erbreich hat geschrieben:closs hat geschrieben:Ich versuche, Aussagen andere in ein größeres System zu bringen, um zu lernen, wo andere "daheim" sind.
Erkennen zu wollen wo ein anderer daheim ist, ist an sich ein lobenswertes Wollen. Nur schaffe ich das nicht - niemals - wenn ich seine Lebensäusserungen aus
meinem System zu verstehen versuche. Weil er eben nicht in meinem System zuhause ist. So bringe ich ihn bestenfalls schlussendlich in irgendeiner Schublade meines Systems unter - einer Schublade, die jener andere selber ganz bestimmt nicht als sein Daheim erkennt. Ich kann mir zwar dann wohl einreden, ihn nun zu kennen, aber das ist eine reine Illusion.
Wenn ich lernen möchte, wo ein anderer daheim ist - weltanschaulich daheim ist - dann gibt es nur einen Weg: Ich muss
meine Weltanschauung in Beziehung zu
ihm gänzlich loslassen und ablegen, und erst recht meine "Weltanschauungs-Darstellung" (wie du mal so trefflich formuliert hast). Ich muss ihm ermöglichen
seine Weltanschauung
mir gegenüber darzustellen und mich von ihm soweit darüber belehren lassen, bis ich wirklich sehe, wo er daheim ist. Und zwar aus seiner Warte, nicht aus meiner.
Das ist zweifellos kein einfaches, sondern ein höchst anspruchsvolles Unterfangen. Es kann keinesfalls gelingen ohne Aufgabe der Selbstbezogenheit, der Ichzentriertheit - ohne Selbstverleugnung in Jesu Worten -: Ich muss, wenn ich dieses Unterfangen wirklich angehen möchte, im wahrsten Sinne des Wortes mich anstrengen "den Nächsten zu lieben
als mich selbst".
Wenn ich das schaffe, dann ist
meine Weltanschauungs-Darstellung im Kontext dieser konkreten Begegnung kein Thema mehr.