Ruth hat geschrieben: ↑Für mich ist Gott einfach Fakt. Er ist da, und anwesend in der Welt, so wie der Sauerstoff, den wir zum atmen brauchen. Das ist erst einmal unabhängig davon, ob du (oder andere Menschen) das so glauben, wie ich es tue ... oder eben nicht.
OK.
Wenn wir also ein Gespräch über einen Glaubenszusammenhang führen wollen (so wie hier), dann ist diese Sicht deine Basis.
Meine Basis ist eine andere - wir haben es ja angesprochen.
Du verwendest nicht meine, ich verwende nicht deine, aber dennoch geht es uns um ein Gespräch.
In dem Gespräch kann ich versuchen, deine Haltung zu respektieren, indem ich dir die Möglichkeit zur Übersetzung meiner Aussagen lasse.
Ruth hat geschrieben:Ich habe ja schon mal gesagt, dass ich glaube, dass Gott jedem Menschen auf eine ganz individuelle Art begegnet und mit ihnen kommuniziert. Mit jedem "redet" er auf die Art, die dieser Mensch versteht, und bringt ihm im Laufe der Zeiten bei, was er braucht, um das Leben zu meistern.
Jeder Mensch kann aus deiner Sicht also eine eigene Kommunikation entdecken, wobei du den Inhalt dieser Kommunikation auf die Entwicklung des Menschen rund um das Meistern des Lebens ansiedeln würdest.
Das "Meistern des Lebens" siehst du demnach als zentrales Wirkungsfeld der Kommunikation, wobei mit "Meistern", also dem Bewältigen eine eher positive Richtung eingschlagen ist.
Ein Mensch ohne die Kommunikations-Vorstellung kann dennoch das Leben meistern und reagiert aus deiner Sicht entlang der Kommunikation, ohne dies als solche erkennen zu müssen.
Ruth hat geschrieben:Ich muss da niemanden "bearbeiten", damit dieser nicht vom richtigen Weg abkommt.
Verstehe, weil ja das Meistern des Lebens von allen angestrebt wird bzw. sich hier ein Entwicklungsprozess ergibt,
siehst du die Kommunikation bei allen vorliegend und musst nicht explizit einwirken.
Ruth hat geschrieben:Vielleicht ist auch mancher dazu berufen, andere Menschen zu ermahnen, das richtige zu tun. Aber wer von Gott selbst beauftragt wird, wird auch befähigt, so dass es der Empfänger auch versteht ... denke ich.
Ah, du öffnest das Konzept der "für jeden individuellen Kommunikation" ("privat") durchaus für eine Aussenbeeinflussung ("nicht-privat").
Klar, im Grunde musst du das ja machen, denn ansonsten käme das Schrift-, Ritual- und Traditionskonzept nirgendwo vor.
Die Absicherung, dass eine Aussenbeeinflussung fundiert "richtig" ist, machst du am "Verstehen des Empfängers" fest, wobei "Verstehen" hier bedeutet, dass bei ihm das "Meistern des Lebens" vorangebracht wird - Gutes bewirkt wird.
Ruth hat geschrieben:Jetzt bin ich schon wieder abgeschweift
Nö, du bist keinen Millimeter abgeschweift, sondern du hast über das Thread-Thema (die Kommunikation) gesprochen - "das soll jetzt mal nicht so schlimm sein"
Die Fragen der Beiträge um uns herum, hast du damit eigentlich bereits beantwortet.
Es geht dir nie um das Erkennen des Objektes "Gott", sondern du erkennst die Auswirkung "das Meistern des Lebens" als "von Gott kommuniziert".
Als wir auf die Frage "was soll Gott sein?" gekommen sind, hast du ja bereits das Nicht-Wissen in Bezug auf das Objekt in den Mittelpunkt gestellt.
So ein wenig bin ich nun mit dieser Kommunikations-Idee (auf meiner Basis) umgegangen - du darfst urteilen, ob dies wiederum in deine Basis übersetzbar ist.
Liegt in der Kommunikations-Idee eine "Schwierigkeit" darin, dass "das Meistern des Lebens" etwas ist, das sich erst in der Rückschau erweist?
D.h. ein Mensch, der eine Entscheidung trifft, eine Veränderung vornimmt, kann im Hier und Jetzt eigentlich nicht wirklich sagen, ob dies zum "Meistern" beiträgt und damit wäre unklar, ob eine Kommunikation vorliegt. Erst der längere Entwicklungsweg erlaubt das Einordnen als "Meistern des Lebens".
Nun kann man erwidern (ich mach das jetzt mal selbst

), dass es um die Stuationen "des Erkennens des richtigen Wegs" geht, was ja durchaus rückwirkend geschehen kann - ein Mensch wächst quasi durch seine Rückschau, indem er erkennt, was der bessere Weg gewesen wäre und zieht daraus Konsequenzen.
In der Kommunikationsidee wäre dieses Erkennen dann von "Gott" vermittelt (sofern es um Wachstum hin zum Guten geht).
Wobei man jetzt aber wieder einwenden kann, dass dieses "bessere Weg"-Erkennen ja nur Theorie ist und zu diesem Zeitpunkt kein Anwendungsfall vorliegt, es also immer nur in der Vermutung "der bessere Weg" sein kann.
=> Insgesamt scheint die Kommunikationserkennung auch für den Gläubigen nur in der Rückschau mit einer gewissen Verlässlichkeit vorzuliegen.
Die "Kommunikation Gottes" wäre damit etwas, das ein Gläbiger in seiner Vergangenheit verorten kann, nicht aber in der Gegenwart.
Positiv sehe ich:
Da es sich bei der Identifikation um eine Rückschau handelt und nach guten Entwicklungen gesucht wird,
kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Streben, einer Verbeserung im "guten" Sinne - muss nicht immer funktionieren,
aber in solchen Fällen umfasst die anschliessende Rückschau einfach einen viel grösseren Zeitraum.
Das Konzept ist also in sich durchaus stabil.
Wie du gesagt hast, macht dies im Grunde auch ein Nicht-Gläubiger, wodurch es in dem Sinne nicht wirklich um "gläubig" und "nicht-gläubig" geht.
Da stellt sich dann die Frage, wozu man "Gott" ins Spiel bringen muss, aber ich vermute hier geht es zentral um das, was nach dem Leben geschehen soll.