ThomasM hat geschrieben:Das ist keineswegs exakt dieselbe Wahlfreiheit.
Der Spielraum, innerhalb dessen Wahlfreiheit stattfinden kann, ist unterschiedlich. - Die Wahlfreiheit selbst ist insofern diesselbe, dass sie unabhängig ist vom Spielraum, in dem sie stattfindet.
ThomasM hat geschrieben:Vollkommene Wahl- bzw. Willensfreiheit gibt es nicht!
Vorsicht - Definitions-Problem. - "Wahlfreiheit" ist die Freiheit der Wahl innerhalb eines vorgegebenen Spielraums, der groß oder klein ist. - Willensfreiheit ist das, was zur Ausübung der Wahlfreiheit nötig ist. - Zwei verschiedene Begriffe und somit keine Synonyme.
ThomasM hat geschrieben: Wahl- oder Willensfreiheit gibt es nur, wenn es eine Wahlmöglichkeit gibt.
Dito. - Wahlfreiheit gibt es in der Tat nur dann, wenn es eine Wahlmöglichkeit gibt. - Willensfreiheit kann auch dann da sein, wenn es keine Wahlmöglichkeit gibt - man hat einen freien Willen (ist also nicht willensmäßig besetzt - siehe schwere Psychosen), kann ihn aber nicht ausüben.
ThomasM hat geschrieben: Wahl- oder Willensfreiheit gibt es nur bei einer offenen Zukunft.
Subjektiv ja - objektiv nein. - Das, was der Mensch frei entscheidet, ist ein subjektiver Vorgang. - Wenn Du also heute abend entscheidest, ein Gläschen Wein zu trinken, ist diese Entscheidung frei, selbst wenn Du irgendwann oder gar nie hören würdest, dass dies gefügt war. - Denn Du kannst genauso entscheiden, heute abend doch kein Gläschen Wein zu trinken - dann war eben dieses gefügt.
ThomasM hat geschrieben:Die Zukunft darf nicht festgelegt sein, auch durch Gott nicht.
Subjektiv wird sie ja auch nicht festgelegt. - Die Zukunft des Menschen ist maßgeblich beeinflusst von seinen freien Entscheidungen, weshalb diese Zukunft aus Sicht des Menschen nicht festgelegt ist. - Da aber Gott über der Zeit weiss, was der Mensch bis zu seinem Ende (also auf dem Daseins-Zeit-Strang) entschieden haben wird, kann er in dieser Kenntnis fügen.
Gott fügt also streng genommen nicht "vor" dem Menschen-Leben, sondern "nach" dem Menschenleben - NACHDEM dieser schon alles entschieden hat. - Da der Mensch jedoch nicht über der Zeit denkt, sondern in der Zeit, meint er, diese "nach" sei ein "vor" - und verwechselt Fügung mit Determinismus.
Sorry - das ist schwer auszudrücken, weil es unserer Erfahrungswelt widerspricht. - Aber wenn wir Gott verstehen wollen, müssen wir möglichst viel von der anthropozentrischen Erfahrungwelt abrücken und Dinge aus Gottes Sicht zu verstehen suchen. - Das schaffen wir natürlich nicht - aber es ist der einzige Weg, um zu erkennen, dass "Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken" sind.
ThomasM hat geschrieben:Es ist alles in alle Zukunft festgelegt wie bei einem aufgenommenen Film. Wahl- oder Willensfreiheit ist dann nur eine illusion.
Es sei denn, für Gott sind Vergangenheit und Zukunft wie Alpha und Omega, die am selben Punkt zusammenlaufen. - Und so ist es ja eigentlich gemeint.
Und es stimmt nicht: Wenn Du Dich heute für etwas frei entscheidest, was "seit den Vortagen" (also über der Zeit) für Gott bekannt ist, dann tust Du nichts anderes, als was Gott weiss, was Du aus freier Entscheidung tun wirst. - Das widerspricht eben NICHT der Wahl- und Willensfreiheit.
ThomasM hat geschrieben:Echte Schuld gibt es nur, wenn wir 4. ausschließen.
Davon abgesehen, dass dies aus über-zeitlicher Logik NICHT stimmt, weist Du damit auf einen Punkt hin, der sehr wichtig ist:
Unser "aufgeklärtes" Verständnis versucht Gott und sein Handeln aus dem Willen des Menschen heraus zu erklären. - Der heutige Mensch scheint sich das "Heil" nur über den menschlichen Willen verstehen zu können - als sei der menschliche Wille eine Heils-Werkzeug (Vorsicht: Selbst-Erlösung!!!). - Also bedarf man einer Konstruktion, die ergebnisoffen ist - ohne Gott miteinzubeziehen, wie er das sieht.
Aus MEINER persönlichen Glaubens-Überzeugung entsteht Heil aus Liebe, Leid, Gnade und Erkenntnis - einen "Willen" bedarf es nicht dazu. - "Wille" als Heils-Werkzeug ist eine Erfindung des Menschen. - NB: Ich kenne die ersten 15 Bücher des AT ziemlich gut - "menschlicher Wille" kommt dort so gut wie nie vor. Man muss ihn hinein-interpretieren, um ihn zu haben. - Aber das wäre ein anderes Thema.