closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:eigene Fassung von Heidegger hast.
Auch das ist gut möglich - durch ihn bin ich auf etwas gekommen, was es ganz sicher schon irgendwo in der Philosophie gibt, aber mich unmittelbar (also auch ohne Lektüre) angesprochen hat.
Das verstehe ich, und so geht es mir in anderen Fällen auch. Es ist mir dann nicht wichtig, ob ich jemanden richtig verstanden habe, sondern das, was dadurch in mir an Verstehen geweckt wurde.
Savonlinna hat geschrieben:Es müssen die Wissenschaftler selber entscheiden, und nicht Du.
Auf diese Ebene würde ich es gar nicht schieben - was sollten Wissenschaftler "entscheiden"? - Es geht aus meiner Sicht um "Erkennen".
Ich komm nicht mit.
closs hat geschrieben:Meine Aussage sollte sein: Wenn man bei der Erkenntnis-Theorie nicht das Verhältnis von "Sein" und "Wahrnehmung" diskutiert, rutscht man auf seinem eigenen Ölfilm rum - und das wäre für mich uninteressant.
Das ist ja auch kein Problem.
Das Problem wäre nur der Absolutheitsanspruch.
Savonlinna hat geschrieben:Wenn ich Deinen letzten Satz richtig verstehe, dann meinst Du, entweder DEINE Version von Wissenschaftstheorie gilt, oder man kann Philsoophie lassen?
Das wäre zuviel der Ehre. - Platon und mittelalterliche "Realisten" tun's auch.
Also ich würde nicht beschwören, dass mah hier Plato und die mittelalterlichen Realisten in den richtigen Hals gekriegt hat.
Wie auch immer. Du wirst nicht erzielen, dass die Philosophie sich nach Deinen Vorgaben richtet.
Rummaulen, dass einem die ganze Richtung heute nicht passt, ist natürlich in Ordnung. Aber dass dies die einzig richtige Sicht ist, wird Dir keiner abnehmen.
closs hat geschrieben:Das ist KEINE Kritik, aber halt was anderes, als wenn man faustisch fragen würde, "was die Welt zusammenhält". - Auch das wertfrei gemeint.
Mir fällt gerade eine Aussage ein, die vielleicht genau das trifft, was ich hier die ganze Zeit zu formulieren suche - jetzt, wo Du "Faust" erwähnst.
Mich hat diese Frage "was die Welt im Innersten zusamemnhält" auch unglaublich lange in ihrem Bann gehabt.
Ich habe auch den "Faust" sowas von oft gelesen, wie vielleicht kein anderes Buch.
Und dennoch oder gerade deswegen:
Würde das jemand beantworten, könnte er nur auf ein diktatorisches Ergebnis kommen.
Vielleicht habe auch ich innerlich eine Antwort, und zögere darum, das zu formulieren. Es gibt manches, was man weiß, aber nicht aussprechen darf.
Denn als Sprache verselbständigt es sich und bleibt nicht mehr unschuldig.
Faust, der sich auf diese Frage ja alle möglichen Antworten gegeben hat, hat eine davon in die Tat umgesetzt: "Am Anfang war die Tat."
Wir sehen, was er tut. Verbrechen. Im Namen des "Im Anfang war die Tat."
Wenn man, wie Tolkien, erfasst hat, dass unser Bestes gleichzeitig unser Schlimmstes ist, dann mag es angehen. Dann begreift man, dass "Tat" produktiv und destruktiv gleichzeitig ist.
Goethe wusste um diese Ambivalenz, da bin ich halbwegs sicher.
closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Mir geht es ja nur darum, dass hier kein Absolutheitsanspruch erhoben wird.
Nochmal: Wäre die Unterscheidung zwischen "Sein" und "Wahrnehmung" bereits ein Absolutheits-Anspruch oder eine Ideologie?
Die Unterscheidung selber natürlich nicht. Die Unterscheidung entspringt einer Perspektive auf die Welt, ist ein Verstehen der Welt.
Erst, wenn diese Unterscheidung als WAHR deklariert wird, man sie selber nicht mehr hinterfragen kann, sie auch nicht als PERSPEKTIVE erkennen kann, wird es ideologisch.
Zumal der Begriff "Sein" von Dir ja auch nie sprachkritisch hinterfragbar ist. Das wäre im Extremfall ein sich Immuniiseren gegen Hinterfragen eines Absolutheitsanspruches.
closs hat geschrieben:- Und immer wieder: Was könnte die Alternative dazu sein?
Vielleicht: sich selber zu fragen, warum man einen Absolutheitsanspruch braucht.
Mir hat geholfen, als Lukacz und andere erklärten, dass das Bedürfnis nach Absolutheitsanspruch kein allgemein-menschliches Bedürfnis ist, sondern das Charakteristikum des abendländischen Denkens.
Da hat es "spreng" in mir gemacht. Das Absoutheitsbedürfnis hat sich zesprengt, ist wech seitdem.
Savonlinna hat geschrieben:"Gefunden" oder "erfunden" - das ist doch einfach das Gleiche.
Definitiv nein. - Aber diese Aussage ist interessant, weil damit einmal mehr der Mensch in den Mittelpunkt der Welt gestellt wird - deshalb an ganz anderer Stelle mein Vorwurf des Anthropozentrismus der modernen Philosophie.
Jetzt sagst Du selber, was ich vorhin schrieb:
Du bist nicht einverstanden mit der heutigen Philosophie und willst sie ersetzen durch Philosophien längst vergangener Epochen.
Dabei aber hast Du keinen Zweifel. Du zweifelst nicht an der Richtigkeit Deiner Einschätzung.
Aber der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft, auch der Beginn des Philosophierens.
Mir macht der Gedanke Angst, dass man nicht mehr vom Menschen ausgehen darf, wenn man den Menschen auslotet, sondern dass man sich einen Gott zusammensystematisiert, der in dieser systematisierten Form wie BIG BROTHER IS WATCHING YOU an oberster Stelle der Philosophie steht.