Unser Verhalten ist zwangsweise sozial, aber freiwillig verzichten wir nicht für andere - also glaube ich eher, dass der Mensch nur durch den Egoismus, Stärke und Lüge/Betrug weiter kommt.closs hat geschrieben:Denn man kann soziales Verhalten als Ausdruck des Überlebenstriebs verstehen.
Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
#101 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
- Savonlinna
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#102 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Das finde ich eine merkwürdige Aussage.Samantha hat geschrieben:aber freiwillig verzichten wir nicht für andere
Da, wo ich wohne, wurden Tonen über Tonnen für Flüchtlinge gespendet. Selbst Kinder gaben ihre Lieblingsspielzeuge weg.
In meinem Umfeld ist Geben das Natürlichste von der Welt, das sich Sorgen um andere.
Das ist eine so schlimme Aussage, die Du da triffst, dass ich fast versucht bin zu sagen: Wenn man den bösen Blick hat, dann kann man nichts Gutes mehr sehen.Samantha hat geschrieben: - also glaube ich eher, dass der Mensch nur durch den Egoismus, Stärke und Lüge/Betrug weiter kommt.
#103 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Sieht man diesen Satz allein, ist was dran. - Einerseits wird die Gesellschaft bestimmt durch die Durchsetzungs-Fähigen (ob das eigene Durchsetzungs-Fähigkeit ist oder die unverdiente Macht des Geldes), andererseits kann "der Starke" es sich nicht leisten, dass "die Schwachen" sozial unorganisiert ist. - Man kann hier viel von Macchiavelli lernen.Samantha hat geschrieben:Unser Verhalten ist zwangsweise sozial
Insofern gibt es zwei entgegenstehende Ansätze zur Erklärung einer funktionierenden Gesellschaft:
a) Das "Gewissen" als inhärente Größe des Menschen.
b) Macchiavellistische Notwendigkeit.
Man wird für beide Versionen genug Argumente finden - wieder mal eine Glaubenssache.
#104 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Unser Verhalten... ist sozial, und unsere Handlungen geschehen aus Eigennutz. Wir sind aber sehr in der Lage zwischen persönlichem Egoismus und der Wohl der Gruppe in der wir Leben, zu differenzieren. Reinen Egoismus lehnen die Meisten von uns ab.Samantha hat geschrieben:Unser Verhalten ist zwangsweise sozial, aber freiwillig verzichten wir nicht für andere - also glaube ich eher, dass der Mensch nur durch den Egoismus, Stärke und Lüge/Betrug weiter kommt.closs hat geschrieben:Denn man kann soziales Verhalten als Ausdruck des Überlebenstriebs verstehen.
d.h. wir sind bereit mit wildfremden Menschen zu kooperieren (das sehen am Funktionieren von Unternehmen und Betrieben).
Das wir diese evolutionäre Fähigkeit auch als Waffe gegen Fremde "Eindringlinge" nutzen ist ebenfalls etwas was wir über die Jahrhunderttausende uns angeeignet haben (und uns vermutlich sogar genetisch prägt).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#105 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Nein, ich glaube nicht, dass der Mensch den Egoismus hat um machiavellistisch zu sein. Im Gegenteil, wir sind ausgesprochen kooperativ und schenken Fremden unser Vertrauen — das halte ich sogar für eine der großen Stärken des Menschen.closs hat geschrieben:Insofern gibt es zwei entgegenstehende Ansätze zur Erklärung einer funktionierenden Gesellschaft:
a) Das "Gewissen" als inhärente Größe des Menschen.
b) Macchiavellistische Notwendigkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#106 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Ich auch - wäre das dann aus Deiner Sicht mit dem Gewissen als im Menschen eingeborene Größe begründbar?Pluto hat geschrieben: Im Gegenteil, wir sind ausgesprochen kooperativ und schenken Fremden unser Vertrauen — das halte ich sogar für eine der großen Stärken des Menschen.
#107 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Das Gewissen steht für mich auf einem anderen Blatt.closs hat geschrieben:Ich auch - wäre das dann aus Deiner Sicht mit dem Gewissen als im Menschen eingeborene Größe begründbar?Pluto hat geschrieben: Im Gegenteil, wir sind ausgesprochen kooperativ und schenken Fremden unser Vertrauen — das halte ich sogar für eine der großen Stärken des Menschen.
Seit Menschengedenken kooperieren wir mit anderen Menschen. Wir sind sogar gegenüber Fremden vertrauensseelig. Werden aber Außenstehende einmal zu Feinden oder zu Beute erklärt, so kann unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit als (tödliche) Waffe eingesetzt werden.
Dies haben vor 30'000 Jahren schon die Neandertaler und später die Mammuts zu spüren bekommen, und dieser Zusammenhalt hat in der Menschheitsgeschichte immer wieder zu xenophoben Taten, bis hin zum Genozid geführt (selbst in der Bibel gibt es dafür Beispiele).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#108 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Das glaubte auch der Psalmist Asaf u. wäre gem. Psalm 73:1-19 fast darüber gestolpert:Samantha hat geschrieben: Unser Verhalten ist zwangsweise sozial, aber freiwillig verzichten wir nicht für andere - also glaube ich eher, dass der Mensch nur durch den Egoismus, Stärke und Lüge/Betrug weiter kommt.
1 Ein Psalm von Asaf. Ich weiß es: Gott ist gut zu Israel, / zu Menschen mit reinem Gewissen. 2 Und ich, fast wäre ich gestolpert, / um ein Haar wäre ich gestürzt. 3 Als ich sah, wie gut es den Gottlosen ging, / wurde ich selbst auf die Maulhelden neidisch. 4 Sie leiden keine Qualen, / sie sind gesund und wohlgenährt. 5 Sie sind frei von den Lasten gewöhnlicher Menschen / und werden nicht mit den anderen geplagt. 6 Darum tragen sie ihren Stolz wie eine Kette am Hals, / Gewalt umhüllt sie wie ein Gewand. 7 Aus dem Fett glotzt ihr Auge hervor, / Einbildungen überfluten ihr Herz. 8 Höhnisch und boshaft reden sie, / setzen zynisch Menschen unter Druck. 9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel hin auf, / ihre Zunge verschont nichts auf der Erde. 10 Darum läuft selbst Gottes Volk ihnen nach / und lauscht begierig auf ihr Geschwätz. 11 "Gott merkt ja doch nichts", sagen sie. / "Wie will der Höchste das wissen?" 12 Ja, das sind die, die Gott verachten; / ungestört mehren sie ihre Macht. 13 Ganz umsonst hielt ich mein Herz rein, / wusch in Unschuld meine Hände; 14 war ich doch geplagt den ganzen Tag / und bin jeden Morgen schon gestraft. 15 Hätte ich gesagt: "Ich will ebenso reden!", / dann hätte ich deine Kinder verraten. 16 Da dachte ich nach, um das zu begreifen. / Es war eine große Mühe für mich, 17 bis ich in Gottes Heiligtum ging / und dort ihr Ende bedachte. 18 Ja, du stellst sie auf rutschigen Grund / und stürzt sie in ihr Verderben. 19 Wie plötzlich waren sie vor Entsetzen erstarrt, / sie alle nahmen ein Ende mit Schrecken.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)
#109 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Die Menschen spenden meist nur die Dinge, die sie nicht mehr brauchen, und Kinder geben wohl kaum ihre Lieblingsspielzeuge weg.Savonlinna hat geschrieben:Das finde ich eine merkwürdige Aussage.Samantha hat geschrieben:aber freiwillig verzichten wir nicht für andere
Da, wo ich wohne, wurden Tonen über Tonnen für Flüchtlinge gespendet. Selbst Kinder gaben ihre Lieblingsspielzeuge weg.
In meinem Umfeld ist Geben das Natürlichste von der Welt, das sich Sorgen um andere.
Vertrauensseligkeit gilt aber nicht als Stärke, sondern eher als Naivität. Wer viel schenkt, ehrlich und vertrauensselig ist, wird oft benachteiligt, wenn er selbst Hilfe braucht. Da hört man dann oft: Du bist ja selber schuld. Oder: Du bist ein Fass ohne Boden.Pluto hat geschrieben:...wir sind ausgesprochen kooperativ und schenken Fremden unser Vertrauen — das halte ich sogar für eine der großen Stärken des Menschen.
#110 Re: Ist überhaupt eine Religion nötig, um an Gott zu glauben?
Wie wäre das via Überlebens-Trieb erklärbar?Pluto hat geschrieben:Seit Menschengedenken kooperieren wir mit anderen Menschen. Wir sind sogar gegenüber Fremden vertrauensseelig.