Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#791 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 10. Okt 2015, 20:09

Halman hat geschrieben:Dies ist aber ein rein hypothetisches "was-wäre-wenn-Spiel", welches die zu konstatierenden Prämissen bereits voraussetzt.
Es geht nicht anders - geistige Fragestellungen sind meiner Ansicht nach immer deduktiver Natur. - Natürlich hat die Hermeneutik immer auch induktiv, was sogar zur Änderung der Prämisse führen kann (und bei Bedarf auch soll) - aber ohne Prämisse kann man meines Erachtens nichts beginnen, wenn man kein keine neurowissenschaftliche, sondern spirituelles Interesse an "Geist" hat.

Halman hat geschrieben:Falls sich zur Schlussfolgerung gelangen würde, dass sich diese Erfahrung nicht naturwissenschaftlich erklären lässt und beim gegenwärtigen Kenntnisstand als übernatürlich eingestuft wird, müsste ich wohl folgern, dass unsere naturalistische Weltsicht unvollständig ist.
Was ja kein Beinbruch wäre. - Aber es wäre schon viel gewonnen zu erkennen, DASS die naturalistische Sicht nicht monopolistisch verstanden werden darf - diese Erkenntnis würde ich allen Foristen wünschen, damit wir überhaupt die Voraussetzung haben, über naturalistische und spirituelle Sichtweisen zu sprechen.

SilverBullet
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#792 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Sa 10. Okt 2015, 20:22

closs hat geschrieben:eine Diskussion über das "Wie" ist kontraproduktiv, weil wir gar nicht wissen KÖNNEN, wie das "Wie" ist.
Warum können wir es nicht wissen, wo wir doch schon die Idee zum Nicht-XXXX-Weltbild gehabt haben?

closs hat geschrieben:Ihr müsst Euch abgewöhnen, Dinge jenseits des Naturalistischen mit der Denke und dem Maß des Naturalistischen zu messen.
Wie ich geschrieben habe: „Man bläut sich ein, dass man keine Analyse mehr durchführen kann“

Warum muss ich mir etwas abgewöhnen?

Es widerspricht immerhin der Funktionsweise eines Wahrnehmungssystems, dass man komplett auf Zusammenhänge zur gewohnten Umgebung verzichtet und keinen Zugang zu den eigentlichen Zusammenhängen haben möchte.

Warum soll ich mich um eine Weltidee kümmern, um die ich mich nicht kümmern kann?

closs hat geschrieben:Es geht darum, ob die materielle Daseins-Welt die einzige Existenz-Ebene ist.
Naja, es geht zuerst darum, wie man auf die Idee kommt, dass es nicht die einzige Ebene sein könnte.

1.
Man schaut sich die Welt an und versteht sie nicht.
2.
Man abstrahiert die Welt und setzt einen Begriff ein: „materielle Welt“
3.
Aus der Denkregel der gewohnten Gegenteilsbildung (innen/aussen, hell/dunkel, oben/unten usw.) schliesst man auf den Begriff „Nicht-Materielle-Welt“

Wichtig:
Die Punkte 1-3 liegen alle innerhalb der Vorgänge eines Wahrnehmungssystems.
En Einfluss von aussen wird nicht benötigt – zu keiner Zeit.

Ich sehe es analog zum Rätsel der Ausdehnung des Universums:
Durch die Prägung unserer Umwelt, fragen wir sofort:
„worin dehnt sich das Universum aus?“
Etwas anderes kriegen wir nicht zwischen die Ohren, als dieses Zusammenhangsdenken.

Genauso verhält es sich mit Existenz:
„Die materielle Existenz muss doch in/durch irgendetwas anderes existieren“
Wir haben quasi keine andere Denkmöglichkeit.

Unser Gehirn hat in 640Mio. Jahren eine starke Prägung erhalten und nicht alle Zusammenhänge, die wir automatisch aufstellen, sind nützlich bzw. überall nützlich.

Aus meiner Sicht machen Nicht-XXXX-Welt-Anhänger den Fundamentalfehler, dass sie ihrem Denken eine Gültigkeit zuordnen, die so umfangreich nicht bestehen kann.

Die Folge ist ein Streben nach einer Welt, für die es keinen anderen Anlass gibt, als den Invertierungs-Operator, der durch den „unglaublichen, kaum vorstellbaren Umfang“ von exakt einem Neuron realisiert werden kann.

Ich weiss, begründet wird es damit, dass so viele Menschen es machen.
Das Dumme ist nur: „die laufen alle auf der gleichen Technik…“

closs
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#793 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 10. Okt 2015, 20:36

SilverBullet hat geschrieben:Warum können wir es nicht wissen, wo wir doch schon die Idee zum Nicht-XXXX-Weltbild gehabt haben?
Wenn der Mensch erkennt, dass es anscheinend ein Sein jenseits der eigenen objektiven Wahrnehmung gibt, weiss er automatisch, dass er es nicht erfassen kann.

SilverBullet hat geschrieben:Es widerspricht immerhin der Funktionsweise eines Wahrnehmungssystems, dass man komplett auf Zusammenhänge zur gewohnten Umgebung verzichtet
Stimmt - da muss man sich einen Ruck geben. - Im übrigen: Für die Lebens-PRaxis soll ja nicht auf Naturalistisch-Bewährtes verzichtet werden.

SilverBullet hat geschrieben:Die Punkte 1-3 liegen alle innerhalb der Vorgänge eines Wahrnehmungssystems.
En Einfluss von aussen wird nicht benötigt – zu keiner Zeit.
Richtig -Denken und Fühlen des Menschen liegen immer im Rahmen des eigenen Wahrnehmungs-Systems. - Die eigentlich spannende Frage ist, ob sich dieses Denken und Fühlen als zielführend erweisen wird - und das ist eben Glaubensfrage.

SilverBullet hat geschrieben:Ich weiss, begründet wird es damit, dass so viele Menschen es machen. Das Dumme ist nur: „die laufen alle auf der gleichen Technik…“
Auch Deine Erklärung KANN zureffend sein - unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe könnten zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Es wäre schon mal wichtig, dass allein DAS begriffen wird - dass man aus Glaubens-Gründen andere Perspektiven verwerfen kann, bleibt doch unbenommen.

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Andreas
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#794 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Andreas » Sa 10. Okt 2015, 20:40

Pluto hat geschrieben:Über das "Dass" z diskutieren erscheint mir angesichts der totalen Abwesenheit jeglicher Indizien, ziemlich müssig.
Gehe ich recht in der Annahme, dass du das schon vor deinen 25 000 Beiträgen wusstest?

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#795 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Sa 10. Okt 2015, 22:14

:Herz: :lol:
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#796 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » So 11. Okt 2015, 00:05

closs hat geschrieben:Deine Ich-Identität bist Du - egal mit oder ohne Leib.
Wie kommst du darauf, dass meine Identität in Einzelteile zerlegbar sei?

Meinetwegen kannst Du Dir auch einen Leib vorstellen, der genauso wie Dein jetziger aussieht.
Es war mir aufgrund deiner bisherigen Ausdrucksweise nicht ganz klar, dass du auf eine Reinkarnation anspieltest. Unter anderem weil du schriebst, man habe dann keinen Leib mehr.

Dass sich erneut ein Leib bilden könnte, der genauso wie mein jetziger aussieht, halte ich jedoch für relativ unwahrscheinlich. Ich stelle mir also einen Löwen vor, der mit einem Harem aus 8 Löwinnen irgendwo in der afrikanischen Savanne lebt und keinerlei Erinnerung an mein jetziges Leben besitzt, da mir ein Löwe, der quadratische Gleichungen lösen kann, ebenfalls relativ unwahrscheinlich erscheint.


Andreas hat geschrieben:Beides ist nicht beweisbar.
Es ist beweisbar, dass die persönliche Identität von einem intakten Gehirn abhängig ist:
http://www.scielo.br/scielo.php?pid=S00 ... ci_arttext

Es gab mal einen Patienten, dem man Teile des Hippocampus entfernte. Der verlor sein Langzeitgedächtnis und konnte daraufhin gestern nicht mehr von heute unterscheiden:
http://www.jmhhb.org/article.asp?issn=0 ... ulast=Shah

JackSparrow
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#797 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » So 11. Okt 2015, 00:23

Novalis hat geschrieben:Lenin - der selbst sagte, dass der Kommunismus praktizierter Atheismus ist - gab auch mit Vorliebe Erschießungsbefehle.
Und der HERR, von dem die Bibel sagt, dass er die Liebe sei, gab folgenden Befehl: Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der auf die Stimme seines Vaters und auf die Stimme seiner Mutter nicht hört, [...] sollen ihn alle Leute seiner Stadt steinigen, dass er stirbt 5Mo21:18

Ehefrau Nadeschda Krupskaja grummelte gegenüber Lenin: "Ja, und ihr werdet selbstverständlich die wertvolleren Menschen erschießen, weil sie den Mut haben, zu ihrer Überzeugung zu stehen."
Genosse Lenin muss wohl einer der Boten des Menschensohnes gewesen sein. Der Sohn des Menschen wird seine Boten beauftragen, und sie werden aus seinem Königreich alle Fallstricke jäten und die, welche Gesetzlosigkeit verüben, und werden sie in den Hochofen des Feuers werfen; dort wird Jammern und Zähneknirschen sein. Mt13:41

Samantha

#798 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Samantha » So 11. Okt 2015, 00:25

Münek hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Ist die Wissenschaft gerade arbeitslos?
Die Wissenschaft befasst sich nicht mit der Frage nach einem Leben nach dem Tod..
Ja, aber Du befasst Dich mit dem Tod sowie anderen religiösen Fragen - ergo ist es wichtig. :mrgreen:

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NIS
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#799 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » So 11. Okt 2015, 00:47

Teufel! :Herz: :angel:
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#800 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » So 11. Okt 2015, 01:20

JackSparrow hat geschrieben:Wie kommst du darauf, dass meine Identität in Einzelteile zerlegbar sei?
Bist Du in Deine Einzelteile zuerlegt, wenn Du Dich abends ausziehst?

JackSparrow hat geschrieben:Es war mir aufgrund deiner bisherigen Ausdrucksweise nicht ganz klar, dass du auf eine Reinkarnation anspieltest.
Tue ich auch nicht. - Es war ein Angebot an Dich, falls es an Vorstellungs-Modi scheitert - da wollen wir doch großzügig sein.

JackSparrow hat geschrieben: Unter anderem weil du schriebst, man habe dann keinen Leib mehr.
Zumindest nicht im naturalistischen Sinn, wie wir es kennen.

JackSparrow hat geschrieben:Dass sich erneut ein Leib bilden könnte, der genauso wie mein jetziger aussieht, halte ich jedoch für relativ unwahrscheinlich.
Ich ebenso.

JackSparrow hat geschrieben:Es ist beweisbar, dass die persönliche Identität von einem intakten Gehirn abhängig ist
Herrschaft - ist das so schwer zu kapieren? - Du hast unter naturalistischen Gesichtspunkten recht, unter denen die menschliche Existenz in der materiellen Welt beschrieben wird - wir reden HIER von der (möglichen) Existenz NACH dem körperlichen Tod.

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