Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Säkularismus
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Malika
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#11 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von Malika » Fr 25. Okt 2013, 11:17

Aus einem internationalen Forum kenne ich einen Atheisten aus Marokko und der hatte in den vergangenen Jahren wirklich Probleme, bat die Moderatoren auch mehrfach darum, seinen Usernamen zu ändern, da er befürchtete, dass Familienmitglieder einige seiner Foreneinträge entdeckt haben könnten. Er wurde von seiner Familie und seinen Verwandten, die zumindest ahnten, dass er kein besonders gläubiger Moslem war, extrem unter Druck gesetzt.

Letzten Endes werden viele Glaubens- bzw Nichtglaubensrichtungen verfolgt und in manchen Ländern gehören Atheisten eben dazu. Andererseits gibt es auch mal Momente, in denen ich mich zwar nicht verfolgt aber sehr unter Druck gesetzt fühle, wenn Christen behaupten, liberale Christen (zu denen ich anscheinend gehöre) wären die schlimmsten Feinde Gottes überhaupt und würden das Christentum zerstören. Es kommt eben immer darauf an, wo man ist und ob man dort aus der Masse sticht mit dem was man glaubt oder nicht glaubt.

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Naqual
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#12 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von Naqual » Fr 25. Okt 2013, 11:59

GanzBaff hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Alle Beispiele von Grausamkeiten gegen Ungläubige, die ich kenne, wurden von fundamentalistisch geprägten muslimischen Gruppen verübt. Die Fatwas gegen Salman Rushdie (in den 80er Jahren) oder gegen den Karikaturisten Lars Vilks (2005) gehen ebenfalls auf ihr Konto. Aber diese Verfolgungen hattene eine ganz andere Qualität, den sie wurden von hohen geistlichen Würdenträger, den Lehrern des Islam verfasst.
Ja ganz genau, für mich ein Grund GEGEN Religion! Denn nur weil das Christentum seit 200 Jahren keine Todesopfer mehr fordert heisst es nicht dass es plötzlich moralisch einwandfrei und richtig ist.
Ich gebe Dir Recht und gleichzeitig unterscheide ich noch einmal. ;)
Wir haben die institutionalisierte Religion (die sich ganz menschlich und einflussorientiert verhält wenn es um eigene Belange geht) und wir haben religiöses Denken. Zweiteres lehne ich nun nicht grundsätzlich ab, allenfalls soweit das religiöse Denken für Machtansprüche instrumentalisiert wird.

Die institutionalisierten Religionen verhalten sich erstaunlich angepasst zum Denken ihrer jeweiligen Zeit. Wenn Sklaverei kulturell verbreitet war, dann wurde auch diese religiöse legitimiert. Wenn die Todesstrafe üblich ist, spielt die Religion mit. Wenn die Frau eigentumsrechtlich behandelt wird und nicht gleichberechtigt, finden wir in den Religionen die Entsprechung, die ihr kulturelles Umfeld wiederspiegelt, aber sich nicht über dieses erhebt (nur bei einzelnen religiös denkenden Persönlichkeiten!). Heute werden die humanistischen Werte wie selbstverständlich als Ausdruck christlicher Nächstenliebe verstanden. Früher hatte die institutionalisierte Religion hier entscheidend bremsenden Einfluss. Gleichzeitig wurde der Humanismus aber von vielen christlichen Denkern unterstützt, weiterentwickelt und mitgetragen.
Die abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) haben hier noch ein weiteres, langsam aber sicher zunehmendes Problem. Ihre Identität baut auf antike Schriften auf, deren kulturelle Normen immer stärker mit neueren Erkenntnissen in den Bereich Ethik und Moral im Konflikt stehen.
Wobei das Judentum für mich hier geschichtlich noch am wenigsten unangenehm auffällt. Man muss nicht Jude sein um Gott nah zu sein. Im Christentum hingegen muss man Christ sein, im Islam Moslem, sonst droht die ewige Hölle, die im Judentum völlig unbekannt ist. Mit dieser religiös-ideologischen Grundlage (Vermeidung der Hölle) kann man letztlich alles ganz rational legitimieren. Und da wird das als Böse empfundene vehement bis auf gruselige Art bekämpft. Aber auch im Christentum und Islam findet man viele religiös denkende Menschen, die eigenständig genug sind, nicht einfach verbreitete Dogmen zu übernehmen, sondern mit Verstand UND Herz zu agieren.

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Naqual
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#13 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von Naqual » Fr 25. Okt 2013, 12:17

Pluto hat geschrieben: Das sehe ich genauso, nur dass ich den Kommunisten einen religiösen Charakater abspreche, und diese Regime eher als Ideologien bezeichne.
Es gibt weltanschauliche und religiöse Ideologien. ;)
Eine Ideologie zeichnet per Definition aus, dass sie sich theoretisch gegen Kritik immunisiert und in der praktischen Anwendung gegen solche gerichtet ist, die die Ideologie nicht teilen.

Marx war vermutlich von einem humanistischen Gedanken getrieben. Aber seine Philisophie (Ideologie?) ist irgendwann an der Gier derjenigen gescheitert, die die Macht ergriffen
Marx war ein ausgezeichneter Gesellschaftsanalytiker erster Sahne! Aber ein lausiger "Psychologe" über die menschlichen Triebfedern des Handelns. Ist auch eine Folge seiner Grundeinstellung. Wenn man wie er konstatiert, dass das gesellschaftliche Sein das individuelle Bewusstsein bestimmt, aber den umgekehrten Prozess, dass das Bewusstsein ganz erheblich auch das gesellschaftliche Sein beeinflusst, ignoriert, dann wird dieser "blinde Fleck" irgendwann in der Praxis das Ganze in Frage stellen.
Und letztlich ist beides gruselig: das Ausgeliefertsein an egoistische Kapitalisten wie an egoistische Parteifunktionäre. Beiden üben Herrschaft über andere Menschen aus und müssen wirksam kontrolliert werden können.
Und egoistische bzw. gruppenegoistische Kirchenfunktionäre unterliegen den ganz gleichen menschlichen Mechanismen, auch wenn sie sich dabei gerne hinter "Höherem" verstecken.

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Lamarck
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#14 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von Lamarck » So 27. Okt 2013, 11:41

Hi Pluto!

Pluto hat geschrieben:
GanzBaff hat geschrieben: Nein hast Recht Pluto, die Verfolgung anderer Weltanschauungen als dem Christentum sind auch nicht so schlimm und nur bedauerliche Einzelfälle ;) ;) :)
Mit Ironie kommst du auch nicht weiter, denn Atheisten werden nicht so verfolgt, wie Gläubige. Oder kannst du mir einen Fall nennen, wo in den letzten 10 Jahren auch ein Atheist wegen seines Unglaubens umgebracht wurde?

Wo Gläubige verfolgt werden, sind Atheisten schon tot.




Cheers,

Lamarck
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#15 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von sven23 » So 27. Okt 2013, 13:06

Pluto hat geschrieben:
Mir scheint der Artikel versucht die Atheistenverfolgung zu stigmatisieren, ....

Und mir scheint, jede Art der Verfolgung, auch die Atheistenverfolgung, gehört auch stigmatisiert. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#16 Re: Diskriminierung von Atheisten und Agnostikern

Beitrag von Pluto » So 27. Okt 2013, 13:23

Lamarck hat geschrieben:Wo Gläubige verfolgt werden, sind Atheisten schon tot.
Besser gesagt... sie werden dort gar nicht erst geboren. :mrgreen:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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