Ohne Gott keine Moral?

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Savonlinna
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#71 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 14:04

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das abendländische Denken beginnt nicht mit dem Christentum, sondern mit der Antike.
Nach üblichem Verständnis ist das so. - "Abendland" hat aber ebenso das (ältere) Judentum aufgenommen, das ganz eigene Wurzeln hat.
Das schrieb ich ja auch, zumindest bezüglich des Christentums! ->

Savonlinna hat geschrieben: Das Christentum stand also in der Spannung zwischen dem alten Judentum, dem heidnischen Römertum, dem heidnischen Griechentum und dem neuen Christus-Glauben.

In dem Denken der Vorsokratiker aber wurzelt das mathematische und naturwissenschaftliche Denken Europas.
Bis heute werden in den Mathe-Büchern der Gymnasien die Biographien des Thales ("Satz des Thales") - Vorsokratiker - und des Pythagoras ("Satz des Pythagoras") - ebenfalls Vorsokratiker - schön bunt bebildert den Schülern nahe gebracht - damit das Traditionsbewusstsein nicht abreiße. :D

Im Übrigen finden wir bei Pythagoras auch schon die Mystik vorgeprägt, die er wahrscheinlich aus dem arabischen Raum mitgebracht hat.
Das neuplatonische Denken hat ebenfalls das mystische Denken irgendwo hergeschleppt und hat in dieser Form ebenfalls Eingang in das Neue Testament gefunden.

Natürlich wurde Europa auch von den Germanen bestimmt, denn die waren da ja schließlich auch zu Hause.

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Queequeg
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#72 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Queequeg » Mo 25. Mai 2015, 14:12

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben: Der von dir zitierte Dichter Goethe war kein Christ.
Alles viel zu platt. - Keiner sprach davon, dass es keine Verbrechen im Namen der Christlichkeit gab, keiner sprach davon dass Goethe Christ war. - Es war davon die Rede, dass die europäische Kultur bis heute auf dem Christentum beruht. - Nur weiss es der Zwerg auf der Schulter des Riesen zunehmend nicht mehr.

Weißt Du übrigens, wer der letzte katholische Schriftsteller Deutschlands genannt wird? - Richtig: Berthold Brecht.

Hast du dafür seriöses und aussagbares Quellenmaterial?

Salome23
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#73 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Salome23 » Mo 25. Mai 2015, 14:19

Hemul hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Erst viel später durch das schlechte Vorbild der Eltern passen sie sich deren negativen Moralvorstellungen an.
Viel zu einseitig gedacht und Humbug, was du da von dir gibst und suggeriert, dass nur Eltern schuld sind.
Wieso ist das Humbug?
Das von mir unterstrichene ist Humbug
Wer sind denn die Kontaktpersonen in den ersten Lebensjahren der Kinder?
Denk selber mal nach, solltest du Probleme mit denken haben, dann schau dich einfach nur mal um und beobachte ;)

closs
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#74 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 14:23

Queequeg hat geschrieben:Hast du dafür seriöses und aussagbares Quellenmaterial?
Puuh - ist lange her. - Vielleicht das Brecht-Jahrbuch 1978:

"Brecht ... war wohl wirklich, wie er selbst behauptete, der letzte katholische Schriftsteller" (M. Kesting in: Brecht-Jahrbuch 1978).

closs
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#75 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 14:31

Savonlinna hat geschrieben:In dem Denken der Vorsokratiker aber wurzelt das mathematische und naturwissenschaftliche Denken Europas.
Das ist bestimmt zutreffend - natürlich ist das Abendland aus unterschiedlichen Richtungen beeinflusst - auch von den Natives, den "Germanen". - Das auseinanderzupfriemeln, ist sicherlich jenseits unserer Forums-Möglichkeiten.

Savonlinna hat geschrieben:Das neuplatonische Denken hat ebenfalls das mystische Denken irgendwo hergeschleppt und hat in dieser Form ebenfalls Eingang in das Neue Testament gefunden.
Moment: Die AT-Kultur ist älter als die griechische Kultur. - Esra/Nehemia sind diejenigen, die die alte jüdische Ordnung nach dem babylonischen Exil gegen die Vergriechung wieder einsetzen. - Mit anderen Worten: Man wird das AT bis zur Zeitenwende als eigenen Kultur-Strang verstehen dürfen.

Auch die hellenistische Deutung des Christentums wurde ja im (frühen) Mittelalter revidiert. - Das soll ganz sicher NICHT heißen, dass der griechisch-römische Einfluss nicht die größte Rolle bei der Installierung des Abendlandes gespielt hat - aber das genuin Jüdische gab es durchgehend auch.

Aber da gibt es ja keinen Dissenz zwischen uns.

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Zeus
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#76 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Mo 25. Mai 2015, 14:36

Savonlinna hat geschrieben:Das abendländische Denken beginnt nicht mit dem Christentum, sondern mit der Antike.
http://www.wissen.de/bildwb/die-antike- ... hen-kultur
:thumbup:
closs vergisst anscheinend, dass die Demokratie von den Griechen erfunden wurde.
Als frühestes Beispiel einer Demokratie in der Geschichte wird die antike Attische Demokratie angesehen, die nach heftigem Ringen des Adels und der Reichen mit dem einfachen Volk errichtet wurde. Sie gewährte allen männlichen Vollbürgern der Stadt Athen Mitbestimmung in der Regierung. Die Anzahl der Vollbürger betrug etwa 30.000 bis 40.000 Männer.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#77 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 14:51

Zeus hat geschrieben:closs vergisst anscheinend, dass die Demokratie von den Griechen erfunden wurde.
Was hat das denn mit der Frage der abendländischen Kultur zu tun?

Übrigens: Dir ist sicherlich bekannt, dass Aristoteles die Demokratie zu den eher nicht empfehlenswerten Staatsformen gezählt hat. Allenfalls die "Politie" war ihm geheuer.

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Savonlinna
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#78 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 15:06

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das neuplatonische Denken hat ebenfalls das mystische Denken irgendwo hergeschleppt und hat in dieser Form ebenfalls Eingang in das Neue Testament gefunden.
Moment: Die AT-Kultur ist älter als die griechische Kultur.
Die chinesische ist wahrscheinlich noch älter, oder die ägyptische.

Ich sprach aber die ganze Zeit vom abendländischen Denken und was seine Wurzeln sind.

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#79 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Mo 25. Mai 2015, 15:17

closs hat geschrieben:[...] Keiner sprach davon, dass es keine Verbrechen im Namen der Christlichkeit gab,
Du sprachst von "Pannen" und ich habe dir gezeigt, dass das eine widerliche Verharmlosung der mörderischen Geschichte des Christentums ist.
closs hat geschrieben: die europäische Kultur bis heute auf dem Christentum beruht.
Savonlinna hat dich ja inzwischen eines Besseren belehrt.
closs hat geschrieben:- Nur weiss es der Zwerg auf der Schulter des Riesen zunehmend nicht mehr.
Und hier sehe ich ein Kurtchen, das von der Kulturgeschichte des Abendlandes wenig Ahnung hat.

Übrigens hat das Christentum auch auf dem Gebiet der Philosophie Unheil gestiftet:
"Die christliche Vorherrschaft war ein wichtiger Faktor beim Niedergang der spirituellen Philosophie. Indem Philosophie durch eine Theologie ersetzt wurde, die auf Lügen basierte, wurden die originalen Lehren vieler philosophischer Schulen verdreht[...]
Die vielleicht zerstörerischste Konsequenz der christlichen Theologie ist die Betonung des Glaubens. Wie ich weiter unten argumentieren möchte, kämpften die frühen christlichen Ideologen gegen konkurrierende Ideen über Christus und die Natur Gottes und des Kosmos. Sie konnten nicht mit Beweisen argumentieren, weil sie keine hatten, stattdessen argumentierten sie mit Glauben. [...]
Indem es ein Argument vom Glauben auf den gleichen epistemologischen Status erhebt wie ein Argument von Tatsachen und Vernunft, hat das Christentum die Tür geöffnet für andere Glaubensrichtungen, die gleiche Ausrede zu benützen. Daher beanspruchen eine ganze Menge von bizarren und widersprüchlichen Glaubensrichtungen ein 'Recht' zu existieren, einzig auf der Basis eines vermuteten 'Rechts' vom Glauben. Das vermindert die Kraft dessen, was wahr ist und schafft bloß ein verwirrendes Aufgebot von falschen Pfaden, die auf Fantasien und Lügen basieren - es stürzt die Welt in ein Kauderwelsch."
http://www.integralworld.net/de/harris24_de.html
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#80 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 15:54

Zeus hat geschrieben:Savonlinna hat dich ja inzwischen eines Besseren belehrt.
:?: - Es gibt nichts im Abendland, was nicht christlich assimiliert wurde. Egal, ob ägyptisch, minoisch, griechisch, jüdisch oder römisch. - Oder ist Dir eine eigenständige abendländische Kultur von Mittelalter bis ins 18. Jh. bekannt, die von Riga bis Santiago de Compostella funktioniert hat?

Zeus hat geschrieben:Übrigens hat das Christentum auch auf dem Gebiet der Philosophie Unheil gestiftet
Gut möglich. - Dein Zitat kommt aus dem Umfeld der "Integral World"-Theorie, die durchaus interessant ist.

Zeus hat geschrieben:"Das vermindert die Kraft dessen, was wahr ist"
Da geht's dann los: Was versteht den Harris unter "wahr"? - Mit Schlag-Worten oder -Zitaten wird man da nicht weiterkommen. - Das wäre ein eigener Thread.

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