closs hat geschrieben:Münek hat geschrieben:Es ist schon ein großer inhaltlicher Unterschied, ob ich sage, dass kein Mensch Gott sieht, der lebt oder "...denn kein Mensch bleibt am Leben, der mich sieht."
Eben - und da glaube ich, dass Buber näher dran ist, eben weil er nicht interpretiert. - Wieso wird aus dem "der lebt" ein "bleibt am Leben"? Vermutlich, weil wieder mal interpretiert wurde, anstatt den Satz allgemeingültig zu verstehen: "
Ein (Deseins-) Lebender sieht Gott nicht".
Alle Übersetzer liegen falsch, weil sie bei ihrer Übersetzung "interpretieren" - nur
Martin Buber "interpretiert" angeblich nicht?!
Letzteres mag möglicherweise so sein. Ich wage mir da als Laie kein Urteil. Dafür übernimmst Du jetzt "kompetenterweise" die
Interpretation - zwar
nicht des hebräischen Urtextes, aber immerhin - der Buber`schen Übersetzung, die sich dieser bewusst versagt hat. Aber wieso in einer derartig ei-
genwilligen Art, dass sich der
liebe Buber höchstwahrscheinlich im Grabe umdrehen würde, wenn er davon erführe?
Denn Buber übersetzt ja nicht in Deinem Sinne. Wenn er übersetzt "
Kein Mensch sieht mich und lebt", ist dies doch substanziell nichts anderes als
"
Kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben". Ausgesagt wird inhaltlich das Gleiche. Für Deine willkürliche Textauslegung ("
Du kannst mich nicht
im Dasein sehen, sondern musst des Todes - also gestorben - sein, um mich sehen zu können.") findest Du in Buber jedenfalls keine Stütze. Und
bei den anderen alttestamentlichen Übersetzern
sowieso nicht.
Deshalb mein Tipp: Ignoriere nicht die Standard-Übersetzungen, als seien diese "nichts wert", sondern sieh sie Dir einfach mal alle in Ruhe an... Dauert
höchstens zehn Minuten.
Zum Sachpunkt noch eine Anmerkung:
Na klar sieht ein "Daseins-Lebender" (tolles Wort) Gott nicht,
weil dieser nach allgemein-jüdisch-christlicher Vorstellung als Geistwesen
unsichtbar ist.
Das war ja der Grund, weshalb Mose Gott, mit dem er ständig kommunizierte, irgendwann mal bat, er möge sich
ihm sichtbar zeigen, sich
in seiner
Herrlichkeit materialisieren und präsentieren. Gott entsprach dieser Bitte - allerdings bekanntlich nur teilweise, weil er
Mose nicht sterben lassen
wollte; der Anblick des Angesichts Gottes hätte ihm nämlich den Tod gebracht.
Das, lieber Kurt,
ist seriöse Textauslegung - und nicht das, was Du hier - sorry - vielfach veranstaltest. Ich muss dies leider immer wieder kritisieren.