Savonlinna hat geschrieben:Hier erwarte ich von Christen, dass sie sich klar und deutlich von der Auslegung distanzieren, dass die Paulus-Stelle "Gottes Wort" sei. Ansonsten machen sie sich mitschuldig an der Diffamierung homosexueller Menschen.
So einfach ist es nicht. - Es ist nun mal ein Unterschied, ob man die Grundlage der Sexualität in der Wieder-Schöpfung sieht (was nicht heisst, dass jeder Schuss ein Treffer sein muss), oder ob man die Grundlage in der bilateralen Beglückung sieht. - Man kann beides sehen - nur das erste ist christlich.
Diffamieren muss man Homosexuelle deshalb nicht (wir haben auch homosexuelle Bekannte, die das zu hören bekommen, soweit sie geistig interessiert sind) - und vor allem: Die Kirche tut es ja auch nicht - jeder Homosexuelle ist in der Kirche willkommen - und zwar nicht erst seit Franziskus, auch von Benedikt gibt es deutlichste Einladungen dazu. - Homosexualität wird in der Kirche (von ein paar Deppen abgesehen) als Veranlagung gesehen, die nicht abwendbar ist. Allerdings sagt dann die Kirche, man müsse zölibatär leben - wie auch Heterosexuelle, die nicht das Sakrament der Ehe (= prinzipieller Familienwunsch) eingehen wollen - insofern keine Sonderbehandlung für Homosexuelle.
Savonlinna hat geschrieben:De facto distanzieren tun sich diejenigen Pfarrer, die homosexuelle Paare vor dem Altar trauen. Und das geschieht. Und es geschieht sogar teilweise ohne Akzeptanz einer Gemeinde oder Kirche. Das nennt man dann Zivilcourage.
Das hat nur sekundär etwas mit Zivilcourage zu tun - in erster Linie ist es Ausdruck der Unverständnisses der eigenen Religion und ihrer geistigen Inhalte.
Savonlinna hat geschrieben:Die fundamentalen Christen-Kritiker bekommen dann nämlich Wasser auf die Mühlen und können weiterhin behaupten, dass "Gott totalitär" sei.
Jetzt kommt viel durcheinander - und das hat sicherlich damit zu tun, dass die geistigen Grundlagen des Christentums nicht verstanden werden. - "Totalitär" ist eigentlich nur, wenn man Richtlinien befolgt, die man nicht verstanden hat - das ist leider eher die Regel als die Ausnahme.
Savonlinna hat geschrieben:Aber lieber schreiben einige - de facto - "Gott" diesen Fehler zu als sich von Paulus zu distanzieren
Es ist KEIN Fehler Gottes, es ist EIN Kreuz von Millionen, das Menschen zu tragen haben. - Der eine ist homosexuell veranlagt, der andere ist promisk veranlagt, der andere ist geizig veranlagt, der andere ist mit Völlerei veranlagt, der andere mit falschem Stolz, etc. - das ist EINE Kategorie.
Nebenbei: Wäre ich homosexuell, würde ich möglicherweise auch ganz anders handeln als ich rede. - Aber genau das ist es doch: Da sind die Versuchungen/Zwänge des Alltags - dort ist die geistige Erkenntnis. - Beide stimmen in der Regel NICHT überein - das ist die lebenslange Spannung (die im übrigen NICHT auf Kosten der Lebensfreude geht).
Heute versucht man diese Spannung dadurch aufzulösen, dass man geistige Erkenntnisse eliminiert - wupps - und schon ist diese Spannung weg. - Und dann MUSS man in der Tat Gott totalitär finden - logisch unvermeidbar. - Also wo wollen wir jetzt etwas ändern: An Gott oder am Menschen?