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#191 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 15:11
von Demian
Was haben denn die Bedürfnisse der Menschen mit einer Staatsideologie zu tun?

Sola hat geschrieben:ich habe es so verstanden, dass es hier gerade um eine Art "Staadtsideologie" gehen sollte, in der die Bedürfnisse aller optimal zum Zuge kommen und die Frage, inwiefern ein ideologischer Überbau sinnvoll und nötig wäre.

#192 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 15:31
von Demian
Eine Bedürfnis/Glücksethik, wäre ein "instrinsischer" ( von innen her ) kommender Bewusstseinsprozess, der die Einzelbewusstseine der Menschen von unten nach oben miteinander vernetzt, im Gegensatz zu einem extrinsischen, wie über statische Moralsysteme, religiöse Hierarchien oder staatlichen Bürokratismus.

Sola hat geschrieben: Nur sehe ich da trotzdem Probleme mit der "Ethik", die als Grundlage für ein solches Handeln dienen soll. Wie willst du das für alle so verbindlich machen, dass jeder "von Herzen" dahinter steht? Und wie geht man mit "Interessenskonflikten"um? Wenn 2 Interessen nicht vereinbar sind und einer muss zurückstecken.

Wie gesagt: Voraussetzung einer effektiven Bedürfnisbefriedigung ist Mitbestimmung in allen Bereichen, überall dort, wo Menschen Bedürfnisse haben und von etwas Betroffen sind.

Hier sehe ich das grösste Problem, wenn "Bedürfnisse" der alleinige Masstab sind. Nach welchen Kriterien wird entschieden? Wer will festlegen, ob jemand auf etwas verzichten muss zugunsten von einem anderen? Was ist, wenn einer von Rechts wegen den Vorrang hätte, ein andere braucht aber etwas ganz dringend, weil er bspw psychisch labil ist oder sonstwie "bedürftiger" ist als der andere?

Braucht es nicht. Denn niemand muss sich an irgendeine Moral halten, es sei denn, es entspricht seinen Bedürfnissen. Wenn etwas aber wirklich meinen Bedürfnissen entspricht ( zum Beispiel Liebe! ), dann bedarf es dazu keiner moralischen Ideologie mehr. Darum halte ich es für sinnvoller, über Bedürfnisse ( wie Gemeinwohl ) und ihre Erreichung zu sprechen, als über "Werte".

Da muss man zumindest eine andere Motivation ausserhalb der Bedürfnisbefriedigung voraussetzen, so etwas wie Liebe und/oder Rücksichtnahme
Und hier hat wieder jeder andere Vorstellungen. Also braucht es doch wieder verbindliche Grundsätze in einer Art Ideologie

#193 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 19:08
von Naqual
Nicht umgekehrt! BEIDES!

Demian hat geschrieben:Umgekehrt: je wirksamer ein Mensch zu sich selbst und ins Leben geführt wird, desto überflüssiger sind "moralische" Werte. Denn wenn ich liebe brauche ich kein Gebot der Nächstenliebe, usw.

Naqual hat geschrieben: Ob Religion einen Menschen moralisch besser macht, hängt davon ab, welche moralischen Werte sie vermittelt und wie wirksam sie dabei ist.

#194 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 21:31
von Pluto
Heliaia hat geschrieben:wenn Religion solche Früchte wie hier trägt ,dann ist sie ein wahrer Segen für andere
hier kommt ein Mann ,der Jesus und dem guten Samariter in nichts nachsteht
herzerwärmendes Handeln eines wahren Menschen
Danke für das Video Heli.
Es braucht in der Tat mehr solche Menschen!

#195 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 21:48
von Sola
Heliaia hat geschrieben:wenn Religion solche Früchte wie hier trägt ,dann ist sie ein wahrer Segen für andere
hier kommt ein Mann ,der Jesus und dem guten Samariter in nichts nachsteht
herzerwärmendes Handeln eines wahren Menschen

Er handet wirklich wie der gute Samariter - aber das sind nicht die Früchte seiner Religion; im Gegenteil.
Er ist Brahmane und dürfte laut der Lehre seiner Religion die meisten dieser Menschen nicht einmal berühren (wie er selbst sagt), denn sie sind kastenlose Parias, Unberührbare. Das macht sein Handeln um so anerkennenswerter, denn bei seinen (religiösen) Mitmenschen wird er dafür nicht auf breite Zustimmung stossen, vielleicht sogar gemieden werden, da er sich durch den Kontakt mit diesen Unberührbaren selbst "verunreinigt".

#196 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: So 14. Jul 2013, 08:24
von sven23
Sola hat geschrieben:
Er handet wirklich wie der gute Samariter - aber das sind nicht die Früchte seiner Religion; im Gegenteil.
Er ist Brahmane und dürfte laut der Lehre seiner Religion die meisten dieser Menschen nicht einmal berühren (wie er selbst sagt), denn sie sind kastenlose Parias, Unberührbare. Das macht sein Handeln um so anerkennenswerter, denn bei seinen (religiösen) Mitmenschen wird er dafür nicht auf breite Zustimmung stossen, vielleicht sogar gemieden werden, da er sich durch den Kontakt mit diesen Unberührbaren selbst "verunreinigt".

Religionen haben die Menschheit unterm Strich nicht besser gemacht, eher im Gegenteil, haben sie sehr viel Leid über die Menschen gebracht.
Die gute Nachricht ist doch die: es braucht gar keine Religion, um Gutes zu tun.

#197 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: So 14. Jul 2013, 20:16
von Heliaia
sven23 hat geschrieben:Religionen haben die Menschheit unterm Strich nicht besser gemacht, eher im Gegenteil, haben sie sehr viel Leid über die Menschen gebracht.
Die gute Nachricht ist doch die: es braucht gar keine Religion, um Gutes zu tun.
Ja ,man braucht keine Religionen um Gutes zu tun ,aber manche Menschen brauchen doch ne Religion um ihre negativen Neigungen ( Instinkte?) mittels religiöser Furcht unter Kontrolle zu bekommen .
In solchen Fällen kann man die Religionen also als teilweise relativ nützlich betrachten .
Ein Krimineller ,der anfängt an Gott zu glauben -wird sich unter Umständen bessern und es seinem Gott zuschreiben .

#198 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: So 14. Jul 2013, 22:08
von Naqual
sven23 hat geschrieben: Religionen haben die Menschheit unterm Strich nicht besser gemacht, eher im Gegenteil, haben sie sehr viel Leid über die Menschen gebracht.
Die gute Nachricht ist doch die: es braucht gar keine Religion, um Gutes zu tun.
Die schlechte Nachricht ist: es braucht auch keine Religion um Schlechtes zu tun. Beispiele gibt es genug.

Unabhängig davon, ob die jeweilige Religion auf Wahrheit beruht oder nicht, so beschäftigt sich der Mensch mehr mit moralischen Werten. Und alleine diese Beschäftigung wird ihn statistisch gesehen häufiger Gutes tun lassen.

Was ich für gefährlicher halte ist, dass die Religionen in ihrem Ursprung in aller Regel die besten Absichten vertraten, aber später von den Institutionen dieser Religionen pervertiert wurden. Die Institutionen unterlagen den ganz normalen gruppenegoistischen Mechanismen. Ihre eigene Religion musste der Wahrheit entsprechen, andere müssen falsch sein und gefährlich. Und gegen das Gefährliche wird dann gekämpft. Und mit Angst kann man Massen bewegen.
Der gleiche Mechanismus greift aber auch bei nichtreligiösen Ideologien. Der Kommunismus hatte in seiner Ausgangslage bei der völlig korrekten Analyse der Gesellschaften durch Marx, die besten Absichten. Aber die Kader der Ideologie verhielten sich genauso egoistisch.
Und je mehr (staatliche oder wirtschaftliche) Macht mit Egoismus verbunden wird, desto fataler die Folgen.
Auch gilt, dass gesellschaftlich mächtige Gruppen Ideologien (religiöse wie nichtreligöse) für ihre ganz eigenen Zwecke instrumentalisieren und missbrauchen.
Das ist auch der Punkt, an dem Dawkins schlicht betriebsblind und einseitig ist in seinem Denken. Aber auch mit vermeintlich einfachen Lösungen und Effekthaschereien kann man Massen bewegen.....
Wobei ich ihn auf gewisse Art verstehen kann, wenn man als 1st class- Biologe über Jahrzehnte von kreationistischen Fanatikern genervt wird....

#199 Re: Macht Religion die Menschen moralisch besser?

Verfasst: So 14. Jul 2013, 22:20
von Naqual
Heliaia hat geschrieben: Ein Krimineller ,der anfängt an Gott zu glauben -wird sich unter Umständen bessern und es seinem Gott zuschreiben .
Ich gebe Dir Recht und halte es für die wahrscheinlichere Möglichkeit.
Allerdings kann es auch sein, dass der Kriminelle die inneren psychologischen Ursache seines Kriminiellseins gar nicht versteht und die Gottesvorstellung bzw. Glauben hineinlegt. Quasi Gott und Glaube instrumentalisiert wird.
An einem anderen Beispiel als einem Kriminellen kann man es vielleicht schneller illustrieren:
ein intellektuell einfach gestrickter Kandidat, der einfache klare Lösungen bevorzugt und ein Rechthaber ist, kann das dann in seine neue religiöse Überzeugung hineinlegen und ein ganz fanatischer "Konvertit" werden. Nur dann hat er eine Gruppe hinter sich, die ihn bestätigt, solange er die richtige Fahne schwenkt.
Ganz allgemein gesagt, kann man jede Form des Egoismus in die Religion "hinüberretten" und auch religiöse Schriften so interpretieren, dass das Ego befriedigt ist.