Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
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#1041 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 14:25

JackSparrow hat geschrieben:Ein Film existiert nicht ohne Medium.
Der Film ist nicht kommunizierbar ohne Medium - aber er "ist" auch ohne Medium, nachdem er gemacht wurde.

JackSparrow hat geschrieben:Für Christen ist ihre christliche Gemeinschaft der Mainstream. Sie könnten es sich nicht leisten, sich dort beispielsweise als Richard-Dawkins-Anhänger zu outen.
Wäre auch ziemlich schwierig - da müsste man leicht schizo veranlagt sein.

Novas
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#1042 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 14:33

Andreas hat geschrieben:Nimm nichts als ein Messer und geh raus. Jetzt. Du weißt ja, wie Feuermachen mit natürlichen Mitteln geht. Dazu hast du bestimmt schon mehrere Möglichkeiten irgendwo aufgeschnappt. Du wirst sehen wie existenziell dir nach kürzester Zeit zumute sein wird. Die Wahrheit deines Daseins wird innerhalb weniger Stunden klein mit Hut. Es ist ja nicht wirklich kalt zur Zeit, aber ich wette du bist vor dem Morgengrauen wieder zu Hause

Gott ist das Leben. Meditiere mal darüber. :) Ich assoziiere damit sofort: die INTELLIGENZ und lebensspendenden Kräfte in mir, in anderen und in der gesamten Natur. Dem vertraue ich. Wie kannst Du dir sicher sein, dass nach dem Winter der Frühling kommt? Erstens ich habe es oft beobachtet und zweitens ich vertraue darauf.
Zuletzt geändert von Novas am Di 13. Okt 2015, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.

JackSparrow
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#1043 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Di 13. Okt 2015, 14:42

Novalis hat geschrieben:(auch wenn es einen Grund hat, dass dass, was spirituell mit Herz gemeint ist - unser innerstes Wesen, die Ganzheit des Menschen, das Bewusstsein - mit dem Organ assoziiert ist
Ja, man hielt das Gehirn damals für das Kühlsystem der Körpersäfte. Man kannte damals auch nicht die positiv inotrope Wirkung eines Sympathikotonus, wie er beispielsweise bei "Liebe" auftritt. Oder auch bei der Flucht vor einem Braunbären.

Gott ist das Leben.
Ich dachte er sei das Sein. Oder die Liebe. Oder der Stoff, aus dem die Materie ist. Oder der Schöpfer der Materie. Oder Jesus.

Würde jeder Mensch einfach "Leben" sagen, wenn er "Leben" meint, und sich nicht ständig neue Wörter ausdenken, dann würde das die Welt zu einem besseren Ort machen.


closs hat geschrieben:Der Film ist nicht kommunizierbar ohne Medium - aber er "ist" auch ohne Medium, nachdem er gemacht wurde.
Möglicherweise ist der Film teilweise noch in den Hirnstrukturen seines Regisseurs gespeichert. Doch dem entfällt täglich ein weiteres Detail. Seine Hirnstruktur ist sogar vergänglicher als jede DVD.

Novas
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#1044 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Di 13. Okt 2015, 14:49

Andreas hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Das sind nützliche Fertigkeiten. Nicht mehr und nicht weniger.
Nimm nichts als ein Messer und geh raus. Jetzt. Du weißt ja, wie Feuermachen mit natürlichen Mitteln geht. Dazu hast du bestimmt schon mehrere Möglichkeiten irgendwo aufgeschnappt. Du wirst sehen wie existenziell dir nach kürzester Zeit zumute sein wird. Die Wahrheit deines Daseins wird innerhalb weniger Stunden klein mit Hut. Es ist ja nicht wirklich kalt zur Zeit, aber ich wette du bist vor dem Morgengrauen wieder zu Hause

Im übrigen war Kabir nicht nur ein großer Mystiker, er war auch sein ganzes Leben lang ein sehr praktischer und einfacher Mensch: ein Weber. Mitten im Alltag findet das spirituelle Leben (und die Begegnung mit Gott) statt. Mitten im Feuer des Lebens bewährt sich der wahre Glaube.

Da trennt sich die Spreu vom Weizen.

Kabir nahm an den theologischen und philosophischen Disputen teil, und er meisterte diese sehr gut mit all den großén Mullahs und Brahmanen seiner Zeit. Ein besonders weiser Brahmane mit Namen Sarvajit, der mit Logik sehr gut vertraut war, kam eines Tages nach Kashi. Die Pandits von Kashi informierten Ramananda über die Ankunft des gelehrten Brahmanen und sagten ihm, dass niemand dessen ausgefeilte Logik schlagen könnte. Ramananda schickte Kabir, um mit dem Gelehrten zu argumentieren. Der orthodoxe Pandit fragte: "Oh Kabir! Welcher Kaste gehörst du an?” Kabir antwortet darauf: "Ich bin ein Weber". Der stolze Pandit lächelte Kabir höhnisch und verächtlich an und fragte, was denn ein Weber überhaupt sei.

Kabir antwortete ihm wie folgt: “Keiner kennt das Geheimnis des Webers, Gott hat die Webkette der gesamten Welt gewebt. Wenn du die Veden und die Puranas gehört hast, so solltest du gehört haben: Ich habe die Webkette (oder das Netz) weit ausgedehnt und habe die Erde und das Himmelsfirmament zu meiner Werkstatt gemacht. Ich habe die Sonne und den Mond in unterschiedliche Bewegung gesetzt. Durch die Arbeit meiner Beine habe ich dies ausgeführt – und mit solch einem Weber wird mein Herz erfreut“. (Macauliff)
http://wiki.yoga-vidya.de/Kabir


Ich vertraue dem Leben(der Existenz), weil ich das Geheimnis des Webers kenne. :wave:

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Andreas
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#1045 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Andreas » Di 13. Okt 2015, 15:05

Novalis hat geschrieben:Gott ist das Leben. Meditiere mal darüber. :) Ich assoziiere damit sofort: die INTELLIGENZ und lebensspendenden Kräfte in mir, in anderen und in der gesamten Natur. Dem vertraue ich.
Ja dann machs halt jetzt. Geh raus und sieh nach, ob das die Wahrheit ist. Frag die Natur, sie antwortet dir garantiert.

Den Menschen der Vorzeit hat sich Gott in der Natur offenbart. An seiner Schöpfung haben sie ihn erkannt. In sich und ihrem Zusammenspiel mit der Natur. Steht auch im Römerbrief. Diese Menschen waren eng verbunden mit der Natur. Sie kannten beide Seiten, gut und böse vom Baum der Erkenntnis. Holla! Trial and error eben. Sie erlebten beide Seiten. An dem error sind viele jämmerlich verreckt, erfroren, verhungert, verdurstet ... trotz deiner schönen Zitate und Reden.
Novalis hat geschrieben:Wie kannst Du dir sicher sein, dass nach dem Winter der Frühling kommt? Erstens ich habe es oft beobachtet und zweitens ich vertraue darauf.
Was nützt dir das, wenn du es nicht mal bis zum Morgengrauen aushältst oder von mir aus zähneklappernd drei Tage? Meditieren ist ne feine Sache, aber die Bodenhaftung sollte man nicht dabei verlieren. Lern mal deine biologischen Grenzen persönlich kennen. Ich hab das auch lange nicht wahrhaben wollen, weil ich sie einfach kaum kannte. Gott sei Dank.

SilverBullet
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#1046 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Di 13. Okt 2015, 15:06

closs hat geschrieben:Wahrscheinlich sprichst Du schon wieder von naturalistisch orientierten Techniken - weiterhin müssten wir klären, was "Bewusstsein" ist. - Es steht zu vermuten, dass "Bewusstsein" im Sinne von "con-scientia" und "Si enim fallor, sum" (Augustinus) etwas substantiell anderes ist als das, was man heute darunter versteht (da kann ja soweit gehen, dass man Turing-Tests zum Maßstab nimmt).
Nun, es ist ganz sicher so, dass dieses „Latein“ am Ende ist.
Ich denke nicht, dass damals sinnvolle Aussagen über die Möglichkeiten zur Erfassung von Bedeutungszusammenhängen über Substanzen gemacht werden konnten.

Der Turing-Test untersucht meines Erachtens genau das, was sich aus seinem Aufbau ergibt:
Ein Mensch testet ob er im direkten Vergleich erkennen kann, welches von zwei Gesprächspartnern ein Mensch und welches eine Maschine ist.

Es ist eine Art „Täuschungstest“.

Bewusstsein wird aber nicht direkt festgestellt.

Bewusstsein ist meiner Ansicht nach vorhanden, wenn das Gehirn explizit eine „Verstehanimation“ berechnet.
D.h. es müssen sich Versteh-Bedeutungszusammenhänge bilden (Vorstellungen / Qualia).
Ich denke, es handelt sich hierbei um eine Datenverarbeitungsaufgabe - abstrakt: dem Aufbau der „Überzeugung von Etwas“.

closs hat geschrieben:Dann muss ich wieder mit der "Hermeneutik" kommen: Man hat ein unvollständiges Vorwissen, aus dem mehr wird, das aber nie vollständig wird
Das ist deine Vermutung, deine Wunschvorstellung.

Ohne neutrale Qualitätsprüfung kann jeder, alles behaupten…

closs hat geschrieben:Im übrigen macht man das ja nicht mit willkürlichen Fragestellungen, sondern in Bereichen, in denen man spürt, dass "da" was ist - man macht es nicht ins Blaue hinein.
Nicht ins Blaue? Ohne Qualitätssicherung? Aber auf jeden Fall mit „Spüren“?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:da musst du doch irgendwo eine Antwort finden…
Nie die vollständige - bei geistigen Dingen weiss man, dass man sich nur nähern kann, weil es etwas dimensional Größeres ist.
Achtung:
du „weist“ schon wieder etwas und da „ist“ schon wieder etwas

Warum kannst du es nicht als Vermutung formulieren?

Würden daraus Nachteile im Umgang mit dem „Objekt“ entstehen?
Wird der „Glaube“ dann nicht akzeptiert?

(Gibt es dazu in irgendeiner Schrift eine Anweisung?)

Obwohl ich bei meinem Ansatz 100% sicher bin, habe ich kein Problem damit, laut zu sagen, dass ich es nur vermute und dass ich immer noch falsch liegen kann.

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#1047 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 15:09

JackSparrow hat geschrieben:Möglicherweise ist der Film teilweise noch in den Hirnstrukturen seines Regisseurs gespeichert. Doch dem entfällt täglich ein weiteres Detail.
Das ist irrelevant. - Es geht um die Information, die geistig gespeichert ist.

Dazu gibt es sogar physikalische Meinungen, wonach die universelle Wellenfunktion nach der Kopenhagener Deutung alle Information über das Universum enthält (siehe Moravec, Nozick, Tipler). - Bei solchern Aussagen kann ich NICHT mitreden, stelle aber fest, dass es offensichtlich auch in der Physik Nachdenken über etwas gibt, was aus geistiger Sicht substantiell ähnlich gesehen wird.

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#1048 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Di 13. Okt 2015, 15:13

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Möglicherweise ist der Film teilweise noch in den Hirnstrukturen seines Regisseurs gespeichert. Doch dem entfällt täglich ein weiteres Detail.
Das ist irrelevant. - Es geht um die Information, die geistig gespeichert ist.
Nein. Es ist sehr relevant.

Die Würze (der Information) liegt im Detail.
Wenn du gestern einkaufen warst, erinnerst du dich, was die Kassieren für eine Bluse anhatte, ob sie eine Brille trug, oder welche Augenfarbe sie hatte?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1049 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 15:21

SilverBullet hat geschrieben:Nun, es ist ganz sicher so, dass dieses „Latein“ am Ende ist. - Ich denke nicht, dass damals sinnvolle Aussagen über die Möglichkeiten zur Erfassung von Bedeutungszusammenhängen über Substanzen gemacht werden konnten.
Letzteres sicherlich nicht - aber das versteht man damals (und viele auch heute) nicht als Grundlage von "Bewusstsein".

Persönlich bin ich sicher, dass man damals weiter war als heute - man kann heute besser untersuchen, scheint aber die Substanz verloren zu haben, zu wissen, WAS man eigentlich sucht.

SilverBullet hat geschrieben:Das ist deine Vermutung, deine Wunschvorstellung.
Das ist eigentlich eher logisch: Ein "Objekt" außerhalb des Naturalistischen ist nie endgültig vorstellbar.

SilverBullet hat geschrieben:Ohne neutrale Qualitätsprüfung kann jeder, alles behaupten…
Was ist neutral? - Normalerweise heisst "neutral", dass eine Methodik so beschränkt ist, dass ihre Ergebnisse intersubjektiv bestätigt werden können. - Hier kann dagegen nur etwas logisch nachvollzogen und dann geglaubt oder nicht geglaubt werden - das wird auch so bleiben, weil (wie oft eigentlich noch?) das "Objekt" außerhalb der Falsifizierungs-Möglichkeiten ist.

SilverBullet hat geschrieben:Nicht ins Blaue?
Nein - man würde bspw. nicht fragen: "Ist SilverBullet Gott?". - Es muss im Gegenteil etwas geben, was man juristisch "Anfangsverdacht" nennt. ;)

SilverBullet hat geschrieben:Warum kannst du es nicht als Vermutung formulieren?
Weil das keiner macht - ein Naturwissenschaftler sagt auch nicht: "Ich vermute, dass sich die Erde um die Sonne dreht, weil ich nicht weiss, ob meine Sinne/Messungen trügen oder nicht". - Streng genommen hast Du nichtsdestoweniger recht.

SilverBullet hat geschrieben:Obwohl ich bei meinem Ansatz 100% sicher bin, habe ich kein Problem damit, laut zu sagen, dass ich es nur vermute und dass ich immer noch falsch liegen kann.
Habe ich auch keine Probleme. - Meine Aussage wäre dazu: "Da ich nicht ausschließen kann, dass geistige Wahrnehmung (wie jede Wahrnehmung) komplett gefaked ist, ist alles Vermutung".

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#1050 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Di 13. Okt 2015, 15:23

Pluto hat geschrieben:Wenn du gestern einkaufen warst, erinnerst du dich, was die Kassieren für eine Bluse anhatte, ob sie eine Brille trug, oder welche Augenfarbe sie hatte?
Sehr unwahrscheinlich. - Trotzdem "ist" es so, dass sie diese Bluse und jene Brille hatte und grüne Augen hatte. - Diese Information wirst Du nie aus dem Universum rauskriegen - passiert ist passiert.

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