closs hat geschrieben: Transzendenz-Fähigkeit ist aber DER Teil davon, der Mensch und Tier unterscheidet - und für diesen Teil hat man jahrhundertelang das Wort "Geist" benutzt.
Auch hier ist es neben den offensichtlichen körperlichen Merkmalen, die Kognitionsfähigkeit die uns Unterscheidet, insbesondere die Fähigkeit den Ausgang unserer Handlungen mit hoher Genauigkeit vorhersagen zu können. Nicht vergessen sollten wir dabei die Verwendung der Symbolik als Mittel des Ausdrucks und der Kommunikation. Und natürlich auch die Art und Weise wie wir leben: Einerseits die (weitgehend) monogame Lebensweise in Familieneiheiten, andererseits eingebunden im sozialen Gefüge von Sippe, Stamm, Volk, bis hin zu den modernen virtuellen sozialen Netzwerken. Auch unser ausgepsrochen hoher Sinn für "Fairness" und die Empathiefähigkeit verhalf uns zu dem zu werden was wir heute sind.
Die Tranzendenzfähigkeit spielt hinter diesen bedeutenden Unterschieden nur eine bescheiden Nebenrolle in der Unterscheidung vom Rest der Tierwelt.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Also wissen wir nicht, ob es erschaffen wurde, oder einfach immer da war.
Was verstehst Du unter "immer"?
Nichts spricht gegen die Annahme, dass das "pulsierende Nichts", wie man das Quantenvakuum auch verstehen kann, schon ewig da war und ist.
closs hat geschrieben:Damit verbunden wäre die Frage, ob Du das Quanten-Vakuum als Teil des Universums verstehst.
Zurzeit ist das schwer zu sagen; Gesichert ist, dass was wir im Experiment beobachten können (Casimir Effekt) dass uns gute Gründe gibt, anzunehmen, dass das Universums aus einer Fluktuation dieses "pulsierenden Nichts" entstand. Es würde zumindest die Frage des Beginns der Kausalität erklären.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Dass Teilchen aus diesem "Nichts" entstehen ist aber empirisch belegt
Ja - aber es ist halt kein "Nichts".
Das Quantenvakuum bedeutet eigentlich dass es ein solches "Nichts" gar nicht gibt.
Es ist mir bewusst, dass dies alles sehr vage ist, aber man muss anerkennen, es ist der Versuch weiter zu gehen als der Anfang des Universums, und ist eine mögliche Antwort auf die rätselhaften Werte der Naturkonstanten. Wenn immer wieder Universen entstehen und die "ungeeigneten" wieder zerbersten oder in sich zusammenfallen, dann bleiben nur erfolgreiche Universen übrig; ein natürlicher Prozess der sich an die Prinzipen der Evolution lehnt.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Aber dieses Nicht-Wissen ist zu wenig Grund um anzunehmen, dass es von einer unsuihtbaren Macht erschaffen wurde.
Das allein nicht - schon richtig. - Mir ging es um eine naturwissenschaftliche Antwort.
Wenn wir ergebnisoffen diskutieren wollen, sollten wir uns nicht von solchen formalen Grezen aufhalten lassen.
closs hat geschrieben:Selbst wenn man diese Antwort nicht geben kann, sollte man trotzdem sehr wohl Korridore aufmachen können, in denen eine Antwort zu erwarten ist. - Ein Schöpfer? - Ein anderes Universum? - Weder noch? (selbst das ist eine Antwort)
Einverstanden.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Etwas beschreiben zu wollen, dass nicht rational ist, ist deshalb per definitionem irrational.
"Sein" ist nie irrational, sondern es "ist" oder es "ist nicht".
Darum geht es doch nicht. Ich meine: Was ist die Bedeutung von Dingen wie das Sein, wenn wir sie nicht rational erklären können?
closs hat geschrieben:Insofern finde ich es irrational, bei möglichem Sein zwischen rationalem und irrationalem Sein zu unterscheiden.
Logisch, ja.
Mir ging es nicht um das Sein an sich, was wir nicht kennen, sondern um die Rationalität der Argumente die uns zur Annahme des Seins führen.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: "cogito ergo sum" kann übrigens widerspruchsfrei auf den Menschen als Ganzes angewandt werden.
Da vermengst Du jetzt möglicherweise Kategorien.
Das glaube ich nicht.
Der Punkt ist, die Aussage von Descartes lässt sich genauso mit dem Monismus vereinbaren, in dem Körper und Geist eins sind.
closs hat geschrieben:Aber das (einzig sichere) Wissen des "Cogito" bezieht sich NICHT auf die Res extensa - und da gehört der eigene Körper bereits dazu.
Genau. Deshalb kann man "cogito ergo sum" nicht als Hinweis auf eine Dualität von Körper und Geist verwenden.
closs hat geschrieben:gibt es ein anderes Wort für umfassende geistige Systeme?
Ich würde sagen, nicht falsifizierbare Theorien sind "Hypothesen".
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Das Merkmal der QM ist, dass diese Welt uns so skurril erscheint, dass sie sich mit unseren auf den Alltag ausgerichteten Symbolen nicht beschreiben lassen.
Das Merkmal der Spiritualität ist, dass deren Welt sich ebenfalls nicht mit unseren auf den Alltag ausgerichteten Symbolen, sondern nur mit geistigen Chiffren oder persönlichem Erleben beschreiben lässt.
Mag sein, aber die QM ist trotz ihrer Eigenarten falsiizierbar. Das, und die Tatsache, dass viele elektronischen Geräte im Alltag mit Quanteneffekten arbeiten, gibt uns die Gewissheit auf dem richtigen "Korridor" zur Wahrheit zu sein.
Da Spiritualität weder falsifizierbare noch verifizierbar ist, können wir dasselbe von ihr nicht behaupten, denn ohne empirie können wir jeden beliebigen "Korridor" wählen, wissen aber nichts darüber, wo er hin er uns führt.
Was sind eigentlich geistige Chriffren?
closs hat geschrieben:Es geht also um den Dualismus aus Dasein und Sein - so etwas kann man nicht per Falsifizierung aus der Welt schaffen.
Naja... Gilbert Ryle hat es offenbar geschafft, die Welt der modernen Philosophie davon zu überzeugen, denn heute glaubt kaum ein Philosoph von Rang an den Dualismus.
closs hat geschrieben:Man kann allerdings sehr wohl setzen, dass es nur das Dasein gibt und dementsprechend geistige Phänomene verhaltens-psychologisch interpretieren (also dem Dasein subsummieren) - damit geht eine Falsifizierung des (transzendenten) Seins einher, weil es dieses laut Setzung gar nicht sein soll.
Wenn diese Argumentation sich als rational herausstellt, warum nicht?
closs hat geschrieben:Hätte er das Tesserakt gekannt, wäre er vor Freude gehüpft, weil er dann noch das Moment der Verbindung von Dasein und Sein hätte thematisieren können. - Im Grunde ist das Tesserakt eine Erklärung dafür, warum (manche) Menschen das "zweite Gesicht" haben - Wirkung der höheren Dimension in die tiefere.
Wenn Platon das gewusst hätte, hätte er sein Höhlengleichnis vermutlich gar nicht erst postuliert.
Außerdem frage ich mich was zum Henker ein zweites "Gesicht" sein soll... so was wie
Bilokation, vielleicht?