Macht Religion die Menschen moralisch besser?

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barbara
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#71 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von barbara » Di 18. Jun 2013, 07:11

Naqual hat geschrieben:Dann hoffe ich doch, nicht allzu schrullig zu wirken.

nun, es ist leider schon zu spät. Meist beim Wort "Verfassungsgericht" und beim Sockel, auf den es gestellt wird. ;)

Ich weiss schon, dass es in Deutschland das Verfassungsgericht ist, das die übelsten Auswüchse verhindert; aber in Deutschland hat das Volk ja auch so gut wie nichts zu sagen.



Allerdings ist Egoismus bei den meisten Menschen negativ besetzt.

zu Unrecht. Gerade Leute in helfenden und sozialen Berufen arbeiten des öftern nach dem Prinzip "liebe deinen Nächsten, dich selbst aber nicht" statt "liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

grüsse, barbara

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sven23
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#72 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von sven23 » Do 20. Jun 2013, 18:58

barbara hat geschrieben:
Ich weiss schon, dass es in Deutschland das Verfassungsgericht ist, das die übelsten Auswüchse verhindert; aber in Deutschland hat das Volk ja auch so gut wie nichts zu sagen.



Leider ist das plebiszitäre Element in Deutschland noch immer stark unterentwickelt. Der Politik ist es wohl schon genug Unwägbarkeit für ihre Karriereplanung, wenn sie sich alle 4 Jahre dem undankbaren Wähler ausliefern muß.
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Abischai
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#73 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Abischai » Fr 21. Jun 2013, 00:46

Hi Naqual!

Minarett und Kirchturm haben nicht die gleiche "Augenhöhe". Ein Kirchturm ist weniger ein Symbol, sondern ein praktischer Gegenstand über dessen religiöse Quellen zu debattieren ein anderes Thema ist.

Ein Minarett hingegen ist auf jeden Fall ein Symbol, ein Siegeszeichen das, wenn man es zuläßt, man den damit verbundenen Anspruch zuläßt. Der Anspruch ist: diese Land ist islamisches Land. Ob die Schweizer das wollen? Ich glaube nicht.

Unter Religionsfreiheit darf auch nicht verstanden werden, daß jemand mit Vorliebe andere tötet. Auch wenn er sich damit auf seine Religion beruft und das in deren Kontext durchaus nachvollziehbar wäre, ist diese Form der Religionsfreiheit nirgends erlaubt, in keiner Nation der Welt.

Wenn ein Minarett also bedeutet, daß der Islam in diesem Lande regiert, muß man dagegen symbolisieren, indem man dieses Bekenntnis nicht duldet und gar "mitspricht", indem man den Bau genehmigt.

Den Bau eines Minaretts zu genehmigen bedeutet ein Gesetz widerrechtlich durch ein anderes zu ersetzen.

Den Bau eines Kirchturmes zu genehmigen bedeutet gar nichts. Man kann der Kirche im Nachhinein sogar verbieten dort Glocken zu läuten.

Kirchen entsprechen der Tradition unseres Landes, Minarette nicht! Wären Minarette zu der Zeit ebenso präsent gewesen wie Kirchtürme, als die Bereiche undemokratisch verteilt wurden, hätten sie auch heute volles Recht.

Nehmen wir z.B. die Sorben, eine slawische Minderheit in Sachsen, die es jedoch schon lange vor den Deutschen dort gab.
Niemand (außer zu DDR-Zeiten) kommt auf die Idee, denen ihr Recht abzuerkennen. Natürlich kümmert sich niemand um die Sorben, das müssen die selbst tun, aber sorbische Kultur ist deutsche Kultur, das ist zweifelsfrei der Fall. Und die Sorben
haben auch keine Lust, deutsches Recht zu unterminieren.

Jede zweite Ortschaft in Sachsen hat einen sorbischen Namen, meine Heimatstadt auch. Der Kuchen wurde vor tausenden Jahren mit dem Schwert aufgeteilt, demokratisch läßt sich sowas nicht aufteilen. Diesen Irrsinn erleben wir ja ständig im "israelisch-palästinensischen Konflikt".
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

barbara
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#74 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von barbara » Fr 21. Jun 2013, 06:49

Abischai hat geschrieben: Minarett und Kirchturm haben nicht die gleiche "Augenhöhe". Ein Kirchturm ist weniger ein Symbol, sondern ein praktischer Gegenstand über dessen religiöse Quellen zu debattieren ein anderes Thema ist.

Da widerspreche ich doch entschieden. Türme sind IMMER Symbole der Macht; Phallussymbole, psychologisch gesehen. Die tatsache, dass heute nach wie vor in jedem Dorf mindestens eine Kirche steht, mit dem Kirchturm als höchstes Gebäude, ist natürlich auch ein Machtanspruch. Was denn sonst?

Darum kämpfen ja einige politisch aktive Atheisten gegen das Geläut von Kirchenglocken; davon erhoffen sie sich immerhin eine gewisse politische Umsetzbarkeit.

grüsse, barbara

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sven23
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#75 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von sven23 » Fr 21. Jun 2013, 07:34

Abischai hat geschrieben:Hi Naqual!

Minarett und Kirchturm haben nicht die gleiche "Augenhöhe". Ein Kirchturm ist weniger ein Symbol, sondern ein praktischer Gegenstand über dessen religiöse Quellen zu debattieren ein anderes Thema ist.


Minarett und Kirchturm verdanken ihre Form in erster Linie ihrer Funktion (Form follows function), da sich der Schall von einer erhöhten Stelle weiter ausbreiten kann als vom Boden aus.

Es ist aber wie alles eine Frage des Standpunktes, beides könnte man auch als Ruhestörung betrachten. ;)
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#76 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von piscator » Fr 21. Jun 2013, 09:38

In meiner Gegend gibt es in fast jedem zweiten oder dritten Kaff eine Moschee mit (angedeutetem) Minarett.

Und was passiert? Nichts.

Weder geht das christliche Abendland unter, noch werden die Kinder auf der Straße gezwungen, zum Islam über zu treten.

Die aus meiner Sicht unsägliche Minarettdiskussion in der Schweiz hatte mir massives Unbehagen bereitet, für mich war das
eine Lehrbeispiel, wie Stammtischargumentation durch eine rechts stehende Partei unter dem Jubel fundamentalistischer
Christen eine Minderheit an den Pranger gestellt hat.

Statt Moslems hätte man als Feindbild auch Homosexuelle, Männer mit Ohrring und langen Haaren oder Rentner nehmen können.
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#77 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Demian » Fr 21. Jun 2013, 10:17

...
Zuletzt geändert von Demian am Fr 21. Jun 2013, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.

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#78 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Naqual » Fr 21. Jun 2013, 13:40

Abischai hat geschrieben: Unter Religionsfreiheit darf auch nicht verstanden werden, daß jemand mit Vorliebe andere tötet. Auch wenn er sich damit auf seine Religion beruft und das in deren Kontext durchaus nachvollziehbar wäre, ist diese Form der Religionsfreiheit nirgends erlaubt, in keiner Nation der Welt.
Wenn ein Minarett also bedeutet, daß der Islam in diesem Lande regiert, muß man dagegen symbolisieren, indem man dieses Bekenntnis nicht duldet und gar "mitspricht", indem man den Bau genehmigt.

Töten von anderen Menschen ist weder in der Schweiz noch in Deutschland erlaubt (außer bei rechtfertigender Notwehr).
Also was willst du jetzt noch regeln? Meinst Du islamistische Terroristen scheren sich darum, ob es in Europa Minarette gibt oder nicht? Mit den Minaretten haben dies es sogar eher schwerer den Sympathisantensumpf zu vergrößern. Die wollen ja Hass sähen und möglichst große Gräben zwischen den religiösen Fraktionen.

Ein Minarett ist ebensowenig ein Symbol für das Zweckentfremden der islamischen Religion für terroristische Zwecke, wie Kirchtürme Symbole für die Kreuzzüge, Versklavung von großen Teilen Afrikas, oder Hexen- und Ketzerverbrennungen sind.

Abischai hat geschrieben: Kirchen entsprechen der Tradition unseres Landes, Minarette nicht! Wären Minarette zu der Zeit ebenso präsent gewesen wie Kirchtürme, als die Bereiche undemokratisch verteilt wurden, hätten sie auch heute volles Recht.

Bevor das Christentum im römischen Reich politisch dominierte, war die größte Religion der Mithras-Kult. Die hatten einige nicht nur schwerbefestigte Tempel. Und das über viele Jahrhunderte. Also Tradition. Diese Tempel wurden entweder planiert, oder einfach eine Kirche darübergebaut.

Das Christentum sollte sich darauf besinnen, dass auch sie mal "Fremde" waren und den jetzigen Fremden entsprechend begegnen. Freundlich, tolerant, aber sicher nicht selbstvergessen.

Zum Thread-Thema:
wie müssten sich jetzt Menschen verhalten wenn sie wegen der Religion moralisch besser sind wie andere, die ihre Konkurrenz mit allen politischen Mitteln versuchen möglichst wirksam auszuschalten?

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#79 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von sven23 » Sa 22. Jun 2013, 11:55

Naqual hat geschrieben:
Zum Thread-Thema:
wie müssten sich jetzt Menschen verhalten wenn sie wegen der Religion moralisch besser sind wie andere, die ihre Konkurrenz mit allen politischen Mitteln versuchen möglichst wirksam auszuschalten?

Menschen müßten sich nach humanistischen Idealen verhalten, dann wäre schon viel gewonnen.
Wenn jemand dann noch zusätzlich an einen Gott glauben will, soll er das tun, solange er anderen damit nicht schadet und gegen die Prinzipien der Menschlichkeit verstößt, dann kann man damit leben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#80 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Beitrag von Naqual » So 23. Jun 2013, 16:10

sven23 hat geschrieben:Menschen müßten sich nach humanistischen Idealen verhalten, dann wäre schon viel gewonnen.
Wenn jemand dann noch zusätzlich an einen Gott glauben will, soll er das tun, solange er anderen damit nicht schadet und gegen die Prinzipien der Menschlichkeit verstößt, dann kann man damit leben.
Eigentlich müssten sich alle Religiöse nach den humanistischen Idealen verhalten. Sonst wird's inkonsequent im Glauben.
Es klingt vielleicht ein wenig provokativ, aber von seiner Entstehungsgeschichte her ist der ethische Humanismus das Christentum 2.0 in Bezug auf das menschliche Zusammenleben größerer Gemeinschaften und Gesellschaften. Hat ja auch seine Gründe, dass die Fans von 1.0 sich gegen ein Update wehrten. :devil:

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