closs hat geschrieben:Münek hat geschrieben:"Mein Gott, mein Gott, warum hast dumich verlassen!"
Das sagt der Mensch in Jesus in äußerster Gottferne. - In diesem Moment spürt sich Jesus nur als Mensch - es ist einfach nicht mehr auszuhalten. - Beim "Es ist vollbracht" ist diese Gottferne wieder überwunden.
Münek hat geschrieben:Wenn Gott "am Kreuz" war, hätte er nicht gerufen
Aber das wissen doch Katholiken und Protestanten auch - und sagen trotzdem "Gott ist am Kreuz". - Und nicht, weil sie etwas überlesen haben, sondern weil ihnen der maximale Spagat an dieser Stelle aus "Gott in Jesus" und "Jesus als Mensch" bewusst ist. - Trotzdem sind beide in Jesus.
Da waren offenbar Arius und die Arianer anderer Auffassung und konnten diese auch biblisch begründen. Im 2. Jhd. war die "Gottes-Natur" Jesu durchaus ein theologischer Streitpunkt. Zu jener Zeit war die frühe katholische Kirche keineswegs einheiltlich, sondern es gab verschiedene Strömungen, wie z.B. die Gnostiker.
Bereits am Ende des 1. Jhs. wirkten innerhalb einiger urchristlicher Gemeinden die
Nikolaiten. Während sie in
Ephesus abgelehnt wurde, musste die Gemeinde in
Pergamon von Jesus durch Johannes ermahnt werden.
Irenäus von Lyon vertrat die Auffassung, dass es sich hierbei ume eine (prä-)gnostische Strömung handelte (diese Behauptung wird mehrheitlich abgelehnt.)
Ferner brachte Irenäus die Nikolaiten mit dem in
Apg 6:5 erwähnten Nikolaus in Verbindung.
Genaues wissen wir nicht, doch glaube ich, dass nach dem Fortgang der Apostel sich zunehmend außerchristliches Gedankengut in die frühe/alte katholische Kirche einschlicht und so das Urchristentum verwässerte.
Wie es scheint, wurde auch im 1. Johannesbrief das
Comma Johanneum eingefügt, indem Tertullians Trinitätsformel eingeschoben wurde:
Die Entstehung der dogmatisch-apologetischen Ergänzung hat ihre Wurzel in der Anwendung der Worte dieses drei sind eins auf die Dreifaltigkeit durch Tertullian (Adv. Prax. 25) u. Cyprian (De eccl. unit. 6) und in einer wohl hieraus erfolgten mystisch-symbolischen Deutung der ursprünglich drei irdischen Zeugen auf die drei göttlichen Personen.
So wie es aussieht, griff man für die Einfügung in 1. Joh 1:7 auf die Worte des Kirchenvaters
Tertullian zurück und ließ sie "johanneisch" werden.
Marthin Luther, der selbst Trinitarier war, äußerte sich über diesen Einschub folgendermaßen:
In seiner Vorlesung über den 1. Johannesbrief schrieb Luther:
Dieser Zusatz im 1. Johannesbrief sei durch den Eifer der Theologen gegen die Arianer ungeschickt eingefügt worden ... Ich könnte mich leicht darüber lustig machen, dass es keine ungeeignetere Beweisstelle für die Trinität gibt. [7]
Die Trinität ist m. E. eine theologisch traÂdierte Glaubenslehre. Dem Schriftkenntnissen von Trinitarien, auf die Du zurecht verweist, steht die Auffassung von Majorität der historisch-kritischen Exegeten gegenüber, die ebenfalls über historische - und Schrift-Kenntnisse verfügen. Ein Patt. (s. bitte
hier).²
Die historischen Wurzeln der Dreieinigkeit sprechen m. E. dagegen, dass es sich um eine jesuanisch-apostolische Lehre der Urchristen handelte.
Der einflussreiche Athanasius (298-373), als Nachfolger des abgesetzten Arius selbst Bischof von Alexandria, vertrat als einer der ersten energisch die Auffassung, dass der Gottessohn genau so groß sein müsse wie der Vater. Daneben gab es aber auch noch Philosophien, die stärker die Einheit betonten und die drei „Personen“ als verschiedene Sichten auf das Gleiche (Modalismus) betrachtet werden sollten, wie die Päpste Vikor I., Zephyrin und Kallist behaupteten. ... Christus war auf einmal "wahrer Gott von wahren Gott" - im Widerspruch zum Neuen Testament und zum Glauben der gesamten Urchristenheit. Damit wurde der Arianismus verworfen und Arius selbst mit zwei Bischöfen verbannt. Auf den Besitz seiner Schriften stand Todesstrafe. Arius wurde schließlich 336 in Konstantinopel vergiftet, nachdem er zuvor rehabilitiert worden war.
Erst im vierten Jh. wurde die Trinitätslehre, nachdem der Sohn á½Î¼Î¿Î¿Ïσιος mit GOTT sein, in der Alten Katholischen Kirche als Dogma festgelegt. Führend dabei war sicher der Kirchenvater
Athanasius von Alexandria:
Athanasius begleitete Alexander als Diakon zum Konzil von Nicäa. Von ihm stammt einer der Berichte über das Konzil, der noch heute erhalten ist. Hier wurde die orthodoxe Christologie festgeschrieben, wonach Jesus Christus als Sohn Gottes mit Gottvater á½Î¼Î¿Î¿Ïσιος (homoousios) sei, also wesensgleich und nicht bloß – á½Î¼Î¿Î¹Î¿Ïσιος (homoiousios), das heißt wesensähnlich, wie Arius es lehrte.
Nach ihm wurde auch das
Athanasische Glaubensbekenntnis benannt.
²
Der Auffassung, dass die Trinitätslehre johanneisch wäre, widersspreche ich vehement und rührt m. E. von einem falschen Veständis des Johannes-Hymnus her.
@Scrypt0n
Ein scharfsinniges Argument zugunsten der Trinität sind die
Ich-bin-Worte im Johannesevangelium. Wie lassen sich diese "arianisch" deuten?