Janina hat geschrieben:Ist das Mittelalter bekannt für Wohlstand und Wohlgerüche, Sinnenfreude und Gesundheit, ohne exotische Anekdötchen aus dem Hut zu zaubern?
Sind Renaissance oder 19. Jh dafür bekannt? - Mal die oberen 2-10% ausgenommen.
Janina hat geschrieben: Es geht mir um eine Klerikaldiktatur der Sorte, wie wir sie heute nur noch bei den Taliban finden.
Die gab es - man denke nur an die Inquisitionen von Kartharer bis Protestanten. - Aber von ihnen wurde nicht entschieden, ob ein Land technisch zivilisiert ist oder nicht.
Allerdings ist richtig, dass die Kreuzzüge zur Ausblutung in "Deutschland" führen konnten, weil einfach zu viel junge Menschen vom Produktionsprozess abgezogen waren - insofern waren das (zumindest gegend-weise) volkswirtschaftliche Katastrophen, die durchaus Größenordnungen wie etwa der 30jährige Krieg haben konnten. - Andererseits gab es einen zermürbenden 100jährigen Krieg zwischen England und Frankreich, der mit ähnlichem Ergebnis NICHT klerikal geprägt war, sondern machtpolitisch. - Differenzierung ist da schon gefragt.
Janina hat geschrieben:Wenn auch auf jeder Podiumsdiskussion (natürlich nur in Deutschland) geschworen wird, der Islam stehe für Frieden, Menschenliebe und Sinnenfreude, wird damit die orientalische faschistische Pervertierung des Islam noch lange nicht aus der Welt geräumt.
Klar - es gibt immer beide Seiten.
Janina hat geschrieben:Bei mir vor der Haustür - in Ahrweiler - gibt es eine ausgegrabene Römervilla.
Natürlich konnte man in vorher römisch besiedelten Gegenden auf mehr Know How zurückgreifen. - Im übrigen bekam die Badekultur des Mittelalters durch zurückkehrende Kreuzzügler (also auch hier: ex oriente lux) ihren Schub.
Und immer wieder: Die Ahrweiler Römervilla ist 1000 Jahre nach der römischen Königszeit entstanden - das entspräche also rein rechnerisch dem Jahr 1800, wenn man "Deutschland" mit 800 n.Chr. vergleicht - man sollte die Relationen im Auge behalten.
Janina hat geschrieben: Aber beobachten kann man, dass Europa sich immer da ordentlich entwickelt hat, wo nicht Jupiter, Zeus, Paulus oder Mohammed regiert hat, sondern die Vernunft.
Du sprichst allenfalls von der Neuzeit (also ein dreiviertel Jahrtausend nach Karl dem Großen) - vor dem 15./16. Jh. stellte sich diese Frage nicht. - Richtig ist allerdings, dass in vorher römisch durchstrukturierten Ländern wie "Italien" schneller was ging - man denke an Florenz, Kirchenstaat und Mailand. - Aber christlich waren die auch - aber sicherlich gab es dort historisch bedingt mehr Gegengewicht gegen rein klerikale Strukturen ein paar Jahrhunderte früher.