Savonlinna hat geschrieben:
Ich kann das gut verstehen, und ich kenne es. Wir entwickeln uns, und damit entwickelt sich auch unsere Versteh-Möglichkeit.
Ich kenne aber auch dies: dass ich einige, deren Gedanken ich einmal aufgesogen hatte, nach einigen Jahrzehnten nicht mehr für mich für tragfähig hielt. In manche muss ich also erst hineinwachsen, über andere wachse ich hinaus.
Sehr schön und treffend formuliert!
Man wächst über seine Lehrer, vielleicht auch "Seelenführer", dann irgendwann hinaus und es war glaube ich jedenfalls Hermann Hesse, der dieses so auch als gewollt und Ziel seines Schaffens dargestellt hat. Warum sollte der Schüler nicht über seine "Lehrer" hinauswachsen?
Du kennst es, viele, viele Menschen kennen es auch und es macht meine Gedanken dann vielleicht etwas veständlicher:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
(H. Hesse)
dieses:
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden...
das, das ist es, was am ende, unserem ende gezählt hat, hier war dann der Weg auch schon immer das Ziel.
Oder waren wir schon am Ziel, bevor wir uns überhaupt auf den Weg machten?