Ohne Gott keine Moral?

Säkularismus
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closs
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#101 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 17:50

Queequeg hat geschrieben:Goethes Gesamtwerk ist eher ein Beispiel dafür, wie sich der Mensch aus den Ketten eines konfessionell versklavten Christentums befreit.
Zustimmung - Goethe hätte sich genau wie Kant nie kirchlich einspannen lassen. - Aber: "Prometheus/Ganymed" - oder "Urworte orphisch". - Goethe war kein induktiver Sinnsucher.

Novas
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#102 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 18:01

"gott und moral"

Als gott mich suchte,
traf er mich auf dem acker
als gott mich suchte,
traf er mich beim zeitungslesen
er kam ganz schwarz, es war ein kohlenpacker
er sprach: was ist mit abel gestern losgewesen?
ich sagte: ich habe nichts gelesen
er sprach: der Mensch lebt nicht von zeitung und von essen
ich sagte: sondern vom vergessen
er sprach: was glaubst du, hast du ein ewiges gesicht?
ich sagte: manchmal glaube ich, manchmal nicht
er sprach: und weißt von nichts und hörtest keinen schrei:
ich sagte: ich hörte wohl, ich ging vorbei

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sven23
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#103 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Mai 2015, 18:10

Novalis hat geschrieben: Eine ernst gemeinte Frage. Ich frage mich ob Du nach dem Motto verfährst "es sind ja eh nur Christen...", dann kann man sie von oben herab beurteilen... oder ob Du die Gegenseite menschlich wirklich ernst nimmst...
Wenn man von historischen Verbrechen der Kirche/des Christentums spricht, mußt du dich doch nicht persönlich auf den Schlips getreten fühlen.
Das erinnert mich irgendwie an die penetrante Weigerung der Türken, den Völkermord an den Armeniern auch als solchen zu benennen. Warum soll man Fehler in der eigenen Geschichte nicht eingestehen? Die jetzt Lebenden können nichts dafür. Ich fühle mich auch nicht persönlich beleidigt, wenn die Verbrechen der Nazis als Teil der deutschen Geschichte besprochen werden, weil ich Deutscher bin. Trotzdem muß man sie benennen dürfen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Naqual
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#104 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Naqual » Mo 25. Mai 2015, 18:20

Ohne Gott keine Moral?

Es gibt keine Gesellschaft (auch atheistische) ohne Moral.
Moral ist das Bindeglied zwischen dem (egoistischen) Einzelnen und einer (funktionieren müssenden) Gemeinschaft.
Moral entwickelt sich aus der Interaktion zwischen Individuen. Zwingend.
Moralische Verhaltensvorschriften, die rational begründet werden können und mit besonderer Wichtigkeit für alle Zeiten und Gesellschaften gelten, sind insofern auch gemeinsame moralische Elemente in allen Völkern. Moralische Bagatellvorschriften oder nicht weiter begründbare wechseln dafür von Zeit zu Zeit und von Kultur zu Kultur. Andere Vorschriften sind nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll unter anderen nicht. Entfallen die Bedingungen, so dann auch die korrespondierenden Verhaltenserwartungen.
"Gewissen" ist eigentlich nur die verinnerlichte Form von Verhaltenserwartungen des gesellschaftlichen Umfelds in dem man aufgewachsen ist.
Jedenfalls nicht (unmittelbar) die Stimme Gottes. So kann das schlechte Gewissen bei Mitgliedern ganz anderer Kulturen bei völlig anderen Dingen "anspringen".

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Zeus
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#105 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Mo 25. Mai 2015, 18:25

Zeus hat geschrieben:closs vergisst anscheinend, dass die Demokratie von den Griechen erfunden wurde.
closs hat geschrieben:Was hat das denn mit der Frage der abendländischen Kultur zu tun?
Es hat etwas damit zu tun, dass du dich in diese Behauptung verstiegen hattest:
Das Christentum mit seinem Menschenbild, das die letzten 2000 Jahre (mit all seinen Pannen) geprägt hat, ist die Quelle dessen, was wir heute "Europa" nennen
closs hat geschrieben:Übrigens: Dir ist sicherlich bekannt, dass Aristoteles die Demokratie zu den eher nicht empfehlenswerten Staatsformen gezählt hat. Allenfalls die "Politie" war ihm geheuer.

Dazu Churchill: Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, außer allen anderen, die jemals ausprobiert wurden.
Ob der kluge Aristoteles wohl eine Bessere gekannt hat?
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#106 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Novas » Mo 25. Mai 2015, 18:34

Savonlinna hat geschrieben:Die Menschen reagieren auf das, was hier niedergeschrieben wurde. Und da muss scharf widersprochen werden, wenn jemand was von "den" Intellektuellen schreibt und diese niedermacht

Ich habe nirgendwo "die" Intellektuellen "niedergemacht" ...da ich selbst zu ihnen gehöre, würde das auch gar keinen Sinn ergeben... ich habe nur geschrieben "vor Intellektuellen sollte man sich in Acht nehmen" - und das ist eine Tatsache. Ein gewöhnlicher Mensch würde sich nie die Stasi, Gestapo oder Inquisition ausdenken... das tun die "Experten" und "Intellektuellen"...

Genauso würde ich sagen: "glaubt mir nichts, überprüft alles und nehmt euch vor mir und jedem anderen Menschen in Acht - seid wach und achtsam" :)

Aus dieser Verantwortung kannst Du Dich nicht stehlen, denn Du bist der Schreiber.
Man kann ja auch achtsam schreiben, diese Möglichkeit besteht auch.

Du kannst meine Worte barmherzig und unbarmherzig, spielerisch und humorvoll oder hart und urteilend betrachten. Weshalb nicht einfach urteilsfrei beobachten, wahrnehmen, fühlen...nicht die Fehler und Angriffspunkte suchen und drauf los gehen, sondern Antwort geben?
Zuletzt geändert von Novas am Mo 25. Mai 2015, 18:36, insgesamt 2-mal geändert.

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#107 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 18:35

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:[...]
Es ist aus meiner Sicht ein grandioses Missverständnis, Naturwissenschaft und mythische Naturauffassung als Kontrahenten zu verstehen.
Du kannst an den Kreationisten sehen, dass sie sich weigern, reale Historie zur Kenntnis zu nehmen, auch reale Ergebnisse der Naturwissenschaft als Ergebnisse des Teufels erklären - und ich rede hier nicht von ideologisch verdrehten Ergebnissen.

Insofern IST diese Auffassung der Kreationisten ein Kontrahent zur naturwissenschaftlichen Forschung.
Wahrscheinlich wird es vor dem Auftreten der Vorsokratiker ähnlich gewesen sein.
Wenn man sich nicht davon befreit, dass Zeus oder wer auch immer die Blitze schleudert, wird man die Erforschung, wie Blitze in der Natur entstehen, nicht in Angriff nehmen.

Beides zugleich geht nicht.

Wenn man "mythische Naturauffassung" anders versteht - so wie Du wahrscheinlich -, dann halte ich das auch für vereinbar.

closs hat geschrieben:Meinst Du, dass ein dominanter Theismus Naturwissenschaft stören müsste?
Er stört viele - wahrscheinlich die meisten - Christen NICHT. Die Evolution sei das Werkzeug, mit dem Gott arbeitet, so habe ich oft gehört.
Auch Papst Benedetto hatte damit kein Problem.

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Zeus
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#108 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Mo 25. Mai 2015, 18:37

sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Gefallen Dir Suggestiv-Fragen?
Yo, ist bin ein großer Fan von Suggestivfragen.

Übrigens, wie nennt man deine Frage:
"Du bist scheinbar das Geistige Kind der Eitelkeit und des Hochmuts, hm?..."
:lol:
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#109 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 18:38

Novalis hat geschrieben:Weshalb nicht einfach urteilsfrei beobachten, wahrnehmen, fühlen...nicht die Fehler und Angriffspunkte suchen und drauf los gehen, sondern Antwort geben?
Ja, warum kannst Du nicht urteilsfrei schreiben?
Das frage ich mich, wo Du es doch andauernd predigst.

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#110 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Zeus » Mo 25. Mai 2015, 18:45

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die Menschen reagieren auf das, was hier niedergeschrieben wurde. Und da muss scharf widersprochen werden, wenn jemand was von "den" Intellektuellen schreibt und diese niedermacht
[...] ...da ich selbst zu ihnen gehöre,
Bist du dir da sicher?
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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