SilverBullet hat geschrieben:Naja, dann wundert es mich aber, warum du den „Existenz“-Begriff so „locker leicht“ von seinem gewohntem Einsatzumfeld auf, sagen wir „ungewohnte Überblickszusammenhänge“ projizierst.
Moment. - Jetzt sagst Du im Grunde: Existenz ist eine reine Wahrnehmungs-Größe - es sei denn, man überträgt es "locker leicht" auf die "andere Seite".
Ich sehe es genau umgekehrt: Ich halte es für "locker leicht", wenn man reine Wahrnehmungs-Größen des Menschen zum Maßstab für das macht, was existiert und was nicht.
SilverBullet hat geschrieben:Interessant, du bestätigst, dass du dein Vorhaben (Trennung „Sein“ und „Wahrnehmung“) eigentlich nicht durchführen kannst
Stop: Ich bestätige, dass "Existenz" primär eine Seins-Größe ist, die nur im "guten" Fall durch Wahrnehmung bestätigt werden kann.
SilverBullet hat geschrieben:Ich erkenne darin das Verhalten eines Verkäufers, eines Politikers.
Vollkommen daneben. - Es liegt daran, dass wir denkerisch (NICHT sinnlich-wahrnehmend) zwei völlig verschiedene Perspektiven ein. - Du nimmst die anthropozentrische Wahrnehmungs-Ebene des Menschen als Perspektive - ich die davon unberührte absolute Seins-Ebene.
DENKERISCH kann das der Mensch schon, nur sinnlich-wahrnehmend nicht (da haben wir alle dieselbe Perspektive).
SilverBullet hat geschrieben:Nicht vergessen, in meinem „Bild“ gibt es die Sensordaten, die es bei deinen „Geist“-Aussagen, mangels Zugang, nicht geben kann.
Die Sensor-Daten sagen etwas darüber aus, was in Korellation mit Wahrnehmung zu stehen scheint. - Man kann also sagen: "Immer, wenn SilverBullet hustet, passiert im Gehirn "rechts oben, dritte Tür rechts" dies oder jenes - es ist rein deskriptiv und bezieht sich nicht auf Sein, sondern auf Wahrnehmung.
SilverBullet hat geschrieben: die es bei deinen „Geist“-Aussagen, mangels Zugang, nicht geben kann.
Auch Geistiges wird neuronal abbildbar sein - wie weit da die Neurowissenschaft ist. - Aber es wird meines Erachtens wenig Erhellendes zum Thema "Geist" rauskommen - denn ob in einer SChaufel Gold oder SCheiße transportiert wird, sagt nichts über die Schaufel aus.
SilverBullet hat geschrieben:Zitat-closs: „logisch begründen kann man sie“ Indem man vorne rein steckt, was hinten rauskommen soll?
Richtig - und damit wären wir wieder bei der "Hermeneutik" (die sich, nebenbei, nicht nur auf Texte bezieht, sondern ein Grundprinzip der Wahrnehmung ist).
"Hermeneutik" ist, wenn man ein Vorwissen hat, dieses Vorwissen als axiomatische Arbeitsgrundlage setzt, und dann guckt, ob dieses Vorwissen bei weiterer Beschäftigung bestätigt oder nicht bestätigt wird. - In regelmäßigen Zeiten überprüft man die axiomatische Grundlage und verändert sie nach dem jetzt erweiterten Vorwissen - und dann gehts von vorne los - und immer so weiter. - Das ist der "Hermeneutische Zirkel" ("hermeneutische Spirale" wäre aus meiner Sicht besser).
Das macht man auch in der Physik: Da sagt ein Grieche, das Atom sei unteilbar - dann kommt Niels Bohr und verändert dieses Modell aufgrund erweitertem Wissen - und wo die Quantenwelt heute steht, weiss Du wahrscheinlich besser als ich. - Auch das ist ein hermeneutischer Zirkel, welcher übrigens nie abgeschlossen ist - es dreht sich immer weiter.
Der Unterschied: Naturwissenschaftliche Modelle lassen sich empirisch bestätigen, geistige Modelle lassen sich allenfalls logisch bestätigen ODER im Menschen persönlich bestätigen (letzteres taugt intersubjektiv selbstverständlich nicht). - Der Grund dafür: Das Objekt ist ein anderes - es ist im Geistigen nämlich nicht auf derselben Ebene wie das Subjekt/der Forscher. - Das ist alles.
SilverBullet hat geschrieben:Autosuggestion ist eine höfliche und sinnvolle Alternativ-Bezeichnung.
Auf so etwas kann man nur unter anthropozentrischen Gesichtspunkten kommen - nochmal: Die naturalistische Weltanschauung ist um Welten anthropozentrischer als die geistige Weltanschauung.
SilverBullet hat geschrieben:Dein Beispiel ist (wie gewohnt) untauglich, weil sowohl das Futter, als auch der Empfänger materieller Natur sind. Du zielst aber auf „unterschiedliche Ebenen“(?) ab.
Ja, natürlich. - Die Verarbeitung findet mit denselben Neuronen statt - aber auf der "Schaufel" liegt Unterschiedliches.
SilverBullet hat geschrieben:Warum kannst du keine eigene Vermutung aufstellen?
Weil ich Dich diesbezüglich nur wiederholen könnte - Du hast in Deinem letzten Thread einige gnz fundamentale Dinge gesagt, denen man nichts hinzufügen muss.
SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich das tatsächliche Vorhandensein einer Aussenwelt hinter den Sinnesdaten vermute, dann ist es eine sehr wahrscheinliche Vermutung.
"Wahrscheinlich" nach welcher Weltanschauung? - Naturalistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit gleich 1. - Christlich gesehen ist sie nahe 1 - buddhistisch gesehen könnte etwas ganz anderes rauskommen.
SilverBullet hat geschrieben:Ich habe keinen Hinweis auf eine Simulation und keinen Widerspruch im Verstehen der Sinnesdaten
Vollkommen irrelevant. - Wie solltest Du INNERHALB eines Systems einen Hinweis haben, dass dieses System falsch ist? - Dieser Weg taugt ganz und gar nichts.
SilverBullet hat geschrieben: Daraus leitet sich eine Wahrscheinlichkeit von 100% ab.
Das meine ich mit Anthropozentrismus: "Ich mache MEIN System zum Maßstab und leite daraus ab, dass MEIN System das einzige ist". - Münchhausen.
SilverBullet hat geschrieben: sagen wir einfach „ich kann sie nicht von 0% wegbewegen“.
INNERHALB Deines Weltanschauungs-Modells ist das richtig. - Aber ob die Seins-Seite Deiner Wahrnehmungs-/System-Seite folgt, kannste Du nicht wissen.
SilverBullet hat geschrieben:Schau dir mein „Bild“ genau an: zwischen „linker und rechter Seite“ gibt es die „Sensordaten“
Das glaube (!) ich auch - aber es wäre bei einer Simulation dasselbe. - Also als Argument irrelevant.
SilverBullet hat geschrieben:Du möchtest dich aber auf eine „linke Seite“ ohne Sensordaten einlassen.
Zwangsweise, wenn ich nicht nur frage, was ich sensorisch wahrnehme, sondern was "ist"/"sein kann". - Davon abgesehen, dass es sehr wohl Sensordaten zur "linken Seite" gibt - "Schönheitsfehler": Sie sind neurowissenschaftlich nicht also solche isolierbar, weil - logisch! - Neurowissenschaftler lediglich beobachten können, was die Neuronen im Kontext von Wahrnehmung machen - ungeachtet dessen, ob eine NAhtod-Erlebnis ein geistiges oder traumatisches EReignis ist. - Sehen tut man dasselbe auf dem "Neuro-SChirm".
SilverBullet hat geschrieben:Unser „Existenz“-Verständnis zielt auf eine „linke Seite“ ab, die über das „Transportmittel“ der Sensordaten erreichbar ist.
Dann wäre "Existenz" definiert als das, was in unserer Wahrnehmung als solche nachgewiesen werden kann. - Kann man machen (ist übrigens eine klassisch "existenzialistische" Definition) - aber wie will man dann das bezeichnen, was andere Modelle darunter verstehen - und eigentlich ältere Rechte hätten?
Man löst dieses Problem in den Geisteswissenschaften, dass man erläuternd sagt "Existenz im Sinne von Sartre", "Existenz ("Sein") im Sinne des Alten Testament", "Dialektik im Sinne Hegels", Dialektik im Sinne von Marx", etc. - Ansonsten haben wir babelsche Sprachverwirrung.
SilverBullet hat geschrieben:Da du diese Situation nicht vorlegen kannst, ist es nicht sinnvoll eine „Existenz“-Analogie aufzustellen. Wenn es trotzdem durchgeführt wird, bezeichne ich es als Taschenspielertrick.
Da wäre meine Antwort: Wenn man geistig derart betoniert in die "rechte Seite" eingemauert ist, ist alles außerhalb ein Taschenspielertrick (damit Du siehst, dass ich ebenfalls ungehobelt sein kann).
SilverBullet hat geschrieben:Du stehst im Mittelpunkt. Du entwirfst und entscheidest.
Das sehen wir sehr unterschiedlich - ich habe erläutert, warum der Naturalismus der eigentlich anthropozentrische Narzisst ist.
Natürlich ist trotzdem richtig: Der Wahrnehmende steht IMMER im Mittelpunkt, wenn es um Wahrnehmung geht. - Die Frage ist eine ganz andere, nämlich: Welche Erkenntnis kommt aus der Wahrnehmung?
Und da ist MEINE Erkenntnis: Der Mensch steht NICHT im Mittelpunkt und seine Wahrnehmung ist nichts als ein Tropfen im Ozean. - Allerdings genug, um vieles im Dasein zu erleben und zu erkennen.
Das ist gewiss nicht anthropozentrisch. - Vergleiche es mal mit Sprüchen, wonach Gott sich immer mehr in Nischen verkriechen müsse, weil das menschliche Wissen immer mehr würde. - Also wer ist hier anthropozentrisch, narzistisch, etc.?
SilverBullet hat geschrieben:Im Gegensatz dazu befolgen die Naturwissenschaft und die davon abgeleitete Technik das Prinzip von Wahrnehmung. Sie interagieren mit einer „Aussenwelt“ und die Erkenntnisse führen zu nachvollziehbarem „Feedback“ (vermutlich aus einer wirklichen Umwelt).
INNERHALB des Zugangs-Gebiets des kritischen Rationalismus ist die Wissenschaft das Mittel der Wahl - das habe ich schon immer betont.