Ohne Gott keine Moral?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#231 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 1. Jun 2015, 02:23

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:... denn mit der Energie unsrer Gedanken und Gefühle erschaffen wir die Welt. Wenn wir uns gut fühlen, dann ziehen wir auch mehr Gutes in unser Leben.
Nein.

Das muss mir niemand glauben, es ist eine Sache der eigenen Erfahrung und Beobachtung, alles was ich sage kann und sollte erforscht und überprüft werden. Achte auf deine Gedanken und Gefühle (die zwei Seiten einer Medaille darstellen) denn aus ihnen entspringt dein ganzes Leben... Thoughts and feelings become things... ;)


Samantha

#232 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » Mo 1. Jun 2015, 09:19

Worauf ich anfangs hinaus wollte, ist, dass der Mensch jegliche Moral abschaffen möchte - erinnert so an Gott & Co. Dafür will er einen anderen Begriff etablieren, der möglichst flexibel gehandhabt werden kann: die Ethik. Wir wollen unsere Moral selber bestimmen, anpassen an Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben.

Bisher waren wir Menschen noch nicht mal in der Lage, friedlich miteinander zu leben, ohne Kriege, Ausbeutung und andere Ungerechtigkeiten. Wie sollten wir dann in der Lage sein, Moral zu definieren? Eigentlich spielen wir nur, probieren vieles aus, um dann die Folgen ertragen zu müssen. Warum sollte sich die Moral oder Ethik an dieses Durcheinander anpassen müssen? Damit wir uns besser fühlen?

Der Mensch lernt doch nur, wie er immer bessere Leistung erbringen kann, um anderen überlegen sein zu können. Wir wollen andere Menschen unterordnen und wieder andere absondern. Von Integration ist doch weder bei Immigranten noch bei Behinderten viel zu spüren. Solange man andere ausbooten muss bzw. besser sein muss, ist das Wort Ethik eine Farce.

Die Angst, das kurze Leben nicht ausgiebig genutzt zu haben oder etwas zu versäumen, führt dazu, die Grenzen zu überschreiten, was wiederum dazu führt, Unterschiede negativer zu bewerten. Oder anders gesagt: wenn ich glaube, mir mehr erlauben zu können, habe ich kein schlechtes Gewissen und handle rücksichtsloser. Wenn es keinen Gott gibt, bin ich frei, meine Moral auszuweiten, orientiere mich dann höchstens an der Wissenschaft und an meiner Familie - hört sich auch ausreichend an. Nur solange meine Leistung entscheidet, wo ich stehe, wird es kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede geben, was auch bedeutet, das Bildung unterschiedlich wahrgenommen werden kann. So wird es nur eine Elite geben, die die Ethik definiert.

ThomasM
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#233 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von ThomasM » Mo 1. Jun 2015, 09:34

Samantha hat geschrieben:Worauf ich anfangs hinaus wollte, ist, dass der Mensch jegliche Moral abschaffen möchte - erinnert so an Gott & Co. Dafür will er einen anderen Begriff etablieren, der möglichst flexibel gehandhabt werden kann: die Ethik. Wir wollen unsere Moral selber bestimmen, anpassen an Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben.
Über das Wollen gibt es meines Erachtens keine Diskussion. Die thread Frage ist ja, ob eine Ethik definierbar ist, wenn es keine übergeordnete Instanz gibt, die es bestimmt.
Samantha hat geschrieben: Bisher waren wir Menschen noch nicht mal in der Lage, friedlich miteinander zu leben, ohne Kriege, Ausbeutung und andere Ungerechtigkeiten. Wie sollten wir dann in der Lage sein, Moral zu definieren? Eigentlich spielen wir nur, probieren vieles aus, um dann die Folgen ertragen zu müssen. Warum sollte sich die Moral oder Ethik an dieses Durcheinander anpassen müssen? Damit wir uns besser fühlen?
Ja, durchaus.
Man kann ja (und das wurde schon oft gemacht) Krieg, Ausbeutung und Ungerechtigkeit zur Ethik erklären. Dann lassen sich diese Dinge auch vollkommen ungeniert durchführen. Ist ja "gut" im Sinne dieser Ethik. Und sich dagegen zu wehren ist "schlecht"
Samantha hat geschrieben: Der Mensch lernt doch nur, wie er immer bessere Leistung erbringen kann, um anderen überlegen sein zu können. Wir wollen andere Menschen unterordnen und wieder andere absondern. Von Integration ist doch weder bei Immigranten noch bei Behinderten viel zu spüren. Solange man andere ausbooten muss bzw. besser sein muss, ist das Wort Ethik eine Farce.
Es ist ja noch viel schlimmer.
Die Immigranten grenzen wiederum andere aus, um sich selbst in einem höheren sozialen Status zu sehen. Das geht so weit, dass sie sich gegen die wenden, die sie integrieren wollen. Denn die zerstören die sozialen Vorstellungen und machen klar, dass man selbst der Bodensatz der Gesellschaft ist.
Bei so manchen Behinderten ist das nicht anders. Das Anders-Sein wird zur Waffe, um sich selbst aufzuwerten.
Samantha hat geschrieben: Wenn es keinen Gott gibt, bin ich frei, meine Moral auszuweiten, orientiere mich dann höchstens an der Wissenschaft und an meiner Familie - hört sich auch ausreichend an. Nur solange meine Leistung entscheidet, wo ich stehe, wird es kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede geben, was auch bedeutet, das Bildung unterschiedlich wahrgenommen werden kann. So wird es nur eine Elite geben, die die Ethik definiert.
Ethik ist ein Mechanismus der Gesellschaft.
Und das Problem ist, dass auch das Gottesbild ein Teil davon ist.

Nicht umsonst haben die kirchlichen Institutionen sich im Verlauf der Zeit einen hohen Status verschafft und spielen im Spiel der Mächtigen mit. Der Spruch von der Religion als Opium für das Volk ist vielleicht nicht unbedingt wahr, aber auch nicht falsch.

Damit wandelt sich die Frage zu "Mit Gott keine Moral?"

Die traurige Wahrheit ist, dass selbst mit Gott es zu viele Christen über zu lange Zeit immer wieder geschafft haben, sich ihre Moral selbst zu stricken. Sogar mit der zusätzlichen Kraft, die selbst gebastelten Gesetze wären göttlicher Natur und unter Zuhilfenahme unendlicher Bibel-Zitat Gebetsmühlen.
Das Pharisäertum gab es schon zu Jesu Zeiten und gibt es auch heute noch.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

barbara
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#234 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von barbara » Mo 1. Jun 2015, 09:38

Samantha hat geschrieben:Worauf ich anfangs hinaus wollte, ist, dass der Mensch jegliche Moral abschaffen möchte - erinnert so an Gott & Co. Dafür will er einen anderen Begriff etablieren, der möglichst flexibel gehandhabt werden kann: die Ethik. Wir wollen unsere Moral selber bestimmen, anpassen an Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben.

Entwicklungen muss es ja durchaus geben. Wenn die Atomkraft gefunden wird, oder Techniken zum Rumspielen an Erbmaterial, so ist das eine neue Situation und für die muss es natürlich auch neue Regeln geben.

Eigentlich spielen wir nur, probieren vieles aus, um dann die Folgen ertragen zu müssen. Warum sollte sich die Moral oder Ethik an dieses Durcheinander anpassen müssen? Damit wir uns besser fühlen?

Menschen sind nun mal neugierig, das ist unsere Natur, und jede Ethik muss dies in Betracht ziehen und berücksichtigen.



Der Mensch lernt doch nur, wie er immer bessere Leistung erbringen kann, um anderen überlegen sein zu können. Wir wollen andere Menschen unterordnen und wieder andere absondern.

ich will das nicht, und viele andere wollen das auch nicht. Auch wenn es einen starken libertär/kapitalistisch/martkwirtschaftlichen Diskurs gibt, der genau in diese Richtung zielt.


gruss, barbara

JackSparrow
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#235 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von JackSparrow » Mo 1. Jun 2015, 11:31

Novalis hat geschrieben:Ich spreche von einem wachen und bewussten Leben, in dem jeder mutig Verantwortung für das eigene Bewusstsein übernimmt und sich nicht mehr von außen manipulieren lässt. Beispielsweise von der Negativität anderer Menschen, die nur runter ziehen
Du sprachst von der Erschaffung eines himmlischen Lebensfelds, in dem jeder Mensch nur noch Dinge tut, die dich nicht runterziehen. Die müssen also Verantwortung dafür übernehmen, dass du dich wohlfühlst.


1. Wer sagt, dass Du deine Emotionen von einem Spiel abhängig machen musst?
Du sagtest man würde Gutes in sein Leben ziehen, wenn man sich gut fühlt. Es ist aber problemlos möglich, sich gut zu fühlen und trotzdem vom nächsten LKW überrollt zu werden. Deine Hypothese ist somit widerlegt.

3. Die geistige Einstellung ist wichtiger, als die äußeren Umstände, denn die äußeren Umstände werden von unsrer Einstellung geschaffen und verändert.

1. Hol dir bitte einen Würfel.
2. Würfle bitte 4 mal hintereinander eine Fünf.
3. Nimm bitte das gesamte Experiment auf Video auf.
4. Stell bitte das Video hier ins Forum.

Novas
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#236 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Di 2. Jun 2015, 03:42

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ich spreche von einem wachen und bewussten Leben, in dem jeder mutig Verantwortung für das eigene Bewusstsein übernimmt und sich nicht mehr von außen manipulieren lässt. Beispielsweise von der Negativität anderer Menschen, die nur runter ziehen
Du sprachst von der Erschaffung eines himmlischen Lebensfelds, in dem jeder Mensch nur noch Dinge tut, die dich nicht runterziehen.

Jeder Mensch ist ein Schöpfer. Das bedeutet, dass Du alles mögliche erschaffen kannst (großartiges und schlechtes). Du kannst Dir und anderen auch ein Teufel sein, wenn Dir das lieber ist. You get, what you give - was Du gibst, das wirst Du dann aber auch vom Leben zurück bekommen.


Es ist aber problemlos möglich, sich gut zu fühlen und trotzdem vom nächsten LKW überrollt zu werden.

Karma (n., Sanskrit: कर्मन् karman, Pali: kamma „Wirken, Tat“) bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Karma

Vertrauen in das Leben ist das Ergebnis von Geistesgegenwart. Wenn Du wach, bewusst und mit einer positiven Energie lebst, dann werden a) dann kommen weniger negative Menschen in dein Leben und negative Ereignisse weniger und b) falls doch solche Menschen und Ereignisse in dein Leben kommen, dann kannst Du besser damit umgehen.

In lebensgefährlichen Situationen können Sekundenbruchteile zwischen Leben und Tod entscheiden, da muss man vollkommen wach und gegenwärtig sein.
Zuletzt geändert von Novas am Di 2. Jun 2015, 08:45, insgesamt 1-mal geändert.

Samantha

#237 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » Di 2. Jun 2015, 08:44

Novalis hat geschrieben: You get, what you give - was Du gibst, das wirst Du dann aber auch vom Leben zurück bekommen.
Damit maschst Du es Dir aber zu einfach. Es stimmt nicht! Was ist mit Säuglingen, die früh sterben? Da kann es doch nicht am Geben liegen. Und jetzt sag nicht, dass sie das Böse aus dem vorigen Leben mit rüber gerettet haben. Deine Aussage bezog sich schließlich auf das diesseitige Leben.

JackSparrow
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#238 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von JackSparrow » Di 2. Jun 2015, 10:56

Novalis hat geschrieben:Du kannst Dir und anderen auch ein Teufel sein, wenn Dir das lieber ist.
Nein, das kann ich nicht. Nach deiner Hypothese erschaffen die anderen selbst alles, was ihnen ein Teufel ist. Also erschaffen sie auch mich. Also trage ich keinerlei Verantwortung dafür, dass sie mich für den Teufel halten.

Karma bezeichnet ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung – physisch wie geistig – unweigerlich eine Folge hat.
Du stelltest die Hypothese auf, dass gute Gefühle gute Folgen hätten. Das heißt es entweder ist es eine gute Folge, von einem LKW überrollt zu werden, oder deine Hypothese ist falsch.

Wenn Du wach, bewusst und mit einer positiven Energie lebst, dann
ist dies kein Garant dafür, dass mir nicht ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, sobald ich das Haus verlasse. Jemand anderes könnte mit Hilfe seines Geistes einen lockeren Ziegelstein erschaffen haben, weil er vielleicht einen Vorteil davon hat, wenn der Ziegelstein jemandem auf den Kopf fällt.

Rembremerding
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#239 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Rembremerding » Di 2. Jun 2015, 11:02

Samantha hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: You get, what you give - was Du gibst, das wirst Du dann aber auch vom Leben zurück bekommen.
Damit maschst Du es Dir aber zu einfach. Es stimmt nicht! Was ist mit Säuglingen, die früh sterben? Da kann es doch nicht am Geben liegen. Und jetzt sag nicht, dass sie das Böse aus dem vorigen Leben mit rüber gerettet haben. Deine Aussage bezog sich schließlich auf das diesseitige Leben.
Es ist einfach, wenn wir das Wesentliche beachten: die Liebe. Johannes vom Kreuz sagt: "Wo keine Liebe ist, da bringe sie hin und du wirst sie finden" (quasi das "You get, what you give" von @Novalis). Jesus Christus, der das Wesentliche, die Liebe ist, tat nichts anderes.
Du @Samantha verbindest es mit dem Leid (und als Christen wissen wir, dass es keine Wiedergeburt gibt). Das ist legitim, denn im Dasein wird die Liebe, die doch absolut nur reine Freude ist, auch zum Leid. Es ist das Böse der Welt und des Menschen, welche die Liebe ans Kreuz gezogen hat, Liebe wurde zur Aufopferung.
Versucht man einen weiteren Blick, einen ewigen und österlichen Blick auf das Leid und die Liebe zu werfen, dann kann man zumindest für früh sterbende Säuglinge einen Trost und Sinn erkennen. Jesus sagt (Mt 18:10, HSK):
Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.
Diese Kleinen sind in ihren Seelen immerdar wie Engel und sind und werden ganz nah bei Gott sein. Und, sterben sie früh, mögen sie jene opfernde Liebe vollzogen haben, damit die Eltern durch diesen Verlust in ihrem Leben auch nah bei Gott sein wollen, dort wo ihr Kind ist.

Servus und in der Hoffnung, dass Du dieses Leid nicht tragen musstest. :Herz:
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Pluto
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#240 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Pluto » Di 2. Jun 2015, 11:40

Novalis hat geschrieben:In lebensgefährlichen Situationen können Sekundenbruchteile zwischen Leben und Tod entscheiden, da muss man vollkommen wach und gegenwärtig sein.
Natürlich.
Wenn einer beim Autfahren SMS schreibt, ist das einfach nur Blödheit, und hat mit Aufmerksamkeit/Gegenwart nichts zu tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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