Glaube und Wissen

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Demian
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#31 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Mi 11. Dez 2013, 15:25

closs hat geschrieben:Das "sündhafte Ego" ist eine Chiffre für die Trennung des Menschen von seinem Ursprung zugunsten einer Zuwendung zu seinem Ego -

Eben - und diese Trennung ist eine Illusion. Das Ego GLAUBT natürlich an diese Illusion und lebt danach. Sinnbildlich gesprochen: der Mensch „schläft“ in seinem Ego bis er in sein wirkliches Wesen erwacht. Das ist nun paradox … weil der Mensch … in seinem tieferliegenden Wesen … ja schon immer erwacht war (!) - das, was man „Erleuchtung“ nennt ist eigentlich nur ein Perspektivenwechsel. Weg vom Ego/dem Verstand hin zum Bauchgefühl ... zur Herzmitte ... zum Zentrum ... zum Wesen. Das Wunder ist nicht, dass Menschen Erleuchtung finden, wie man sagt ... sondern das sie überhaupt so lange geschlafen haben. :)

barbara
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#32 Re: 4religion?

Beitrag von barbara » Mi 11. Dez 2013, 15:45

Darkside hat geschrieben:Diese werden, wenn sie mit den Beobachtungen nicht übereinstimmen oder gemachte Vorhersagen nicht eintreffen, fallen gelassen.

Das trifft im spirituellen Bereich ebenfalls zu.

Eine derartige Prüfung und Falsifizierung findet im Glauben jedoch nicht statt.

Da irrst du dich. Die Prüfung ist natürlich eine andere als in der Naturwissenschaft, aber stattfinden tut sie dennoch. Siehe zB die weltweiten Mönchstraditionen und die viele Literatur, die sie hervorgebracht haben.

und das Mass, ob es funktioniert oder nicht, ist nichts Wolkiges, sondern diesseitsbezogen. Ein gutes Mass ist die allgemeinde Zufriedenheit im Leben, über längere Zeit, über gute Zeiten und schwierige Zeiten hinweg gerechnet. Und die Fähigkeit, mit Schicksalsschlägen umzugehen und dennoch seinen Frieden zu finden. Das ist praktisch extrem relevant.

gruss, barbara

Rembremerding
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#33 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Rembremerding » Mi 11. Dez 2013, 18:22

Natürlich kann nichts außerhalb von Gott existieren, die Schöpfung lebt, atmet und ist in Gott.
Das Geschaffene bleibt aber geschaffen und kann sich nie zum Schöpfer erheben, Meister Eckhart geht hier mit seiner Verschmelzung des menschliches Wesens mit dem göttlichen Sein zu weit. Eine Vergottung der Seele kann nur durch göttliche Gnade geschehen, aber niemals wird Geschaffenes Ungeschaffenes.

Christen wissen vom Sein als Realität und die Trennung von Gott ist keine Illusion, denn dieser Gott kam als Du im Fleisch in diese Welt. Christus Jesus ist der sichtbare Beweis der Trennung von Gott und Mensch, vom Schöpfer zur Schöpfung und gleichzeitig sichtbarer Beweis der wieder möglichen Einheit von Gott und Mensch, des Schöpfers zur Schöpfung.
In Christus Jesus sucht Gott den Menschen, in Buddha sucht der Mensch das Nichts.
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Pluto
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#34 Re: 4religion?

Beitrag von Pluto » Mi 11. Dez 2013, 18:36

barbara hat geschrieben:Da irrst du dich. Die Prüfung ist natürlich eine andere als in der Naturwissenschaft, aber stattfinden tut sie dennoch. Siehe zB die weltweiten Mönchstraditionen und die viele Literatur, die sie hervorgebracht haben.
Wie genau geht man da vor? Inwiefern sind Traditionen gleich Prüfungen?

und das Mass, ob es funktioniert oder nicht, ist nichts Wolkiges, sondern diesseitsbezogen. Ein gutes Mass ist die allgemeinde Zufriedenheit im Leben, über längere Zeit, über gute Zeiten und schwierige Zeiten hinweg gerechnet. Und die Fähigkeit, mit Schicksalsschlägen umzugehen und dennoch seinen Frieden zu finden. Das ist praktisch extrem relevant.
Mir scheint, der Vergleich hinkt, und das nicht nur ein Bisschen.

Denn... Zufriedenheit, Glückseligkeit, usw. sind Konstrukte eines denkenden Gehirns, substanzlos, flüchtig und nicht greifbar. Sie sind mal da, und im nächsten Moment können sie wieder weg sein.

Lege ich einen Gegenstand (ein Stein) auf den Tisch, dann ist er am nächsten Tag immer noch da. Oder... ich kann ihn beschreiben, so dass eine andere PErson ihn sofort unter vielen anderen Gegenständen findet.

Kann man das alles auch von der Zurfriedenheit sagen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#35 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von closs » Mi 11. Dez 2013, 19:12

Demian hat geschrieben: der Mensch „schläft“ in seinem Ego bis er in sein wirkliches Wesen erwacht.
Möglicherweise stellen wir dasselbe fest, setzen es aber unterschiedlich um (mit anderen Worten: Ich erkenne inhaltlich allerhand wieder, würde es aber anders einordnen). - Konkret:

Was Du "Erwachen" nennst, wäre in meinem Denkmodell der Beginn des Erkennens/Erlebens Gottes.

barbara
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#36 Re: 4religion?

Beitrag von barbara » Mi 11. Dez 2013, 19:47

Pluto hat geschrieben: Wie genau geht man da vor? Inwiefern sind Traditionen gleich Prüfungen?

Die Überlieferung geschieht vom Meister auf den Schüler. im AT werden zb Prophetenschulen erwähnt. Dort werden, ähnlich wie beim Handwerk, Techniken gelehrt und auch gelehrt, wie die Qualität von Erlebnissen zu beurteilen sei - wie man zB himmlische Botschaften von teuflischen Einflüsterungen unterscheidet.


Denn... Zufriedenheit, Glückseligkeit, usw. sind Konstrukte eines denkenden Gehirns, substanzlos, flüchtig und nicht greifbar. Sie sind mal da, und im nächsten Moment können sie wieder weg sein.

nein, allgemeine Lebenszufriedenheit ist feststellbar vorhanden oder auch nicht, und das über lange Zeit, sehr beständig. Es geht nicht um flüchtige Glücksgefühle und Emotionen - nicht um Launen.

Kann man das alles auch von der Zurfriedenheit sagen?

Klar. es ist leicht, eine zufriedene von einer unzufriedenen Person zu unterscheiden. Man braucht lediglich ein bisschen Gelegenheit, sie zu beobachten.

gruss, barbara

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Demian
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#37 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Mi 11. Dez 2013, 21:51

Rembremerding hat geschrieben:Meister Eckhart geht hier mit seiner Verschmelzung des menschliches Wesens mit dem göttlichen Sein zu weit[...] Christen wissen vom Sein als Realität und die Trennung von Gott ist keine Illusion, denn dieser Gott kam als Du im Fleisch in diese Welt.

Das Ego erzeugt permanent Vorstellungen, in denen es sich von allem anderen abgrenzt. Das erfährt der Mensch dann als „Getrenntheit“. Wenn man diese Vorstellungen aber fallen lässt, dann spürt der Mensch im Grunde, dass er schon immer verbunden war. Gott ist für mich diese Verbundenheit. Bildhaft gesagt: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein.“

In Christus Jesus sucht Gott den Menschen, in Buddha sucht der Mensch das Nichts.

Buddha verstand unter Nirwana das Auslöschen des Egos – nicht ein „Nichts“ im negativen Sinne des Wortes. „Die «Überquerung» ist nun der Aufbruch zu einem anderen Ufer, zu einer anderen Geisteshaltung. Wer dieselbe erlangt hat, tritt in den Zustand ein, den der Buddhismus nirvana nennt, d.h. auf deutsch: Das Verlöschen des Anhaftens an egozentrischen Projektionen.“ ( D.T. Suzuki, Der Buddha der Liebe ) ... das was Christen die „Liebe Christi“ nennen ist sozusagen das Bewusstsein nach dieser Überquerung.

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#38 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von closs » Mi 11. Dez 2013, 23:45

Demian hat geschrieben:Buddha verstand unter Nirwana das Auslöschen des Egos
Dem steht eine "Aufhebung des Egos" (im hegelschen Sinn) gegenüber. - Trotzdem klingt es immer noch so, dass wir in die selbe Richtung denken.

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Demian
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#39 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von Demian » Do 12. Dez 2013, 01:44

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Buddha verstand unter Nirwana das Auslöschen des Egos
Dem steht eine "Aufhebung des Egos" (im hegelschen Sinn) gegenüber. - Trotzdem klingt es immer noch so, dass wir in die selbe Richtung denken.

Die Aufhebung geschieht, wenn der Mensch seine ... wahre Natur ... erkennt - und die ist nicht identisch mit seiner Egostruktur, sondern sehr viel mehr. ;) Relevant ist natürlich die Frage, was Auferstehung dann bedeutet - für mich: wir lassen unsren Leib ... unsre bisherige Form zurück ... um in eine neue Seinsweise überzugehen. Das bedeutet für mich vorallem die Entgrenzung des personalen Ichs.

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#40 Re: Glaube und Wissen

Beitrag von closs » Do 12. Dez 2013, 01:49

Demian hat geschrieben: Das bedeutet für mich vorallem die Entgrenzung des personalen Ichs.
Meint das der Buddhimus mit "Auslöschen des Egos"? Wenn ja, wäre das mißverständlich.

"Aufhebung" ist eher Veredlung des Ichs in seiner Synthese mit Gott (der ja JHWH - ICH_BIN - ist).

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