich katholisch - zumindest so, wie sich die RKK fundamental-theologisch versteht

Das war so gemeint - oder eigentlich nicht gemeint. Das Schwierige an den Symbolen ist - ihren Stellenwert zu erkennen. Geweiht = eingeweiht = nicht mit Geweih verwechseln oder gehörnt, sondern mit "ausbilden" und Glaube. Glaube heißt einweihen, genauso ausbilden in Hebräisch. All das, mitsamt den Riten wiederum hängt mit der AT-Philosophie zusammen, mit fundierten Lehren. Vielleicht hast du einen Rat, wie man das besser ausdrücken könnte.

closs hat geschrieben:Was Du generell einmal klären könntest: Verstehst Du Deine Interpretation (und somit auch das Selbstgefühl der Israeliten des AT) als transzendent oder als Diesseits-Lebenshilfe? - Reden wir von Gott als transzendente Größe oder von zusammengetragenen Lebensweisheiten? - Die erfreulichste Antwort aus meiner Sicht wäre, wenn es beides wäre.

Diese Frage sei deshalb an Dich gestellt, weil einige Foristen möglicherweise nicht wissen, * ob Du an den EINEN personalen Gott glaubst und ZUSÄTZLICH inzwischen verschüttete Sichtweisen des AT ausgräbst - oder * ob Du das Christentum (vielleicht ähnlich dem Buddhismus) als große Lebenslehre (ohne Gott als notwendiger Realität)
verstehst.

Es geht definitiv in Richtung Lebenshilfe. (Ein kleiner Einblick siehe unter dem Thema über "Jona")

Zu deiner zweiten Frage an mich persönlich ist es als würdest du mich fragen, ob ich glaube, dass der Storch Kinder bringe. Bevor mein Bruder geboren wurde, war ich als Kind etwas unsicher. Danach stritt ich das vehement ab. Seitdem jemand die Form eines Storches als symbolträchtig bezeichnete, werde ich leicht rot, wenn ich so eine Zeichnung sehe. Kurz gesagt: Es hat wohl alles seinen Grund.

Antworten