Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
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closs
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#2151 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 11. Nov 2015, 22:30

Anton B. hat geschrieben:Bitte sage uns, wo hier Deine Setzung ist?
Zum x-ten Mal. - Es geht nicht um Setzungen INNERHALB der naturwissenschaftlichen Methodik.

Anton B. hat geschrieben:Gibt es an meiner Beschreibung von Naturwissenschaft irgendwas auszusetzen?
Überhaupts nichts - so weit ich es beurteilen kann. - Das Problem: Es ist Thema-Verfehlung zum zugrunde liegenden Problem.

Pluto
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#2152 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Mi 11. Nov 2015, 22:50

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Bitte sage uns, wo hier Deine Setzung ist?
Zum x-ten Mal. - Es geht nicht um Setzungen INNERHALB der naturwissenschaftlichen Methodik.
Irgendwie schon, denn du willst nicht wahrhaben, dass die Naturwissenschaft keine Setzungen benötigt.
Das benötigt NUR spirituelle Thesen.

closs hat geschrieben:Das Problem: Es ist Thema-Verfehlung zum zugrunde liegenden Problem.
Welches Thema wird denn verfehlt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#2153 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 11. Nov 2015, 23:22

Pluto hat geschrieben:Irgendwie schon, denn du willst nicht wahrhaben, dass die Naturwissenschaft keine Setzungen benötigt.
Die Naturwissenschaft bedarf innerhalb ihrer Methodik keinerlei Setzungen. - Aber bevor Naturwissenschaft überhaupt anfängt zu arbeiten, setzt sie, dass Wahrnehmung (incl. Messung) keine Täuschung ist - dass sich also Wahrnehmung/Messung auf etwas "Reales" im naturwissenschaftlichen Sinne bezieht.

Wenn man sauber denkt, muss man dies erwähnen, selbst wenn man es sich nicht immer vor Augen führt - im Grunde ist es ja aus unserer Sicht eine Selbstverständlichkeit. - Aber diese Selbstverständlichkeit ist eben nicht falsifizierbar und somit Setzung.

Warum das alles? - Um im Vergleich zu anderen Denksystemen gegenseitige Standort-Bestimmungen zu machen: Worauf basiert Naturwissenschaft, bevor sie mit ihrer kritisch-rationalen Methodik arbeitet? - Worauf basiert Theologie, bevor sie mit ihrer historisch-kritischen MEthodik arbeite? - Worauf basiert Theologie, bevor sie mit ihrer hermeneutischen Methodik arbeitet? - etc.

Ergebnis wird sein, dass KEINE dieser Disziplinen ohne Setzung auskommt. - Der Unterschied liegt vielmehr darin, ob sie innerhalb ihrer Methodik mit Setzungen arbeitet - da gibt es dann Unterschiede.

Mein Gefühl ist, dass es schwer zu vermitteln ist, dass "Basis der Naturwissenschaft" und "Methodik der Wissenschaft" zwei unterschiedliche Ebenen sind.

Pluto hat geschrieben:Welches Thema wird denn verfehlt?
Das Thema: Was ist
a) "Sein"/"Realität"/"Objekt", und was ist
b) "Wahrnehmung"/"Methodik"/"Subjekt".

Wenn man die Vorgehensweise eines Gehirns beschreibt oder die Schritte innerhalb einer Methodik, dann sind das "innerbetriebliche" Diskussionen in b). - Descartes spricht (ich tue das auch) dagegen vom prinzipiellen "Was geht?" und "Was geht nicht?" der Wahrnehmung in Bezug auf a).

Mein Eindruck: Wir denken nur noch von der Welt aus Sicht der Wahrnehmung. - Nicht, was sie sein könnte, sondern wie sie sich uns nach Methode x darstellt. - Weshalb ich mir hier die Zähne ausbeiße.

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#2154 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Mi 11. Nov 2015, 23:42

closs hat geschrieben:Mein Eindruck: Wir denken nur noch von der Welt aus Sicht der Wahrnehmung. - Nicht, was sie sein könnte, sondern wie sie sich uns nach Methode x darstellt. - Weshalb ich mir hier die Zähne ausbeiße.
Jedes Gefühl ist eine Realität!
Doch die Wirklichkeit erkennen die Wenigsten unter uns!
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#2155 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 11. Nov 2015, 23:54

NIS hat geschrieben:Jedes Gefühl ist eine Realität!
Gebe ich Dir echt recht. - Nur kollidiert diese Definition mit der vorherrschenden naturalistischen Definition, wonach "Realität" etwas sei, was intersubjektiv nachweisbar ist. - Das Wort "Realität" wird sehr unterschiedlich verstanden - aus naturalistischer/materialistischer Sicht ist Gott KEINE "Realität", bis er nicht wissenschaftlich nachmessbar ist.

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#2156 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Do 12. Nov 2015, 00:20

closs hat geschrieben:Aber bevor Naturwissenschaft überhaupt anfängt zu arbeiten, setzt sie, dass Wahrnehmung (incl. Messung) keine Täuschung ist - dass sich also Wahrnehmung/Messung auf etwas "Reales" im naturwissenschaftlichen Sinne bezieht.
Nein. Auch diese Setzung ist nicht notwendig.
Die Naturwissenschaft hat sich in den 350 Jahren seit Descartes von Setzungen "dekontaminiert".
Warum pochst du darauf, dass sie notwendig sind? Das mag anderswo seine Gültigkeit haben, aber nicht in der Naturwissenschaft.

closs hat geschrieben:Wenn man sauber denkt, muss man dies erwähnen, selbst wenn man es sich nicht immer vor Augen führt - im Grunde ist es ja aus unserer Sicht eine Selbstverständlichkeit.
Setzungen sind in der Naturwissenschaft aus meiner Sicht weder selbstverständlich, noch notwendig.

closs hat geschrieben:Worauf basiert Naturwissenschaft, bevor sie mit ihrer kritisch-rationalen Methodik arbeitet?
Ich verstehe die Frage nicht. Die moderne Naturwissenschaft gibt es doch erst seit 50 Jahren.

closs hat geschrieben:Worauf basiert Theologie, bevor sie mit ihrer historisch-kritischen MEthodik arbeite? - Worauf basiert Theologie, bevor sie mit ihrer hermeneutischen Methodik arbeitet? - etc.[/qute] Theologie arbeitet ganz anders, auf Basis von Dogmen und Doktrinen.

closs hat geschrieben:Wir denken nur noch von der Welt aus Sicht der Wahrnehmung. - Nicht, was sie sein könnte, sondern wie sie sich uns nach Methode x darstellt. - Weshalb ich mir hier die Zähne ausbeiße.
Wir müssen eine Methode haben, um den Weizen von der Spreu zu trennen.
Will heißen, wir müssen uns mit der Welt wie sie ist auseinandersetzen, und unser Möglichstes tun, um uns dabei von romantischen Wunschvorstellungen trennen. Das geeignetste Werkzeug hierfür ist und bleibt die Wissenschaft — es gibt nichts Besseres.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#2157 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Do 12. Nov 2015, 00:21

closs hat geschrieben:
NIS hat geschrieben:Jedes Gefühl ist eine Realität!
Gebe ich Dir echt recht. - Nur kollidiert diese Definition mit der vorherrschenden naturalistischen Definition, wonach "Realität" etwas sei, was intersubjektiv nachweisbar ist. - Das Wort "Realität" wird sehr unterschiedlich verstanden - aus naturalistischer/materialistischer Sicht ist Gott KEINE "Realität", bis er nicht wissenschaftlich nachmessbar ist.
Gefühle sind Analoge Signale, auch zum Beispiel optische Signale oder Geräusche...
Das Menschliche Gefühle ist die Schnittstelle des Menschen zu seiner Umwelt (Das Interface), das bedeutet, was ich über meine 5 Lebenssinne wahrnehme, das ist meine persönliche Auffassung einer Realität. Dass diese persönliche Auffassung unterschiedlich ausfällt, liegt daran, dass in einem Raum-Zeit-Kontinuum (2 Dimensionale Zeit) Alles immer eindeutig bleibt, da eine Zeitachse linear weiterläuft, während die zweite Zeitachse flexible ist, die Zeit Linie auf einem 2 Dimensionalen Zeitgraphen verläuft daher meistens stetig abgesehen von Zeitsprüngen, d.h. meistens ist die Zeit Linie differenzierbar. Mit anderen Worten es mag manchmal Gleich aussehen und Gleich scheinen, aber die Wirklichkeit ist immer eindeutig, d.h. es ist nie dasselbe!
;-)
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#2158 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Do 12. Nov 2015, 00:32

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Irgendwie schon, denn du willst nicht wahrhaben, dass die Naturwissenschaft keine Setzungen benötigt.
Die Naturwissenschaft bedarf innerhalb ihrer Methodik keinerlei Setzungen. - Aber bevor Naturwissenschaft überhaupt anfängt zu arbeiten, setzt sie, dass Wahrnehmung (incl. Messung) keine Täuschung ist - dass sich also Wahrnehmung/Messung auf etwas "Reales" im naturwissenschaftlichen Sinne bezieht.
Das ist falsch, closs. Du verwechselst die ganze Zeit etwas und kriegst das für Dich nicht klar.
Was Pluto da schreibt, ist natürlich Unsinn. Er will nur wieder provozieren, man muss da gar nicht mehr hinhören.

Die "Setzung", die die Naturwissenschaft macht, findet sich meines Erachtens in Anton B.'s Auflistung unter dem Punkt "Modell".
Es werden Beobachtungen gemacht, es wird ein Modell gemacht, und dann guckt man, ob es zusammenpasst. Da ist jede Menge Setzung drin.

Die Frage, ob wir in einer Matrix leben, stellt Descartes zumindest nicht.
Du selber stellst diese Frage erst kürzlich, und ich weiß nicht, warum sie Dir dermaßen wichtig geworden ist.
Mit dem Christentum hat sie jedenfalls nichts zu tun. Da genügt: "Uns ist ein Kind geboren." Das "uns" ist da sehr wichtig. Das Christentum ist für die Menschen da, nicht für Matrix-Fragen.

Die Wissenschaft ist ebenfalls nicht für Matrix-Fragen da. Sie untersucht das, was uns Menschen helfen kann: Ein Heilmittel gegen den Krebs, Möglichkeiten, auf einen anderen Planeten auszuwandern, weil unserer eigener irgendwann überbevölkert sein wird.

Dein Dauer-Kampf gegen Plutos Provokationen verhindert, dass Du klar siehst, dass kein naturwissenschaftlicher Wissenschaftstheoretiker sich der Setzungen nicht bewusst ist, die eine Modellaufstellung beinhaltet.

Die Matrix-Frage ist jenseits der Wissenschaften. Meinetwegen kann man sie unter "Erkenntnistheorie" einordnen, und da verfolgen wir nun, wie Descartes seine Theorie Schritt für Schritt aufbaut.

Zusammengefasst:
Pluto leugnet, dass die Naturwissenschaft nicht Modelle untersucht, sondern behauptet - wahrscheinlich aus Spaß, damit das Forum am Leben bleibt -, dass sie untersucht, wie die Realität wirklich ist.
Anton B. leugnet das aber nicht, insofern ist das Thema doch lange durch.

Ob wir aber in einer Matrix leben, interessiert nicht nur die Naturwissenschaft nicht, sondern überhaupt keine Wissenschaft.
Sie ist eine Frage für Philosophen, für professionelle und für laienhafte.

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Halman
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#2159 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Halman » Do 12. Nov 2015, 00:53

Wenn in der Naturwissenschaft Modelle/Theorien zur Beschreinbung der Wirklichkeit entwickelt werden, so wird diese offenbar als real vorausgesetzt. Ich denke, dies ist es, was closs mit "Setzung" meint.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#2160 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Do 12. Nov 2015, 01:08

Pluto hat geschrieben:Will heißen, wir müssen uns mit der Welt wie sie ist auseinandersetzen, und unser Möglichstes tun, um uns dabei von romantischen Wunschvorstellungen trennen. Das geeignetste Werkzeug hierfür ist und bleibt die Wissenschaft — es gibt nichts Besseres.
Du hast in Deiner Schnittebene vermutlich recht - aber wir reden auf ganz unterschiedlichen Ebenen.

Savonlinna hat geschrieben:Die Frage, ob wir in einer Matrix leben, stellt Descartes zumindest nicht.
Richtig - er selbst stellt nie in Zweifel, dass die "res extensa" KEINE Matrix sind. - Was er jedoch direkt oder indirekt sagt, ist: "Gäbe es eine Matrix, könnten wir es per Wahrnehmung nicht feststellen". - Oder anders gesagt: "Da ich glaube, dass Gott uns nicht täuscht, mache ich mir überhaupt keine Gedanken um so was wie Matrix".

Entscheidend für mich ist: Descartes zeigt, dass es keine Wahrnehmung gibt, der nicht ein Glaube zugrunde liegt: Jeder Wahrnehmung liegt also ein Glaube zugrunde. - Und zwar nicht unbedingt ein religiöser Glaube, sondern etwas Nicht-Falsifizierbares.

Savonlinna hat geschrieben:Die Wissenschaft ist ebenfalls nicht für Matrix-Fragen da.
Richtig - deswegen geht es ja auch nicht um inner-wissenschaftlichen Fragen. - Selbst wenn hier immer wieder solche thematisiert werden.

Halman hat geschrieben:Wenn in der Naturwissenschaft Modelle/Theorien zur Beschreinbung der Wirklichkeit entwickelt werden, so wird diese offenbar als real vorausgesetzt. Ich denke, dies ist es, was closs mit "Setzung" meint.
Danke - und genau das ist auch nötig, um Descartes' Gottesglauben durch eine neutrale Darstellung zu ersetzen. - Denn drum rumkommen tut man nicht, wenn man die Bindung zwischen "Res cogitans" und den "Res extensa" als gegeben verstehen möchte.

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