Die Anatomie des Willens

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
barbara
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#171 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von barbara » Do 17. Okt 2013, 17:20

closs hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Aktiv ist diese Wahrnehmung sowieso, das ist Teil der Fähigkeiten des Körpers. Das bewusste Bewusstsein kann entscheiden, auf diese Wahrnehmung zu achten und lernen, sie immer genauer zu hören.
Kann ich aus der Lebenserfahrung überhaupt nicht bestätigen. - Dass das so gehen KANN oder gar SOLL, kann ich sehr gut nachvollziehen. - Aber es entspricht nicht der Realität unserer Zeit (vielleicht aller Zeiten)

Es geht ja hier um die "Anatomie des Willens" und nicht darum, ob und wie dieser heute in der Regel gelebt wird.

Nach heutigem Mainstream wäre es NICHT "in" zu fragen: "Willst Du wissen, was Wahrheit ist? Also gehe geistig in die Tiefe". - Mit anderen Worten: Es liegen komplette Felder brach, die eben NICHT aktiviert sind.

Da hast du recht, und ich bin der Auffassung, dass genau dies ein wichtiger Grund ist für die zahlreichen psychischen Störungen, die es heute gibt.

Praktisch alle andern Kulturen haben spirituell gut verankerte Traditionen (was durchaus seine eigenen Nachteile bringt), doch wenn ein Pfarrer im Beichtstuhl sagen kann "bete zwanzig Vaterunser und bitte Gott darum, dass er dir seinen Willen offenbar", so ist das eben durchaus wirksam und heilsam für die Psyche.

Psychopharmaka, die einen Menschen funktionstüchtig machen aber mehr nicht, sind kein wirklicher Ersatz dafür.

grüsse, barbara

closs
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#172 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Do 17. Okt 2013, 18:37

barbara hat geschrieben:Es geht ja hier um die "Anatomie des Willens" und nicht darum, ob und wie dieser heute in der Regel gelebt wird.
Also wären wir uns einig, dass die Anatomie des Willens keine Aussage darüber erlaubt, warum ein Mensch wollen kann!?

Pluto
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#173 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 22:36

closs hat geschrieben:Allerdings ist die Wahlfreiheit genauso beschränkt wie die Willensfreiheit - man kann nur wählen, was zur Auswahl steht - man kann nur wollen, was man kennt.
Ein Freie Wille wäre, wenn wir alles tun könnten, selbst das war wir nicht kennen. Dann wäre unser Wille einer totalen Willkür ausgesetzt. Die Kausalität zwingt uns aber, nach unserer Veranlagung und unseren Erfahrungen zu handeln.
Bisher sind wir nur vom gesunden Menschenverstand ausgegangen.

Eine Frage: Was treibt einen Jungen dazu, in seiner Schule wild um sich schiessend und seine Kameraden und Lehrer umzubringen, wenn nicht seine Veranlagung und eine Verrohung seiner Psyche durch das gesellschaftliche Umfeld in dem er aufgewachsen ist, sowie die Umstände, die ihm ermöglichten an Waffen zu gelangen?

Zweite Frage: Warum gibt es mehr männliche, als weibliche Verbrecher, wenn nicht unterschiedliche Veranlagungen?
_________________________________________________

"Intellektuell" hat etwas mit Schulbildung, gar Uni-Bildung zu tun und beschäftigt sich gerne analytisch. - "Spirituell" ist ein Synonym für "geistig" und ist bei Kindern genauso zu finden wie bei Debilen oder Genies.
Danke für die Erklärung. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#174 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von barbara » Fr 18. Okt 2013, 07:00

closs hat geschrieben:Also wären wir uns einig, dass die Anatomie des Willens keine Aussage darüber erlaubt, warum ein Mensch wollen kann!?

nur mit dem banalen "weil wir halt so gestrickt sind".

die nächste Frage wäre, warum ist die Welt so, wie sie ist, und nicht anders - worauf nur noch Gottes Wille übrig bleibt, der diese Art von Welt gestaltet hat, wie wir sie haben, und nicht eine andere.

"Wille" ist wohl auch einer der Namen Gottes.

gruss, barbara

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#175 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Fr 18. Okt 2013, 17:22

barbara hat geschrieben:nur mit dem banalen "weil wir halt so gestrickt sind".
OK - richtiger wäre meinerseits gewesen: "Warum ein Mensch dieses, aber nicht jenes wollen kann".

Der Wille kann autonom sein bis ultimo: Wenn er nicht weiß, was er warum will, ist er nur ein Werkzeug. - Und genau so IST es ja in der Praxis.

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#176 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Fr 18. Okt 2013, 19:20

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das, lieber closs ist Wahlfreiheit, nicht Willensfreiheit.
Wo ist da jetzt der große Unterschied? - "Wahl" wäre doch unmittelbare Folge von "Wille"?!?
Denk einfach an Schopenhauer:
Der Mensch kann tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#177 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Fr 18. Okt 2013, 19:27

Pluto hat geschrieben:Der Mensch kann tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will.
Wenn Du das damit meinst, sind wir uns einig.

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#178 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Fr 18. Okt 2013, 20:19

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Mensch kann tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will.
Wenn Du das damit meinst, sind wir uns einig.
Das war schon die ganze Zeit in diesem Thread meine Meinung, und es zeigt sehr deutlich den Unterschied zwischen Willensfreiheit und Wahlfreiheit auf.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#179 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Fr 18. Okt 2013, 21:37

Pluto hat geschrieben: Das war schon die ganze Zeit in diesem Thread meine Meinung, und es zeigt sehr deutlich den Unterschied zwischen Willensfreiheit und Wahlfreiheit auf.
OK - nachvollziehbar. - Wahlfreiheit wäre somit das, was subjektiv erkennbar und somit beurteilbar zur Auswahl steht. - Ja, klingt gut.

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#180 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Fr 18. Okt 2013, 22:53

closs hat geschrieben: OK - nachvollziehbar. - Wahlfreiheit wäre somit das, was subjektiv erkennbar und somit beurteilbar zur Auswahl steht. - Ja, klingt gut.
Schön definiert. So kann man es sehr gut beschreiben.
Dazu sollte man noch sagen, dass die Wahl letztlich von zwei Faktoren beeinflusst wird: Veranlagung (genetisch bedingte Präferenzen) und Erfahrung (Prägung durch Umwelteinflüsse).

Die Freie Wahl ist in unserer kausalen Welt die einzige Möglichkeit, unseren Willen geltend zu machen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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