Bedingungsloses Grundeinkommen

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Scrypt0n
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#301 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Scrypt0n » Mo 22. Jun 2015, 18:32

Pluto hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Keiner kann Geld kacken und an Schmarozer bedingungslos verschenken.
Warum wird der Ton der Diskussion immer rauher wird, wenn du dich daran beteiligst?
Ich spreche eben klare Worte.
Ich gehe natürlich davon aus, dass sich HIER kein solcher Schmarozer befindet, nech? ;)

Novas
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#302 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Mo 22. Jun 2015, 18:47

Scrypt0n hat geschrieben:Weil es - nochmal - nicht finanzierbar ist, diese Schmarozer bedingungslos mit Geld zu überwerfen!!!

Selbst wenn man das BGE für eine humanistische Utopie hält, so ist es eine inspirierende Idee, die sehr menschlich und bedenkenswert ist. Alle Verbesserungen und Erfindungen beginnen mit einer Idee... und eine echte Demokratie lebt davon, sonst könnte man es gleich bleiben lassen... Erich Fromm hat es mal sehr schön gesagt: "Die Vitalität selbst ist das Resultat einer Vision. Wenn es keine Vision mehr gibt von etwas Großem, Schönem, Wichtigem, dann reduziert sich die Vitalität, und der Mensch wird lebensschwächer."

Man kann für bestehende Probleme Lösungen suchen oder aus jeder möglichen Lösung ein Problem machen. "Untermimm die Zukunft" ist ein wunderbares Motto... das ist aber etwas für Gestalter, Mutmacher und Visionäre... nicht für verneinende Geister, die von vornherein wissen, was wahr und falsch ist, was geht oder nicht... dabei entwickelt sich alles Lebendige und Schöne mit der Zeit... egal ob es ein Garten, ein Lied, ein meisterliches Gemälde oder eine Gesellschaft ist... ;)

http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/ ... z-gefasst/
Es mag kühn klingen, aber: Finanziert ist das bedingungslose Grundeinkommen schon.

Denn wir produzieren genügend Güter und Dienstleistungen. Von ihnen leben wir, nicht von Geld. Geld ist ein rechtliches Äquivalent zu den käuflichen Gütern und Dienstleistungen. Es ist kein Wert an sich. Geld ist nicht Gold. Mit den Gütern und Dienstleitungen entsteht das Geld, mit dem sie gekauft werden können. Dafür ist das Geld da. Es gibt so viel Geld, wie es käufliche Werte gibt. Sonst könnte man sie nicht kaufen.

«Alles, was sich güterwirtschaftlich erstellen lässt, das lässt sich auch finanzieren - vorausgesetzt, wir haben den ehrlichen Willen dazu» (Oswald von Nell-Breuning)

Um die Lebensbasis geht es beim Grundeinkommen. Ein Einkommen, das die Lebensbasis sichert, hat auf die eine oder andere Weise mehr oder weniger heute jeder. Sonst könnte er nicht leben. Ein Sockelbetrag, den jeder zu einem Leben in Würde braucht, soll bedingungslos gemacht werden.

Die Finanzierungsfrage des Grundeinkommens ist eine Aufklärungsfahrt durch das, wie Steuern wirken. Sie ist kein wildes Umsichgreifen, woher noch Geld zu ziehen wäre oder neu zu schaffen.

«Die Grundfrage lautet doch, ob unsere Gesellschaft einen so großen Überschuss an Gütern und Dienstleistungen produzieren kann, dass wir für 82 Millionen Menschen ein Grundeinkommen von ungefähr 1000 Euro gewährleisten können. Angesichts eines Bruttosozialproduktes von rund 2500 Milliarden und Konsumausgaben von rund 1800 Milliarden Euro beantworte ich das mit ja.» (Götz Werner in der «Braunschweiger Zeitung»)

Novas
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#303 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Mo 22. Jun 2015, 18:53

Scrypt0n hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Keiner kann Geld kacken und an Schmarozer bedingungslos verschenken.
Warum wird der Ton der Diskussion immer rauher wird, wenn du dich daran beteiligst?
Ich spreche eben klare Worte.
Ich gehe natürlich davon aus, dass sich HIER kein solcher Schmarozer befindet, nech? ;)

Eigentlich muss man über folgendes reden:

http://www.oxfam.de/informieren/soziale-ungleichheit
Ob es gelingt, weltweit Armut zu bekämpfen, hängt entscheidend davon ab, wie mit extremer sozialer Ungleichheit umgegangen wird. Eigentlich sind genug Ressourcen für alle da – sie sind nur extrem ungleich verteilt. Einige wenige Menschen besitzen immer mehr – und immer mehr Menschen immer weniger:

*Nach Oxfams Recherche besitzen die 85 reichsten Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen – das sind rund 3,5 Milliarden Menschen.

*Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt fast die Hälfte des Weltvermögens.


Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Reich und Arm sorgt dafür, dass Millionen Menschen weiterhin in extremer Armut leben und keinen Zugang zu Schulbildung und grundlegender Gesundheitsfürsorge haben.
Wohlhabende Eliten beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten

Extreme soziale Ungleichheit ist nicht naturgegeben – sie ist das Ergebnis einer Politik, die Vermögende bevorzugt und Regeln zu ihrem Wohl setzt. Die wachsende soziale Ungleichheit untergräbt demokratische Prozesse – in reichen wie in armen Ländern: Wohlhabende Eliten und große Unternehmen weltweit beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten und manipulieren wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinne. Diesen Einfluss wollen wir zurückfahren. Stattdessen ist es notwendig, die Bekämpfung von Ungleichheit in den Mittelpunkt zu stellen. Wir brauchen Regeln, die es erlauben, Einkommen gerechter zu verteilen; die allen Menschen Zugang zu Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen und das Erreichen von Geschlechtergerechtigkeit erleichtern.
Regierungen brauchen zusätzliche Gelder

Um die soziale Ungleichheit zu bekämpfen, müssen die Regierungen in armen und reichen Ländern soziale Leistungen ausbauen, anstatt sie zu beschneiden. Sie müssen extreme Einkommens- und Vermögensungleichheit reduzieren. Dafür benötigen sie zusätzliche Gelder, die sie vor allem dann erhalten, wenn sie höhere Steuereinnahmen erzielen, indem sie für Steuergerechtigkeit sorgen. Insbesondere die wohlhabenden Bevölkerungsteile und international agierende Konzerne müssen ihren fairen Anteil an der Staatsfinanzierung leisten, um die Gesellschaften gerechter zu machen. Durch Steuervermeidung transnationaler Konzerne entgehen armen Ländern über 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr – das ist fast so viel wie die jährliche weltweite Entwicklungshilfe (rund 130 Milliarden Dollar).

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#304 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Scrypt0n » Mo 22. Jun 2015, 18:56

Novalis hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Weil es - nochmal - nicht finanzierbar ist, diese Schmarozer bedingungslos mit Geld zu überwerfen!!!
Selbst wenn man das BGE für eine humanistische Utopie hält
Nicht halten - es ist eine Utopie.
Es gibt keine finanzielle detailierte Aufschlüsselung, wie das faktisch funktionieren sollte.

Novalis hat geschrieben:so ist es eine inspirierende Idee, die sehr menschlich und bedenkenswert ist.
Das gilt für viele Utopien...

Novalis hat geschrieben:Es mag kühn klingen, aber: Finanziert ist das bedingungslose Grundeinkommen schon.
Genau das trifft eben nicht zu.

Novalis hat geschrieben:Denn wir produzieren genügend Güter und Dienstleistungen. Von ihnen leben wir, nicht von Geld.
Die Güter und DIenstleistungen müssen jedoch auch bezahlt werden. Oder willst du die Menschen dazu zwingen, Güter und Dienstleistungen in unbezahlter Arbeit zu erbringen?

ThomasM
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#305 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von ThomasM » Di 23. Jun 2015, 09:01

Scrypt0n hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Denn wir produzieren genügend Güter und Dienstleistungen. Von ihnen leben wir, nicht von Geld.
Die Güter und DIenstleistungen müssen jedoch auch bezahlt werden. Oder willst du die Menschen dazu zwingen, Güter und Dienstleistungen in unbezahlter Arbeit zu erbringen?
Wir werden das wohl ganz praktisch beobachten können, wenn es zum Grexit kommt.
Theoretisch könnten die Griechen alle Güter für die Versorgung der Menschen herstellen.
Aber wenn die Banken zusammenbrechen, dann bekommt niemand mehr Geld.
Also werden auch keine Güter mehr hergestellt.

Also werden die Menschen - arbeitslos und hungern.

Wieso können es so viele nicht verstehen, dass der Geldkreislauf absolut notwendig zum Überleben ist. Und es einfach nicht funktioniert, wenn man gegen diesen etwas erreichen will?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

piscator
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#306 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Di 23. Jun 2015, 09:28

Novalis hat geschrieben: Man kann für bestehende Probleme Lösungen suchen oder aus jeder möglichen Lösung ein Problem machen. "Untermimm die Zukunft" ist ein wunderbares Motto... das ist aber etwas für Gestalter, Mutmacher und Visionäre... nicht für verneinende Geister, die von vornherein wissen, was wahr und falsch ist, was geht oder nicht... dabei entwickelt sich alles Lebendige und Schöne mit der Zeit... egal ob es ein Garten, ein Lied, ein meisterliches Gemälde oder eine Gesellschaft ist... ;)
Das hört sich gut an, geht aber an der Realität vorbei. Das Leben ist nun mal kein Ponyhof. Wenn das BGE so phantastisch wäre, wie es die Befürworter in glühenden Worten schildern, dann müsste man das heute schon in Ansätzen sehen. Schließlich stellt Hartz4 schon eine Grundversorgung dar, auch wenn diese an bestimmte Bedingungen an die Empfänger geknüpft ist. Wo bleiben die Heerscharen der heutigen Tansferleistungsempfänger, die Grünanlagen pflegen, in Altenheimen freiwillig Dienste verrichten, ehrenamtlich in Vereinen arbeiten, etc. ? Die sind nirgends zu sehen und da kann sicher nicht daran legen, dass man sich ab und zu beim Amt melden und ein Formular ausfüllen muss.
Denn wir produzieren genügend Güter und Dienstleistungen. Von ihnen leben wir, nicht von Geld. Geld ist ein rechtliches Äquivalent zu den käuflichen Gütern und Dienstleistungen. Es ist kein Wert an sich. Geld ist nicht Gold. Mit den Gütern und Dienstleitungen entsteht das Geld, mit dem sie gekauft werden können. Dafür ist das Geld da. Es gibt so viel Geld, wie es käufliche Werte gibt. Sonst könnte man sie nicht kaufen.
Ja und? Sollen wir zum Tauschhandel zurückkehren?
Um die Lebensbasis geht es beim Grundeinkommen. Ein Einkommen, das die Lebensbasis sichert, hat auf die eine oder andere Weise mehr oder weniger heute jeder. Sonst könnte er nicht leben. Ein Sockelbetrag, den jeder zu einem Leben in Würde braucht, soll bedingungslos gemacht werden.
Wir haben das schon. Nennt sich Hartz4.
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#307 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von JackSparrow » Di 23. Jun 2015, 10:55

Novalis hat geschrieben:Ich arbeite nicht mehr, um zu überleben, sondern ich tue etwas, womit ich mich wirklich identifizieren kann und gebe etwas wichtiges. Das kann beispielsweise ehrenamtliche Tätigkeit sein, die menschlich gesehen unbezahlbar ist.
Zum Beispiel in der Hängematte liegen und Cuba Libre trinken. Das ist eine wichtige ehrenamtliche Tätigkeit: Sie hilft sowohl den Leuten, die sich mit der Produktion von Hängematten, als auch den Leuten, die sich mit der Produktion von Spirituosen wirklich identifizieren können. Ohne deine Hilfe müssten sich diese armen Menschen nach einer anderen Arbeit umschauen.

Nichtstuer dürften aber eher die Ausnahme bilden, weil Menschen einer sinnvollen Arbeit nachgehen wollen
Hätten Menschen ein bedingungsloses Bedürfnis nach Arbeit, würde der Arbeiter den Fabrikbesitzer dafür bezahlen, weiterhin in der Fabrik arbeiten zu dürfen. In der realen Welt ist dagegen folgender Zustand erkennbar: Der Fabrikbesitzer muss den Arbeiter dafür bezahlen, dass er morgen wieder zur Arbeit erscheint.

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#308 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Di 23. Jun 2015, 11:37

Novalis hat geschrieben:Ich arbeite nicht mehr, um zu überleben, sondern ich tue etwas, womit ich mich wirklich identifizieren kann und gebe etwas wichtiges. Das kann beispielsweise ehrenamtliche Tätigkeit sein, die menschlich gesehen unbezahlbar ist.
Klingt gut, geht aber an der Realität völlig vorbei.

Ich bin Funktionär in mehreren Sportvereinen, hauptsächlich in der Sparte Fußball. Überall werden händeringend Ehrenamtliche gesucht. In zwei Vereinen suchen wir einen Betreiber für das Vereinsheim. Da sitzen zwar jede Menge Hartzer als trinkende Gäste herum, aber keiner hat Lust, ein paar Stunden in der Woche das Vereinsheim - ohne wirtschaftliches Risiko - zu führen.

Ich bin weiterhin Mitglied im örtlichen Tierheim. Da gibt es jede Menge Hunde, die sich diebisch freuen würden, wenn jemand mit ihnen spazieren gehen würde. Transferleistungspfänger? Fehlanzeige. Statt dessen kommen Schüler und berufstätige Tierfreunde, die ihre Freizeit opfern.

Das Gleiche bei der jährlichen Krötenwanderung. Da findet sich kein Transferleistungsempfänger, der mit anderen Tierfreunden die Viecher von der Straße klaubt um sie vor dem überfahren werden zu schützen.

Mit einem BGE wäre das natürlich anders, da würden sich drei bis vier BGE-Bezieher um eine Kröte schlagen, die Vereinsheime wären rund um die Uhr besetzt und die Tierheime müssten Hunde aus dem Ausland importieren, damit jeder BGE-Bezieher einen Hund zum Spazieren gehen hat. :lol: :lol: :lol:
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#309 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von erbreich » Di 23. Jun 2015, 12:20

Novalis hat geschrieben:Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Arten. Dalai Lama.
:thumbup:

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#310 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Novas » Di 23. Jun 2015, 13:30

piscator hat geschrieben:[Das Leben ist nun mal kein Ponyhof.

Meinst Du, dass uns das nicht klar ist? ;) Die Wahrheit ist, es liegt an den Menschen. Wie die Menschen leben wollen, das entscheiden sie selbst. Die Menschen können auch wieder den Faschismus einführen oder den nächsten Krieg planen, wenn sie Lust darauf haben. Sie können es aber auch viel besser machen. Das ist eine Sache des Bewusstseins.

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