Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

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Opa Klaus
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#1901 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Opa Klaus » Mo 2. Nov 2015, 15:55

Hach, was seid ihr wieder witzig

SilverBullet
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#1902 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Mo 2. Nov 2015, 17:30

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Naja, dann wundert es mich aber, warum du den „Existenz“-Begriff so „locker leicht“ von seinem gewohntem Einsatzumfeld auf, sagen wir „ungewohnte Überblickszusammenhänge“ projizierst.
Moment. - Jetzt sagst Du im Grunde: Existenz ist eine reine Wahrnehmungs-Größe - es sei denn, man überträgt es "locker leicht" auf die "andere Seite".
Du legst das, was ich sage nicht korrekt aus.
(ist das Hermeneutik?)

Das Verständnis von Existenz ist auf Basis von Sensordaten (und damit spreche ich von den Sinnesdaten) als Zugang zu den physikalischen Sachverhalten („linke Seite“) innerhalb der Wahrnehmungsauswertung („rechte Seite“), ohne Kenntnisse, worum es sich bei Existenz wirklich handelt, entstanden.

Daraus folgt:
Unser Verständnis von Existenz ist analog zu „Farben“ für unsere Weltsituation/Weltauflösung optimiert. Wir haben aber, wie bei „Farben“, keinerlei Kenntnisse, ob wir damit das ganze „Bild“ einsehen oder nur einen Teil.

Bei „Farben“ ist es definitiv nur ein Teil, denn wir können nicht sagen, was Licht „wirklich“ ist (wir haben nur eine Grobabschätzung, wie es sich verhält – „manchmal so, manchmal so“).
Ich bin der Meinung, dass die „Ausdehnung“ des Universums, die Begrenzung der Lichtgeschwindigkeit, die Quantenmechanik darauf hindeuten, dass unser „Existenz“-Verständnis tatsächlich nicht vollständig ist.

Du möchtest aber, gerade mit diesem unvollständigen Verständnis die „linke Seite“ einschätzen, im Speziellen, auf den Ursprung und den Hintergrund der Erschaffung von Materie schliessen und auf ein neues (unsichtbares) Weltkonzept schlussfolgern können, für das du, obwohl kein Zugang besteht, am Ende wieder genau das unvollständige „Existenz“-Verständnis zum Aufbau einer Denktäuschung einsetzt („es könnte doch sein, dass das was ist“).

Genau diesen Vorgang habe ich im Auge wenn ich von der Projektion des „Existenz“-Verständnisses auf „ungewohnte Überblickszusammenhänge“ spreche.

Ich sehe keine „Berechtigung“ (im Sinne von Gültigkeit) den Begriff „Existenz“ derart einzusetzen.
Für unseren Alltag ist der Begriff sehr praktisch und hat sich optimiert – aber bei Gesamtzusammenhängen dürfen wir unser Unwissen nicht zu gering einschätzen.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Interessant, du bestätigst, dass du dein Vorhaben (Trennung „Sein“ und „Wahrnehmung“) eigentlich nicht durchführen kannst
Stop: Ich bestätige, dass "Existenz" primär eine Seins-Größe ist, die nur im "guten" Fall durch Wahrnehmung bestätigt werden kann.
Es handelt sich um ein, in der Wahrnehmung vorhandenes „Existenz“-Verständnis.

Unser „Existenz“-Verständnis der „linken Seite“, verhält sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so wie „Farben“ zu Licht: es ist durchaus nicht falsch, aber es ist ein eigener lokaler Wahrnehmungs-Entwurf und zeigt nicht das ganze Bild.

closs hat geschrieben:Es liegt daran, dass wir denkerisch (NICHT sinnlich-wahrnehmend) zwei völlig verschiedene Perspektiven ein. - … - ich die davon unberührte absolute Seins-Ebene.
Dass du es als „unberührte absolute Seins-Ebene“ bezeichnest, zeigt eindeutig, wie sehr du das „Existenz“-Verständnis aus dem Inneren der Wahrnehmungsverarbeitung „missbrauchst“.

Du besitzt nicht die Gültigkeitsgrundlage für so eine Behauptung.

closs hat geschrieben:DENKERISCH kann das der Mensch schon
Nein.
Genauso wenig kann der Mensch denkerisch von „Farben“ auf Licht schliessen.

closs hat geschrieben:Die Sensor-Daten sagen etwas darüber aus, was in Korellation mit Wahrnehmung zu stehen scheint
Hier wird deutlich, dass du „Sensordaten“ nicht korrekt zuordnest.

Es sind die Sinneszellen, nicht die Neuronen.
Es geht hier nicht um Korrelation mit Bewusstseinsinhalten, sondern um naturwissenschaftlich bestätigte Eingabesensorik, die heutzutage bereits durch Computerchips ersetzt werden kann. Die „Chip-Anlagen“ erzeugen elektrische Impulse, die in die jeweiligen Sinnesnerven eingespeist werden.
Das ist die Schnittstelle, um die physikalischen Sachverhalte in die Virtualität der neuronalen Datenverarbeitung zu überführen (in meinem Bild: „die Mitte“).

Genau diese Eingangsdaten, als Reaktion auf Aussenreize, kann man naturwissenschaftlich nachweisen – kein Problem.

Da du aber keinen Zugang zu deinem behaupteten Weltkonzept haben kannst, gibt es keinerlei Aktivität in den Sinneszellen.

D.h. dein behauptetes „Hineinfühlen“ spielt sich rein in der Wahrnehmungsverarbeitung ab und zwar nachdem es das jeweilige Gehirn erzählt bekommen hat.

Die beste Erklärung hierfür ist Autosuggestion (unter der Voraussetzung, dass der jeweilige Mensch wenigstens selbst von seinen Behauptungen überzeugt ist – die Möglichkeit einer vorsätzlichen Täuschung gibt es ja auch noch)

closs hat geschrieben:Aber es wird meines Erachtens wenig Erhellendes zum Thema "Geist" rauskommen - denn ob in einer SChaufel Gold oder SCheiße transportiert wird, sagt nichts über die Schaufel aus.
Wenn heraus kommt, dass neben reiner Gehirnaktivität keine zusätzliche Unbekannte zur Erklärung benötigt wird (es gibt Neurowissenschaftler, die das heute bereits so sehen – ich halte mich aber zurück), dann ist das schon ein sehr grosser Schritt.

Wie würdest du reagieren, wenn es eine Informatikfachrichtung gibt, die „Verstehen“ programmatisch realisieren kann?
Würdest du dann sagen „das bin ich niemals“ oder würdest du diese Lösung akzeptieren, weil es sie die einzige ist, die wir haben?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Zitat-closs: „logisch begründen kann man sie“
Indem man vorne rein steckt, was hinten rauskommen soll?
Richtig
OK.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Autosuggestion ist eine höfliche und sinnvolle Alternativ-Bezeichnung.
Auf so etwas kann man nur unter anthropozentrischen Gesichtspunkten kommen - nochmal: Die naturalistische Weltanschauung ist um Welten anthropozentrischer als die geistige Weltanschauung.
Ich denke aus dem Wort „anthropozentrisch“ können wir keinerlei Anhaltspunkte ableiten, in wie weit unsere Einstellung korrekt ist.

Aus meiner Sicht, bist du bei deinem Versuch eines Weltbildes ganz alleine „Denker, Richter und Henker“. Es gibt sozusagen nichts anderes als deinen Entwurf.

Der Gegenpol dazu ist die Haltung, dass man zwar Vermutungen aufstellt, diese sich aber an den unabhängigen „Zusammenhängen der Aussenwelt“ messen lassen müssen.
Ich versuche meine Vermutung genau so zu verwalten:
1. es ist aktuell ganz klar eine Vermutung
2. das Ziel ist die Bestätigung oder Widerlegung durch Erkenntnisse über das Gehirn
Mein Wille und Wunschdenken stehen nicht im Mittelpunkt

(Teil 2 folgt...)

SilverBullet
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#1903 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Mo 2. Nov 2015, 17:38

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich das tatsächliche Vorhandensein einer Aussenwelt hinter den Sinnesdaten vermute, dann ist es eine sehr wahrscheinliche Vermutung.
"Wahrscheinlich" nach welcher Weltanschauung? - Naturalistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit gleich 1. - Christlich gesehen ist sie nahe 1 - buddhistisch gesehen könnte etwas ganz anderes rauskommen.
„Wahrscheinlichkeit“ ist die Anzahl der günstigen Ereignisse geteilt durch die Gesamtanzahl der Ereignisse.

Ich kann nicht nachvollziehen, an welcher Stelle du die Ereignisse in Form von korrekten Datenzusammenhängen über alle fünf Sinne hinweg, durch ein Weltbild beeinflussen möchtest.

Ein Forscher sagte mal:
„die Messergebnisse bleiben bestehen, auch wenn sich Erklärungen dafür ändern“

Übertragen bedeutet dies:
„die Korrektheit der Zusammenhänge in den Daten der Aussenwelt wird nicht von den Vermutungen rund um Weltanschauungen beeinflusst“

Wenn ich mir die Frage stelle „wie oft, in den letzten 100 mal, haben die Aussenwelt-Analysedaten einen korrekten Zusammenhang ergeben?“, dann lautet die Antwort 100
=> Wahrscheinlichkeit 100%

closs hat geschrieben:Vollkommen irrelevant. - Wie solltest Du INNERHALB eines Systems einen Hinweis haben, dass dieses System falsch ist? - Dieser Weg taugt ganz und gar nichts.
Es gibt mehrere Möglichkeiten:
-Fehler im System
-schlechte Realisierungen
-Qualitätsunterschiede
-eigenartige Begrenzungen
-Abkürzungen
-Wiederholungen

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Daraus leitet sich eine Wahrscheinlichkeit von 100% ab.
Das meine ich mit Anthropozentrismus: "Ich mache MEIN System zum Maßstab und leite daraus ab, dass MEIN System das einzige ist". - Münchhausen.
Warum denkst du so schwarz/weiss?
Ich erkenne doch Vermutungen als solche an.
Aber ich achte darauf, in wie weit es sich um unvollständige Vermutungen handelt.
Für vollständige Vermutungen möchte ich die Qualität, in Form von Wahrscheinlichkeitsaussagen, erfassen können.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du möchtest dich aber auf eine „linke Seite“ ohne Sensordaten einlassen.
Zwangsweise, wenn ich nicht nur frage, was ich sensorisch wahrnehme, sondern was "ist"/"sein kann".
Wo siehst du einen „Zwang“?

Wurde dir die Anfangssuggestion derart eingebläut, dass es zu einem Zwang gekommen ist?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Unser „Existenz“-Verständnis zielt auf eine „linke Seite“ ab, die über das „Transportmittel“ der Sensordaten erreichbar ist.
Dann wäre "Existenz" definiert als das, was in unserer Wahrnehmung als solche nachgewiesen werden kann
Ich kann nicht nachvollziehen, wie du aus meiner Formulierung „Existenz-Verständnis“ eine „Existenz“-Festlegung machen kannst.

Ich bin doch nicht dafür, dass man Licht über die Idee von „Farbe“ festlegt.
Ich bin dafür, dass man die Schwachstellen innerhalb des Verständnisses anerkennt und nicht versucht, sich auf Basis dieser Schwachstellen, neue Weltkonzepte zu „erfühlen“.

closs hat geschrieben:Da wäre meine Antwort: Wenn man geistig derart betoniert in die "rechte Seite" eingemauert ist, ist alles außerhalb ein Taschenspielertrick (damit Du siehst, dass ich ebenfalls ungehobelt sein kann).
Ich weiss nicht, was „geistig“ sein soll, aber Wahrnehmungstechnisch sehe ich das Bewusstsein als einen Effekt der Wahrnehmung („rechte Seite“) an.

Wie ich schon geschrieben habe, kann man lediglich ein lustiges verbales Theaterstückchen aufführen, indem man so tut, als könne man eine Überblicksposition einnehmen und die physikalischen Sachverhalte unabhängig von Wahrnehmung betrachten.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du stehst im Mittelpunkt. Du entwirfst und entscheidest.
Das sehen wir sehr unterschiedlich - ich habe erläutert, warum der Naturalismus der eigentlich anthropozentrische Narzisst ist.
…
Und da ist MEINE Erkenntnis: Der Mensch steht NICHT im Mittelpunkt und seine Wahrnehmung ist nichts als ein Tropfen im Ozean.
Du bestätigst meine Analyse:
„Und da ist MEINE Erkenntnis“

Ja, dein Denken, deine Idee, deine Gewissheit, deine Erkenntnis

=> keine unabhängige Prüfung, keine Chance auf Bestätigung, kein Risiko der Widerlegung

nur Ansprüche und Behauptungen…

closs
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#1904 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mo 2. Nov 2015, 18:31

SilverBullet hat geschrieben:Du legst das, was ich sage nicht korrekt aus.
Mein Eindruck ist eher: Du sagst richtig gute Sätze, deren Zu-Ende-Denken zu meinem Ergebnis führt.

SilverBullet hat geschrieben:Das Verständnis von Existenz ist auf Basis von Sensordaten (und damit spreche ich von den Sinnesdaten) als Zugang zu den physikalischen Sachverhalten („linke Seite“) innerhalb der Wahrnehmungsauswertung („rechte Seite“), ohne Kenntnisse, worum es sich bei Existenz wirklich handelt, entstanden.
Damit sprichst Du von "Existenz" im naturalistischen Sinn - da kann und will ich nicht widersprechen.

SilverBullet hat geschrieben:Unser Verständnis von Existenz ist analog zu „Farben“ für unsere Weltsituation/Weltauflösung optimiert.
Auch ok - jedoch würde ich hinzufügen: Das kann auch für geistige Dinge ("Gott") gelten - der Mensch hätte ein geistiges Potential, das für unsere geistige "Auflösung" optimiert ist.

SilverBullet hat geschrieben:Bei „Farben“ ist es definitiv nur ein Teil, denn wir können nicht sagen, was Licht „wirklich“ ist
Unsere geistige Wahrnehmung ist nur ein (kleiner) Teil, denn wir können nie sagen, was "Gott" "wirklich" ist.

SilverBullet hat geschrieben:Du möchtest aber, gerade mit diesem unvollständigen Verständnis die „linke Seite“ einschätzen
Ja - so wie Du mit Farbe versuchst, das Licht einzuschätzen.

SilverBullet hat geschrieben:Für unseren Alltag ist der Begriff sehr praktisch und hat sich optimiert – aber bei Gesamtzusammenhängen dürfen wir unser Unwissen nicht zu gering einschätzen.
Da sind wir uns einig - die größten Denker waren am Ende die demütigsten Denker. - Aber den Weg haben sie gezeigt: "Ich sehe mit meiner geistigen Wahrnehmung, dass es "dorthin" geht - denkt nicht, dass ein Mensch groß genug sein kann, mehr als ein bißchen zu erkennen". - Daraus wird dann (christlich gesprochen) "Liebe Deinen Nächsten", da "Gott" im Nächsten ist. - Also: Bleibt am Boden und philosophiert nicht so viel.

Das tun wir hier natürlich - der Grund: Unser Denken ist aus meiner Sicht heute derart einseitig versaut, dass man überhaupt erst mal wieder Breschen zum Geistigen hin schlagen muss, um damit zu ganz einfachen Ergebnissen kommen zu können wie "Liebe Deinen Nächsten" (sogar "Deinen Feind").

SilverBullet hat geschrieben:Es handelt sich um ein, in der Wahrnehmung vorhandenes „Existenz“-Verständnis.
Ok - dann würden "Farben" existieren, nicht aber "Licht" - richtig?

SilverBullet hat geschrieben:Du besitzt nicht die Gültigkeitsgrundlage für so eine Behauptung.
Dem liegt die Setzung zugrunde, dass zu "Farben" auch "Licht" gehört. - Selbst wenn es für uns keine Wahrnehmungs-Größe für "Licht" gibt, wissen wir, dass die Wahrnehmungs-Größe "Farben" davon kommt. - "Liebe Deinen Nächsten" steht zu "Gott" wie "Farben" zu "Licht".

SilverBullet hat geschrieben:Genauso wenig kann der Mensch denkerisch von „Farben“ auf Licht schliessen.
Doch - denke ich schon. - Man kann auch von 6. auf 7. Dimension schließen, wenn man gelernt hat, von 1. auf 2. auf 3. Dimension zu schließen (die zudem beobachtbar sind). - Es sind logische Muster. - Was anderes Mathematik?

SilverBullet hat geschrieben:Es sind die Sinneszellen, nicht die Neuronen.
In der Nonchalance des naturwissenschaftlichen Laien gehe ich einfach davon aus, dass auch Sinneswahrnehmungen neuronal umgesetzt werden. - Falsch?

SilverBullet hat geschrieben:Es geht hier nicht um Korrelation mit Bewusstseinsinhalten, sondern um naturwissenschaftlich bestätigte Eingabesensorik
Das ist jetzt wieder DEIN Feld, das meines Erachtens nicht für geistige Fragestellungen zuständig ist.

SilverBullet hat geschrieben:Da du aber keinen Zugang zu deinem behaupteten Weltkonzept haben kannst, gibt es keinerlei Aktivität in den Sinneszellen.
Keinen sinnlichen Zugang - richtig. - Es ist ein geistiger/logischer/mathematischer Zugang - je nachdem, was gebraucht wird. - Auch das wird sicherlich neuronal verarbeitet - irgendwo wird's da Aktivitäten geben.

SilverBullet hat geschrieben:D.h. dein behauptetes „Hineinfühlen“ spielt sich rein in der Wahrnehmungsverarbeitung ab und zwar nachdem es das jeweilige Gehirn erzählt bekommen hat.
Nein. - Das "nachdem" KANN sein, muss aber nicht.

Natürlich werden Muster weiter erzählt (christliche/moslemische/etc. Literatur) - aber die Erkenntnis selbst kommt nicht davon. - Bei mir war es sogar so, dass ich erstmals die Bibel gelesen haben, NACHDEM ich philosophisch/ontologische/dialektisch zu einem Ergebnis gekommen war. - Und habe dann (also nachträglich) festgestellt, dass das Christentum exakt dasselbe Ergebnis, nur viel besser als ich, vertritt. - Nix da mit "danach".

SilverBullet hat geschrieben:Wie würdest du reagieren, wenn es eine Informatikfachrichtung gibt, die „Verstehen“ programmatisch realisieren kann?
Kein Problem. - Wenn man "Verstehen" dementsprechend definiert, geht das ratzfatz. - Was ich jedoch NICHT glaube, ist, dass "Erkennen" im Sinne des hebräischen "jada" per Programmierung möglich ist.

SilverBullet hat geschrieben:Der Gegenpol dazu ist die Haltung, dass man zwar Vermutungen aufstellt, diese sich aber an den unabhängigen „Zusammenhängen der Aussenwelt“ messen lassen müssen.
Darauf kann man sich beschränken - aber das wäre gleichzeitig der Tod jeder Form von "Geist" (wir hätten nur noch "Kognition" und "Emotion", etc.).

SilverBullet hat geschrieben:„Wahrscheinlichkeit“ ist die Anzahl der günstigen Ereignisse geteilt durch die Gesamtanzahl der Ereignisse.
Zunächst: Ich stelle die "Res extensa" ganz und gar nicht in Frage. - Aber Dein Argument hinkt, weil Deine "Anzahl" nichts aussagt, wo sie stattfinden. - Sie könnten genauso in einer "echten" wie in einer "simulierten" Welt stattfinden. - Das sagt überhaupt nichts aus, außer dass es in sich selber schlüssig ist. - Aber "in sich" kann sowohl "real" als auch "simuliert" sein.


SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich mir die Frage stelle „wie oft, in den letzten 100 mal, haben die Aussenwelt-Analysedaten einen korrekten Zusammenhang ergeben?“, dann lautet die Antwort 100 => Wahrscheinlichkeit 100%
Wie gesagt: Wenn wir in einer Simulation wären, hätten wir dieselbe Außenwelt - damit wäre eine Wahrscheinlichkeit von 100% für eine Simulation. - Bringt nix.

SilverBullet hat geschrieben:Wurde dir die Anfangssuggestion derart eingebläut, dass es zu einem Zwang gekommen ist?
Nee - es gäbe ein Vakuum, wenn man es nicht berücksichtigen würde.

SilverBullet hat geschrieben:Ich bin dafür, dass man die Schwachstellen innerhalb des Verständnisses anerkennt und nicht versucht, sich auf Basis dieser Schwachstellen, neue Weltkonzepte zu „erfühlen“.
In geistigen Dingen hilft einem die Naturwissenschaft nicht - da hat man nur Empfinden und denkerische Disziplinen.

Alternative ist, dass man das "Geistige" (= Nachdenken üer bzw. Empfinden des Transzendenten) einfach weglässt. - Dann ist es halt weg - so wie es in der Philosophie der letzten 100 Jahre weg ist.

SilverBullet hat geschrieben:Ich weiss nicht, was „geistig“ sein soll, aber Wahrnehmungstechnisch sehe ich das Bewusstsein als einen Effekt der Wahrnehmung („rechte Seite“) an.
Natürlich - der Mensch ist IMMER auf der rechten Seite - das gilt auch für naturwissenschaftliche Messungen. - Die Frage ist, ob das, was man von der rechten Seite aus misst/sinnlich wahrnimmt bzw. was man "geistig" wahrnimmt, Simulation ist oder nicht. - Ich würde in beiden Fällen sagen/glauben: Es ist NICHT eine Simulation.

SilverBullet hat geschrieben: keine unabhängige Prüfung, keine Chance auf Bestätigung, kein Risiko der Widerlegung
Nur indirekt, wenn ganz andere Kulturen zu ähnlichen Ergebnissen kommen. - Widerlegen kann man auch nur logisch. - Naturwissenschaftlich geht es nicht, weil das Objekt nicht naturwissenschaftlicher Natur ist.

Aufgehoben wird dieser Anthropozentrismus dadurch, wenn man durch eigene geistige Wahrnehmung erkennt, dass der Mensch nichts weiss im Verhältnis zu dem, was er sucht. - Das hat viel mit "Abgeben" zu tun und mündet letztlich in den Satz "Ich weiss nun, dass ich nichts weiss" - was von denen, die es sagen, nicht esprithaft elegant meinen, sondern toternst. - Lies mal "Hiob".

JackSparrow
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#1905 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Mo 2. Nov 2015, 21:29

Savonlinna hat geschrieben:Unser Grundgesetz kann man nicht an die Wand werfen, ist reine Phantasie,
Außer man hat es in Buchform.

hat keine Realität, ist reine Einbildung und kann getrost ignoriert werden.
Es hat keine Realität, ist reine Einbildung und verlangt trotzdem Glauben (oder Heuchelei) von allen Menschen, die nicht wegen ihres Unglaubens bestraft werden möchten.

Novas
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#1906 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 3. Nov 2015, 01:00

closs hat geschrieben:Dem liegt die Setzung zugrunde, dass zu "Farben" auch "Licht" gehört. - Selbst wenn es für uns keine Wahrnehmungs-Größe für "Licht" gibt, wissen wir, dass die Wahrnehmungs-Größe "Farben" davon kommt. - "Liebe Deinen Nächsten" steht zu "Gott" wie "Farben" zu "Licht".

Großartig. :thumbup: Licht macht sichtbar, bleibt aber selbst unsichtbar. Sichtbar wird es nur, wenn es in Farben zerlegt und strukturiert wird. Ebenso verhält es sich mit den verschiedenen Religionen. Sie sind wie schöne bunte Kirchenfenster, die dem unsichtbaren Licht, welches durch sie hindurch scheint, eine bestimmte Struktur verleihen. Das Glasfenster hat aber unabhängig von dem Licht, welches es erhellt, gar keine Leuchtkraft.

Pluto
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#1907 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 3. Nov 2015, 09:01

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe es eben gegen die Wand geworfen. Es ist heil geblieben, die Wand auch.
Was genau hast du gegen die Wand geworfen?
War es ein Theaterstück oder ein Buch, oder ein Stapel Papier mit Symbolen die eine Bedeutung haben?


Savonlinna hat geschrieben:Ähm, sorry.
Jetzt noch mal schön logisch, Savonlinna:
Alles, was man nach der Logik von Jack nicht an die Wand schmeißen kann, sei Phantasie und habe keinerlei Realität.
Unser Grundgesetz kann man nicht an die Wand werfen, ist reine Phantasie, hat keine Realität, ist reine Einbildung und kann getrost ignoriert werden.
Symbolik, oft als Ruß-Muster auf Papier dargestellt, ist nun mal die menschliche Art der Kommunikation. Theaterstück und Grundgesetz haben einen ideellen Wert der weit über den realen Wert hinaus geht. Erst durch die menschliche Interpretation, und die daraus entstehenden Handlungen, können Symbole einen reellen Wert erhalten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1908 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Di 3. Nov 2015, 12:04

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe es eben gegen die Wand geworfen. Es ist heil geblieben, die Wand auch.
Was genau hast du gegen die Wand geworfen?
Eine Realität. Welche genau, habe ich erst extra offen gelassen, später habe ich hinzugefügt: das Theaterstück im Kopf.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Alles, was man nach der Logik von Jack nicht an die Wand schmeißen kann, sei Phantasie und habe keinerlei Realität.
Theaterstück und Grundgesetz haben einen ideellen Wert der weit über den realen Wert hinaus geht. Erst durch die menschliche Interpretation, und die daraus entstehenden Handlungen, können Symbole einen reellen Wert erhalten.
Das Thema war: Realität (nicht "Wert").
[Obwohl ich mit dem Begriff "Wert" vielleicht weiterkomme, auch bei materiellen Dingen - eventuell war das ein Treffer von Dir, Pluto, aber darüber muss ich ein andermal nachdenken, jetzt erst mal bleibe ich bei "Realität".] =>

Das Theaterstück im Kopf ist eine Realität, wenn auch eine andere als eine Wand.
Die auf der Bühne realisierte Inszenierung ist ebenfalls eine Realität; hier ist das Thetarstück nicht mehr nur im Kopf, sondern mittels Werkzeugem kommuniziert.

Mit anderen Worten:
Das fertige Konzept im Kopf ist eine Ebene der Realität
Das "realisierte Konzept"
- sei es durch Theateraufuhrung
- sei es durch Hörspiel
- sei es durch Vorlesen
ist ebenfalls eine Ebene der Realität

Entscheidend ist bei diesen drei "Realisierungen" des Theaterstücks, dass diese Realisierungen zwar über die Sinne gehen - man hört und sieht das Theaterstück oder man liest mit den Augen -. dass das Produkt selber aber in allen diesen Fällen eine immaterielle Realität ist.

Ebenfalls immateriell ist das Wissen, das einzelne Menschen haben.
Dein Wissen über Evolutionstheorie ist immateriell, aber eine Form der Realität.
Überprüfen kann man diese Realität sehr wohl.
Ebenso kann man überprüfen, ob irgend ein Konzept im Kopf existiert oder nicht.

Darum kann ich für die Frage von Opa Klaus
Opa Klaus hat geschrieben: Ist denn geklärt, wie man Realität und Fantasie unterscheidet? Mir liegt viel daran.
schon mal in einem Punkt so beantworten, indem ich die Frage vorläufig etwas umformuliere:

Wie kann ich feststellen, ob ein Konzept im Kopf real ist oder nur eingebildet?
Eingebildet ist es, wenn man in Wirklichkeit gar kein wirkliches Konzept hat, sondern das - in dem Fall tatsächlich - nur Wunsch ist.
Überprüfen kann man es, wenn man darum bittet, das Konzept im Kopf zu erläutern.

Gelingt das dem Jeweiligen, dann entsteht dieses geistige Konzept auch im Fragenden: er "sieht" es vor sich.

War dieses Konzept aber nur "Einbildung" - dann hat der Jeweilige sich keineswegs ein Konzept gemacht, sondern hat sich selber bemogelt.
Erkennbar daran, dass er das Konzept nicht erläutern kann. Er hat vielleicht ein dumpfes oder dunkles Gefühl im Kopf, das aber nicht zu einem Konzept wird, weil es nicht lebt.

Letzteres kenne ich. Es fliegt einen etwas an, aber es wird zu keinem "Embryo", das irgendwann ausgetragen werden kann.
Dass man ein geistiges "Embryo" in sich trägt, ist dann nur Einbildung.

Was aber nicht heißt, dass es später nicht zu einem echten "Embryo" werden kann.

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#1909 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Di 3. Nov 2015, 12:20

Savonlinna hat geschrieben:Mit anderen Worten:
Das fertige Konzept im Kopf ist eine Ebene der Realität
Das "realisierte Konzept"
- sei es durch Theateraufuhrung
- sei es durch Hörspiel
- sei es durch Vorlesen
ist ebenfalls eine Ebene der Realität
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Gott ist ein unschuldiges allmächtiges Kind! (Bewusstsein)

SO BIN ICH
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#1910 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Di 3. Nov 2015, 14:21

Savonlinna hat geschrieben:Theaterstück und Grundgesetz haben einen ideellen Wert
Ja, und dieser besteht allein in der Fantasie derjenigen Menschen, welche an die Sache glauben.

der weit über den realen Wert hinaus geht
Der reale Wert einer Sache ist der Preis, welcher durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Der ideelle Wert einer Sache ist der Stellenwert, welchen die Sache in der Fantasie eines Menschen einnimmt.

Erst durch die menschliche Interpretation, und die daraus entstehenden Handlungen, können Symbole einen reellen Wert erhalten.
Symbole können einen reellen Wert erhalten, indem man sie in Gold gießt und an einer Halskette befestigt. Dann hat man nämlich ihre imaginäre Existenz in eine reale Existenz umgewandelt.

Das Theaterstück im Kopf ist eine Realität, wenn auch eine andere als eine Wand.
Die Metapher "im Kopf" drückt aus, dass es sich um eine Fantasie und nicht um Realität handelt. Im Kopf eines Menschen befindet sich nicht wirklich ein Theaterstück. Es ist imaginär. Niemand kann es sehen, denn es existiert allein in seiner Vorstellung. Wie Jesus. Niemand könnte je mit ihm zusammenstoßen, denn er ist ebenfalls imaginär.

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