Atheismus- und Gotteswahn

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#161 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Mo 7. Okt 2013, 01:24

Pluto hat geschrieben: denn der vom Eigennutz erzeugte Altruismus (Nächstenliebe) erreicht nur die eingen Famile/Sippschaft, aber erstreckt sich nicht auf Fremde.
Echte Nächstenliebe im christlichen Sinne ist un-eigennützig. - ICh schenke Dir ein Auto, weil Du es brauchst, obwohl ich Dich nie mehr sehen werde. - Mache ich auch nicht - oder nur im Kleinen. - Aber das ist diese Spannung, die immer da ist/sein muss.

Pluto
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#162 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Pluto » Mo 7. Okt 2013, 01:26

closs hat geschrieben: Echte Nächstenliebe im christlichen Sinne ist un-eigennützig. - ICh schenke Dir ein Auto, weil Du es brauchst, obwohl ich Dich nie mehr sehen werde. - Mache ich auch nicht - oder nur im Kleinen. - Aber das ist diese Spannung, die immer da ist/sein muss.
Tja....
Du redest über Theorie, ich über die Praxis. Evolution ist alles andere als graue Theorie, sie ist sehr praxisnahe.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#163 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von barbara » Mo 7. Okt 2013, 06:33

Pluto hat geschrieben: Aber es ist dennoch nicht Zwiespalt denn der vom Eigennutz erzeugte Altruismus (Nächstenliebe) erreicht nur die eingen Famile/Sippschaft, aber erstreckt sich nicht auf Fremde.

jetzt wirst du aber massiv alttestamentlich. Ich meinte, diese Ideen hätten wir schon seit ein paar tausend Jahren hinter uns gelassen und die Aufklärung hätte uns den weltzentrischen Humanismus geschenkt, als Überwindung der ideologiezentrischen Mono-Weltanschauungen ("meine Religion" "meine Nation" etc), die wiederum das Blutsverwandtschaftszentrische Stammesdenken überwunden hätten...

Das ist ein Hinweis, dass Nächstenliebe vom Evolutionsbedingten Eigennutz geprägt wird. ;)

nicht notwendigerweise. Es kann auch einfach ein Hinweis sein, dass wir mit dem Kapitalismus eine Gesellschaftsform haben, die Menschen zum Eigennutz drängt.

Es gibt auch geschenkbasierte Ökonomien, in der Eigennutz und Altruismus dasselbe sind, wo gilt "mehr für dich ist mehr für mich", nicht so wie im Kapitalismus, wo gilt "mehr für dich ist weniger für mich."

grüsse, barbara

barbara
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#164 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von barbara » Mo 7. Okt 2013, 06:34

Pluto hat geschrieben:Tja....
Du redest über Theorie, ich über die Praxis. Evolution ist alles andere als graue Theorie, sie ist sehr praxisnahe.

diese Praxis zeigt uns, dass gerade die höheren Säugetiere auf sehr viel Kooperation angewiesen sind, um als Ganzes zu überleben.

Kooperation, nicht Konkurrenz, ist das Wesentliche an uns.

grüsse, barbara

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sven23
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#165 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Mo 7. Okt 2013, 07:09

barbara hat geschrieben:Kooperation, nicht Konkurrenz, ist das Wesentliche an uns.

grüsse, barbara

Ich würde sagen, eine ausbalancierte Mischung aus beidem.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

barbara
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#166 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von barbara » Mo 7. Okt 2013, 07:30

sven23 hat geschrieben: Ich würde sagen, eine ausbalancierte Mischung aus beidem.

nein.

Der Kuchen ist Kooperation, die Kirsche drauf ist Konkurrenz, von den Mengenverhältnissen her.

nur weil wir in unserer kapitalistischen und leistungsorientierten Gesellschaft nur Konkurrenz schätzen aber nicht Kooperation, heisst das noch lange nicht, dass dies sinnvoll oder nützlich sei.

grüsse, barbara

closs
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#167 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Mo 7. Okt 2013, 09:28

barbara hat geschrieben:nur weil wir in unserer kapitalistischen und leistungsorientierten Gesellschaft nur Konkurrenz schätzen
Seit wann ist Kapitalismus leistungsorientiert? - Geldorientiert - ja - aber doch nicht leistungsorientiert.

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Demian
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#168 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Demian » Mo 7. Okt 2013, 09:56

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Echte Nächstenliebe im christlichen Sinne ist un-eigennützig. - ICh schenke Dir ein Auto, weil Du es brauchst, obwohl ich Dich nie mehr sehen werde. - Mache ich auch nicht - oder nur im Kleinen. - Aber das ist diese Spannung, die immer da ist/sein muss.
Tja....
Du redest über Theorie, ich über die Praxis. Evolution ist alles andere als graue Theorie, sie ist sehr praxisnahe.

Ich empfehle euch das Werk „Das kooperative Gen“ von Joachim Bauer, in dem er auf neuere wissenschaftliche Forschungsergebnisse verweist. Die Evolution ist kein Kräftespiel egoistischer Gene, sondern beruht auf den drei Grundprinzipien der Biologie: Kooperation, Kommunikation und Kreativität.

So schreibt er zu Beginn seines Buches:“Denkverbote, Dogmatismus und Mangel an Vorstellungskraft sind das Ende jeder Wissenschaft. Barbara McClintock gelangen vor über fünf Jahrzehnten einige Entdeckungen, deren Tragweite wir erst heute begreifen. Die amerikanische Genetikerin blieb über dreißig Jahre hinweg eine in der „Scientific Community“ isolierte Kollegin. Sie konnte ihre Forschungsergebnisse lange in keinem der angesehenen internationalen Journale publizieren, auch in Lehrbüchern wurde sie zunächst totgeschwiegen. Nur Joshua Lederberg, einer der Pioniere der modernen Genforschung, war sich nicht ganz sicher:“By god, that woman is either crazy or a genius.“ Erst als viele Jahre später zahlreiche weitere Forscher wiederholt gleiche Beobachtungen wie McClintock machten, wurde die Genialität ihrer Entdeckungen erkannt, und schließlich kam man nicht umhin, ihr sogar den Nobelpreis zu verleihen. Dies ist lange her – sie erhielt ihn 1983. Aber die Fragen, um die es damals ging, sind heute aktueller denn je. Die innerhalb der letzten Jahre durchgeführte vollständige Aufklärung zahlreicher Genome – nicht nur des Menschen, sondern auch vieler weiterer, vorallem sogenannter niederer Spezies – versetzt uns seit kurzem in die Lage zu erkennen, nach welchen Regeln sich Gene entlang der Evolution entwickelt haben. Und erst vor diesem Hintergrund zeigt sich nun, welch immense Tragweite die Beobachtungen McClintocks tatsächlich hatten.

Ihre Entdeckung eines dynamischen, unter dem Einfluss äußerer Stressorgen sich gelegentlich fast schlagartig selbst verändernden Genoms wurde durch die Genforschung der vergangenen zehn Jahre – und deren Ergebnisse werden den Kern dieses Buches bilden – eindrucksvoll bestätigt. Was diese außergewöhnliche Frau mit einem bahnbrechenden Experiment bereits 1944 in den legendären Labors von Cold Spring Harbor in der Nähe von New York entdeckte, widerspricht aber der vorherrschenden darwinistischen Denkschule, deren moderne Variante innerhalb der heutigen Biologie als „New Synthesis“-Theorie bezeichnet wird. Dass McClintocks Arbeiten und das, was nach ihr folgte, bis heute nicht zu einer längst fälligen Neukonzeption unserer Vorstellungen über die Evolution geführt haben, hat damit zu tun, dass das Denken darüber, was Biologie ist, in erheblichem Maße auf Vorstellungen basiert, die zum Teil aus der mechanistischen Physik und zum Teil aus der Ökonomie stammen. Das Statement des renommierten und einflussreichen Evolutionsbiologen Ernst Mayr - „Die Biologie ist keine zweite Physik“ - vermochte nicht zu verhindern, dass tonangebende Theoretiker unserer Zeit Lebewesen immer noch als „Maschinen“ betrachten. Doch würden Genome wie eine Maschine arbeiten, das heißt, ohne die Fähigkeit lebender Systeme, die eigene Konstruktion nach inneren Regeln immer wieder neu zu modifizieren und auf äußere Stressoren kreativ zu reagieren, wäre das „Projekt Leben“ wohl schon vor langem gescheitert.


Darum gilt, was James A. Shapiro sagte:“Wir dürfen beginnen, über die Evolution im Sinne der Entwicklung von Systemen zu denken, anstatt sie als eine Wanderung mit verbundenen Augen durch das Dickicht der reinigenden Selektion anzusehen.“

Quelle

closs
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#169 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Mo 7. Okt 2013, 10:49

Pluto hat geschrieben:Du redest über Theorie, ich über die Praxis. Evolution ist alles andere als graue Theorie, sie ist sehr praxisnahe.
Als Christ steht man IMMER vor der Frage

a) OB etwas gut ist (das ist der geistige, also übergeordnete Aspekt)
UND
b) WOZU etwas gut ist (das ist das, was Du "praxisnah" nennst).

Christen können sehr praxisnah sein - ABER: Damit erschöpft sich ihre "Ethik" nicht, sondern: Da geht es erst richtig los, weil das eigene praxisnahe Handeln der Frage nach dem "OB etwas gut ist" unterworfen ist.

Nun machen sich auch viele Christen das Leben einfach, indem sie das säkulare Gesetz zum Maßstab nehmen´("alle Obrigkeit kommt von Gott") und somit diesen Grundgedanken satanisch-elegant aushebeln.

Wenn man also das, was Gottes, und das, was des Kaisers ist, nicht gleichschaltet, spürt man immer Spannung, die daran erinnert, dass das Dasein nie Erfüllung sein kann.

Pluto
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#170 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Pluto » Mo 7. Okt 2013, 12:05

closs hat geschrieben:Nun machen sich auch viele Christen das Leben einfach, indem sie das säkulare Gesetz zum Maßstab nehmen´("alle Obrigkeit kommt von Gott") und somit diesen Grundgedanken satanisch-elegant aushebeln.
Das sehe ich als eine große Schwäche der Bibel an. Gesetze sollte für die Menschen sein, nicht umgekehrt. Und Menschen verändern sich mit dem kulturellen Umfeld in dem sie leben: da ist Flexibilität auch in der Gesrtzgebung gefragt.
Deswegen dürfen Gesetze nicht für die Ewigkeit festgeschrieben werden, sondern sie müssen sich an den Zeitgeist der Kultur anpassen.

Mir ist es lieber, wenn eine kleine Gruppe von Leuten repräsentativ für Andere, kluge sinnvolle und gerechte Gesetze ausarbeiten, an denen wir Bürger uns dann halten. So funktioniert es auch in der Praxis. Todesstrafen wurden abgeschafft, und die Rechte des Einzelnen gestärkt, Diskriminierug abeschafft, usw.
Nur so kann eine demokratische Gesellschaft auf Dauer überhaupt überleben.
Das ist übrigens auh Praxisnähe.

Wenn man also das, was Gottes, und das, was des Kaisers ist, nicht gleichschaltet, spürt man immer Spannung, die daran erinnert, dass das Dasein nie Erfüllung sein kann.
Nein. Wenn wir nicht bereit sind, unsere Gesetze nach den Regeln der Vernunft zu gestalten und von Zeit zu Zeit den sich ändernden Bedürfnissen der Menschen anzupassen, sind wir keinen Deut besser als die vielen Diktaturen die wir gemeinsam ablehnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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