Samantha hat geschrieben:Worauf ich anfangs hinaus wollte, ist, dass der Mensch jegliche Moral abschaffen möchte - erinnert so an Gott & Co. Dafür will er einen anderen Begriff etablieren, der möglichst flexibel gehandhabt werden kann: die Ethik. Wir wollen unsere Moral selber bestimmen, anpassen an Veränderungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte ergeben.
Über das Wollen gibt es meines Erachtens keine Diskussion. Die thread Frage ist ja, ob eine Ethik definierbar ist, wenn es keine übergeordnete Instanz gibt, die es bestimmt.
Samantha hat geschrieben:
Bisher waren wir Menschen noch nicht mal in der Lage, friedlich miteinander zu leben, ohne Kriege, Ausbeutung und andere Ungerechtigkeiten. Wie sollten wir dann in der Lage sein, Moral zu definieren? Eigentlich spielen wir nur, probieren vieles aus, um dann die Folgen ertragen zu müssen. Warum sollte sich die Moral oder Ethik an dieses Durcheinander anpassen müssen? Damit wir uns besser fühlen?
Ja, durchaus.
Man kann ja (und das wurde schon oft gemacht) Krieg, Ausbeutung und Ungerechtigkeit zur Ethik erklären. Dann lassen sich diese Dinge auch vollkommen ungeniert durchführen. Ist ja "gut" im Sinne dieser Ethik. Und sich dagegen zu wehren ist "schlecht"
Samantha hat geschrieben:
Der Mensch lernt doch nur, wie er immer bessere Leistung erbringen kann, um anderen überlegen sein zu können. Wir wollen andere Menschen unterordnen und wieder andere absondern. Von Integration ist doch weder bei Immigranten noch bei Behinderten viel zu spüren. Solange man andere ausbooten muss bzw. besser sein muss, ist das Wort Ethik eine Farce.
Es ist ja noch viel schlimmer.
Die Immigranten grenzen wiederum andere aus, um sich selbst in einem höheren sozialen Status zu sehen. Das geht so weit, dass sie sich gegen die wenden, die sie integrieren wollen. Denn die zerstören die sozialen Vorstellungen und machen klar, dass man selbst der Bodensatz der Gesellschaft ist.
Bei so manchen Behinderten ist das nicht anders. Das Anders-Sein wird zur Waffe, um sich selbst aufzuwerten.
Samantha hat geschrieben:
Wenn es keinen Gott gibt, bin ich frei, meine Moral auszuweiten, orientiere mich dann höchstens an der Wissenschaft und an meiner Familie - hört sich auch ausreichend an. Nur solange meine Leistung entscheidet, wo ich stehe, wird es kulturelle und wirtschaftliche Unterschiede geben, was auch bedeutet, das Bildung unterschiedlich wahrgenommen werden kann. So wird es nur eine Elite geben, die die Ethik definiert.
Ethik ist ein Mechanismus der Gesellschaft.
Und das Problem ist, dass auch das Gottesbild ein Teil davon ist.
Nicht umsonst haben die kirchlichen Institutionen sich im Verlauf der Zeit einen hohen Status verschafft und spielen im Spiel der Mächtigen mit. Der Spruch von der Religion als Opium für das Volk ist vielleicht nicht unbedingt wahr, aber auch nicht falsch.
Damit wandelt sich die Frage zu "Mit Gott keine Moral?"
Die traurige Wahrheit ist, dass selbst mit Gott es zu viele Christen über zu lange Zeit immer wieder geschafft haben, sich ihre Moral selbst zu stricken. Sogar mit der zusätzlichen Kraft, die selbst gebastelten Gesetze wären göttlicher Natur und unter Zuhilfenahme unendlicher Bibel-Zitat Gebetsmühlen.
Das Pharisäertum gab es schon zu Jesu Zeiten und gibt es auch heute noch.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.