closs hat geschrieben:Ja - man kann Existenz so definieren, dass sie das ist, was man mit Methode x wahrnimmt
Ich denke, ich habe keine besondere Methode, sondern Kriterien für eine „Grenzziehung“ in der Beurteilung.
closs hat geschrieben:Ich definiere Existenz als das, was "ist" - egal, wie und auch ob ich es überhaupt wahrnehme
Genau das kannst du aber nicht.
Der Begriff „Existenz“ bedeutet „das, was vom Wahrnehmungssystem als vorhanden eingeschätzt wird“ (die Einschätzung folgt festlegbaren Kriterien)
Die Wortkombination „das, was ‚ist’“ soll zwar für die „verursachenden Sachverhalte“ gelten, aber diesen unabhängigen Überblick kann niemand von uns einnehmen, also bedeutet es letztlich wieder „das, was vom Wahrnehmungssystem als vorhanden eingeschätzt wird“
Du sagst also letztlich: „Ich definiere Existenz als Existenz“
Das ist aber keine Definition, sondern eine Denktäuschung.
Dies zeigt sich auch, wenn du die Erscheinung von „Harvey“ klar als nicht existent einschätzt, während du die Erscheinung der „2000 Jahre alten Jungfrau Maria“ für möglich hältst.
Du operierst hier nach Kriterien, die ich nicht nachvollziehen kann.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben: Daraus ergibt sich ein deutlicher Unterschied.
Wahrscheinlich zugunsten von Harvey. - Tja, das kommt davon ...
Wieso?
Wie ich geschrieben habe: für „Harvey“ kann ich anfangen die Existenz einzuschätzen.
Wenn ich meine Kriterien anwende, werde ich wohl nicht von einer Existenz ausgehen können.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Doch, du zielst auf ein unsichtbares Weltkonzept ab.
Ich ziele darauf ab, dass unsere Wahrnehmung nicht das Maß dafür ist, was "ist". - Aus dieser logischen Aussage ("Sein"/"Realität" ist keine abhängige Größe von "Wahrnehmung") habe ich ein anderes Weltkonzept als Du.
Da du dich nicht von Wahrnehmung trennen kannst, kannst du damit keinerlei unabhängige Existenzaussagen machen.
Du kannst nur Kriterien für den Umgang mit Wahrnehmung aufstellen, mehr nicht.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Wenn du nicht sagen kannst, was da abläuft und was beteiligt ist, kannst nicht auf irgendwelches „Sein“ schliessen.
Wenn man feststellt, dass nur das Ich "Cogito" sagen kann, ist erst dann anerkannt, wenn man sagen kann, was da abläuft und was beteiligt ist?
Korrekt, denn anstatt eines „Ich“ kann man nur ein aktives Gehirn beobachten, das bei geeigneter Beeinflussung zu keinerlei Aussagen und Sich-Selbst-Analysen mehr beiträgt.
D.h. das Gehirn ist ein entscheidender Faktor. Da man neben dem Gehirn, keine weiteren Bestandteile feststellen kann und auch keine Schnittstellen findet, ist es sinnvoll davon auszugehen, dass nur das aktive Gehirn zu „Ich denke“ benötigt wird.
Wenn dies so ist, dann findet „Ich denke“ mit hoher Wahrscheinlichkeit
nicht in der Körper-Wirklichkeit statt, sondern alleine in Ablaufzusammenhängen -> Virtualität.
In diesem Fall führt das Denken nicht zu einer sicheren Erkenntnis, denn es gibt kein „Ich“ und keinen „Denkvorgang“, sondern nur funktionale materiell/physikalische Abläufe.
Wenn diese Möglichkeit vernachlässigt wird, macht man unbewiesene Voraussetzungen.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Dualismus.
Die Tatsache, dass es "Ich" gibt, begründet den Begriff "Dualismus"
Aus meiner Sicht ja, denn das „Ich“ soll etwas anderes sein, als der materielle/physikalische Körper (die berühmte Nicht-XXXX-Strategie).
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:ich frage nach dem „Ich“, das den Ausgangspunkt irgendeiner Philosophierichtung festlegen soll.
Ist die logische Feststellung, dass Wahrnehmung nur durch das Ich geht, bereits eine Philosophie-Richtung?
Ja, denn die Anhänger dieser Idee kümmern sich offenbar nicht um einen Nachweis und auch nicht um das Gehirn, das nachgewiesen ist.
closs hat geschrieben:Muss man genau wissen, WAS das Ich in seiner ganzen Komplexität ist, um die Aussage tätigen zu können: "Der Mensch nimmt wahr über sein Ich“
Ja, wenn man die zusätzlichen „Existenz“-Annahmen macht, dann wäre das nicht schlecht, denn es sieht immer doof aus, wenn man am Ende nur etwas Anderes vorfindet (z.B. ein aktives Gehirn).
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Was soll die „menschliche Identität/Existenz/das unverwechselbare Ich“ sein, dass „sie“ sich der Materie bedienen könnte?
Eine geistige Größe, die sich in und durch Materie zum Ausdruck bringt bzw darin zum Ausdruck gebracht wird.
„zum Ausdruck bringt“ und „zum Ausdruck gebracht wird“ sind nur Handlungsvermutungen. Du kannst damit nicht beschreiben, was „geistige Grösse“ sein soll.
Ich kann keine Vorstellung aufbauen.
closs hat geschrieben:Du versuchst momentan zu blocken, indem Du etwas scheinheilige Fragen stellst. - Ich vermute, Du siehst das, was ich Geist nenne, als unmittelbares Produkt des Gehirn. - Naheliegend wäre, dass Du dementsprechend keinen kategorialen Unterschied zwischen "Cogito" und Computer erkennst.
Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege: Das wäre Materialismus pur.
Ich habe keine Vorstellung von dem, was du „Geist“ nennst.
Ich habe keine Vorstellung welche „Kategorie“ du „Geist“ zuordnest.
In meiner Vermutung ist ausschliesslich das aktive Gehirn notwendig, damit es zu den Bewusstseinszusammenhängen kommt. Dieser Aktivität besteht aus meiner Sicht rein aus materiell/physikalischen Abläufen.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Der Realismus wie auch die Ideenlehre (dass unsere Vorstellungen real sind) wurde als falsch erwiesen.
Das geht gar nicht, weil nicht falsifizierbar ist, ob Vorstellungen real sind. - Wenn jemand eine Vorstellung von Gott hat, kann es Gott als Realität geben.
Wenn jemand eine Vorstellung von „Harvey“ hat, kann es dann „Harvey“ geben?
Wenn ich mich richtig erinnere, hast du keine Vorstellung von „Gott“, sondern lediglich eine unvollständige Handlungsvermutung. Eine Vorstellung von „Gott“ konnte mir bisher noch nicht präsentiert werden. Kann „er“ dann trotzdem real sein?