Bedingungsloses Grundeinkommen

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ThomasM
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#141 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von ThomasM » Fr 8. Mai 2015, 14:21

piscator hat geschrieben: Oder ich spiele Lotto, hat mal jemand 50 Euro für den Einsatz? Ich gebe es nach dem Hauptgewinn gleich zurück, versprochen! Ehrlich! :mrgreen:
Ich sehe Piscator, du bist ein wirklich cleverer Rechner.
Da hast du doch bestimmt nichts gegen ein kleines Geschäft.

Du leihst mir jetzt 100 €.
Dann schulde ich dir 100 € plus Zinsen. Ist doch klar.

Du gibst mir aber jetzt nur 50 €
Dann schulde ich dir 50 € und du mir 50 € und wir sind quitt.

Abgemacht?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

piscator
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#142 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Fr 8. Mai 2015, 14:25

Hm, lieber Thomas,
du bist nicht zufällig der griechische Finanzminister, der hier unter dem Pseudonym ThomasM postet? :lol:
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closs
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#143 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Fr 8. Mai 2015, 15:38

piscator hat geschrieben:Das mit dem BGE ist so eine Sache
Ich denke, dass Götz Werner das wirklich anders gemeint hat, als es allgemein kolportiert wird.

Davon abgesehen ist dies ein Thema, das man trefflich in alle Seiten hinein verargumentieren kann. Denn es gibt sowohl die volkswirtschaftliche Leistungsträgerin (Mutter), die mehr leistet/bringt und weniger bekommt als ein durchschnittlicher Facharbeiter, als auch den Harzt4-Surfer, der mit allen Wassern gewaschen ist, um Arbeit zu vermeiden.

Die Missbrauchs-Quote bei Hartz war 2014 laut Ministerium unter 5% - warum reden wir nicht über die restlichen 95%?

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#144 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von barbara » Sa 9. Mai 2015, 07:05

piscator hat geschrieben: Die BGE-Befürworter dagegen wollen uns einreden, dass sie, sobald sie Geld erhalten, anfangen zu malen wie van Gogh. Oder auch nicht. Vielleicht gehen sie auch den ganzen Tag angeln oder sitzen in den nächsten Biergarten oder schauen RTL2.

Es gibt bereits Massen von Leuten, die in ihrer Freizeit etwas Künstlerisches tun, und viele davon tun es gut; die Digitalisierung hat hier eine alte Forderung von Marx erfüllt, nämlich "Produktionsmittel in die Hände des Proletariats". Viel Technik, die in Analog sehr teuer ist, gibt's in Digital günstig bis gratis und ist für alle leicht zugänglich. Und das ist gut so.

Nicht jeder ist ein Van Gogh, natürlich - Jahrhunderttalente sind naturgemäss selten - aber sogar in der heutigen Situation kämpfen viele drum, wenigstens ein bisschen Raum für Kunst in ihrem Leben zu haben, neben der Erwerbsarbeit und den Kindern und was der Alltag sonst noch alles bringt, statt mit Bier und Fernseher auf dem Sofa abzuhängen.

Ich versuche seit Jahren ein paar Menschen zu finden, die arbeiten, damit ich selbst ohne Arbeit gut und sorgenfrei leben kann.

nennt sich "Eltern" und hattest du wohl auch so um die 20 Jahre lang gehabt, und womöglich noch länger. Und es hat, erstaunlicherweise, NICHT dazu geführt, dass du nur noch mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa abhängst.

Und du wirst es wieder haben, wenn du Glück hast für mehr als 20 Jahre, wenn du pensioniert bist, und oh Wunder: die meisten Pensionierten hängen nicht mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa ab und machen sonst nichts.

Also warum sollte Leuten in der restlichen Hälfte des Lebens, wo aktuell die Regel gilt "Unterstützung gibt's erst nach Bedarfsnachweis" es der Fall sein, dass alle, die nicht mehr die Peitsche und den Zwang und den Druck fühlen, nur mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa abhängen, wenn man sie bloss liesse? Das ist doch absurd.

gruss, barbara

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#145 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Sa 9. Mai 2015, 13:19

barbara hat geschrieben:Es gibt bereits Massen von Leuten, die in ihrer Freizeit etwas Künstlerisches tun, und viele davon tun es gut; die Digitalisierung hat hier eine alte Forderung von Marx erfüllt, nämlich "Produktionsmittel in die Hände des Proletariats". Viel Technik, die in Analog sehr teuer ist, gibt's in Digital günstig bis gratis und ist für alle leicht zugänglich. Und das ist gut so.
Entschuldigung, etwas Dämliches als diese Verdrehung der Aussage von Marx habe bis jetzt noch nie gehört. Du sprichst außerdem von der "Freizeit", der Masse von Leuten, das bedeutet doch, dass diese außerhalb ihrer Freizeit arbeiten. Die BGE-Befürworter wollen doch nichts anderes als unbegrenzte Freizeit für die gefälligst andere Menschen zu arbeiten haben. Was für ein Quatsch.
Nicht jeder ist ein Van Gogh, natürlich - Jahrhunderttalente sind naturgemäss selten - aber sogar in der heutigen Situation kämpfen viele drum, wenigstens ein bisschen Raum für Kunst in ihrem Leben zu haben, neben der Erwerbsarbeit und den Kindern und was der Alltag sonst noch alles bringt, statt mit Bier und Fernseher auf dem Sofa abzuhängen.
Und das gelingt diesen Menschen auch, ohne permanent rum zu nölnen, dass sie von der Allgemeinheit allumfassend alimentiert werden müssen.
...nennt sich "Eltern" und hattest du wohl auch so um die 20 Jahre lang gehabt, und womöglich noch länger. Und es hat, erstaunlicherweise, NICHT dazu geführt, dass du nur noch mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa abhängst.
Nein, das nennt sich Familie. In der Familie hilft man sich gegenseitig über Generationen, ohne Anspruch auf Hilfe von außen. Die Eltern kümmern sich um ihre Kinder, später kümmern sich die Kinder dann um die Alten. Ich denke, dass du nicht mal der Sinn einer Familie kapiert hast, aber hier große Töne spuckst. :lol:
Und du wirst es wieder haben, wenn du Glück hast für mehr als 20 Jahre, wenn du pensioniert bist, und oh Wunder: die meisten Pensionierten hängen nicht mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa ab und machen sonst nichts.
Ich hätte schön längt aufhören können und den Privatier spielen. Das ist aber nicht mein Ding, da ich mich fit fühle, gerne arbeite und eine Verantwortung für meine Mitarbeiter und deren Familien habe.
Also warum sollte Leuten in der restlichen Hälfte des Lebens, wo aktuell die Regel gilt "Unterstützung gibt's erst nach Bedarfsnachweis"
Auch da unterliegst du einem Irrtum. Diese Regel gibt es nicht. Eine Altersversorgung wird während des Berufslebens verdient, unabhängig vom Modus der Berechnung. Dafür tragen in Deutschland die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer gemeinsam dafür Sorge.
Das mag natürlich für die BGE-Befürworter weltfremd sein, sind diese doch anscheinend der Ansicht, dass man nur laut genügt rumjammern muss, um eine fette Alimentierung zu erhalten.
... der der Fall sein, dass alle, die nicht mehr die Peitsche und den Zwang und den Druck fühlen, nur mit Bier und Fernsehen auf dem Sofa abhängen, wenn man sie bloss liesse? Das ist doch absurd.
Richtig, das ist tatsächlich absurd. Wer sein Leben lang gearbeitet hat, wird dies auch nicht tun, sondern seinen Ruhestand sinnvoll gestalten und das ist der Unterscheid zu den Schmarotzern, mit Mitteln, die er selbst erwirtschaftet und erspart hat. Und wer von Peitsche, Zwang und Druck spricht, ist eh nicht ernst zu nehmen.
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#146 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Sa 9. Mai 2015, 16:26

piscator hat geschrieben:das ist der Unterscheid zu den Schmarotzern
Im Prinzip sind wir gar nicht so weit auseinander - mit einem Unterschied: Die richtigen fetten Gesellschafts-Parasiten sitzen o-b-e-n.

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#147 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von jsc » Sa 9. Mai 2015, 20:21

ich denke, dass der Punkt den piscator angesprochen entscheidend ist:
Hartz4 führt nicht zu allgemeiner ehrenamtlicher Arbeit - und wird es imho auch nicht bei doppelter Höhe.
Es mag Ausnahmen geben aber die Masse käme nicht im Traum darauf. Warum sollte dies anders werden, wenn es BGE heißt und meinetwegen auch ohne jegliche Gegenleistung immer gewährt wird? Der Unterschied zwischen Hartz4 und BGE würde imho dem entgegenstehen...

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#148 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Mo 11. Mai 2015, 09:55

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:das ist der Unterscheid zu den Schmarotzern
Im Prinzip sind wir gar nicht so weit auseinander - mit einem Unterschied: Die richtigen fetten Gesellschafts-Parasiten sitzen o-b-e-n.
Das ist nur teilweise richtig. Es gibt superreiche Einzelpersonen, die hier keine Steuern zahlen, abgeschottet ohne Beteiligung an der Gesellschaft leben, aber trotzdem von unserer Gesellschaft, unseren Werten und der von uns bezahlten und getragenen Sicherheit profitieren. Dem gegenüber steht die Masse an Transferleistungsempfängern, die nur ihre Alimentierung sehen und sich ansonsten ebenfalls der Gesellschaft verweigern. Bezahlen tut dies der Mittelstand, das fängt beim einfachen Hilfsarbeiter an, der mit geringen Mitteln seine Familie durchbringt und stolz darauf ist keine staatliche Alimentierung zu benötigen und hört bei personengeprägten mittelständigen Unternehmen auf, die sich zum Standort Deutschland bekennen, gute Löhne zahlen und hohe soziale Standards ausweisen.
Großkonzerne, die international agieren, spielen in einer eigenen Liga, wobei man sich hüten sollte, pauschal diese der Unredlichkeit zu bezichtigen.
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#149 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von closs » Mo 11. Mai 2015, 10:55

piscator hat geschrieben:Bezahlen tut dies der Mittelstand
So ist es. - Und jetzt wäre ein genauerer Blick darauf zu werfen, wo der meiste finanzielle Schaden herkommt - von oben oder von unten.

piscator hat geschrieben:, die nur ihre Alimentierung sehen
Bei allein-erziehenden Müttern tue ich mir schwer, die notdürftige Honorierung ihres volkswirtschaftlichen Berufs "Mutter" als "Alimentierung" zu verstehen - hier ist es eher so etwas wie eine Gehalts-Ersatzlastung.

Ansonsten sind auch mir die von Dir angeprangerten Fälle persönlich bekannt: Kinder, die als Berufs-Wunsch "Hartz4" angeben, weil sie nichts anders kennen. - Väter, die schlecht-bezahlte Jobs ablehnen, wenn sie damit nicht mehr kriegen als mit Hartz (bei Familien mit 2 Kindern geht das schnell). - Das zeigt aber eben AUCH, dass 8,50 Euro-Jobs bei ehrlichster Arbeits-Haltung nicht reichen, eine Familie vernünftig über die Runden zu kriegen.

Weiterhin - und bewusst auf Deiner Schiene argumentiert - ist es zutreffend, dass die staatliche Alimentation für eine 4-köpfige Familie heute mehr an Kaufkraft bringt, als einer durchschnittlichen 4-köpfigen Familie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zur Verfügung stand. - Der Unterschied: Damals waren (fast) alle in Not, so dass man kein Underdog war, wenn man wenig hatte - von der allgemeinen geistigen Verwahrlosung abgesehen, für die man damals keine Zeit hatte. :devil:

piscator hat geschrieben:Großkonzerne, die international agieren, spielen in einer eigenen Liga, wobei man sich hüten sollte, pauschal diese der Unredlichkeit zu bezichtigen.
Würde ich auch nicht - dieser Begriff spielt einfach keine Rolle - man tut, was man für sich legal rausschlitzen kann. - Und wenn es legal ist, dass Amazon seine internationale Steuerpolitik macht, wie sie es macht, und dabei zusätzlich seine Mitarbeiter so unterbezahlt, dass einige davon vom Staat alimentiert werden müssen (eigentlich müsste das über das Wirtschafts-Ministerium über "Subventionen" gebucht werden), dann spielt dabei der Begriff "redlich" oder "unredlich" keine Rolle.

"Oben" ist nicht un-moralisch, sondern a-moralisch. - Und das schlägt halt nach "unten" durch - "ich hole mir, was zu holen ist". - Wer wollte das verdenken?

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#150 Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von piscator » Mo 11. Mai 2015, 11:19

closs hat geschrieben:Bei allein-erziehenden Müttern tue ich mir schwer, die notdürftige Honorierung ihres volkswirtschaftlichen Berufs "Mutter" als "Alimentierung" zu verstehen - hier ist es eher so etwas wie eine Gehalts-Ersatzlastung.
Das sind auch nicht die Fälle, die ich meine.
Ansonsten sind auch mir die von Dir angeprangerten Fälle persönlich bekannt: Kinder, die als Berufs-Wunsch "Hartz4" angeben, weil sie nichts anders kennen.
Um genau diesen Personenkreis geht es mir.
- Väter, die schlecht-bezahlte Jobs ablehnen, wenn sie damit nicht mehr kriegen als mit Hartz (bei Familien mit 2 Kindern geht das schnell).
Trotzdem arbeiten aus dieser Gruppe sehr viele, da sie zu stolz sind, sich alimentieren zu lassen
- Das zeigt aber eben AUCH, dass 8,50 Euro-Jobs bei ehrlichster Arbeits-Haltung nicht reichen, eine Familie vernünftig über die Runden zu kriegen.
Und das sind wir wieder beim Mindestlohn, der IMHO ausreichen sollte, eine gesicherte Existenz zu haben.
Weiterhin - und bewusst auf Deiner Schiene argumentiert - ist es zutreffend, dass die staatliche Alimentation für eine 4-köpfige Familie heute mehr an Kaufkraft bringt, als einer durchschnittlichen 4-köpfigen Familie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zur Verfügung stand. - Der Unterschied: Damals waren (fast) alle in Not, so dass man kein Underdog war, wenn man wenig hatte - von der allgemeinen geistigen Verwahrlosung abgesehen, für die man damals keine Zeit hatte. :devil:
da stimme ich voll und ganz zu.
Und wenn es legal ist, dass Amazon seine internationale Steuerpolitik macht, wie sie es macht, und dabei zusätzlich seine Mitarbeiter so unterbezahlt, dass einige davon vom Staat alimentiert werden müssen (eigentlich müsste das über das Wirtschafts-Ministerium über "Subventionen" gebucht werden), dann spielt dabei der Begriff "redlich" oder "unredlich" keine Rolle.
Ich denke da weniger an Amazon, oder ganz übel: Walmart, sondern an Bosch, Porsche, Siemens, Daimler-Benz oder VW und ähnliche Konzerne ...

Die "hässlichen Konzerne wie Apple, Amazon werden wegen ihrer Steuerpolitik und Entlohnungsmethoden sehr gerne kritisiert, aber seltsamerweise kaufen selbst Linke , Grüne und Gewerkschafter, die reflexartig TV-gerecht parat stehen, wenn man andere anprangern kann, bei Amazon und nutzen das neue Apple Smartphone.
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