Warum fordern Atheisten Beweise?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
ThomasM
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#221 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Di 15. Dez 2015, 19:16

Pluto hat geschrieben: Das beweist, dass der menschliche Geist bei vielen Menschen ähnlich funktioniert, aber es belegt nicht die Existenz des Metaphysischen.
Aber warum belegt es dann die Existenz des Physischen?

Allerdings hast du mein Posting nicht vollständig gelesen, wenn du meinst, ich wollte dir irgendetwas belegen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#222 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Pluto » Di 15. Dez 2015, 19:34

ThomasM hat geschrieben:Aber warum belegt es dann die Existenz des Physischen?
Tut es das denn?
Mindestens zwei wesentliche Merkmale unterscheiden die (experimentelle) Physik von der Metaphysik. In der Physik sind Beobachtungen reproduzierbar und falsifizierbar.

Erst die wiederholte Bestätigung der Beobachtung führt dazu, dass wir in die Ergebnisse Vertrauen schöpfen, und sagen können, dies und jenes gibt es und anderes gibt es nicht.
Aber ganz sicher können wir auch in der Physik niemals sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#223 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von SilverBullet » Di 15. Dez 2015, 20:06

ThomasM hat geschrieben:Es war bei mir die Frage "Existiert Gott oder ist er eine kulturelle Einbildung der Menschen".
Also gibt es Gott in Wahrheit oder nicht.

Mir war sehr schnell klar, dass mir logische / philosophische Argumente keine Antwort liefern würden. Klügere Menschen als ich haben darüber nachgedacht und sind zu Antworten gekommen, die auch widerlegt werden konnten.
Der Weg ist im Grunde ganz einfach:
Zuerst muss man eine Vorstellung aufbauen und dann muss man nachschauen, ob diese auch zutreffend ist.
Wichtig dabei ist aber der Respekt vor der Fehlbarkeit der Wahrnehmung (einschliesslich Bewusstsein).

Dass du im ersten Schritt das Thema schon lange kanntest (vermutlich von Kindheit an) sollte im Grund ein Aufruf zur Vorsicht sein.

Dass du im zweiten Schritt von anderen Menschen „inspiriert“ wurdest, sollte ein Alarmsignal sein.

Dass du meinen Hinweis auf das eigenartige Existenzversteckspiel, für das wir völlig ungeeignet sind, unbeachtet liegen lässt, deutet bereits auf gewisse Verfestigungen hin, so nach dem Motto: „die so genannte Wahrheit wird nicht mehr hinterfragt“.

Hast du eine konkrete Vorstellung von diesem „Gott“ aufgebaut, so dass du dich danach mit der Existenzfrage beschäftigen konntest?

JackSparrow
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#224 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von JackSparrow » Di 15. Dez 2015, 23:49

Janina hat geschrieben:Und Realität ist auch nur eine alkoholmangelbedingte Illusion. :P
Wären in einer repräsentativen Stichprobe mehr als 50 Prozent aller Leute angetrunken, könnte diese Hypothese nicht mehr völlig von der Hand gewiesen werden.


ThomasM hat geschrieben:Es war bei mir die Frage "Existiert Gott oder ist er eine kulturelle Einbildung der Menschen".
Es gibt kulturelle Einbildungen. Demzufolge können wir transitiv schließen: Ist Gott eine Teilmenge der Menge aller kulturellen Einbildungen, dann gibt es Gott. Was nicht notwendigerweise zuträfe, wenn er keine kulturelle Einbildung wäre.

Ich habe viele Menschen getroffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Erfahrungen sind nichts anderes als Messwerte. Ich könnte beispielsweise mit Hilfe eines Lineals die Erfahrung machen, dass ein A4-Blatt 29,7 cm lang ist. Nun müssen wir also die Messwerte in eine Liste eintragen und dann berechnen, ob sie noch im Annahmebereich liegen oder ob sie tatsächlich dermaßen außergewöhnlich sind, dass die Gott-Hypothese in Betracht gezogen werden muss.

ThomasM
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#225 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Mi 16. Dez 2015, 14:28

Pluto hat geschrieben: Mindestens zwei wesentliche Merkmale unterscheiden die (experimentelle) Physik von der Metaphysik. In der Physik sind Beobachtungen reproduzierbar und falsifizierbar.

Erst die wiederholte Bestätigung der Beobachtung führt dazu, dass wir in die Ergebnisse Vertrauen schöpfen, und sagen können, dies und jenes gibt es und anderes gibt es nicht.
Aber ganz sicher können wir auch in der Physik niemals sein.
Nun ja, deine Formulierung muss schon geschärft werden, denn darauf kommt es durchaus an.

Die Beobachtungen sind reproduzierbar, das ist eine wesentliche Eigenschaft.
Die Modelle sind falsifizierbar, auch das ist eine wesentliche Eigenschaft.
Es sind NICHT die Beobachtungen, die falsifizierbar sind, aber ich denke, das hast du auch nicht so gemeint.
Ebenso erhöht es das Vertrauen in die Modelle, wenn sie verschiedene Beobachtungen nachzeichnen können, aber (deswegen sind es ja Modelle), es gibt IMMER Beobachtungen, die die Modelle nicht reproduzieren können.

Es ist nun so, dass diese Eigenschaften der experimentellen Physik auch in der Metaphysik gelten. So habe ich wiederholt Gebetserfahrungen gemacht und auch meine Vorstellungen von Gott (mein Modell) ist wiederholt bestätigt worden.
Was nicht gilt - und hier ist der größte Unterschied - ist die Objektivität, d.h. die Fähigkeit, ohne weiteres intersubjektiv zu kommunizieren.
Ich kann das mathematische Modell z.B. der Maxwell Gleichungen an alle gleichermaßen weitergeben (na ja, genausgenommen nur an die, die eine entsprechende mathematische Ausbildung haben) und sie alle werden dann mit den Methoden der Mathematik dieselben Schlüsse ziehen.
Mein Gottesbild kann ich nicht so einfach weitergeben. Ich finde zwar auch hier nur eine beschränkte Menge von Menschen, die das verstehen, was ich sehe, aber die Methoden, um daraus Schlüsse zu ziehen, sind nicht so klar, wie in der Mathematik.

Man merkt: Denkt man wirklich fundamental darüber nach, wird die Grenze zwischen Physik und Metaphysik dünner.
Aber die Aussage ist richtig: Beweisen kann man weder hier noch dort etwas.
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ThomasM
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#226 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Mi 16. Dez 2015, 14:39

SilverBullet hat geschrieben: Der Weg ist im Grunde ganz einfach:
Zuerst muss man eine Vorstellung aufbauen und dann muss man nachschauen, ob diese auch zutreffend ist.
Wichtig dabei ist aber der Respekt vor der Fehlbarkeit der Wahrnehmung (einschliesslich Bewusstsein).

Dass du im ersten Schritt das Thema schon lange kanntest (vermutlich von Kindheit an) sollte im Grund ein Aufruf zur Vorsicht sein.

Dass du im zweiten Schritt von anderen Menschen „inspiriert“ wurdest, sollte ein Alarmsignal sein.
Vorsicht? Alarmsignal? In welcher Hinsicht?
Dass ich irren könnte? Ja, das kann sein. Ich könnte mich irren. Ich habe ja betont, dass deine Einbildungsoption nicht aus dem Spiel ist. Vielleicht suggeriere ich mir das alles so stark, dass ich aus meiner Illusion nicht mehr heraus komme.
Oder es ist umgekehrt, dass deine Vorsicht dich davon abhält, wichtige Schritte zur Wahrheit zu machen?

Ich denke, absolute Sicherheit wirst du in diesem Leben mit nichts, aber auch gar nichts finden.

SilverBullet hat geschrieben: Dass du meinen Hinweis auf das eigenartige Existenzversteckspiel, für das wir völlig ungeeignet sind, unbeachtet liegen lässt, deutet bereits auf gewisse Verfestigungen hin, so nach dem Motto: „die so genannte Wahrheit wird nicht mehr hinterfragt“.
Vielleicht gibst du mir mehr als nur einen Hinweis, damit ich darüber nachdenken kann. Vielleicht so ein zwei Argumente von dem, was du meinst.
Das, wovon ich erzählt habe, liegt nun ca. 30 Jahre zurück. Dass sich inzwischen bei mir gewisse Verfestigungen ergeben haben, ist, denke ich normal. Das sieht man ja auch z.B. an Pluto, der auch ziemlich verfestigt ist in seiner Ansicht. Aber ich kann mir andere Weltanschauungen immer noch vorstellen und rational darüber nachdenken, das ist doch schon mal etwas, oder?

SilverBullet hat geschrieben: Hast du eine konkrete Vorstellung von diesem „Gott“ aufgebaut, so dass du dich danach mit der Existenzfrage beschäftigen konntest?
Bei mir war es definitiv umgekehrt.
Ich hatte sehr vage Vorstellungen von diesem "Gott" und war auch nicht durch Konfirmationsunterricht indoktriniert (den hatte ich verweigert). Ich hatte in der Schule das Fach Religion und habe das aufgeschnappt, was bei uns so kulturell bedingt umgeht. Was aber nicht besonders konkret war.
Meine Vorstellungen von Gott habe ich erst verfeinert, nachdem ich seine Existenz festgestellt hatte.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

SilverBullet
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#227 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von SilverBullet » Mi 16. Dez 2015, 17:07

ThomasM hat geschrieben:Vorsicht? Alarmsignal? In welcher Hinsicht?
Dass ich irren könnte? Ja, das kann sein. Ich könnte mich irren. Ich habe ja betont, dass deine Einbildungsoption nicht aus dem Spiel ist. Vielleicht suggeriere ich mir das alles so stark, dass ich aus meiner Illusion nicht mehr heraus komme.
Nun, frag dich mal selbst, was dafür spricht, dass du richtig liegst.

1. Objektiv?: nichts (das sagst du bereits selbst)

2. vom Ablauf her?: nichts (du bist gar nicht selbst und unabhängig darauf gekommen)

3.von irgendwelchen Wechselwirkungen her?: nichts (da du es als „Zufall“ bezeichnest, bist du dir bewusst, dass du es lediglich „günstig“ deutest)

Was spricht also dafür?

Das Gefühlsurteil innerhalb einer „bewussten Umgebung“, in der es keinerlei konkrete Ideen gibt, was diese bewusste Umgebung eigentlich ist und die ausserdem bei jeder Gelegenheit zur Selbsttäuschung fähig ist?

4. Tatsache ist:
Das Phänomen der Farben ist um ein Vielfaches realer, wirkungsvoller, als das Resultat aus den „Zufalls-Deutungen“ Richtung "Gottesverdacht". Solange die Menschen nicht wussten, dass es eigentlich um Licht (also Strahlung) geht, war „Farbe“ unzweifelhaft ein, vom Menschen unabhängig existierender Bestandteil der Umwelt.
Obwohl wir zu „Farben“ einen hervorragend existenziellen Zugang haben, sind sie gar nicht „da draussen“ – „Farbe scheint letztlich etwas anderes zu sein, vielleicht sogar gar nichts Dingliches/Objekthaftes, vielleicht nur eine Art 'Wirkung' auf Basis von Bedeutungszusammenhängen“.

5. Obwohl wir also offensichtlich die Fähigkeit haben, mit Dingen unzweifelhaft existenziell umzugehen, kann diese zentrale Fähigkeit bei der so genannten „Wahrheit“ nicht eingesetzt werden.
Warum eigentlich nicht?
Warum sollte exakt die wichtigste Funktion von Wahrnehmung nicht zur Anwendung kommen?
Wozu wird es entwickelt und dann aber nicht verwendet?

6. Bist du auf einen komplett revolutionäres „Gottesverständnis“ gekommen, so dass man sagen könnte „das liegt schon sehr nahe an einer einheitlichen weltweiten Rätsellösung“?
Nun, vermutlich hältst du dich relativ genau an die lokalen „kulturellen Vorgaben“ – also eher nichts Neues.

Wenn du selbst urteilen müsstest, spricht dann mehr für deine Haltung oder mehr dagegen?

(vielleicht kommst du sogar zu unterschiedlichen Urteilen, je nachdem, ob du als Gläubiger oder als Wissenschaftler vorgehst)

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Hast du eine konkrete Vorstellung von diesem „Gott“ aufgebaut, so dass du dich danach mit der Existenzfrage beschäftigen konntest?
Bei mir war es definitiv umgekehrt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es bei dir definitiv umgekehrt.

Sonst wäre mir bestimmt schon mal eine konkrete „Gottes“-Vorstellung beschrieben worden.

Es ist sehr einfach Verdachtsmomente bzgl. rätselhafter Zusammenhänge aufzubauen (Stichwort: Mustererkennung).

Es ist aber ungleich schwerer, diese Verdachtsmomente konkret auszufüllen
(An Prüfung bzgl. Gültigkeit und Existenz, ist aus dem, was mir bisher vorliegt, nicht zu denken).

Was soll „Gott“ deiner Meinung nach sein, von dessen Existenz du überzeugt bist?

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Halman
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#228 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Halman » Do 17. Dez 2015, 00:21

SilverBullet hat geschrieben:Was soll „Gott“ deiner Meinung nach sein, von dessen Existenz du überzeugt bist?
Warum gehst Du eigentlich von der Idee aus, dass man nur dann eine Existenzüberzeugung vertreten darf, wenn man diese Existenz konkretisieren kann?

Die Meisten Kosmologen glauben, dass Dunkle Energie existiert. Eine konkrete Beschreibung, die auf direkte Wahrnehmung beruht, bliebt bis heute aus. Wir können allerding auch auf Existenzen von Dingen schließen, die wir nicht direkt wahrnehmen können, schlicht und ergreifend dank unseres Gehirns, welches durch Nachdenken Schlussfolgerungen ziehen kann. Dabei kann es sein, dass die Existenz eines Phänomens postuliert wird, welches derzeit nicht näher konkretisierbar ist. Es gibt auch Menschen, die so eine Denkweise für redlich halten, auch wenn Du diese Sichtweise nicht teilst.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Samantha

#229 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von Samantha » Do 17. Dez 2015, 08:27

Genau, nur weil etwas nicht einfach so bewiesen werden kann, wird es nicht gleich unwahr. Wenn man schlussfolgern kann, dabei also logisch vorgeht, ist die Existenz eines Gottes ohne weiteres möglich, wenn nicht sogar zwingend erforderlich. ;)

ThomasM
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#230 Re: Warum fordern Atheisten Beweise?

Beitrag von ThomasM » Do 17. Dez 2015, 09:01

SilverBullet hat geschrieben: Nun, frag dich mal selbst, was dafür spricht, dass du richtig liegst.

1. Objektiv?: nichts (das sagst du bereits selbst)
2. vom Ablauf her?: nichts (du bist gar nicht selbst und unabhängig darauf gekommen)
3.von irgendwelchen Wechselwirkungen her?: nichts (da du es als „Zufall“ bezeichnest, bist du dir bewusst, dass du es lediglich „günstig“ deutest)
Was spricht also dafür?
1. Subjektive Erfahrungen können richtig sein.
2. Auf fast alles, was ich gelernt habe in der Schule und in der Uni, bin ich nicht selbst gekommen. Trotzdem ist das Meiste richtig.
3. Damit etwas richtig ist, muss man in der Lage sein, es wahrzunehmen. Das erfordert eine Wechselwirkung. Wenn wir nicht wissen, wie diese Wechselwirkung zustande kommt, bezeichnen wir diese als Zufall oder Gottes Fügung, je nachdem, wie unsere Weltsicht ist. Der Fakt selbst bleibt derselbe.

SilverBullet hat geschrieben: 4. Tatsache ist:
Das Phänomen der Farben ist um ein Vielfaches realer, wirkungsvoller, als das Resultat aus den „Zufalls-Deutungen“ Richtung "Gottesverdacht". Solange die Menschen nicht wussten, dass es eigentlich um Licht (also Strahlung) geht, war „Farbe“ unzweifelhaft ein, vom Menschen unabhängig existierender Bestandteil der Umwelt.
Obwohl wir zu „Farben“ einen hervorragend existenziellen Zugang haben, sind sie gar nicht „da draussen“ – „Farbe scheint letztlich etwas anderes zu sein, vielleicht sogar gar nichts Dingliches/Objekthaftes, vielleicht nur eine Art 'Wirkung' auf Basis von Bedeutungszusammenhängen“.
Farben haben genauer gesagt zwei Komponenten.
Einmal die dingliche Komponente, das Medium, über das Farben übertragen werden. Das ist das Licht und diese dingliche Komponente kann man messen.
Dann die Wirkung der Farben auf uns, etwas, was man unter Farbpsychologie versucht zu beschreiben. Das ist nicht messbar und auch nicht eindeutig. Das ist subjektiv. Es kann auch nicht übertragen werden, so schaue ich immer etwas skeptisch, wenn jemand behauptet, wie grünes Licht ihn ruhiger macht.
Trotzdem ist der Effekt real und ich akzeptiere ihn problemlos, selbst wenn ich ihn nicht nachempfinden kann.

SilverBullet hat geschrieben: 5. Obwohl wir also offensichtlich die Fähigkeit haben, mit Dingen unzweifelhaft existenziell umzugehen, kann diese zentrale Fähigkeit bei der so genannten „Wahrheit“ nicht eingesetzt werden.
Warum eigentlich nicht?
Warum sollte exakt die wichtigste Funktion von Wahrnehmung nicht zur Anwendung kommen?
Wozu wird es entwickelt und dann aber nicht verwendet?
Aber sie kommt doch zur Anwendung.
Es gibt keinerlei Volk oder Ethnie, die nicht in irgendeiner Form Vorstellungen von Gott oder Göttern entwickelt haben. Die Existenz von Göttern war allen Menschen zu allen Zeiten sonnenklar. Nur im technologischen Jahrhundert des Westens wird diese Wahrnehmung unterdrückt.
Das liegt meines Erachtens daran, dass wir ein Umfeld geschaffen haben, das solche Wahrnehmungen gezielt aberzieht. Nicht, dass sie bewusst unterdrückt werden, aber die Kinder werden so sehr in Richtung des "nehme nur wahr, was du mit den grauen Zellen wahrnehmen kannst" erzogen, dass die Wahrnehmung von Gott darunter leidet.
Es ist so, als würden die Kinder mit einer Augenbinde aufwachsen. Da leidet die Fähigkeit zu sehen auch.

SilverBullet hat geschrieben: 6. Bist du auf einen komplett revolutionäres „Gottesverständnis“ gekommen, so dass man sagen könnte „das liegt schon sehr nahe an einer einheitlichen weltweiten Rätsellösung“?
Nun, vermutlich hältst du dich relativ genau an die lokalen „kulturellen Vorgaben“ – also eher nichts Neues.

Wenn du selbst urteilen müsstest, spricht dann mehr für deine Haltung oder mehr dagegen?

(vielleicht kommst du sogar zu unterschiedlichen Urteilen, je nachdem, ob du als Gläubiger oder als Wissenschaftler vorgehst)
Einer der Kernpunkte der modernen Wissenschaft ist, dass sie aufeinander aufbaut. Ich muss nicht alle Experimente selbst machen, ich muss nicht alle Berechnungen selbst durchführen. Ich kann auf dem aufbauen, was andere erarbeitet haben.
So gehe ich auch an den Glauben heran. Ich lese und erfahre, wie meine Vorfahren Gott gesehen und erfahren habe. Dann wäge ich kulturelle und zeitbedingte Fakten dagegen, dann vergleiche ich das mit meinen eigenen Erfahrungen und mit dem, was ich von meiner zeitbedingten Kultur sehe.
Dabei bin ich ein Kind meiner Zeit. Ich akzeptiere, dass es zeitbedingte Aspekte gibt, die ich auch lebe.

Wesentlich ist: Ich urteile selbst, aber ich bin nicht alleine. Das ist normales Vorgehen auch und gerade in den Naturwissenschaft.

SilverBullet hat geschrieben: Was soll „Gott“ deiner Meinung nach sein, von dessen Existenz du überzeugt bist?
Gott ist der Schöpfer, der liebende Vater, der gerechte Richter, der Erschaffer, der Ursprung, das Ziel, der unbewegte Beweger, der Sinn, ...

Gott zu charakterisieren heißt, die Wirkung, die er auf uns hat zu charakterisieren. Und das ist nicht unabhängig von mir und meiner Zeit. Aber es ist typisch für nicht-Naturwissenschaften. In der Naturwissenschaft hat man das mathematische Modell, das als Kommunikationsform benutzt werden kann, hier haben wir das nicht.
Also müssen wir Alltagssprache benutzen. Das müsstest du auch, wenn du Gott charakterisieren wolltest, selbst wenn du es als kulturelles Einbildungsphänomen siehst.

Das Thema des threads ist "Warum fordern Atheisten Beweise".
Deine Fragen gehen genau dahin. Ich beantworte sie dir so gut ich kann, auch wenn ich sehr gut weiß, dass du sie nicht als Beweis siehst.

Aber eine Antwort auf die threadfrage würde ich trotzdem gerne wissen. Warum forderst du Beweise?
Es gibt sehr viele Dinge im täglichen Leben, die nimmst auch du einfach hin. Die hast du gelernt, empfindest sie wie deine Freunde, hinterfragst sie nicht, akzeptierst sie einfach. Weil du auch weißt, dass sie nicht beweisbar sind.
Warum also in dieser einen Frage diese Forderung?
Und dann auch noch in einer Art, die klar macht, dass du niemals Beweise für diese Frage akzeptieren würdest?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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