Ruth hat geschrieben:Sorry, das ist wahrscheinlich nett gemeint …. aber ich kann damit nicht gut umgehen … solche und ähnliche persönliche Aussagen sind mir eher unheimlich, als dass ich darin etwas finden kann
Genau, es war nur nett gemeint - kein Problem, das kann verschwinden.
Ruth hat geschrieben:Zu dem Zeitpunkt war ich mittendrin in der Veränderungsphase, noch stark auf der Suche nach Bestätigung und Weiterführung. Das Buch hat mir dann von beidem etwas geben können.
Das kann ich mehr sehr gut vorstellen.
Ruth hat geschrieben:Das ist ja auch der Kernpunkt der christlichen Lehre, an dem man sich stößt und darüber diskutiert ... ohne eine wirklich befriedigende Antwort dafür zu finden. Da muss wohl jeder für sich selbst auf die Suche gehen und entscheiden, was für *mich* am ehesten möglich erscheint.
Interessanterweise bin ich am Anfang ganz anders damit umgegangen.
Ich war bestimmt sehr jung und hatte die Jesus-Geschichten gehört, von der Kreuzigung und vom leeren Grab.
Mit Auferstehung hatte ich eher keinen Kontakt.
Ich erinnere mich noch daran, einen "Jesus"-Film gesehen zu haben, an dessen Ende das Grab leer war - mehr wurde im Film nicht gezeigt.
Für mich war das ein vollkommen passendes Ende, wodurch sich folgender (aus meiner Sicht) stimmiger Eindruck ergab:
"Jesus" hat als guter Mensch sehr zurückhaltend und vorsichtig agiert, keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Er hat viel Gutes bewirkt und wollte eine gute Botschaft vermitteln.
Es baute sich Widerstand gegen ihn auf, er wurde übel zu- und hingerichtet.
Wieder hat er sich bei all dem nicht gewehrt, keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Am Ende wurde er in ein Grab gelegt und das Grab war irgendwann leer -> keine Gewalt, kein Durchsetzen.
Die ganze Geschichte hatte für mich eine durchgehend stimmige Sanftheit und Zurückhaltung.
Ich habe es so verstanden, dass von Gott aus, über "Jesus" der Versuch einer Botschaft unternommen wurde, dieses wurde abgelehnt und ohne viel Aufsehen, erfolgte ein Rückzug, ein Verschwinden.
Als ich dann irgendwann mit "der Auferstehung" konfrontiert wurde, war das für mich eine "aufgesetzte Idee", mit der ich eher nichts anfangen konnte.
Es mag der Kernpunkt der christlichen Lehre sein, aber dann wohl eher nicht für mich und so hätte ich es diesem Buch auch nicht übel genommen, wenn dieser Punkt radikal geändert worden wäre.
Unter dem Gesichtspunkt einer kompromisslosen Liebe/Beziehung finde ich den "Jesus"-Kontakt-Versuch weitaus wichtiger, als diese ShowDown-Geste am Ende mit dem erneuten Auftauchen ("Zaubertrick").
Das "göttliche Eingreifen des schlichten Verschwindens", am besten noch so, dass niemand das leere Grab bemerkt, wäre für mich vollständig in Ordnung gegangen.
Ruth hat geschrieben:Zumindest gibt es in diesem Buch so viele Anstöße zu neuen Wegen, dass ich finde, man kann das altbekannte einfach stehen lassen und sich mehr auf das Interessante konzentrieren.
Richtig, es ist eine erstaunliche Perspektive.
Ruth hat geschrieben:Ich denke, vor Jahrzehnten wäre es wahrscheinlich von den Christen boykottiert worden. Aber auch jetzt, seit es erschienen ist, gibt es noch eine ganze Menge christlich geprägter Menschen und Gruppen, die dieses Buch verteufeln. Ich meine sogargelesen zu haben, dass es ein „Gegen-Buch“ zu diesem gibt, und auch eines, das noch mal genau erklärt, wie man es zu lesen hat, damit es nicht der christlichen Lehre in die Quere kommt. Ich habe diese Bücher allerdings nicht gelesen, dafür war mir die Geschichte viel zu wertvoll, als dass ich mich mit Gegenargumenten befassen wollte.
Ich denke auch, dass es für viele eine "zu konkrete" Darstellung war/ist - vielleicht, weil man die eigenen Ansichten nicht bestätigt findet - gerade wenn man die Bibel "hochhalten" möchte.
Ruth hat geschrieben:Das Nachdenken über die Vergangenheit kann zur ängstlichen Sorge über die Zukunft verleiten, indem sich in Gedanken über das, was alles passieren könnte, etwas aufbaut, was überhaupt nicht existiert.
Es gab da einen Spruch, der mir früher oft begegnete:
Gestern ist vorbei, Morgen ist noch nicht da, und heute ist Gott bei dir.
Wir haben das ja schon einmal angesprochen.
Im Buch finde ich dieses "Verlasst euch nur auf mich und lasst eure Unabhängigkeit hinter euch" sehr stimmig, weil es dort Gott selbst sagt und damit eine klare Korrektheit vorliegt.
In unserer Wirklichkeit kommt diese Aussage aber nicht von Gott ("direkt") und schon ist es nicht mehr so eindeutig.
Ein Komplettabschalten des Nachdenkens über die Vergangenheit ist aus meinem Weltbild absolut nicht zu empfehlen, denn für mich handelt es sich um Disharmonien in den Gehirnabläufen, die unbedingt verarbeitet werden müssen.
Klar, Übertreibungen sind dann wieder in die andere Richtung schädlich.
Ruth hat geschrieben:Leute, welche gerne die Hölle predigen, um zu demonstrieren, dass sie selbst in den Himmel kommen, sprechen gerne vom Gericht. Wenn man auf die Empfehlung von Jesus hinweist, nicht zu richten, um nicht selbst (nach dem eigenen Maßstab) gerichtet zu werden, wird meistens gesagt, dass dieses doch kein richten sei.
Das mit "dem Gericht" fand ich auch eine sehr erstaunliche Szene, bei der mehr die Einsicht des Menschen gesucht wird, dass es nicht anders hat laufen können und man nicht über andere richten soll.
Im Sinne des Buches: das Richten stört die Ausrichtung auf Liebe/Beziehung.
Du sagst des mit den Worten - Zitat-Ruth:
Das Urteil Gottes lautet: Liebe!