Novalis hat geschrieben:Ich hege keinerlei Bedürfnis Dich in irgendeine Schublade rein zu stecken,
Das freut mich (allerdings hattest Du mich mal in die Nähe von Eichmann gerückt und das war schon echt heftig).
Nun ja, dann bin ich für Dich (und Andreas - den ich übrigens sehr schätze und das weiß er auch) eben inkompetent. Ich erwäge schon, mich hier "löschen" zu lassen. Dann seit ihr mich los.
Wenn ich etwas hasse, dann wenn man mich nicht für voll nimmt. Vielleicht liegt es ja an mir, dieses Phänonem begegnet mir auch im SciFi-Forum. Und so langsam habe ich es satt.
Novalis hat geschrieben:denn ich halte alle politischen Schubladen für unbrauchbar (und ich hoffe Du hast auch kein Bedürfnis Dich selbst irgendwo rein zu stecken

)
Nein, dies wäre in Deinem Fall völlig abwegig. Du vertritts einerseits eine Einstellung, die man von "außen" als "links-liberal" interpretieren könnte, zeigtest aber auch Sympathie für die IB, weshalb Dich so manche sicher als "rechts" einordnen würden.
Ich nehme Dich als einen weltoffenen Menschen war, der sich um eine differenzierte Sicht bemüht. Lies doch mal ein Buch von Hamed Abdel-Samad, um diese Sicht um die islamkritische Perspektive zu erweitern.
Novalis hat geschrieben:wenn jemand ein Experte für den Islam ist, dann Kerem Adigüzel:
https://www.alrahman.de auf seiner Seite schreibt er:
Der Koran bestätigt aber nicht nur die früheren Heiligen Bücher, sondern er bringt auch neue Botschaften Gottes. Trotzdem ist jeder Muslim verpflichtet, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben (42:15). Daraus folgt, dass in der himmlischen Botschaft der Muslime und der Angehörigen der Religionen der anderen Heiligen Bücher Gemeinsamkeiten bestehen. In Anbetracht der Gemeinsamkeiten der Offenbarungen können die Angehörigen der himmlischen Religionen bei der Suche nach Lösungen für die religiösen und kulturellen Probleme, denen die Menschheit ausgesetzt sind, kooperieren.
Das Verhältnis der Muslime zu Andersgläubigen
Nun, Sabatina James, Hamed Abdel-Samad und Barino Barsoum kennen sich auch sehr gut im sunnitischen Islam aus und so ganz unwissend bin ich auf diesen Gebiet auch nicht. Du sicher auch nicht, dass anerkenne ich durchaus an.
Also, dass
"jeder Muslim verpflichtet [ist]*, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben", wird sehr stark dadurch relativiert, dass diese im Licht des Quran zu lesen sind. Und demnach war Jesus NICHT Gottes Sohn und wurde auch nicht gekreuzigt.
Für die Muslime ist die Bibel verfälscht und nur der Quran vertrauenswürdig.
Und was die Gemeinsamkeiten angeht, so stehen ihnen Gegensätze gegenüber. Juden und Christen werden im Quran und der Sunnah behandelt und dies erschwert die Gemeinsamkeiten erheblich. Warum ist die Christenverfolgung wohl ein so großes Problem.
*
Aus grammatischem Grund eingefügt.
Was persönliche Erfahrungen betrifft: Ich war auf einer interkulturellen Veranstaltung einer ev. Kirche mit u.a. iranisch-christlichen Flüchtlingen. Dort sprachen zwei Afghanen und iranische Christen. Ich hörte FÄrsÄ« (in meinen Ohren klang die Sprache schön), Englisch und Deutsch. Eine wunderschöne Iranerin und ein Iraner übersetzten sehr kompetent.
Wir diskutierten eine ARTE-Dokumenation, die mit Applaus quittiert wurde. Aber der TV-Behauptung von Toleranz gegenüber anderen Religionen im Iran wurde deutlich und klar widersprochen. Die Stimmung kochte im positiven Sinne.
Im sunnitischen Islam sieht es nicht viel besser aus. Schließlich hatte ich mal Gelegenheit die Berichte des außwärtigen Amtes zu lesen. Klasklare Sachtexte, in denen mir die islamischen Länder sehr negativ auffielen.
Übrigens, was Pluto mit eigenen Augen in einem islamischen Land sah, ist ein glaubhafter Zeugenbericht. Und Sabatina James ist meiner Meinung nach auch glaubhaft.
Novalis hat geschrieben:Barinos Aussagen über den Islam sind hingegen mit Vorsicht zu genießen, denn er ist ganz bewusst auf Konfrontationskurs.
Da verstehe ich sein Anliegen aber ganz anders. Er will uns nur warnen. Nur hören will es kaum einer, weil die Botschaft nicht gefällt.
Novalis hat geschrieben:Er betont leider sehr oft das Trennende und nicht die Gemeinsamkeiten.
Mit guten Grund. - Er will uns nur die Augen öffnen, damit wir endlich aufhören, den Islam sozialromantisierend und kulurrelativistisch zu euphemisieren. Das Trennende ist nämlich die Problematik, mit der wir zunehmend konfrontiert sind.
Gemeinsamkeiten können wir ja mit Sufis und Aleviten betonen.
Beschäftige Dich bitte mit der Geschichte des Libanon, seit der Gründung des neuen Staates Israel.
Novalis hat geschrieben:Für mich ergibt sich jedoch das Streben nach dem Gemeinsamen aus dem 1. Johannesbrief: “Gott ist Liebe†(1 Joh 4, 8.16) und im Islam ist, al-WadÅ«d الودود, der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende, einer der 99 schönen Namen Gottes. So groß sind die Unterschiede gar nicht.
In der sunnitischen Glaubenspraxis sind sie es aber nachweislich. Was kann ich für die Realität?
Die Sufis sind ein sehr interessantes und altes Phänomen im Islam, sehr spirituell und geradezu mystisch. Wurden sie von der Gnosis beeinflusst? Wie groß sind diese Strömungen? Was gibt es für Strömungen? Vielviel Prozent würden sie in einem Kuchendiagramm über den weltweiten Islam ausmachen? Dazu konnte ich leider keine Zahlen finden.
Soweit ich weiß, werden sie größtenteils zu den Sunniten gezählt, aber auch zu den Schiiten. Über dieses Phänomen wüsste ich gerne mehr und ich schätze, da Du ein spiritueller Mensch bist, der dem Sufismus nahe steht, weiß Du darüber mehr als ich.
Novalis hat geschrieben:Die Unterschiede sind zu einem großen Teil nur ein Produkt der Einbildung, sowohl im religiösen als auch im politischen Bereich. Im Bereich der Realpolitik geht es um Problemlösungen, die parteiübergreifend realisiert werden müssen.
Die eklatanten Unterschiede bilde ich mir sicher nicht ein. Falls die Juden es wagen, den Tempelberg zu betreten und dort eine religiöse Handlung zu begehen, steht die Drohung einer Al-Aqsa-Intifada in den Raum. Die letzte kostete rund 6000 Menschen das Leben und daherte fünf Jahre an, weil Ariel Scharon es gewagt hatte, ihn zu betreten. Von wen geht denn hier die Intoleranz und Gewalt aus?
Novalis hat geschrieben:Wie sieht beispielsweise die "libertär-konservative" Politik im Hinblick auf die Klimaerwärmung aus, haben sie da schon ein paar brauchbare Konzepte ausgearbeitet oder folgen sie dem Vorbild des Trumpianismus (Politik ohne Konzepte, aber das mit großer Überzeugung

)
Also, erstmal ist der Begriff "libertär-konservativ" eine Wortschöpfung von mir, zu dem mich das von mir verlinkten Video in meinem Eröffnungs-Beitrag inspirierte. Als Christ bin ich in dem Sinne konzervativ, als dass ich konzervativ an christlichen Werten festhalte.
Libertär bedeutet für mich, dass ich mir weniger staadliche Einmischung wünsche. Bei Ausschreitungen, wie in Hamburg, sind polizeiliche Eingriffe natürlich zwingend notwendig. Doch wir brauchen ganz bestimmt kein NetzDG.
Der Klimawandel ist ein globales Problem und kann nur global gelöst werden, wenn es nicht schon zu spät ist.
Warum sprichst Du eigentlich gerade diesen Punkt an?
(Ich wittere eine Strategie.)