Rechthaberei

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#81 Re: Rechthaberei

Beitrag von closs » Fr 18. Mär 2016, 00:00

Savonlinna hat geschrieben: Ich wollte nur aufzeigen, dass Du nur Deine Vorstellungen von Systematik akzeptierst.
Jede bessere Vorstellung geht vor - versprochen.

erbreich
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#82 Re: Rechthaberei

Beitrag von erbreich » Fr 18. Mär 2016, 11:46

Hallo Kingdom

Dein letzter Post ist für mich der verständlichste, den ich bisher von dir gelesen habe. Das freut mich ehrlich: Ich fühle mich nicht gut dabei, wenn ich überhaupt keinen Zugang zu einem Menschen zu finden vermag. Ich habe mich gefragt, was für mich in der Wahrnehmung deiner Person neu ist in deinem Post. Es ist, wie mir scheint dies, dass ich mich hier erstmals von dir wahrgenommen, auch ernst genommen erlebe. Eine Art Entgegenkommen, ein Zugeständnis, vielleicht sogar Empathie, Mitgefühl... Das hat mir bisher gefehlt, zumindest konnte ich es nicht sehen. Es ist wahr: Wir können den anderen Menschen auf und mit seinem Weg akzeptieren ohne deswegen unseren eigenen Weg zu verleugnen. Das finde auch ich wichtig und richtig.

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Magdalena61
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#83 Re: Rechthaberei

Beitrag von Magdalena61 » Fr 18. Mär 2016, 14:31

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Man kann nicht wirklich wissen, warum sich jemand so hartnäckig an sein Weltbild klammert. Ist er davon wirklich überzeugt oder ist er überfordert damit, die schützenden Sicherungsseile loszulassen und weiter zu gehen; die Gedankengänge anderer nachzuvollziehen und eventuell neue Perspektiven zuzulassen?
Wahrscheinlich ist es genau so - Schutzfunktion, um im eigenen Kokon überleben zu können.
Es ist sehr anstrengend, sich ein Weltbild zu erarbeiten.

Wahrscheinlich fangen die meisten derjenigen, die sich dieser Mühe (überhaupt) unterziehen, damit bereits im Teeniealter an. Man erlebt, beobachtet, hört, liest, vergleicht, denkt... man übernimmt etwas, das man momentan gut und überzeugend findet, weil man die Fehler im System noch nicht erkennt, um es später, wenn man sich den Inhalt "gefressen" hat, dann doch zu verwerfen oder zumindest zu sortieren, abzuändern und nur die besten Punkte, individuell angepasst, zu behalten.

Man muß SO viel forschen und lernen. Es gibt unheimlich viel Weisheit auf der Welt, aber nicht jede davon ist genießbar oder verwertbar.

Dann erlebt man die unangenehmen Zeiten, in denen das gesamte, müsasm zusammen getragene Puzzle revidiert werden muß. Das passiert oder kann passieren, wenn die Lebensumstände sich radikal ändern, wenn Demagogen auf der Suche nach Jüngern die Leute verwirren oder wenn der Kandidat in seiner persönlichen Erkenntnis einige Schritte weiter gekommen ist und alles, was er bisher "eingräumt" hatte, neu abgleichen muß.

Christen können in diesen Zeiten schwere Glaubenszweifel / Anfechtungen durchleben. Und da ist KEINER, der wirklich raten und helfen kann... da muß man alleine durch.

Bis die Lücken repariert sind, hat man zeitweise keinen Boden mehr unter den Füßen.

Man wird älter. In der Regel fordert der Beruf... man hat eine Familie gegründet... vielleicht ein Haus gebaut oder gekauft. Die ZEIT, die für's Philosophieren übrig bleibt, wird immer weniger. Also legt man sich weltanschauungstechnisch mehr oder weniger fest.

Mit den Jahren versteinert man dann.

Wer fest steht in seiner Überzeugung, kann großzügig sein mit anderen, die anders denken und glauben. Wer nicht fest steht, sondern lediglich einen Erkenntnisstand, den er zu einem wesentlich früheren Termin hatte, versteinern ließ, wird auf das Infragestellen seiner Weisheiten/ der Bausteine seiner Weltsicht empfindlicher reagieren. Er neigt dann u.U. zur Rechthaberei.
Selbstkritisch füge ich hinzu, dass meine persönliche Schutzfunktion sein kann, nicht in die Tiefen des un-intellektuellen Daseins - die alltägliche, zum Teil schmerzhafte - Realität zu gehen, sondern in geistigen Rahmenbedingungen zu verbleiben.
Kann sein. Das bist halt DU. :)

Ich weiß nicht, ob deine Gesprächspartner immer versuchen, deine Gedankengänge zu verstehen. Es ist manchmal nicht einfach, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Weil du sehr komprimiert schreibst.
- Andererseits: Wir können gerne auch Threads aufmachen, die überhaupt nichts mit Weltanschauungen zu tun haben, sondern rein pastoraler Natur sind (bspw. "Mein Partner ist gestern tödlich verunglückt - was soll ich tun?"). - Aber so etwas findet man ja hier (man möchte es ja auch keinen Wünschen) nicht.
Dr. Sommer oder Tante Dingsda... nein, so etwas haben wir hier meines Wissens nicht.
Käme aber so etwas, müsste sich jeder schämen, der mit Weltanschauungs-Vorträgen kommt.
Ja!
Aber lieber ist mir, wenn Menschen ehrlich auf Gott schimpfen (warum lässt Gott das Leid zu?), obwohl mir das weh tut, wenn Gott so beschimpft wird, denn ich weiß, dass es Ihm auch weh tut, als dass jemandem, der einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat gesagt wird, er habe eh den Tod verdient, weil er Zeit seines Lebens ein elender Sünder gewesen sei, und er solle gefälligst froh sein, dass Gott noch Geduld mit ihm hat.
Kritisch stimme ich Dir ansonsten zu, dass gesellschaftliche und moderne philosophische Denkweisen offenbar derart mächtig sein können, dass viele sich nur innerhalb derselben bewegen können und oft darauf achten, eine gewisse Konformität einzuhalten.
Es gibt ja nicht so viele davon. Nur viele Varianten.
- Man möchte individuell erscheinen, aber bitte nicht rahmen-sprengend
Siehe oben. Irgendwann ist man müde. Man möchte die Welt nicht noch einmal neu erschaffen, sondern einfach nur noch ein bißchen Frieden haben.
Würde man 20 Mütter aus 20 Jahrhunderten um einen Tisch setzen, würden diese sich auf Anhieb verstehen - Kinder sowieso. - Und im Geistigen geht es eben auch - aber hier nur nach ziemlich viel Eigene-Zeit-Abschüttel-Arbeit. - Aber es geht.
:D Man soll die Hoffnung nicht aufgeben...
LG
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#84 Re: Rechthaberei

Beitrag von Pluto » Fr 18. Mär 2016, 17:00

Magdalena61 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Man kann nicht wirklich wissen, warum sich jemand so hartnäckig an sein Weltbild klammert. Ist er davon wirklich überzeugt oder ist er überfordert damit, die schützenden Sicherungsseile loszulassen und weiter zu gehen; die Gedankengänge anderer nachzuvollziehen und eventuell neue Perspektiven zuzulassen?
Wahrscheinlich ist es genau so - Schutzfunktion, um im eigenen Kokon überleben zu können.
Es ist sehr anstrengend, sich ein Weltbild zu erarbeiten.
Ich kann da nur empfehlen, sämtliche Weltbilder abzustreifen, und einfach die Natur so nehmen wie sie ist. 8-)

Magdalena61 hat geschrieben:Mit den Jahren versteinert man dann.
Meinst du?
Ich erinnere mich gut an den Tag als ich meinen Glauben an Gott endgültig abstreifte. Es kam mir vor als würde ich mich "outen".
Ich empfand es als regelrechten "Befreiungsschlag".
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#85 Re: Rechthaberei

Beitrag von lovetrail » Fr 18. Mär 2016, 17:03

Pluto hat geschrieben:Ich kann da nur empfehlen, sämtliche Weltbilder abzustreifen, und einfach die Natur so nehmen wie sie ist. 8-)
Wenn ich dich nicht schon länger kennen würde, Pluto, würd ich mich fragen ob du solche Sätze ernst meinst ;-)

LG
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#86 Re: Rechthaberei

Beitrag von NIS » Fr 18. Mär 2016, 17:16

Man kann Gott auch lieben, aber dennoch an Alles glauben!
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#87 Re: Rechthaberei

Beitrag von Pluto » Fr 18. Mär 2016, 17:31

lovetrail hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich kann da nur empfehlen, sämtliche Weltbilder abzustreifen, und einfach die Natur so nehmen wie sie ist. 8-)
Wenn ich dich nicht schon länger kennen würde, Pluto, würd ich mich fragen ob du solche Sätze ernst meinst ;-)
Wieso sollte das nicht ernst gemeint sein? Ich meine damit, das sehen und erkennen was in der Welt ist, ist mir jedenfalls "Weltbild" genug.

Die Welt ist ein schöner Ort. Warum sollte ich diesen Ort mit allen möglichen und unmöglichen eigenen Fantasien verändern wollen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#88 Re: Rechthaberei

Beitrag von lovetrail » Fr 18. Mär 2016, 18:32

Pluto hat geschrieben:Wieso sollte das nicht ernst gemeint sein? Ich meine damit, das sehen und erkennen was in der Welt ist, ist mir jedenfalls "Weltbild" genug.

Die Welt ist ein schöner Ort. Warum sollte ich diesen Ort mit allen möglichen und unmöglichen eigenen Fantasien verändern wollen?
Du bist schon ein einzigartiger Typ ;-)
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#89 Re: Rechthaberei

Beitrag von lovetrail » Fr 18. Mär 2016, 18:40

Bei Christen ist es ja so: Wenn man einen solchen fragt, welcher Kirche oder Lehre er sich zugehörig fühle und er antwortet darauf: Er halte sich nur an die Bibel, dann muss man sehr auf der Hut sein. Das ist meist ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Sekte.

LG
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#90 Re: Rechthaberei

Beitrag von Pluto » Sa 19. Mär 2016, 00:36

lovetrail hat geschrieben:Du bist schon ein einzigartiger Typ ;-)
Sind wir das nicht alle, auf unsere ureigene Art und Weise?

lovetrail hat geschrieben:Bei Christen ist es ja so: Wenn man einen solchen fragt, welcher Kirche oder Lehre er sich zugehörig fühle und er antwortet darauf: Er halte sich nur an die Bibel, dann muss man sehr auf der Hut sein. Das ist meist ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu einer Sekte.
Ja klar.
sola scriptura ist das Markenzeichen der Fundamentalisten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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