Der totalitäre Gott.

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#131 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Mo 8. Dez 2014, 14:50

Pluto hat geschrieben: Dazu sah ich einmal eine sehr schöne Analogie
Diese Analalogie ist gut. :thumbup: - Es gibt einen Kampf zwischen Kontur und Kontur-Losigkeit, wobei erschwerend die Frage hinzukommt, welche Kontur substantiell wichtig ist und welche irrigerweise aufgebaut wurde. Beides wird erfahrungsgemäß durcheinander geworfen - mit dem Ergebnis, dass man lieber alles einebnet.

michaelit
Beiträge: 873
Registriert: Sa 1. Feb 2014, 17:22

#132 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von michaelit » Mo 8. Dez 2014, 19:24

Meiner Ansicht nach ist die Bibelverehrung zu einem großen Teil Schuld an der Totalität mancher Anteile der christlichen Ideologie. Für mich stellt sich das so dar daß viele Bibelstellen unkritisch übernommen werden ohne daß genau geprüft wird, ist es gut und annehmbar was in der Bibel steht, oder ist es das nicht. Man hat die totalitären Stellen in der Bibel mitzunehmen mit dem Argument daß es zur Gerechtigkeit gehört alles in der Bibel zu glauben und daß man keine Rosinenpickerei zu veranstalten hat. Genau das ist aber falsch. Wenn ich mir eine politische Theorie anschaue, dann kann ich ja normalerweise alles darin prüfen und testen, um am Ende sagen zu können, die Theorie ist gut oder die Theorie ist nicht gut, bzw welche Teile der Theorie gut sind und welche schlecht sind. Dieselbe Vorgehensweise wird aber im Bezug auf die Bibel geächtet. Wenn ich nun etwa nachschaue was die Bibel über nachweislich harmlose und normale Dinge wie Homosexualität aussagt, dann finde ich einige Schriftstellen die die HS ächten ohne daß genau begründet wird warum sie das tut. Und als Christ hätte ich diese Bibelstellen zu respektieren ansonsten lebte ich außerhalb oder zumindest befände sich mein Glaubensleben außerhalb des Willens Gottes.

Der große Makel dieser Bibellektüre ist die Beharrung darauf daß die Bibel göttlich inspiriert und dabei noch unfehlbar ist. Das ist wirklich falsch denn so werden irrige Menschenmeinungen noch Jahrtausende nach ihrer Niederschrift für bare Münze genommen, akzeptiert, geglaubt und in der Religion als Direktive durchgesetzt. Hätte Jesus nicht ein paar wichtige Bemerkungen gemacht wie etwa die zu der Frau die beim Ehebruch gefaßt wurde und gesteinigt werden sollte, dann würden Steinigungen immer noch durchgeführt. Es fehlt das selbständige Denken des Menschen das sich unter das klar erkennbare Gute stellt wie man es in manchen Bibelstellen wiederfindet, in anderen aber eben nicht. Wenn man diese bestimmten guten Bibelstellen ernst nimmt, dann erklären sich die negativen Bibelstellen für nichtig. Etwa so, in den 10 Geboten steht, du sollst nicht töten. Wie kann man daher jemanden von Amts wegen hinrichten? Oder auch, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, wie kann nun ein liebender Mensch einen anderen Menschen töten, etwa im Krieg oder wiederum beim Thema Todesstrafe? Ebenso gilt, da ich meinen Gott lieben soll und da wir wissen was Liebe bedeutet, was kann das anderes heißen als daß Gott auch mich liebt? Und was kann das widerum anderes heißen als daß Gott auch die anderen Menschen liebt und nie jemanden in die Hölle werfen will? Und wenn es in der Bibel heißt daß Jesu' Opfergang am Kreuz für die ganze Welt gilt, wie kann dann jemand auf die Idee kommen daß Atheisten oder Muslime oder Buddhisten nicht gerettet werden wenn es doch Gott ist der uns rettet, und wenn die Erlösung nun einmal nicht von uns sondern von Gott abhängt?

Es fehlt für mich der Wille dazu daß der gute Wille Gottes ernstgenommen wird und daß ihm nicht mit altertümlichen und falschen Bibelstellen das Wasser abgegraben wird. Mein Taufspruch lautet so, "Der Herr ist freundlich und seine Güte währt ewiglich". So ein Bibelspruch verträgt sich etwa keineswegs mit der Geschichte von der Sintflut oder mit der Hiobsgeschichte. Da ich aber nun meinen Taufspruch ernst nehme sind die anderen zwei Bibelstellen für mich nichtig, oder, sagen wir es einmal so da das Buch Hiob doch große poetische und literarische Qualität hat, mein Taufspruch gehört zu den Generalstellen der Bibel der sich andere Stellen die mit ihm in Konflikt stehen, als höherwertig übergeordnet ist.

Wenn man die Bibel als menschengemacht ansieht, und dafür gibt es auch vielerlei Beweise aus der modernen theologischen Bibelwissenschaft, dann ist die Bibel genauso zu betrachten wie anderes das von Menschen gemacht wurde. Es wird gutes und richtiges und wahres in sich haben, doch aber auch Unsinn, Böses und Falsches. Wer die Bibel vollständig als wahr und gottinspiriert sieht und ihr folgt, der versucht eigentlich dasselbe was Paulus an den römischen Juden kritisiert die sich auf das Gesetz verlassen. Bist du in einem Detail schuldig, bist du am Großen und Ganzen Buch schuldig und daher schon verdammt. Glaubst du hingegen an Jesus und siehst das Neue an seiner Herrschaft und an seiner Auferstehung, dann wirst du frei vom sowieso fehlschlagenden Versuch Gott durch das Halten der ganzen Bibel gerecht werden zu wollen.

Der totalitäre Eindruck den viele Menschen von Gott haben liegt an der totalitären Unterwerfung unter die Bibel die von manchen Christen geleistet und gefordert wird. Wenn man nämlich die Bibel wegnimmt geht von Gott kein Schrecken mehr aus und man sieht ihn unter dem Eindruck unserer wunderbaren Welt, und man sieht Jesus unter dem Eindruck der Kernpunkte seines Lebens, nämlich Liebe, Vergebung und Heilung zu bringen, den eigenen Tod hinzunehmen um die Welt nicht zu richten, und uns an seiner Auferstehung teilhaben zu lassen damit wir keine Angst mehr vor dem Tod und vor der Hölle haben zu brauchen. Solange die Christenheit sich so deutlich der Bibel unterwirft, solange haben wir einen totalitären Gott, denn die Bibel und ihre Forderungen sind einfach totalitär, das kann man dann auch nicht mehr umdeuten. Ein Gott der so etwas wie die Sintflut bewirkt, der kann nur als totalitär verstanden werden. Da aber die Sintflut nachweislich nicht geschehen ist, und da wie oben schon gesagt die Bibel ein fehlerhaftes Menschenwerk ist das noch andere Fehler als die Sintflutgeschichte in sich hat, ist Gott eben nicht totalitär da er sich gar nicht mit diesen Bibelfehlern identifiziert.

So sehe ich das Thema.

LG

Daniel

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#133 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Hemul » Mo 8. Dez 2014, 20:58

Pluto hat geschrieben: Der Bibelgott des AT ist wie ein gewaltiger, zerklüfteter und kantiger Berg in den Alpen: Das AT zeichnet uns einen sehr autoritären Gott des Zorns und der Rache. Dies entspricht dem Zeitgeist der damaligen Zeit Noahs und Abrahams. Wenn man das NT betrachtet, so ist es zwar in seinen Konturen immer noch derselbe, inzwischen aber stark verwitterte Berg: Er gleicht einem Hügel wie im Schwarzwald. Immer noch dominierend und mächtig aber mit sanften Flächen zum genießen und ausruhen. Er hat sich zu einem Gott der Liebe gewandelt, ganz so wie Ihn Jesus zeichnet.
Und Heute?
Wenn man die evangelischen Landeskirchen betrachtet ist von dem einst mächtigen, die Landschaft dominierenden, Berg nur wenig zu erkennen.
Dass viele Christen bei diesem Bild, Gott wieder in voller Pracht auferstehen sehen möchten, ist daher für mich sehr verständlich und auch nachvollziehbar
.

Du sollst nicht die evangelische Landeskirche betrachten, sondern das was in der Bibel steht. Und hier hat dir der liebe Hemul doch mehr als einmal an Hand der Bibel aufgezeigt, dass der Gott der Bibel noch niemals zahnlos oder nur ein kleines Hügelchen war-gell? ;)

Und der Hemul hat dir auch etliche Male mit Hinweis auf 2.Thessalonicher 1:7-9 aufgezeigt, dass Gott in naher Zukunft in
voller Pracht es denen heimzahlen wird, die sich trotz Warnung über ihn ständig lustig machen:

7 euch aber, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, 8 in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung üben wird an denen, die Gott nicht anerkennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorsam sind. 9 Diese werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft,
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#134 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Savonlinna » Mo 8. Dez 2014, 21:19

michaelit hat geschrieben:Meiner Ansicht nach ist die Bibelverehrung zu einem großen Teil Schuld an der Totalität mancher Anteile der christlichen Ideologie.
Das ist auch meine Ansicht.

michaelit hat geschrieben:Der totalitäre Eindruck den viele Menschen von Gott haben liegt an der totalitären Unterwerfung unter die Bibel die von manchen Christen geleistet und gefordert wird.
Ja. Und das Bedürfnis, sich total zu unterwerfen, ist bei vielen Menschen sehr stark. Vgl. dazu Plutos kürzlich hier gepostete kurze Zitatsammlung zu diesem Thema.

michaelit hat geschrieben:Wenn man nämlich die Bibel wegnimmt geht von Gott kein Schrecken mehr aus
So ist es.
Interessant wäre, ob dann Atheisten immer noch gegen Gläubige ankämpfen würden.

michaelit hat geschrieben:Ein Gott der so etwas wie die Sintflut bewirkt, der kann nur als totalitär verstanden werden.
Nun ist das ja nur eine Sage. Nie je hat Gott eine Sintflut bewirkt.

michaelit hat geschrieben:Da aber die Sintflut nachweislich nicht geschehen ist, und da wie oben schon gesagt die Bibel ein fehlerhaftes Menschenwerk ist das noch andere Fehler als die Sintflutgeschichte in sich hat, ist Gott eben nicht totalitär da er sich gar nicht mit diesen Bibelfehlern identifiziert.
Da sagst Du es selbst.
Im Übrigen sind "Sagen" ja nicht fehlerhaft. Sie erzählen nur eine Geschichte, eine Erzählung.

Danke für Dein post; das tut in dieser Klarheit hier mal gut.

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#135 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Hemul » Mo 8. Dez 2014, 21:27

Savonlinna hat geschrieben:
michaelit hat geschrieben:Da aber die Sintflut nachweislich nicht geschehen ist, und da wie oben schon gesagt die Bibel ein fehlerhaftes Menschenwerk ist das noch andere Fehler als die Sintflutgeschichte in sich hat, ist Gott eben nicht totalitär da er sich gar nicht mit diesen Bibelfehlern identifiziert.
Da sagst Du es selbst.
Im Übrigen sind "Sagen" ja nicht fehlerhaft. Sie erzählen nur eine Geschichte, eine Erzählung.

Danke für Dein post; das tut in dieser Klarheit hier mal gut.

Klarheit? :roll:
Was in 2.Petrus 3:3-7 steht ist göttliche Wahrheit u. Klarheit:
3 Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, daß am Ende der Tage Spötter kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln 4 und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Wiederkunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist! 5 Dabei übersehen sie aber absichtlich, daß es schon vorzeiten Himmel gab und eine Erde aus dem Wasser heraus [entstanden ist] und inmitten der Wasser bestanden hat durch das Wort Gottes; 6 und daß durch diese [Wasser] die damalige Erde infolge einer Wasserflut zugrundeging. 7 Die jetzigen Himmel aber und die Erde werden durch dasselbe Wort aufgespart und für das Feuer bewahrt bis zum Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#136 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Lena » Di 9. Dez 2014, 10:58

Ohne die Bibel hätte ich nie erfahren, das Gott mich so sehr liebt...

Gestern sah ich im Netz ein Doku über einen Schamanen. Seine Schwiegertochter muss täglich die Räume räuchern und jedes Jahr muss ein Opfer gebracht werden. Der Schamane selber hat Angst vor dem Tod.

Durch die Bibel darf ich erfahren, das Gott selber das Opfer ist...
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

michaelit
Beiträge: 873
Registriert: Sa 1. Feb 2014, 17:22

#137 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von michaelit » Di 9. Dez 2014, 11:28

Nee Hemul, das ist genau der irrige Totalitarismus den der Theologe aus dem Eröffnungsposting dieses Threads anprangert. Außerdem macht die Stelle bei Petrus Gott zum Lügner denn er hatte ja nach der Sintflut geschworen daß er die Erde nicht noch einmal vernichten will. Mit der Bibel kann man machen was man will, sie gibt alles her, von hellster Liebe wie im Hohelied bis zum dunkelsten Leid wie bei Hiob. Du mußt verstehen lernen daß dein Glaube zum Vorschein kommt, Hemul, und bei dir ist es ein dunkler, haßerfüllter Glaube an einen dunklen und hassenden Gott.

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#138 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Lena » Di 9. Dez 2014, 16:17

Warum hätte ein Mensch sich diese Flut ausdenken sollen?
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#139 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von Janina » Di 9. Dez 2014, 16:29

Lena hat geschrieben:Warum hätte ein Mensch sich diese Flut ausdenken sollen?
Damit wir was zum Spekulieren haben.
Tatsache 1: Die Flut gab es nicht, Tatsache 2: Es gibt Mythen darüber.
Spekulation Nr 1: Es gab lokale Fluten und dazugehörige lokale Mythen
Spekulation Nr 2: Geschichten werden beim Weitererzählen immer weiter aufgebauscht
Spekulation Nr 3: Außerirdische haben wahlweise Atombomben geworfen / Die Erde geflutet / Menschen entführt / Satanische Verse eingefügt
Spekulation Nr 4: Sie wollen dich glauben machen, dass Bielefeld existiert...
Spekulation Nr 5: ...oder eine Cruise Missile ins Pentagon eingeschlagen ist.
...
Spekulation Nr 938874: Beliebig zu ergänzen...
Warum sollte der Mensch beim Erzählen nüchtern bleiben?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#140 Re: Der totalitäre Gott.

Beitrag von closs » Di 9. Dez 2014, 16:53

Janina hat geschrieben:Damit wir was zum Spekulieren haben.
Für mich wäre die Frage: Warum spekuliert der Mensch (hat also das Bedürfnis, über das Naturalistische hinauszuschauen)? - Man erzählt doch nicht einfach so Geschichten - oder?

Antworten