Vergiftet der Neo-Atheismus?

Säkularismus
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closs
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#31 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 15:13

sven23 hat geschrieben:Das hat Gott auf einen kleinen Rest eingedampft
Genau das ist ein pseudo-religiöse Aussage, da geistig überhaupt nicht zwingend (um es defensiv zu sagen).

sven23 hat geschrieben:Nehmen wir den Qualitätsatheisten Feuerbach, der meinte, daß der Mensch sich Gott nach seinem Bilde schuf.
Deskriptiv ist da viel dran.

sven23 hat geschrieben:Auch ein Gläubiger muß einräumen, daß dies zumindest im Bereich des Möglichen liegt.
Nachdem der Mensch außer innerhalb eines gewählten Systems nicht wissen kann, kann man dies nicht ausschließen. - Das gilt umgekehrt aber auch für den Atheisten.

2Lena
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#32 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von 2Lena » Fr 15. Mai 2015, 15:46

Sven23 hat geschrieben:Intelligenterweise könnte er von Gläubigen als Korrektiv genutzt werden.
:-) Das war ein Satz!
Wenn im Christentum eine "Reaktion" stattfindet, d.h. z.B. man ist sich bewusst, dass genau die Bibel, welche als "Wort Gottes" gepredigt wird, all den Unfug hervorbringt - gegen den die Atheisten Sturm laufen ... dann sollte man nicht auf die Atheisten losgehen. Hätte man angefangen, die Fehler zu suchen, statt Sünden anzuprangern, wären längst alle Atheisten bei den wahrhaft großartigen Werken der Bibel überzeugt. Stehenden Applaus ernteten die ersten Schreiber und kein Widerwort kam auf, sondern die Köpfe rauchten. Taschentücher wurden gezogen, es kam Ehrfurcht auf, weil Bestes gezeigt wurde.

Lieber Sven, deine Zitate von Nietzsche und Shaw entstanden in einer Welt, in der man die Bibel nicht mehr verstand. Sie lernten nur, dass die Weisheit (lt. Bibelzitat) "schlecht" war. Im Grunde blieben die "Widerständler" stecken in den Schleimspuren der Fachleute. Je abgekoppelter das Christenum wird, desto "neuer" wird der Atheismus mit tausend Köpfen auf immer neue "Irrtümer" reagierend mit "wie es eigentlich sein sollte".

Weil man das aber nicht mehr weiß - wäre die Aufgabe der Religion zur Forschung (und nicht als Polizei aufpassen, ob alle stramm stehen!) so übernimmt ein "neuer" Atheismus die Führung. , Die heutigen Lehren wissen nicht von den Jahrtausenden an Erfahrung, die man hätte pflegen sollen. Dreht das doch um ...

2Lena
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#33 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von 2Lena » Fr 15. Mai 2015, 15:50

Rembrembering hat geschrieben:Ich persönlich lese Beiträge bestimmter User in fast allen Unterforen grundsätzlich nicht mehr. Das ist einerseits schade, denn jeder Mensch verdient Respekt und könnte ein Stück zur Wahrheit beitragen, andererseits ist es notwendig sich vor solch schlechter Nahrung zu schützen, denn sie widert an.
Igiit sagten die hohen Engel... wir steigen doch nicht in die Klärgrube hinab ... um die Verstopfung zu beseitigen, die wir angerichtet haben! Da werden wir vielleicht noch verprügelt. Unsere Kleider bekommen Dreckspritzer und wir werden stinken, igitt... lassen wir doch lieber die anderen im Dreck. Die sind selbst schuld, wenn sie da hausen. Die werden wegen ihrem Schmutz schon noch zur Verantwortung gezogen werden! Dafür werden wir sorgen...

Du beklagst die Lieblosigkeit, "lieber" Rembremerding, aber schau doch was passiert und was du erwähnst:
Das Menschenrecht auf Abtreibung, auf Selbstmord? Fußgängerampeln mit homosexuellen Pärchen? Genderismus mit */innen-Schreibweisen, die das gesprochene Wort nicht mehr abbilden? Eine ADHS- und Burnoutgesellschaft? Relativismus ohne moralische Werte?

Hast du je eine Depression erlebt, oder jemand gesehen, der sie hat. Der Tod, vor dem sich jeder fürchtet, erscheint demjenigen als Segen. Er ist krank und braucht Hilfe, bekommt aber Medizin und Maßregeln.

Hast du die Nöte der Schwangeren gesehen, die von den Partnern verlassen, vom Leistungsdruck gejagt in den "Mainstream" einschwenken. In einer gesunden Natur ist jede Frau froh um das "Mutterglück". Nicht aber in einer Gesellschaft, die alle Kinder vom Leben aussperrt. Zeigt nicht mit dem Finger auf die in Schuld geratenen, sondern auf die Verursachung. Dort beginnt ein System der Hilfe um zu "retten".

Ich meine, man kann es kaum, direkt zu helfen. Da reicht oft ein eigenes Schicksal schon, oder ein zwei Menschen, um die sich einer wirklich kümmern kann. Doch die Mentalität um ein bisschen "UMDENKEN", die kann sicher anders werden.

Wenn auch der Mehrheit "bewusst wird", das Auto "läuft" und bewirkt durch die hormonähnliche Substanz des Benzins auch bei der Verdunstung letztendlich die seltsamen Pärchen an der Ampel. Wenn der Mehrheit "bewusst wird", die Leitungsgesellschaft vermiest den Ungeborenen die Chancen auf das Leben - ja dann aber - sollten alle umkehren. Da wird doch nichts getan, um solche verrückte Lebensweisen zu fördern.

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Savonlinna
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#34 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 15:56

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Im philosophischen Sinne ist er das in der Tat NICHT - denn dann versucht man, die Welt ohne Gott schlüssig zu erklären. -.
Mehr will der philosophische Atheismus auch nicht. Man kann die Welt auch rein naturwissenschaftlich erklären, heute mehr als zu allen Zeiten zuvor.
Die Philosophie will gar nicht unbedingt die Welt "erklären". Ich glaube, das seht ihr beide falsch.
Und schon gar nicht will sie die Welt "schlüssig" erklären. Das Wort "schlüssig" würde ich am liebsten als Un-Wort des Jahrhunderts bezeichnen.
Philosophie setzt in der Regel da an, wo die Bruchstellen sind, die Abgründe sich auftun. Also da, wo Schluss ist mit der Schlüssigkeit.

Die Naturwissenschaft erklärt natürlich auch nicht die Welt, sondern nur nach selbstgewählter Auswahl einen Mini-Teil der Welt. Und "erklären" kann man dazu auch nicht sagen. Sie zeigt Zusammenhänge auf. Woher die stammen, weiß keiner.

sven23 hat geschrieben:Das hat Gott auf einen kleinen Rest eingedampft und viele Fundamental-Gläubige nehmen das der Wissenschaft übel.
Na ja, wenn naturwissenschaftlich inspirierte Ideologen sich einbilden, dass die Naturwissenschaft die Welt erklärt hat, dann bleibt die Gegenbewegung nicht aus. Und niveaumäßig sind beide auf dem selben level.

sven23 hat geschrieben:Nehmen wir den Qualitätsatheisten Feuerbach
:thumbup: Tolle Wortschöpfung

sven23 hat geschrieben:der meinte, daß der Mensch sich Gott nach seinem Bilde schuf.
Auch ein Gläubiger muß einräumen, daß dies zumindest im Bereich des Möglichen liegt.
Mich wundert immer, dass man so wenig über "die" Gläubigen weiß. Feuerbach ist seit vielleicht hundert Jahren im Bewusstsein der Theologie präsent und hat sie wohl auch verändert.

Übrigens lohnt es sich, Feuerbach mal selber zu lesen. Denn da wird ein Bild vom Menschen gezeichnet, das sich keineswegs darin erschöpft, dass der Mensch sich Gott nach seinem Bild erschuf, sondern aufzuzeigen sucht, dass die Religion etwas Zentrales erkannt habe, das bisher aber Gott zugesprochen wurde.
Das Menschenbild also kann sich in dem Gottesbild erkennen.

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#35 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 17:06

Savonlinna hat geschrieben:Und schon gar nicht will sie die Welt "schlüssig" erklären.
Doch - das sehe ich schon so. - Philosophie entwickelt einen Ansatz, bei dem sie im besten Fall in puncto Welterklärung keine Fragen offen lassen muss. - Wobei es AUCH ein Ansatz sein kann, demnach die Welt nicht erklärbar ist.

Das mindeste, was ich von Philosophie erwarten würde, wäre, dass sie unterscheiden kann, welche Fragen sie beantworten kann und welche nicht. - Allein damit wäre das Klassenziel erreicht.

Savonlinna hat geschrieben:Die Naturwissenschaft erklärt natürlich auch nicht die Welt, sondern nur nach selbstgewählter Auswahl einen Mini-Teil der Welt.
Das sehe ich genauso - wie auch umgekehrt die Theologie nicht naturwissenschaftlich erklärt. - Deshalb der Ausdruck "System-Wissen".

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#36 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Pluto » Fr 15. Mai 2015, 17:51

Savonlinna hat geschrieben:Die Naturwissenschaft erklärt natürlich auch nicht die Welt, sondern nur nach selbstgewählter Auswahl einen Mini-Teil der Welt. Und "erklären" kann man dazu auch nicht sagen. Sie zeigt Zusammenhänge auf. Woher die stammen, weiß keiner.
Noch... Aber auch Rom wurde nicht in einem Tag erbaut.

Die Naturwissenschaft mag nicht in allen Belangen im Erklären gut sein, aber sie ist immer noch weitaus besser als was immer man an zweiter Stelle setzen mag.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#37 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 18:03

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Und schon gar nicht will sie die Welt "schlüssig" erklären.
Doch - das sehe ich schon so. - Philosophie entwickelt einen Ansatz, bei dem sie im besten Fall in puncto Welterklärung keine Fragen offen lassen muss
Wer ist denn diese "Philosophie", von der Du sprichst? Wer vertritt sie? Du sprichst in ihrem Namen.
Im Grunde sprichst Du verkappt normativ. Philosophie habe das und das zu sein, und wenn sie das nicht ist, ist sie keine Philosophie.

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#38 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 18:06

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die Naturwissenschaft erklärt natürlich auch nicht die Welt, sondern nur nach selbstgewählter Auswahl einen Mini-Teil der Welt. Und "erklären" kann man dazu auch nicht sagen. Sie zeigt Zusammenhänge auf. Woher die stammen, weiß keiner.
Noch... Aber auch Rom wurde nicht in einem Tag erbaut.
Die Naturwissenschaft hat das in ihr System eingebaut, dass das nicht möglich ist.
Nur wenn die Naturwissenschaft Ideologie wird, verliert sie den Boden unter den Füßen und wird zur Phantastik.
Das hatten wir alles schon mal, da sei der Gott aller Religionen vor, dass das nicht noch einmal passiert.

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#39 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 18:09

Savonlinna hat geschrieben:Im Grunde sprichst Du verkappt normativ.
Nicht, was die Inhalte angeht. - Aber was die Grund-Aufgabe angeht, schon:

"In der Philosophie (griechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen" (wik).

Dass diese Deutungen unterschiedlich sein können, ist klar - ein Naturalist wird zu anderen Ergebnissen kommen als ein Christ. - Aber die Fragestellung (siehe wik) ist doch dieselbe - oder nicht? - Würdest Du auf eine Definition von "Philosophie" verzichten?

Pluto hat geschrieben:Die Naturwissenschaft mag nicht in allen Belangen im Erklären gut sein, aber sie ist immer noch weitaus besser als was immer man an zweiter Stelle setzen mag.
Der Komparativ "besser" ist falsch - "anders" ist richtig.

Natürlich ist Naturwissenschaft im Erklären dessen, was in ihr Feld gehört, besonders gut, weil sie sich nur Dingen widmet, die objektivierbar sind. - Trotzdem ist es eine ...
Savonlinna hat geschrieben:selbstgewählter Auswahl einen Mini-Teil der Welt

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Zeus
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#40 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Zeus » Fr 15. Mai 2015, 19:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das nicht gerade, aber es gibt offenbar eine umgekehrte Proportionalität zwischen akademischem Grad und Religion.
Bei 50% BA-Abgängern, die sich als "Akademiker" bezeichnen dürfen, ist das kein Wunder. :devil:
Aber ernsthaft: Halb-Bildung verführt.
Halb-Bildung?
One fact that concerns some Christians and elates some atheists is that 93 percent of the members of the National Academy of Sciences, one of the most elite scientific organizations in the United States, do not believe in God
Quelle
:wave:
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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