Die Anatomie des Willens

Säkularismus
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closs
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#121 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Di 15. Okt 2013, 11:47

Lena hat geschrieben:Dazu wurde uns der freie Wille gegeben um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.
Freiheit führt nicht zur Erkenntnis, sondern Erkenntnis zur Freiheit. - Da steht was auf dem Kopf.

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Magdalena61
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#122 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2013, 14:30

kamille hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Der Wille steuert die Bereitschaft, zu hören... und sich danach auszurichten.
Hallo Magdalena.
Der Wille ist eine stumme Kraft, eine Feder im Wind, und da wo der Wind hinbläst, fliegt auch die Feder.
Der Wind im Menschen stellt seine Liebe dar. Auch wenn es nur ein Gefallen an etwas ist, oder nur ein Interesse oder eine Neigung, so reicht es meistens aus, dass der Wille ebenfalls diese Richtung annimmt.
Große Leidenschaften stellen dann schon einen Liebessturm dar.
Es mag wohl oft innere Kämpfe geben, wo die Seele oder das Gemüt sagt, .." lass das, gib es auf..", aber wenn die Liebe oder das noch so kleine Gefallen an etwas nicht völlig abgeödet ist, also weg ist, dann kann die Seele sich nicht lange beherrschen und bei der nächsten Gelegenheit verfällt sie ihrer Liebschaft und der Wille somit auch.

Der Wille hat also keine Ohren um zu hören und sich auszurichten, denn er ist stumm und ohne Entscheidungsmöglichkeit, weil er dafür auch kein Denkvermögen hat. Allein die Seele entscheidet , ist aber von ihrer Liebe zu irgend etwas abhängig.

Gruß kamille
Hi kamille... das ist schwer zu verstehen, ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was du sagen möchtest.

Nein, der Wille ist keine eigenständige Größe, die den Menschen bestimmt, sondern ein Werkzeug, das vom Menschen kontrolliert wird (werden sollte), um bestimmte Ziele zu erreichen. Der Wille ist ein Teil der Psyche, der "Seele", in Kombination mit den Gefühlen und dem Verstand.

Der Wille muß kultiviert und geformt werden, damit innerhalb der- den "freien" Willen des Individuums einschränkenden- Grenzen der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit... das jeweils Beste für das eigene Leben und für den sozialen Verbund, in den der Einzelne integriert ist... erkannt und für umsetzungswürdig befunden wird.

Das beinhaltet (nicht nur) bei Gläubigen z.B. die (freie) Entscheidung zur Selbstverleugnung, wenn die Befriedigung eigener Interessen nur auf Kosten der Lebensqualität anderer möglich wäre.
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#123 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2013, 14:36

closs hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Dazu wurde uns der freie Wille gegeben um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.
Freiheit führt nicht zur Erkenntnis, sondern Erkenntnis zur Freiheit. - Da steht was auf dem Kopf.
Lass dich nicht verwirren, Lena...
--- closs ist immer so. :D

Ob Erkenntnis zur Freiheit führt? Das kann man anzweifeln. Denn, je mehr ich erkenne, desto mehr Verpflichtungen erwachsen mir aus dieser Erkenntnis.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Lena
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#124 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Lena » Di 15. Okt 2013, 14:46

Magdalena61 hat geschrieben:Lass dich nicht verwirren, Lena...
Ich fühle mich mal so frei, es nicht zu wollen, verwirrt zu werden... ;)
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

closs
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#125 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von closs » Di 15. Okt 2013, 16:05

Magdalena61 hat geschrieben:Lass dich nicht verwirren, Lena... --- closs ist immer so.
Stimmt. 8-)

Magdalena61 hat geschrieben:Ob Erkenntnis zur Freiheit führt? Das kann man anzweifeln.
Erst einmal führt Erkenntnis in Verwirrung und Verwicklung - das stimmt. Aber das heilsgeschichtliche Ziel schlechthin ist doch, dass der Mensch ERKENNEND Gott bejaht - also sich aus der erkenntnis-bedingten Verwirrung herausführen lässt.

Abkürzungen gibt es da nicht. Oder wäre der verklärt nickende Untertan mit ungeklärten Augen etwa ein Ideal?

Lena hat geschrieben:Ich fühle mich mal so frei, es nicht zu wollen, verwirrt zu werden...
:lol: - Guter Test - es wird Dir wahrscheinlich nur gelingen, wenn Du Willen gegen Erkenntnis setzt.

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kamille
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#126 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von kamille » Di 15. Okt 2013, 16:58

Magdalena hat geschrieben:Der Wille muß kultiviert und geformt werden,
Nein, wieso??
Kannst du dem Wind ein Märchen erzählen, oder ihn anbinden ?
Der Wille ist eine stumme Kraft und auch taub.
Magdalena hat geschrieben: damit innerhalb der- den "freien" Willen des Individuums einschränkenden- Grenzen der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit... das jeweils Beste für das eigene Leben und für den sozialen Verbund, in den der Einzelne integriert ist... erkannt und für umsetzungswürdig befunden wird.
Richte dein Interesse und deine 1000 kleinen oder großen Liebschaften nur auf Gott, und du wirst sehen, dass der Wille dir folgt wie ein Hündchen.
Das geht aber nicht sofort, sondern erst, wenn Gott dir die vielen Liebeleien abgeödet hat.
Du kannst also nicht lassen was du nicht mehr willst.
+
Darin besteht die Unfreiheit des Willens.
Er wird frei und kann zu recht ein "freier Wille " genannt werden, wenn du von aller Eigenliebe frei bist.

Der Abödungsprozess kann auch Erkenntnisweg genannt werden, denn du weißt am Ende, das deine Liebe z.B. zu einer Sache falsch und überflüssig war.
Die Erkenntnis beendet diese falsche Liebschaft und es ist damit ein Stückchen geistiger Freiheit errungen, und der Wille hat ein wenig weniger zu tun.

Du sagst ja selbst , dass der Wille ein Werkzeug ist, und das ist er im wahrsten Sinne des Wortes, oder kann ein Werkzeug bestimmen und entscheiden, wann es benutzt werden soll ?
Magdalena hat geschrieben:Das beinhaltet (nicht nur) bei Gläubigen z.B. die (freie) Entscheidung zur Selbstverleugnung
Zuvor aber war die Erkenntnis, und die Lust oder Zuneigung oder Liebe für Gott , dass sein Wille richtig ist, der eigene Wille ist dabei ganz unbeteiligt.
Er folgt dann dieser wahren Liebe.
Der Wille ist nur eine Kraft, die das umsetzt, was die Liebe haben möchte.
Bei Gott ist das auch so.

Gruß kamille
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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#127 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Di 15. Okt 2013, 17:11

kamille hat geschrieben:Er wird frei und kann zu recht ein "freier Wille " genannt werden, wenn du von aller Eigenliebe frei bist.
Hi kamille,

1.) Erkläre mir bitte mal, was Wille mit Eigenliebe zu tun hat.

2.) Kannst du etwas wollen was du nicht kennst, oder nicht magst?

3.) Kannst du etwas haben was nicht erhältlich ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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kamille
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#128 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von kamille » Di 15. Okt 2013, 17:47

Pluto hat geschrieben:1.) Erkläre mir bitte mal, was Wille mit Eigenliebe zu tun hat.
Weil die Liebe normalerweise eine Seele/Ego-Liebe ist und die Liebe dem Willen die Richtung weist.
Der Wille folgt also immer dem Zug deiner Liebe (Eigenliebe).
Das kann doch jeder an sich selber beobachten.
Pluto hat geschrieben:2.) Kannst du etwas wollen was du nicht kennst, oder nicht magst?
Auch hier, ich kann nicht zuerst wollen, sondern zuerst lieben.
Wenn du Gott damit meinst, so kam Gott in mein Bewußtsein und gab sich zu erkennen und meine ganze Seele liebte ihn und folglich will ich zu ihm. Das war vorher nicht der Fall.
3.) Kannst du etwas haben was nicht erhältlich ist?
Wenn meine Eigenliebe das will, dann kann sie das nicht haben. Wenn meine Gottliebe den Willen lenkt, dann ist alles möglich, je nach Intensität dieser Liebe.
Jesus sagte, dass wir noch größere Dinge tun könnten als er.
Aber das hängt von dem Grad der Liebe zu Gott ab.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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Naqual
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#129 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Naqual » Di 15. Okt 2013, 19:27

kamille hat geschrieben:Richte dein Interesse und deine 1000 kleinen oder großen Liebschaften nur auf Gott, und du wirst sehen, dass der Wille dir folgt wie ein Hündchen.

;) :thumbup:

Wobei es auch im Negativen funktioniert, richte Dein Interesse auf die Sünde und Du wirst sehen, wie schnell Dein Wille der Sünde folgt. Das ist auch ein Grundproblem im Christentum, dass der Fokus oft vornehmlich auf Sündenvermeidung ist, statt auf Liebe (als positiver Aspekt Gottes).

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#130 Re: Die Anatomie des Willens

Beitrag von Pluto » Di 15. Okt 2013, 21:09

@ All
Meiner Meinung nach verwechselt hier einige Wille mit Motivation. Es ist wahr, dass Liebe den Menschen motiviert, Gutes zu tun. Es ist auch wahr, dass Sünde dieselben Menschen zu Fehlhandlungen verführt.

Aber Liebe und Sünde haben mit dem Begriff des Willens absolut nichts zu tun, denn der Wille entsteht erst aus der Motivation (positiv oder negativ) heraus. Mehr noch, die Entscheidung nimmt den Willen vorweg, denn die Entscheidung entsteht teilweise Sekunden vorher bereits im Unterbewusstsein eines Menschen. Die bewusste Wahrnehmung des Willens ist nur noch Bestätigung einer zuvor getroffenen Entscheidung. Deshalb kann es gar keinen Freien Willen geben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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