SilverBullet hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Ähnlich ist das mit der Wahrnehmung von Gott. Wir alle werden mit einer Gotteswahrnehmung geboren.
Hoppla, das würde mich sehr wundern.
Es wäre zwar prinzipiell denkbar, dass sich Denkrituale über lange Prägungszeiten in der Vererbung von Gehirnstrukturen niederschlagen (vergleichbar mit dem maximalen Gruppenumfang von ca. 150 Individuen aus unserer Höhlenzeit - ich hoffe die Zahl stimmt), aber dazu müsste eine Religion sehr viel älter werden, als ein paar tausend Jahre, sie dürfte sich vor allem nicht so stark ändern und sie dürfte auch nicht durch „Alternativen“ aus anderen Kulturen aufgefrischt werden.
Ich denke, dass hier zwei Dinge eine Rolle spielen.
Einmal die Wahrnehmung, dass es einen Gott / etwas Göttliches gibt. Es gibt Versuche, die zeigen, dass bereits Tiere mit so einem Sinn ausgestattet sind, in dem Verständnis, dass auch Tiere Anzeichen von Verhalten zeigen, die beim Menschen etwas mit Verehrung und Anbetung eines Gottes zu tun hat.
Insofern würde ich sagen: Das ist eben ein Sinn, wie so viele, der mit der Größe der Gehirns zusammenhängt
Dann die Frage, wie sich die Wahrnehmung bei uns Menschen ausdrückt. Dies geschieht über soziale Vererbung, nicht genetische, die ja sehr viel flexibler und schneller ist. Also in welche Ritualen, in welchen Denkmustern und auch in welchen Machtmustern drückt sich diese Wahrnehmung aus.
Das alles sind reine Fakten der Anthropologie, die man beschreiben kann, ohne anzunehmen, dass tatsächlich ein Gott dahinter steckt.
Ich setze dazu: Wir haben einen Sinn für Gott, also schließe ich daraus, dass es Gott gibt (wozu sonst hätte man diesen Sinn entwickelt).
SilverBullet hat geschrieben:
Wenn du die Behauptung aufstellst, dass der „Gotteszugang“ genauso konkret und unmittelbar ist, wie das „Farbverstehen“, dann solltest du zweierlei Informationen liefern…
1.
...den Beweis für die Qualität dieses Zugangs (von Kindheitstagen an)
2.
...eine Angabe, was hinter dem „Gotteszugang“ liegen soll, denn „Farben“ sind kein Licht, also ist „Gott“ kein <???>
Was die Qualität angeht, so kann ich sagen: Der Sinn ist nicht sehr präzise, er ist vernebelt. Das wird in der christlichen Tradition so ausgedrückt, dass wir die Verbindung zu Gott verloren haben. Die Tatsache, dass verschiedene Kulturen so unterschiedliche Bilder von Gott entwickelt haben, entspricht dieser schlechten Qualität.
Bei 2. verstehe ich nicht, was du willst, da ich deine Einstellung zu Farben nicht verstehe. Für mich sind Farben Licht bestimmter Wellenlänge, während Farbwahrnehmung sich im Gehirn abspielt und daher etwas anderes darstellt. Du scheinst da irgendwie anderer Meinung zu sein. Ich habe nur nicht verstanden, welche Ansicht du da hast.
SilverBullet hat geschrieben:
Ich schaue mit Spannung auf die Möglichkeiten dieser „intersubjektiven Kommunikation“.
Deshalb habe ich vor einigen Wochen das
Beispiel einer „afghanischen Glaubens-Diskussion“ in einen anderen Thread eingebracht (eine junge Frau wurde gesteinigt).
Mich hat „damals“ interessiert, wie hierbei eine mögliche „intersubjektive Kommunikation“ mit religiöser Überzeugungskraft ablaufen könnte.
Leider wurde mir klargemacht, dass dies in diesem Fall wohl gar nicht funktionieren würde.
Dieser sogenannte „Austausch“, die „Korrektur“ und die „Kritik“ werden in Religionen auffällig häufig von elitären Kreisen „gelenkt“ – nach dem Motto: solange man dem „spirituellen Schäfer“ folgt, ist alles OK.
Ja, du hast Recht, das war bei den wissenschaftlichen Entwicklungen auch einmal so. Astronomische Beobachtungen (und anderes) wurden damals mit philosophischen und machtpolitischen Dingen vermengt, weshalb die Wissenschaft Jahrhunderte lang nicht voran kam. Es bedurfte einer Denk-Revolution, der Befreiung des Denkens und Analysieren von Macht und Obrigkeiten, um die wissenschaftliche Entwicklung zu befreien.
Die religiösen Denkweisen sind selbst im Christentum noch nicht soweit. Und der Islam hinkt gar Jahrhunderte hinterher. Man kann aber hoffen, dass die Menschheit auch dieses Denken einmal befreit (oder befürchten, dass auch die wissenschaftliche Befreiung wieder rückgängig gemacht wird).
SilverBullet hat geschrieben:
Nein, nicht „falsch“.
Ich bin absolut sicher, dass deine Gedanken bei mir keinerlei Verdacht auf die Möglichkeit zum Aufbau einer „Gottes“-Vorstellung hervorrufen.
(Nachtrag: im Sinne von "bisher nicht hervorgerufen haben")
Diesen Umstand kann ich dann auf die Thread-Frage übertragen, wodurch deutlich wird, wo die Probleme liegen.
Auch hier habe ich nicht verstanden, was du sagen willst.
Mein Ansatz war, dass ich zuerst bemerkt habe, dass es Gott gibt, bevor ich begonnen habe, herauszufinden, wie er ist (und ich bin noch lange nicht fertig). Halman hat die Analogie mit der schwarzen Materie gebracht, bei der man auch noch nicht weiß, was dahinter steckt. Wichtig ist, ich sehe eine Auswirkung und beginne sie zu untersuchen.
Wenn du sagst "ich fange erst an, nachzudenken, wenn ihr mit der Untersuchung fertig seid", dann wirst du noch ein paar Zeitalter warten müssen, denn ich erwarte nicht, dass ich in meinem Leben fertig werde.
Allerdings scheinst du bei anderen Fragen (wie z.B. der schwarzen Materie) nicht solche Einschränkungen zu haben. Oder findest du es nicht gut, dass es Menschen gibt, die sich darum bemühen, die Natur der schwarzen Materie (oder die Natur Gottes) aufzuklären?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.